Genossenschaften

Geschichtsgruppe Weyhe

Paul Athmann

Weyhe Februar 2021

 

Inhaltsverzeichnis

 

3 Genossenschaften 

3.1 Landbag Sudweyhe 

3.2 Ver- und Einkaufsgenossenschaft Erichshof 

3.3 Spar- und Darlehenskasse Leeste 

3.4 Spar- und Darlehenskasse Sudweyhe 

3.5 Wasserversorgungsgenossenschaft Melchiorshausen 

 

 

3. Genossenschaften

 

Bei dem Einkauf von Saatgut, Pflanzkartoffeln, Düngemitteln usw. ist es immer von Vorteil, wenn man in großen Mengen bestellen kann. Daher schließen sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts insbesondere die kleineren Landwirte zu Genossenschaften zusammen. 

 

Mit der Gründung eines Hilfsvereins zur Unterstützung unbemittelter Landwirte (1848), eines Darlehnskassenvereins (1864) und einer Landwirtschaftlichen Genossenschaftsbank (1872) schafft der Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888) Modelle zur Unterstützung unbemittelter Landwirte und für landwirtschaftliche Einkaufsgenossenschaften zum günstigen Einkauf beispielsweise Saatgut und Düngemittel. Sowohl der „Grüne Kredit“, der vorsieht, Saatgut und Dünger mit der späteren Ernte zu bezahlen, als auch die gemeinsame Erntevermarktung und die örtlich verwalteten Spar- und Darlehenskassen werden in vielen Dörfern Deutschlands entsprechend seinen Vorschlägen eingeführt. Mindestens sieben Mitglieder sind erforderlich, um dörfliche Genossenschaften zum Einkauf oder Vertrieb zu gründen.

 

In den Weyher Ortsteilen fällt diese Idee auf fruchtbaren Boden. Dort werden bis 1960 folgende Genossenschaften gegründet – nicht nur für die Landwirtschaft:

 

~1884: Leeste-Brinkumer Schleusenverband - s. Kap. 6.1.4

1895: Ziegeleigenossenschaft Leeste – s. Kap 8.1

1898: Spar- und Darlehnskasse Sudweyhe eGmbH

1904: Konsumgenossenschaft Kirchweyhe (Konsumverein)

1912: Milchverwertungsgenossenschaft Leeste - s. Kap 6.4.5

Milchverwertungsgenossenschaft Erichshof - s. Kap 6.4.5

1917: Landw. Bezugs- und Absatzgenossenschaft e.G.m.b.H. Sudweyhe – Landbag

Be- und Entwässerungsgenossenschaft Ahausen-Sudweyhe Mahndorf; - s. Kap. 6.1.4.2

Hachewiesen Ent- und Bewässerungsgenossenschaft Kirchweyhe- Lahausen

1918: Spar- und Darlehnskasse Leeste eGmbH

Baugenossenschaft Kirchweyhe eG

1920: Elektrizitätsgenossenschaft Leeste

Elektrizitätsgenossenschaft Hagen

Elektrizitätsgenossenschaft Melchiorshausen

1919: Ein- und Verkaufsgenossenschaft eGmbH, Erichshof

1931: Milchlieferungs-Genossenschaft Sudweyhe - s. Kap 6.4.5

1947: Wasserversorgungsgenossenschaft Melchiorshausen (bis 2019)

Jagdgenossenschaft Kirchweyhe

195x: Gefriergenossenschaft Sudweyhe

 

 

 

3.1 Landbag Sudweyhe

 

Am 26. März 1917 wird in Sudweyhe die Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft gegründet. Erster Geschäftsführer ist Richard Kunze. Von 1934 bis 1966 führt Heinrich Orthmann die Geschäfte.

