Das Wappen

Geschichtsgruppe Weyhe

Paul Athmann

 

 

Das Familenwappen

 
Mushard schreibt im Jahre 1720 zum Wappen „derer von Weyhe“: 
„In ihrem Wapen praesentiren sich drey rothe Balcken und über denselben ein halber roter Löwe mit aufgesperrtem Rachen und ausgeschlagener Zunge im silberweissen Felde. Oben auf dem Helm stehet eine rothe Seule mit einem natürlichen Pfauen-Schwantz zu öberst gezieret / zwischen zween rothen Flügeln. Crantz und Decken sind rot und weiß.“

Die Fahrenhorster und Eimker Linie 1 hatten (laut ihrem Wappenvergleich von 1671) eine abgewandelte Form dieses Wappens mit halbem Rad und einer Raute (einem „Wecken“) statt dem Löwen und den Balken. 
In Böhme hatte das Wappen außerdem zwei Büffelhörner statt dem Pfauenschwanz und den Flügeln.

Die Friedland/Landringhausen-Linie führte die Burg im Schilde, mit drei Pfauenfedern und ohne Flügel. Auch das Siegel zeigte eine Burg.2 Ebenso führte die Linie des Friedrich, die noch häufig den Zusatz „von der Kemmenade“ hatte, die Burg im Wappen. Sie starb aber schon Ende des 14. Jahrhunderts aus.


Das erste überlieferte Wappen (das sog. Stamm-Wappen) soll von Gerbert von Weyhe stammen. Es ist im Staatsarchiv Bremen in der Bremer Chronik (Heinr. Wolter, chronicum bremensis)  bei der Beschreibung des Kreuzzuges im Jahr 1096 abgebildet und zeigt einen Löwen  mit 3 Querbalken. Oben über dem Helm sind 2 Flügel und ein Pfauenschwanz angebracht.

Dieses Wappen wird im 14. und 15. Jahrhundert von vielen aus der Ritterfamilie an Urkunden gehängt oder als Siegel gebraucht: 1317: Erpo und Johann; 1347 Knappe Heinrich und Engelbert (der Bruder des Johann); 1370 Knappen Erpo und Arnold; 1375 Heinrich Brede von Weyhe; 1418: Lüder, Konos Sohn;  3  
 
Die Wappen in den einzelnen Familienzweigen wichen immer ein wenig von dem Ursprungswappen ab - siehe dazu auch die Beschreibungen der einzelnen Güter.


Der Wappenvergleich von 1671 sorgte für eine gewisse Vereinheitlichung, wobei die Bötersheimer Linie außen vor blieb und weiterhin das Stamm-Wappen verwendete. 

Und mann dann weiter so viele Nachricht, daß forgedachte Familie einßmals gezweyet, und den Stamm in 2 Linien getheilet, daß Stamwapen von der einen seiten verendert, von der anderen aber behalten worden. Von der einen nun als welche die Kemnade oder Burch führen und von Peter von Weyhe entsprossen, kommen hero wir nachgesetzten in linea descendenti als Erich, Ortgies und Jobst Eberhard von Weyhe auf Friedland und Landringhausen, von der anderen aber, so daß halbe Rahtt und Silberne Rautte fueren, als welche Heinrich von Weyhe zum AnHern (Ahnherrn) haben, seindt in absteigender Linea und Successive geboren, Hh. Augustus Ernst und Friedrich zu Eimbke und Fahrenhorst, Claws Friedrich und dessen Söhne und Burgmänne zu der Hoya, Wilhelm und Reinhert Jochim zu der Böhme und Sensenstein, alle semptliche Gefettern und respective Gebrüder von Weyhe.“ [,,,] „so haben wir obgedachte Gefettern und respective Gebrüder und im Nahmen der abwesenden ich der jetzige Drost zu Rethemb Wilhelm von Weyhe uns in gute zusammengethan abgeredet und verglichen, daß wir nunmehro von dieser Zeit an die beiden Wapen, alß die Weiße burgim Rothen Felde und das halbe schwarze Rahtt im Silbern, die Silberne Raute aber im blauen Felde zusammen und solche in eines und in einen Quartierten Schilt setzen, oben zwey Helme, alß auf dem einen eine Crone, aus welcher zwey Rothe und eine weiße plüme oder Federn auf dem anderen aber 2 blau und weiße püffels Hörner füren, in unserem Insigel gebrauchen, und solches auf die posterität erblich bringen wollen, wie den zu mehreren nachricht daß obgedacht wapen mit seinen Farben hierin gemahlet und mit den 2 Helmen ausgezieret steht. […] Geschehen Rethemb den 31.Juli 1671 gez. Wilhelm von Weyhe, gez. Jobst Johann Eberhartt von Weyhe, gez. Erich von Weyhe vor sich und im Nahmen meines Bruders Ortjes von Weyhe“. 4
 
