Die Hanse

Paul Athmann

2020

 

Weyhe zur Zeit der Hanse

 

Im 13. Jahrhundert schließen sich in London norddeutsche und flämische Kaufleute zum Hanse-Bund zusammen. Bremen ist Mitglied der Hanse (mit zeitweiligen Unterbrechungen). 1359 erfolgt der Zusammenschluss der Norddeutschen Hanse und der Westfälischen/Kölnischen Hanse.

 

1449 ist Bremen erstmalig Tagungsort der Hanse, und bis 1530 wiederholt sich das noch ein paar Mal.

 

Die Weyher Ritter sind insbesondere Anfang des 15. Jahrhunderts in die Bekämpfung der Piraten und ostfriesischen Widersacher der Hanse eingebunden (siehe dazu das Kapitel über die Fehden).

 

Der Austausch der Waren erfolgt einerseits über die Schiffahrt (nach Norwegen und die Anrainerstaaten des Baltikums und nach Holland). Andererseits werden die Waren aus Flandern (Tuche), Lüneburg (Salz) und Süddeutschland (Wein) mit Pferdefuhrwerken herbeigeschafft bzw. verteilt.

 

Der Warenverkehr nach Belgien/Flandern und nach Süddeutschland läuft zu einem großen Teil durch den Stuhrer und Weyher Raum. Welchen Anteil damals schon Frachtfahrer aus diesem Raum daran hatten, ist nicht belegt. Zumindest werden viele Waren auch von Dreye geholt, wo Schiffe auf der Weser entladen werden. Nach H. Schwarzwälder muss man davon ausgehen, dass in dieser Zeit der größte Teil der Handelsgüter nicht in den tiefgehenden Koggen transportiert werden, sondern in den kleineren 'Holken' auf den Flüssen. Auch die ca. 10 m langen 'Eken' sind auf den Flüssen in Gebrauch - also auch auf der Weser und Ochtum. Die Waren sind : Torf, Heide, Holz nach Dreye und weiter nach Bremen; Kalksteine und Getreide von Dreye (entweder von Bremen oder von der Oberweser).; natürlich auch andere wie Salz, Wein, Fisch usw.

 

Um 1600 wird der Weg von Brinkum nach Bremen befestigt. Er wird über Kattenturm verlaufen sein, d.h. der (alten) B6 entsprechen. Von Brinkum geht es dann über Bassum in Richtung Osnabrück und Diepholz. Von dort aus geht es dann weiter nach Belgien, Minden und Süddeutschland.

 

Der Weg nach Osnabrück verläuft über Bassum, Diepholz, Hunteburg, Osnabrück bis nach Münster. Er wird auch als gemeine Heerstraße oder Lübecker Straße bezeichnet.1

 

Die Mindener Heerstraße geht über Bassum nach Neuenkirchen, wo sie den Folcwech kreuzt, der von Hoya über Harpstedt nach Wildeshausen führt und dann weiter nach Minden.

 

Es gibt auch einen sehr alten Weg von Bremen Kattenturm/Arsten nach Leeste über eine Ochtumbrücke im Bereich der Vorwiese - da wo heute noch eine Brücke besteht.

 

 

 

Die Wege um Bremen im Mittelalter

 

Auch der Warenhandel in der nächsten Umgebung von Bremen ankommenden Waren aus dem Handel der Hanse, wird von den Tagelöhnern und Fuhrleuten aus den umliegenden Orten bewerkstelligt.

 

1250 wird in Bremen eine neue Weserbrücke gebaut. Dazu müssen viele umliegende Hilfeleistungen erbringen und Material liefern, insbesondere im südlichen Umland, an den Straßen nach Osnabrück und Minden, die über Syke und Bassum verläuft.

 

In der sog. Weserbrückenliste 3 werden neben vielen anderen Orten auch Diese Liste wird für mehrere Orte die erste schriftliche Erwähnung darstellen. Die der Bremer Brücke nahgelegenen Orte mussten dabei mehr zahlen als die entfernteren

Benutzung der Brücke im Warenaustausch mit dem Bremer U 2 Bremen, insbesondere die Verteilung der in Leste und - wohl um der häufigeren Umland gerecht zu werden.4

 

Die Orte der Weserbrücken-liste 5

 

 

 

 

 

 

Andererseits dient die Weser als Verkehrsader im Warenaustausch mit Verden, Minden und dem westfälischen Raum. Obernkirchener Sandstein (auch als 'Bremer Sandstein' bezeichnet) wird auf Schiffen transportiert. Er dient zum Bau von Kirchen und Adelshöfen, aber auch zur Befestigung der Bachläufe an Wassermühlen.