 

In der Jubiläums-Broschüre der Genossenschaft aus dem Jahr 1958 heißt es:

 

„1924-1933 war dann Herr Richard Kunze Vorstandsmitglied und Rendant, gleichzeitig auch Geschäftsführer der 1917 gegründeten Landw. Bezugs- und Absatzgenossenschaft. […] 1930 konnten in einem von Herrn Kunze errichteten Neubau geeignete Räume gemietet, brauchbare Kassen- und Geschäftsräume eingerichtet werden. Dort ist unsere Genossenschaft lange tätig gewesen. Allmählich aber wurden auch diese Räume zu klein. Der wachsende Geschäftsverkehr erforderte zusätzlichen Platz, der nicht zur Verfügung stand.

 

Die Statuten der LBAG Sudweyhe aus dem Jahr 1936 folgten weitgehend dem vom „Reichsverband der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften – Raiffeisen e.V.“ herausgegeben Vordruck.2

 

Nach langem Suchen und Überwindung so mancher Schwierigkeiten wurde in der Generalversammlung am 3.6.1955 der Ankauf des Grundstücks und des Betriebsgebäudes der Milchablieferungsgenossenschaft Sudweyhe beschlossen. Am 31. Dezember 1955 war der Umbau fertig, und wir konnten in unser jetziges Geschäftshaus einziehen, in dem auch unsere Bezugs- und Absatzgenossenschaft untergebracht ist.“ 3

Die Statuten der LBAG Sudweyhe aus dem Jahr 1936 folgten weitgehend dem vom „Reichsverband der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften – Raiffeisen e.V.“ herausgegeben Vordruck.2

Schuppen der Landbag Sudweyhe 4


1955 entsteht auch ein neues Mühlengebäude:

 

“Das Grundstück (7450 qm), auf dem sich die Betriebsanlagen der Genossenschaft bis vor wenigen Jahren ausdehnten (Ecke Hoher Geestweg/Raiffeisenstraße) wurde 1950 erworben. Bis 1955 entstanden hier (1950 und 1952) zwei Lagerschuppen und (1955) ein Mühlengebäude mit vier Silozellen, zwei Schrotgängen, einer Hammermühle und Mischmaschinen. Der Bau der Mühle machte es möglich, registriertes Schweinefutter herzustellen. Im Jahr 1962 wurden ein 250-Tonnen-Silo mit 16 Zellen, eine Trocknungsanlage und weitere Lagerräume errichtet. Ein Büroneubau, der am 6. November 1965 bezogen werden konnte, und eine 20-Tonnen-Fahrzeugwaage folgten. Drei Aluminium-Silos und eine weitere Trocknung entstanden 1966.” 5

Mühlengebäude der Landbag um 1960 6

Zwei Schrotmühlen im Mühlengebäude (um 1960)

Die Sack-Abfüllanlage in der Mühle 7

Der Fuhrpark der Genossenschaft in den 1950er Jahren.8

 

Nach der Gemeindereform wird im Jahre 1975 der Name der Genossenschaft in „Raiffeisen Warengenossenschaft Weyhe“ geändert:

 

„Mit einer neuen Firmenbezeichnung trug die ‚Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft Sudweyhe e.G.’ den gesetzlichen Bestimmungen ebenso Rechnung wie der Gemeindereform. […] Aufgrund des Genossenschaftsgesetzes musste eine neue Satzung erlassen werden, die sich jedoch kaum vom bisherigen Recht unterscheidet. Eine Änderung betrifft die Altersgrenze für Organsmitglieder. Wer das 65. Lebensjahr vollendet hat, kann nun nicht mehr in den Aufsichtsrat oder Vorstand gewählt werden.“ Gleichzeitig folgen die Sudweyher der Forderung nach einer Vereinheitlichung der Firmenbezeichnung, wobei auch die Gemeindereform berücksichtigt wird.“ 9

Die Genossenschaft handelt mit Getreide und Futtermitteln. Das Getreide lagert in Silos. Viele ältere Anwohner erinnern sich heute noch daran, wie die Trocknungsanlagen Tag und Nacht lärmten.

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Wilfried Meyer

 

Für den Mühlenbetrieb ist Alfred Schritt zuständig. Er hat im 2. Weltkrieg zwar eine Hand und einen Teil des Unterarms verloren, was ihn aber nicht hindert, seinen Mann auf der Mühle zu stehen. Er stellt das Mischfutter zusammen und wird häufig von seinem Enkel Sigi Schritt begleitet (der heute Redakteur bei der Kreiszeitung ist).10

Der Abriss der Anlagen erfolgt in den 1990erJahren. Bis 2011 bleibt nur noch die Verkaufsstelle an der Raiffeisenstraße.

