3.1.2 Eisenzeit und römische Zeit im Weyher Raum

Paul Athmann

Weyhe, Februar 2022

 
Die Eisenzeit ist im Allgemeinen von 800 v.Chr. bis Christi Geburt definiert. Dieser Zeitabschnitt heißt auch „Vorrömische Eisenzeit“. Die ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt werden als „Römische Kaiserzeit“ bezeichnet.

 

 

3.1.2.1 Funde aus der Eisenzeit im Weyher Raum


In die Eisenzeit fällt die Zeit der Keltenfürsten in Süddeutschland, der Hallstatt-Kultur in Österreich und der La-Tene Kultur in der Schweiz. Funde in der Weyher Umgebung für diese Zeit sind sehr selten. Es handelt sich dann meist um Importwaren aus diesen Kulturen. Zur Bestattung wurden in der älteren Eisenzeit meist die sog. Harpstedter Rauhtopf als Urne verwendet .


"Kulturell gehört der Raum zwischen Weser und Hunte zur Nienburger Gruppe. Dieser Kulturraum erstreckt sich südlich der Weser-Aller-Linie bzw. des Bremer Raumes. ... Die kennzeichnenden Nienburger Tassen oder Terrinen sind als Graburnen ... nachgewiesen. Es handelt sich um größere, bauchige Gefäße deren Charakteristium eine Schulterverzierung in Form von Sparrenmustern mit dawischengesetzten Dellen, schraffierten Dreiecken oder seltener eingestochener Punkten ist.

 

Als 1997 das Geestfeld in Kirchweyhe bebaut wurde, fand der Archäologe Dieter Bischop in einer Baugrube Tonscherben, die sich auf die Zeit um 500 v.Chr. datieren ließen. Außerdem fand er verbrannte Knochenreste von einem Menschen. Es handelte sich also um die Reste einer zerscherbten Urne aus der frühen Eisenzeit. Da keine fachgerechte Ausgrabung mehr erfolgen konnte, weiß man nicht, wie groß die Gehöfte waren, die hier standen, und ob schon ein kleines Dorf existierte.

 

Ein ähnliches Gefäß aus derselben Zeit fand sich einige Jahre vorher schon beim Anlegen eines Grabes auf dem Kirchweyher Friedhof, also nur wenige hundert Meter entfernt.


Ein weiterer Funde aus der (späten) Eisenzeit ist die bronzene Kahnfibel mit leicht geschwollenem Bügel (Hallstatt D), die in Sudweyhe gefunden wurde. Es handelt sich dabei um einen Import aus dem Hallstatter Kulturraum (Österreich, Süddeutschland). Auch die in Dreye gefundene Rippenziste und eine Sudweyhe gefundene Kahnfibel stammten aus dem Hallstatt-Gebiet.


Nach Bischop muss "bereits für die Eisenzeit entlang der Weser eine Reihe von Ufermärkten bestanden haben, auf denen unter dem Schutz der lokalen Oberschicht fremde Prestige-Objekte verhandelt wurden". Bischop vermutet einen solchen Handelsplatz in Dreye an der Weser, am Fundort der Rippenziste sowie des Bronzeschwertes und des Situla-Eimers (Kiesgrube).


Wie die Bodenfunde so legen auch die Klimadaten, die in den letzten Jahrzehnten aus Bodenproben, Pollendiagrammen, Baumringen und Eisbohrkernen gewonnen wurden, ein Szenario einer Besiedlung der Weser-Auenzone schon vor der Zeitenwende nahe. Demnach wechselten in der Vorgeschichte immer wieder Perioden mit jeweils hohen oder geringem Niederschlag bzw. Temperaturen ab, und je nachdem, ob die Regenmengen für mehr oder für weniger Hochwasser sorgten, wagten sich die Menschen mit ihren Siedlungen in die fruchtbaren Niederungen vor oder zogen sich auf die umliegenden Geestflächen zurück.

 
Für den fundreichen Zeitraum um 500 v.Chr. etwa lassen sich niedrigere Temperaturen, aber auch weniger Niederschläge belegen. Dies muss die Gefahr von Weserhochwassern verringert und möglicherweise sogar eine relativ dichte Besiedlung ermöglicht haben, die erst durch das nachfolgende, warme und feuchte Klimaoptimum um die Zeitenwende wieder ausdünnt. Dabei kann auch eine gewisse Siedlungskontinuität nicht ausgeschlossen werden, da die Ortschaften in der Flussaue oft auf kleinen, möglicherweise früher hochwasserfreien Aufwerfungen der Niederterrasse liegen, die heute aufgrund des jahrhundertelangen Anschwemmens von Auenlehm nicht mehr als solche erkennbar sind.