 

Die Handelsbeziehungen des südlichen Bremer Umlandes mit der Stadt Bremen sind vielfältig:

 

  • Das Bremer Bier wird in viele Orte geliefert
  • Die Bremer Knochenhauer dürfen Vieh aus dem Bremer Umland importieren (Bezirke werden zugeteilt)
  • Im Stift Bücken wird die Bremer Mark als Zahlungsmittel verwendet. [Qu: Hoy UB III Nr. 122
  • und 136]
  • Die Bauern aus dem Umland verkaufen ihre Waren in der Stadt auf dem Markt
  • Es ist anzunehmen, dass viele Waren aus der Stadt, die aus der gesamten Hanse stammen, in
  • das Umland über kleine Händler verkauft wurden. Dabei dürften einige Tagelöhner die
  • Waren auf dem Rücken getragen haben (diese Händler nennt man später im 19.Jahrhundert
  • „Kiepenträger“).

Ein Freundschaftsvertrag mit den Grafen von Hoya aus dem Jahr 1335 unterrichtet uns darüber, daß ein bremisch-hoyaischer Verkehr herüber und hinüber bestand. Die Grafen gestatteten den Bremern freien Kauf, Verkauf und Ausfuhr und bedingen sich dasselbe in Bremen aus. Gegen Entrichtung eines Transitzolls ist den Kaufleuten freie Schiffahrt auf der Weser zugestanden, in erster Linie scheint es sich um die Durchfuhr von Brennholz und Bauholz zu handeln, nach dem in Bremen und seiner waldarmen Umgebung und besonders in den waldlosen Marschländern an der Nordseeküste große Nachfrage bestand.“ 6

 

Inwieweit es schon vor dem 18. Jahrhundert Leester (und Brinkumer) Frachtfahrer gegeben hat, ist nicht bekannt. Dass aber zumindest Leester und Brinkumer Fuhrleute in der Lage waren, weitere Strecken mit Pferdefuhrwerken und schwerer Fracht zu bewältigen, zeigt sich beispielsweise in der Anforderung der Gräfin Agnes von Bentheim, Witwe des Hoyaer Grafen Otto VIII, als sie 1588 zum Transport eines Kenotaphes für das Grab ihres Mannes in der Nienburger Kirche Fuhrleute aus Leeste und Brinkum beim Herzog von Braunschweig beantragt.7 Hier handelt es sich allerdings um einen Fuhrdienst, den die Leester Bauern dem Vorwerk in Erichshof im Rahmen ihrer Dienstpflichten zu erbringen hatten.8

 

Die ältesten Hinweise auf Frachtfuhrleute aus Leeste und Brinkum stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Mit Schreiben vom 13. Februar 1674 9 berichtete die Syker Amtsverwaltung, das viele der Voll- und Halbmeier in den Kirchspielen Brinkum und Leeste als Frachtfuhrleute tätig seien – neben weiteren Hofbesitzern der mittel- und kleinbäuerlichen Schichten, d.h. Kötner u. Brinksitzer, die sich „größtenteils“ ebenfalls mit Frachtfahren „ruiniren“ würden. – Das Amt reagierte mit seinem Bericht auf eine regierungsseitige Anfrage, in der es hieß, man habe vernommen, dass „die Kirchspiele Brinkum und Leeste hiesigen Amts durch das treiben gahr unordentlich[en] Fuhrwerk[s] ganz herunter“ gekommen seien

 

Aber auch 1620 sind schon „Leister“ (plattdeutsch für „Leester“) als Frachtfahrere unterwegs. Dabei wird es ihnen nicht immer leicht gemacht, wie ein Bericht aus Osnabrück deutlich werden läßt: 10

 

"... 1599 ergriff die Hegerlaischaft Maßregeln um zu verhindern, daß fremde Frachtfuhrleute (Leister Fuhrleute, wahrscheinlich Lehester, aus der Nähe von Bremen) ihre Pferde auf dies Grundstück trieben. […] galt die Lehmkuhle für eine gemeine Stadtweide auch für Pferde. Im Jahre 1620 hatte nun der Rath durch Unterhandlung mit der Martins-Laischaft es dahin gebracht, daß diese einwilligte, daß die obere Lehmkuhle vom Rathe zum Behuf beider Stadtkirchen und der Schulen eingezogen werde.[…]. Der Rath stellte nun die Forderung auf, weil diese Lehmkuhle "jederzeit eine gemeine Stattweide gewesen welche auch den runen (Wallachen) und dabeneben den frembden offen gestanden" so solle die Hegerlaischaft entweder […] jährlich 40 bis 50 Thlr. fester Rente […] hergeben. [...]