 

2011 schließt auch der Raiffeisenmarkt, die Pforten.

 

Danach wird er ebenfalls abgerissen und mit Wohnungen wieder neu bebaut.

 

Raiffeisenmarkt : Verkaufsstelle an der Raiffeisenstraße (bis 2011)
Raiffeisenmarkt : Verkaufsstelle an der Raiffeisenstraße (bis 2011)

Ankündigung der Schließung an der Eingangstür am 1.10.2011

 

Danach erfolgt der Abriss und es werden hier Wohnhäuser gebaut.

[1100 Jahre Festschrift , 1960, S.63]
[1100 Jahre Festschrift , 1960, S.63]

 

 

3.2 Ver- und Einkaufsgenossenschaft Erichshof

 

1919 wird die Landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsgenossenschaft Erichshof gegründet.

 

Die Gründer, etwa 10 Männer aus Erichshof und den  Nachbarorten, bestimmen vom Start weg den Landwirt und Tischler August Troue (1888 – 1968) zum Geschäftsführer (Bremer Str. 46 – alte Nr.). Er ist auch von 1922 – 1928 Gemeindevorsteher der Landgemeinde Erichshof. 12

Troue  leitet die Geschicke der Genossenschaft. Diese werden durch Gremien der Erichshofer sowie durch die Hauptgenossenschaft Hannover kontrolliert.

Die Genossenschaft setzt in den ersten Jahren  als Partner auf den Müller Friedrich Meyer als Produzenten von Futtermehl. Diese Zusammenarbeit endet aber um 1924.13   Die Genossenschaft sieht sich gezwungen, eine eigene Mühle zu bauen.

 

August Troue [Foto: a.d.B. J. Lentz, Rinteln]

Für die Genossenschaft wird ab 1924  eine Mühle an der Chaussee (heutige B6) betrieben. Dabei fungiert August Troue als Lohnmüller für die Mahlaufträge der Genossen. Mühle und Lagerschuppen sind sein Eigentum. 14

 

 

 

Die Mühle ist beschrieben im Mühlen-Kapitel.

 

Neben dem Mühlengebäude steht ein Lager mit Laderampe (Nr. 35a). Es gehörte zur Mühle, wurde aber in den letzten Jahren verkauft.

Die Genossenschaft existiert bis Anfang  der 1970er Jahre. Als  immer weniger Umsatz gemacht wird, weil  die Viehhaltung bei den kleinen Leuten immer weniger wird und viele kleine Bauern aufgeben, löst sich die Genossenschaft  Ende der 1960er Jahre auf.  Ihr Gründer, August Troue, führt die Mühle bis 1957. Sein Schwiegersohn Fritz Lentz betreibt sie bis zu ihrer Schließung,  die Anfang der 1970er Jahre erfolgt, zusammen mit der Auflösung der Genossenschaft.

 

Troues Erbin Elisabeth Lentz und ihre Familie bauen nach der Schließung das Mühlengebäude zum Büro- und Wohnhaus um. Der ehemalige Lagerschuppen – jetzt eine Tischlerei  - und später auch das Mühlengebäude – heute ein zahntechnisches Labor – werden von der Familie Lentz nach und nach verkauft.

 

 

 

 

3.3 Spar- und Darlehenskasse Leeste

 

Die Spadaka Leeste hat nur weinige Monate im Jahr 1918 bestanden, bevor sie fusionierte. Heute ist die Zweigstelle der Volksbank Syke die einzige genossenschaftliche Bank in Leeste.

 

Am 1. Januar 1897 wird die Eröffnung einer Filiale („Annahmestelle“) der Amtssparkasse Syke in Leeste bekannt gegeben. Es handelt sich bei der Amtssparkasse um den Vorgänger der heutigen Kreissparkasse.

