Chronik

Wie bereits erwähnt, stellt sich das Schreiben einer Chronik für die Freiwillige Feuerwehr Melchiorshausen als schwieriges Unterfangen heraus. weil eben authentische Dokumente und Bilder fehlen. Protokolle sind erst ab dem Jahr 1961 vorhanden. Zum 75jährigen Jubiläum hatte unser Ehrenortsbrandmeister Heiner Nienaber bereits den Versuch unternommen, eine Chronik zu erstellen. Durch Befragung von damals älteren Mitbürgern erfuhren wir, dass auf Initiative von Johann Albering  am 8. Juni 1909 die Gründungversammlung im Gasthaus Sudmann (heute Syker Straße 43) abgehalten wurde. 

An dieser Versammlung nahmen damals folgende Männer teil:

Johann Albering, Hermann Schmidt, Heinrich Gerken, Dietrich Bode, Johann Menke, Friedrich Sudmann, Johann Stahmann, Johann Gerken,

Heinrich Schierenbeck, Heinrich Weiß, Johann Bischoff, Dietrich Sudmann und Johann Eggers. als erster Hauptmann wurde auf dieser Versammlung Friedrich Sudmann gewählt.

Man kann vermuten, dass die Freiwillige Feuerwehr Melchiorshausen 1909 als Löschzug innerhalb der damaligen Freiwilligen Feuerwehr Leeste gegründet wurde und Melchiorshauser Einwohner davor bereits in der Freiwilligen Feuerwehr Leeste ihren Dienst verrichteten. Die Tatsache, dass um 1890 die Versammlungen der Freiwilligen Feuerwehr Leeste auch bei "Dammschmidt" in Melchiorshausen stattfanden, untermauert jedenfalls diese These. So lässt sich dann auch erklären, dass unsere Kameraden auf dem Gruppenbild der Freiwilligen Feuerwehr Leeste anlässlich deren 25jährigen Bestehens im Jahre 1912 abgebildet sind. 

 

Die Gründung einer örtlichen Feuerwehr in Melchiorshausen machte auch Sinn. Denn elektrisch betriebene Sirenen , die über Funk gesteuert sind oder gar Meldeempfänger gab es damals noch nicht. Auch Telefone, um die Feuerwehr überhaupt zu alarmieren, waren noch nicht vorhanden. Darum kann man sich gut vorstellen, dass es damals wesentllich längere Zeit dauerte, um die Feuerwehr überhaupt zu alarmieren. Die damaligen schlechten Wege mit Pferd und angehängter Spritze zu befahren, taten ihr Übriges. Es muss also bei einem Brand in Melchiorshausen eine kleine "Ewigkeit" gedauert haben, bis die Feuerwehrspritze aus Leeste den Brand bekämpfen konnte. Denn eines hat  sich seit dem ganz sicher nicht geändert: Die Geschwindigkeit der Verbreitung des Brandes nach dessen Ausbruch.  Wie die Alarmierung vor 100 Jahren erfolgte, wussten noch einige Kameraden  und berichteten in der Chronik zu unserem 75jährigen Jubiläum davon. Wenn es brannte, wurde ein Feuerhorn geblasen mit der Melodie " Es brennt, es brennt an allen Ecken". Damit aber die Kameraden auch wussten, ob es sich um einen Brand oder um eine Übung handelte, wurde zum "Training" mit dem Signal "Zur Übung kommt herbei" intoniert.

Einige Begebenheiten unserer Geschichte lassen sich auch über die Archive der lokalen Tageszeitungen belegen. Im "Allgemeinen Anzeiger" vom 30. August 1931 wurde von einem großen Einsatz in unserem Ortsteil berichtet:

 

"Melchiorshausen, 29. August (Feuer). In den heutigen Morgenstunden gegen 3 Uhr ertönten die Feuerhörner und Sirenen hier, in den benachbarten Gemeinden Leeste, Erichshoh und Brinkum und weckten die Einwohner jäh aus dem Schlafe. Aus bisher noch unbekannten Gründen war in der großen Schützenhalle des hiesigen Schützenvereins im Gehölz beim "Waldkater" Feuer ausgebrochen. In kurzer Zeit stand die fast ganz aus Holz erbaute Halle in hellen Flammen. Gewaltige Detonationen erfolgten, was eine Folge der Explosion von  4 Stück mit Kohlensäure gefüllten Stahlflaschen, welche sich noch vom Schützenfest her in der Halle befanden war. Bis zu 60 m weit wurden Eisenteile dieser Flaschen in den Wald geschleudert. Es ist als ein Glück zu bezeichnen, dass sich nicht gleich beim Entstehen des Feuers die Einwohner an der Brandstätte befanden: es hätte hier unsagbares Unheil entstehen können. An eine Rettung des Gebäudes war nach Eintreffen der hiesigen sowie der benachbarten Freiwilligen Feuerwehren  von Leeste, Brinkum und Erichshof nicht mehr zu denken. Sie brannte vollständig nieder. Die Wehren beschränkten ihre Tätigkeit auf ein Ablöschen der brennenden Balken und Bretter und verhüteten dadurch ein Übergreifen auf den dicht angrenzenden Wald. Leider ist dem Verein durch den Brand ein schwerer Verlust entstanden. Die alte, herrliche Fahne. die dem Verein lange Jahre hindurch in Freud und Leid als Zeichen von Sinnbild und Treue vorangetragen, ist den Flammen zum Opfer gefallen. Aber auch die erst vor einem Jahr neu geweihte Fahne musste das gleiche Schicksal teilen. Der Schaden, der dem Verein durch das Abbrennen seiner Schützenhalle entstanden ist, soll durch Versicherung gedeckt sein".