 

Die am 28. April 1620 begonnene Sache kam am 29. Mai zum Schluß. Desselben Tags wurde nun auch mit der Martinianer Laischaft die Unterhandlung über die auf die Wüste zu nehmenden Pferde und Schweinevorgenommen. [...]. Hauptsächlich aber wollte man nur den Fuhrleuten zugestehen, ihre Pferde, davon der Stadt Dienst geschehe, aber nicht über sechs, auf die Wüste zu treiben; [...]"

 

Zum Fuhrmannswesen in Weyhe siehe den Abschnitt im Kapitel 7.

 

Anmerkungen

(Hucker, Stift Bassum, 1995) S. 46

Entnommen aus: (Hill, 2004)

(Ehmck & von Bippen) Bremisches UB Nr. 247

Vgl. (Hill, 2004)

Entnommen aus: (Hill, 2004)

(Ehmck & von Bippen) Nr. 38 ; Vgl. Johanna Müller, Handel und Verkehr Bremens im Mittelalter, Teil 1, in:

Bremisches Jahrbuch, Bd. 30 (1926), S. 204-262, hier S. 248.

vgl Mitthoff, Kunstdenkmäler und Altertümer im Hannoverschen - Stichwort Nienburg, 1871 und Kunstdenkmale und

Alterthümer im Hannoverschen, Bd. 5: Herzogthümer Bremen und Verden mit dem Lande Hadeln, Grafschaften

Hoya und Diepholz, Hannover 1878, S. 182. Mit Verweis auf: Hoyer Urkundenbuch, hrsg. v. Wilhelm von

Hodenberg, Abt. 1, Hannover 1853, Nr. 1705: Gräfin Agnes von Bentheim und Steinfurt, verwitwete Gräfin von

Hoya und Bruchhausen, ersucht Herzog Julius von Braunschweig und Lüneburg, ihr zur Aufrichtung der

„Thombe“ und des Epitaphiums über der Ruhestätte ihres Gemahls in der Nienburger Martinskirche durch Geld

und Dienstfuhren („etwan Zwolff wagen Auß dem Ampt Syke von den Dorffern Brincken vndt Leeste, Die

sothanen gehauwen stein Zu der begrebnuße von Bremen biß Nienburgk furen muchten“) behilflich zu sein –

Varste, 19. Juli 1588 a.S.

Vgl. dazu Bemerkung des Gemeindearchivars H.Greve: “Wilhelm Mithoff beruft sich bzgl. des von Bremen

nach Nienburg durchzuführenden Transports des Kenotaphs für Otto VIII. auf das Hoyer Urkundenbuch. Darin

ist aber nicht von Frachtfahrern die Rede (das behauptet auch Mithoff nicht!), sondern von zwölf Wagen, die in

Brinkum und Leeste im Rahmen von Dienstfuhren eingesetzt werden sollen. Es handelt sich entweder um

Burgfestdienste (staatlicherseits angeforderte Dienste) oder um Herrendienste (Dienste, die in diesem Fall der

Landesherr von Bauern forderte, die seiner Grundherrschaft unterstanden). Es war ökonomisch sinnvoll,

diejenigen Bauern, die auf dem Vorwerk Erichshof ihre Dienste ableisten mussten (also die Brinkumer und

Leester Herrendienstpflichtigen), nach Bremen zu schicken, um dort die Elemente des Kenotaphs und des

Epitaphs in Empfang zu nehmen. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, dass auf Frachtfahrer zurückgegriffen

wurde, wenn es denn überhaupt damals bereits Frachtfuhrleute in Brinkum und Leeste gab.”

NLA Hannover, Hann. 74 Syke Nr. 673

10 Topographische Bemerkungen über die Feldmark der Stadt Osnabrück und die Entwicklung der Laischaftsverfassung.

Von dem Ministerialvorstande a. D., Bürgermeister vr. Stüde . in : Osnabrücker Mitteilungen, Band 5 , 1858, vom Verein für

Geschichte und Landeskunde von Osnabrück - Google