 

Der Gemeindevorsteher Johann Harms ist zum „Erheber“ ernannt worden, d.h. er nimmt die Einlagen an.

Im Januar 1897 macht die Syker Zeitung Werbung für die Sparkasse, indem auf die günstigen Kündigungsfristen („ohne Kündigung“) und die Gewährung von Vorschüssen ohne Bürgschaft hingewiesen wird.

Die Annahmestelle wird von 1918 bis 1928 auf den Hof von Albert Dunkhase an der Alten Poststraße verlegt.

Der alte Hof der Familie Albert, später Carl Dunkhase an der Alten Poststraße (Leeste Nr. 88).11 Hier war die Sparkasse von 1918 bis 1928 eingerichtet - wohl in der guten Stube des Bauernhauses.

1928 erschüttert ein “Sparkassen-Skandal” den Ort: Auf einer Sitzung des Kreistages wird über "Unregelmäßigkeiten bei der Sparkasse in Leeste" beraten. Im Zeitungsbericht heißt es: "daß die beiden ersten Angestellten der Sparkasse, die inzwischen entlassen sind, entgegen den klaren Vorschriften verschiedenen Kunden kleinere und größere, in drei Fällen sogar ganz erhebliche Summen dadurch zugeführt haben, daß Schecks und sonstige Verfügungen nicht zu Lasten der Konten dieser Kunden eingelöst bzw. ausgeführt worden sind, sondern [..]. von den Sparkonten ganz unbeteiligter Personen abgeschrieben wurden." 12

Durch Maßnahmen der Sparkasse wird ein Großteil der Beträge korrigiert und ersetzt. Die Sparkasse erlitt trotzdem wohl einen nicht unerheblichen Verlust.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg, im Februar 1918, wird von Leester Landwirten die Spar- und Darlehenskasse Leeste eGmbH gegründet und im Mai 1918 in das Genossenschaftsregister eingetragen. Damit wird in Leeste eine zweite Bank eröffnet.

 

Den Vorstand bilden 1918 die Landwirte Johann Block-Ahrens, Leeste, Karl Dunkhase, Leeste, Heinrich Schweers, Hörden und Heinrich Böttcher, Leeste.

 

Nur wenige Monate später folgte der Zusammenschluss mit der „Amtssparkasse Syke”. In dem Protokoll der am 13. Juli 1918 abgehaltenen Vorstandssitzung der Amtssparkasse heißt es: „Die Spar- und Darlehnskasse in Leeste hat die Auflösung und Verschmelzung mit der Amtssparkasse Syke beschlossen. Genehmigt wird die Verschmelzung unter gleichzeitiger Errichtung einer Zweigstelle in Leeste.“ 13

 

Die Zweigstelle der Amtssparkasse befand sich von 1918 bis 1928 im Haus des Landwirts und Postagenten Karl Dunkhase, von 1928 bis 1931 auf dem Anwesen des Landwirts Heinrich Lütjemeyer (Leeste Nr. 39; heute Alte Poststr. 7) und von 1931 bis 1957 in dem früheren Geschäftshaus Rose (damals Leeste Nr. 191; heute Leester Straße 79), das die Kreissparkasse zu Syke 1930 angekauft hatte. 1957 folgte der Umzug der Zweigstelle Leeste in die Hauptstraße Nr. 262 (heute Leester Straße 57), in dessen Nachbarschaft 1972 das heutige Sparkassengebäude (Leester Str. 61) seiner Bestimmung übergeben wurde.14


Volksbank Leeste e.G.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Volksbank Leeste ist 1971 als Zweigstelle der Volksbank Syke gegründet worden15, und zwar in der Hauptstr. 15 (heute Reisebüro Gerlach)

Sie steht heute auf dem Platz der Hofstelle Leeste Nr. 50 (Segelke – Buschmann, heute Hauptstr. 5). Sie ist eine Filiale der fusionierten Volksbanken von Weyhe, Bassum, Syke und Stuhr mit Sitz in Bassum.

 

Volksbank Kirchweyhe e.G.