Neben der Brandbekämpfung wurde damals aber auch gefeiert. Im Jahr 1934 galt es, das 25jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Melchiorshausen zu begehen. In einem Festzelt vor dem Gasthaus Sudmann trafen sich Feuerwehrkameraden und die Bevölkerung des Ortsteiles, um diesen Ehrentag gebührend zu feiern. Die Kameraden und Gäste konnten sich nicht gleich dem Tanzen und Trinken hingeben, weil während der Feier Alarm gegeben wurde. Angeblich wusste niemand, dass es sich nur um eine Übung handelte. Aber mehrere Besucher berichteten später, dass die Tore des Spritzenhauses bereits vor der Veranstaltung weit geöffnet waren. 

Nach der Demonstration des Könnens der Kameraden wurde die Jubiläumsfeier aber dann doch noch zu einem rauschenden Fest, das sogar einen Überschuss in die Wehrkasse spülte. Von diesem Überschuss wurden später die ersten Einsatzzüge angeschafft. 

Doch wenige Jahre später gab es wenige Anlässe zum Feiern. Die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges erreichten auch Melchiorshausen. 

 

Die daheim gebliebenen Kameraden mussten zu verschiedenen Einsätzen außerhalb des Ortes ausrücken. Das galt insbesondere für die Zeit kurz vor Kriegsende, als Bremen Ziel von Angriffen der Alliierten Truppen war. 

 

Kurz nach dem Krieg bildete der Rat der Gemeinde Leeste verschiedene Ausschüsse. Interessant ist, dass der "Feuerlöschverband" nicht aus Politikern dieses Gemeinderates bestand. Er wurde kurzerhand aus den Reihen der örtlichen Brandmeister Hermann Schierenbeck (Leeste), Friedrich Rottmann (Melchiorshausen) und Heinrich Warnke (Erichshof) gebildet. Damals waren die Brandmeister wohl noch gleichberechtigt, in späteren Jahren soll sich dies gewandelt haben.

 

Für die gefallenen und vermissten Kameraden wurde neben dem Feuerwehrgerätehaus ein Gedenkstein mit deren Namen aufgestellt. Anlässlich des Volkstrauertages wird hier alljährlich ein Kranz niedergelegt, um ihnen ein ehrendes Andenken zu bewahren. Die Fotos entstanden 1959, anlässlich des 50jährigen Bestehens der Melchiorshauser Wehr.

Seit 1950 hat unsere Feuerwehr an allen Kreis-, Nordkreis- und Gemeindewettbewerben teilgenommen. 1950 erreichte man immerhin den 7. Platz und erhielt dafür eine Urkunde, die noch auf eine Holzplatte geklebt war. Aber auch in späteren Jahren konnte unsere Wettkampfgruppe viele Erfolge erzielen.

Wie bereits erwähnt, beginnt unser Protokollbuch erst am 14.12.1961 und das auch nur sehr dürftig. So z,B. das Protokoll der Versammlung vom 19.1.1963 mit nur einem Satz: "Der gemütliche Abend wurde für den 2. März festgelegt." Und das bei einer Sitzung, die immerhin Stunden dauerte. Die späteren Protokolle wurden dann allerdings auch ausführlicher geschrieben. Das Protokollbuch der "Kegelgruppe", die sich damals innerhalb  unserer Feuerwehr gründete, beginnt mit den Aufzeichnungen bereits 1960.  Da heißt es z.B. : "Beschlossen wurde, beim Fernbleiben vom Dienst eine DM Strafe. Wer einen Jackenknopf nicht zugemacht hat, bezahlt 50 Pfennig. " Alles in allem aber noch sehr moderate "Strafgelder". Diese Regel wird beim Fernbleiben vom Dienst auch heute noch eingehalten. Die Teuerungsrate bei diesem Strafgeld hält sich allerdings in Grenzen. Heute wird lediglich ein Euro fällig.

 

Von 1953 bis 1960 wurde jährlich der "Große Osterball" in der Schützenhalle veranstaltet. Dieser Osterball muss sich einer großen Beliebtheit erfreut haben, wurden doch in Spitzenzeiten 700 "Tanzkontroller" beschafft.Auf Vorrat hatte man diese "Tanzkontroller" nicht gekauft, denn sie wurden auch ordungsgemäß bei der Gemeinde Leeste mit der Vergnügungssteuer versteuert. Bei der Gemeinde Leeste musste eine "Tanzerlaubnis" und eine Genehmigung zur "Hinausschiebung des Beginns der Gaststättenschlusszeit (Sperrstunde)" eingeholt werden. In diesen Erlaubnissen ist von 8-10 Musikern die Rede.

In den sechziger Jahren begann die Freiwillige Feuerwehr Melchiorshausen jährlich ein Erntefest auszurichten. Nach längerer Pause zuletzt 1989 und 1991. Bei folgenden Landwirten wurden damals die Erntekrone gebunden: Georg Landsberg, Johann Lange (Otten), Alfred Troue, Heinz Hildebrand, Heinrich Sprickerhoff, Horst Meyer (Siemer) und Klaus Heinrich Thiermann.