 

Eröffnet am 5. Juli 1971 als Zweigstelle der Syker Volksbank (damals Hauptstraße 8, später Kirchweyher Straße 8)

 

Der Neubau an der Bahnhofstraße 43 wurde im Mai 1983 eröffnet. Sie ist heute wie die Leester Volksbank eine Filiale der fusionierten Volksbanken Bassum-Syke-Stuhr-Weyhe.

 

3.4 Spar- und Darlehnskasse Sudweyhe

 

1898 gründen 20 Genossen, hauptsächlich Landwirte, aber auch Ziegelei- und Fabrikbesitzer, ein Lehrer, eine Gastwirtin, ein Bäcker und ein Kantor aus Kirchweyhe und Sudweyhe eine Sparkasse auf genossenschaftlicher Basis, die Spar- und Darlehenskasse Sudweyhe.16

Die Chronik der Volksschule Sudweyhe verzeichnet das Ereignis: „Als ein Zeichen von guten wirtschaftlichen Verhältnissen ist die Gründung der hiesigen Spar- und Darlehnskasse (1898) anzusehen. Sie steht mit der Landesgenossenschaftskasse in Hannover in Verbindung und hat jährlich einen Umsatz von 800 000 Mark. Es kann nur derjenige Mitglied werden, der im Kirchspiel Weyhe Wohnsitz hat.“17

 

Die Geschäftsführung übernimmt zunächst der Lehrer Heinrich Ahrens, der aber später auf Veranlassung der Schulbehörde sein Amt abgeben muss. Heinrich Ahrens (* 1850 in Wohlde bei Bergen, Kreis Celle, + 1915 in Sudweyhe) war von 1896 bis 1913 Lehrer an der Schule in Sudweyhe, bis er wegen einer schweren Krankheit in den Ruhestand ging. Er führte nach der Pensionierung laut der Sudweyher Schulchronik wieder „die Geschäfte eines Rechnungsführers der hiesigen Spar- und Darlehnskasse“.18 Ahrens war auch Organist und Kantor an der Felicianus-Kirche in Kirchweyhe.

 

Sein Nachfolger wird 1899 Johann Heinrich Sengstake. Dieser stirbt im Jahr 1924. In seinem Haus (heute Wohnhaus der Familie Bruns, Achter de Beeke 35) befand sich damals auch die Geschäftsstelle der Spar- und Darlehnskasse.

 

Danach ist bis 1933 Richard Kunze Rendant der Sparkasse. Er ist gleichzeitig auch Geschäftsführer der 1917 gegründeten Landbag. Ab 1930 ist Heinrich Orthmann als 2. Rendant tätig, und ab dem 31.12.1933 ist Orthmann alleiniger Renda

 

 

Die 20 Gründungsmitglieder
Die 20 Gründungsmitglieder

Die Kassengeschäfte werden zunächst in der Wohnung der jeweiligen Rendanten erledigt. Ab 1930 stehen angemietete Räume in einem Neubau (Kunze) zur Verfügung. 1955 wird dann das Betriebsgebäude der Milchlieferungs-Genossenschaft gekauft und umgebaut. Standort ab 1955: Sudweyhe 203 = Raiffeisenstraße 8 (heute TuS Sudweyhe, Fitness- und Gesundheitszentrum)

 

1913 ist der Mitgliederbestand auf 67 angestiegen, mit 675000 M Einlagen und 677000 M ausgegebenen Darlehen. Kredite werden an Mitglieder, aber auch an externe Personen oder Genossenschaften sowie Vereinen und den politischen Gemeinden vergeben.

 


Das Gründungsprotokoll (erste und letzte Seite)

Nach der Inflation ist 1923 ein Neubeginn notwendig. 1939 sind es 155 Mitglieder mit 772000 RM Einlagen und 674000 RM Darlehen.

 

Nach dem erneuten Zusammenbruch 1945 erfolgt 1948 die Umstellung auf die Deutsche Mark. 1958 gehören 283 Mitglieder der Genossenschaftsbank an. Die Einlagen belaufen sich auf 1 440 000 DM, die Kredite auf 866 000 DM.

Nach dem 2. Weltkrieg werden von der Sparkasse Kredite vergeben insbesondere für den Bau von Wohnungen und Schulen sowie die Pflasterung von Straßen, den Bau von Wirtschaftsgebäuden (Mühle der Absatzgenossenschaft, Kalthaus der Gefriergenossenschaft), Anschaffung von Maschinen und Einrichtungen, insbesondere zur gemeinschaftlichen Nutzung. Auch werden durch die Bundesregierung und aus dem ERP-Sondervermögen zinsverbilligte Kredite an die Landwirtschaft gegeben.19

Schalterraum der Spadaka Sudweyhe um 1960

Verwaltungsgebäude der Spadaka um 1960 20

[1100 Jahre Festschrift S.62]

 

1969 wird die Spadaka Sudweyhe mit der Genossenschaftsbank eGmbH Syke (später Volksbank Syke) verschmolzen. Im Juli 1971 erfolgt die Umbenennung auf „Volksbank eG“.

Die Volksbank in Sudweyhe

 

 

3.5 Wasserversorgungsgenossenschaft Melchiorshausen

 

Bis zum 2. Weltkrieg musste sich jeder Hof und jede Hausstelle über einen eigenen Grundwasserbrunnen mit Wasser versorgen.

 

1947 machen die Harzwasserwerke ein Angebot, die Wasserleitung von der Sösetalsperre nach Bremen “anzuzapfen”. Bis dahin haben sich die Melchiorshauser – wie alle anderen auch - das Wasser aus hauseigenen Brunnen geholt.21

 

 

Vor der Wasserversorgung über Wasserwerke: Ziehbrunnen auf dem Hof Meyer in Kirchweyhe am Kuhzaun.22

Der Melchiorshauser Gemüsebauer Heinrich Hildebrand greift das Angebot auf und gründet 1947 mit 14 Mitgliedern den Genossenschaftsverband zur Versorgung der Melchiorshauser Streitheide. Hildebrand wird Vorsitzender, Friedrich Sudmann und Dietrich Stahmann Aufsichtsratsmitglieder. Jedes Mitglied zahlt eine Einlage von 1000 Reichsmark. Die Anteile werden nach der Währungsreform auf 400 Deutsche Mark umgerechnet. Heute stehen sie mit 200 Euro zu Buche. Die Wasserleitungen werden größtenteils in Eigenarbeit verlegt. Der Übergabeschacht liegt am heutigen Birkhuhnweg. Die Zuleitung dorthin muss unter der B6 verlegt werden.

 

Durch die Versorgung der Höfe über Wasserleitungen war es für die Landwirte sehr viel einfacher geworden, die Tiere da nun da Wasser für die im Stall stehenden Tiere nicht mehr mit Eimern aus Brunnen geholt werden musste. Das Anmischen des Futters für die Schweine ging viel schneller. Die Kühe, Schafe und Rinder sowie die Hühner wurden über automatische Tränken mit Trinkwasser versorgt. Das geerntete Gemüse wurde damit gewaschen, und auch die Familien auf dem Hof tranken nun das Leitungswasser und füllten ihre Badewannen damit, wuschen damit ihre Wäsche, das Auto usw. und nutzten es zum Kochen und zum Putzen der Wohnung.

 

Damals kostet der Kubikmeter Wasser 15 Pfennig. Die Mitglieder-Anzahl steigt in den 1980er Jahren, als 110 Haushalte mit Trinkwasser versorgt werden. In Spitzenzeiten werden 20 000 Kubikmeter verbraucht. Inzwischen sind die Anzahl der Mitglieder wieder auf 100 und der Verbrauch auf 14000 Kubikmeter gesunken, was an der Aufgabe der Viehhaltung bei vielen Landwirten liegt.

 

Die abgebildete Karte zeigt einen Teil der verlegten Wasserleitungen in der Melchiorshauser Streitheide.

Ausschnitt aus dem Plan für die Wasserversorgung in der Melchiorshauser Streitheide.23

2019 wird die Genossenschaft aufgelöst, der Bestand an Wasserleitungen an den Wasserbeschaffungsverband Syker Vorgeest verkauft. Der Grund ist das gestiegene Risiko der Netz-Unterhaltung. Auch wäre eine neue Druckerhöhung notwendig geworden, was auch Investitionen in das 80 Jahre alte Leitungsnetz erfordert hätte. 24

Die Brunnen auf den Höfen verschwanden im Laufe der Zeit. Nur auf sehr wenigen ist aus Nostalgie-Gründen der Brunnen stehen geblieben und erinnert an die gute alte, aber mühevolle Zeit.

Brunnen auf dem Hof Grashoff in Kirchweyhe. Er wird 2009 noch zur Versorgung der Kühe auf dem Hof mit Wasser verwendet, obwohl das Wasser hier sehr eisenhaltig ist. Es war früher auch ein Ziehbrunnen, wird heute aber durch eine Wasserpumpe angezapft.25

 

Bei dem Einkauf von Saatgut, Pflanzkartoffeln, Düngemitteln usw. ist es immer von Vorteil, wenn man in großen Mengen bestellen kann. Daher schließen sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts insbesondere die kleineren Landwirte zu Genossenschaften zusammen.

 

Mit der Gründung eines Hilfsvereins zur Unterstützung unbemittelter Landwirte (1848), eines Darlehnskassenvereins (1864) und einer Landwirtschaftlichen Genossenschaftsbank (1872) schafft der Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888) Modelle zur Unterstützung unbemittelter Landwirte und für landwirtschaftliche Einkaufsgenossenschaften zum günstigen Einkauf beispielsweise Saatgut und Düngemittel. Sowohl der „Grüne Kredit“, der vorsieht, Saatgut und Dünger mit der späteren Ernte zu bezahlen, als auch die gemeinsame Erntevermarktung und die örtlich verwalteten Spar- und Darlehenskassen werden in vielen Dörfern Deutschlands entsprechend seinen Vorschlägen eingeführt. Mindestens sieben Mitglieder sind erforderlich, um dörfliche Genossenschaften zum Einkauf oder Vertrieb zu gründen.1

 

In den Weyher Ortsteilen fällt diese Idee auf fruchtbaren Boden. Dort werden bis 1960 folgende Genossenschaften gegründet – nicht nur für die Landwirtschaft:

 

~1884: Leeste-Brinkumer Schleusenverband 

 

1895:      Ziegeleigenossenschaft Leeste

 

1898:      Spar- und Darlehnskasse Sudweyhe eGmbH

 

1904:      Konsumgenossenschaft Kirchweyhe (Konsumverein)

 

1912:      Milchverwertungsgenossenschaft Leeste 

               Milchverwertungsgenossenschaft Erichshof 

 

1917:      Landw. Bezugs- und Absatzgenossenschaft e.G.m.b.H. Sudweyhe – Landbag

               Be- und Entwässerungsgenossenschaft Ahausen-Sudweyhe Mahndorf; 

               Hachewiesen Ent- und Bewässerungsgenossenschaft Kirchweyhe- Lahausen

 

1918:      Spar- und Darlehnskasse Leeste eGmbH

               Baugenossenschaft Kirchweyhe eG

 

1920:      Elektrizitätsgenossenschaft Leeste

               Elektrizitätsgenossenschaft Hagen

               Elektrizitätsgenossenschaft Melchiorshausen

 

1919:      Ein- und Verkaufsgenossenschaft eGmbH, Erichshof

 

1931:      Milchlieferungs-Genossenschaft Sudweyhe 

 

1947:      Wasserversorgungsgenossenschaft Melchiorshausen (bis 2019)

               Jagdgenossenschaft Kirchweyhe

 

195x:      Gefriergenossenschaft Sudweyhe

 

 

Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit der Melioration.

 

3.6 Anmerkungen

1 Vgl. wikipedia ; Artikel Raiffeisen (2020)

2 GAW Statuten der Genossenschaft LBAG Sudweyhe, 1936

3 Jubiläumsschrift der Spar- und Darlehnskasse Sudweyhe eGmbH, o.O.o.J. (1958)

4 Aus: Adressbuch des Kreises  Grafschaft Hoya, 1940, S.99

5 Fotos: GAW Nachlass Eickhorst

6 Genossenschaft vor 50 Jahren gegründet, in: Allgemeiner Kreis-Anzeiger, Brinkum, Nr. 71 v. 25. März 1967

7 Fotos: GAW Nachlass Eickhorst

8 Fotos: GAW Nachlass Eickhorst

9 Foto: H. Büntemeyer Kreiszeitung

10 Kreiszeitung, Syke, Nr. 88 v. 16. April 1975

11 Fotos aus Weyher Rundblick 27 Dez. 2008: H.Büntemeyer

12 Vgl. (Greve, Materialien zum Vortrag "Erichshof - eine lokalhistorische Spurensuche, 1986)

13 Vgl. Jürgen Lentz, Anmerkungen zur Erichshofer Genossenschaftsmühle, 2023

14 Vgl. Jürgen Lentz, Anmerkungen zur Erichshofer Genossenschaftsmühle, 2023

15 Foto aus: W. Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit; Band 1; 1980; S. 131

16 Vgl. Bericht in Kreiszeitung v. 3.1.1989 (Ute Collmann) mit Verweis auf Bericht des damaligen „Allgemeinen Anzeigers“ aus den letzten Tagen des Jahres 1928.

17 Kreissparkasse in neuem Gewande, in: Kreiszeitung v. 28. Oktober 1972

18 Kreissparkasse in neuem Gewande, in: Kreiszeitung v. 28. Oktober 1972; Bericht über die Verwaltung und den Stand der Kreis-Kommunal-Angelegenheiten des Kreises Syke für das Rechnungsjahr 1930, o.O.o.J. [1931], S. 10-11

19 Vgl. Festschrift der VB Syke

20 Vgl. Festschrift 60 Jahre Spar- und Darlehenskasse Sudweyhe (PDF), 1958

21 Gemeindearchiv Weyhe, G-062 Nr. 2 („Chronik der evangelischen Volksschule in Sudweyhe“), S. 21: Eintragung d. Lehrers Hermann Bauer, Sudweyhe, zwischen 1914 und 1917

22 Gemeindearchiv Weyhe, G-062 Nr. 2 („Chronik der evangelischen Volksschule in Sudweyhe“), S. 60-61.

23Gemeindearchiv Weyhe, Änderungsanzeige 1928, Spar- und Darlehenskasse Sudweyhe

 

24 Aus: Adressbuch des Kresise Hoya, 1940, S. 99

 

25 Vgl. Festschrift 60 Jahre Spar- und Darlehenskasse Sudweyhe (PDF), 1958

26 Fotos: GAW Nachlass Eickhorst

27 Siehe Eintragung Nr. 30 im Genossenschaftsregister (GAW) v. 21.8.1969; Verschmelzungsvertrag v. 13.5.1969

 

28 GAW, Schreiben des Amtsgerichts Syke an die Volksbank Syke; Eintragung in Gen.-Register am 5.7.1971

 

29 Vgl. Genossenschaftsregister – Kopie im Gemeindearchiv Weyhe

 

30 GAW Schreiben vom Gemeindedirektor Kirchweyhe an die Volksbank Syke am 29.11.1971, 6.1.1972 und 19.1.1972

31 Foto aus: (Meyer, Weyhe - Zahlen, Ereignisse, 1999) S.54

32 Obwohl die Wasserversorgungsgenossenschaft nicht nur der Landwirtschaft diente, sondern für alle Melchiorshauser Bewohner des Versorgungsgebietes Erleichterung brachte, ist die Genossenschaft hier beschrieben, da es eine Form der Entwicklung auf den Höfen darstellt.

33 Foto 1934 mit W.Detering / Repro : W. Meyer

34 Vgl. Kreiszeitung v. 15.7.2020S.H. Büntemeyer

35 Karte aus dem Film „Wohlstand für alle“ von W.Wortmann

36 Vgl. Kreiszeitung v. 15.7.2020S.H. Büntemeyer

37 Foto P.Athmann 2009