  




Abb.: Verwendete Wappen: v.l.n.r.: Oben: Wappen der Linie Bötersheim H. Grote, Wappenbuch des Königreichs Hannover, 1843, Bl. C 39 5; Wappen aus Leichenpredigt des Joachim v.W. 1628 6 ; Wappen Bötersheim Leichenpredigt der Gertrud v.Weyhe geb. Klencke 1654 7; Wappen der Kanzler-Linie 8; Unten: Wappen in der Kirche von Reepsholt (von Hude geb. von Weyhe); Wappen in der Kirche von Hoya ( Johann v. Weyhe ?); Wappen des Eberhard v.W. (Fruchtbringende Gesellschaft)

 

Die Geschichte vom Löwen-Kampf


Demnach erhielt ein Edelmann namens Jan von Weyhe auf seiner Wasserburg einst Besuch von einem Boten aus Goslar mit dem kaiserlichen Befehl, dass er und sein Sohn Friedrich in den Krieg ziehen sollten. Doch Vater und Sohn wollten nicht. Da beorderte der Kaiser die beiden an seinen Hof und befahl, dass Jans Sohn Friedrich zur Strafe mit einem Löwen kämpfen sollte. Der wandte eine List an. Er nahm eine mit Fleisch gefüllte und mit Blut eingeriebene Strohpuppe mit in die Arena. Als der Löwe über die Puppe herfiel, konnte ihn Friedrich erstechen. Der Kaiser war beeindruckt, tauchte drei Finger seiner Hand in das Blut, zog damit drei Striche auf Friedrichs Schild und schlug ihn zum Ritter. 'Eine schöne Geschichte, aber wohl ein Märchen', kommentiert Erika Christmann, die die Legende aber bei Kinderführungen durchs Rathaus gerne nacherzählt.

 

Weser Kurier, 20.7.2010, Gaby Wolf
                                                       

1974 wurde die Gemeinde Weyhe im Rahmen der Gebietsreform aus den bis dahin selbständigen Gemeinden Sudweyhe, Kirchweyhe und Leeste gebildet. Sie hat damit den ursprünglichen Namen für die Siedlung „Wege“ am Weyher See mit der Ansiedlung der Familie von Kemnade bekommen, die sich später von Weyhe nannte.

 

Die Gemeinde Weyhe (damals Gemeinde Kirchweyhe) hat seit 1979 ihr Wappen dem der Familie von Weyhe nachempfunden: Ein Löwe mit drei roten Balken, die aber jetzt schräg verlaufen.

Schon die Verwaltung der früheren Gemeinde Kirchweyhe hatte sich darum bemüht, das Wappen dieser Familie in einem neuen Gemeindewappen wieder entstehen zu lassen. Der letzte Vertreter der ausgestorbenen Linie derer "von Weyhe" auf Bötersheim, Major a.D. Bodo von Weyhe, erteilte die Genehmigung dazu, nachdem sein Bruder im 1. Weltkrieg gefallen war. Das Wappen durfte jedoch nur mit 2 Schrägbalken geführt werden. Als das Kirchweyher Rathaus 1955/56 in der Bahnhofstraße neu gebaut wurde, erhielt der Steinmetzbetrieb Dittrich den Auftrag zur Herstellung eines solchen Wappens. Es wurde in Handarbeit aus Sandstein gefertigt und im Giebel des Rathauses oberhalb der beiden Fenster des Trauzimmers (Standesamt) eingemauert. Nach der Gemeindereform im März 1974 übernahm die neue Verwaltungseinheit "Weyhe" das Originalwappen der Familie, jetzt mit 3 Schrägbalken. Das alte Kirchweyher Wappen ist heute an der Kreissparkasse angebracht, die auf dem Platz des alten Rathauses neu gebaut wurde.

Heute verwendet die Gemeinde das Wappen nur noch selten. Das moderne Weyhe hat sich ein neues Logo gewählt. Die neun roten Punkte sollen die 9 Ortsteile symbolisieren: Kirchweyhe, Lahausen, Dreye, Sudweyhe, Ahausen, Jeebel, Leeste, Melchiorshausen und Erichshof.

 

1 Siehe z.B. das Wappen in (Rentzelius, 1620) S.181

2 Abbildungen der Wappen entnommen aus (Siebmacher, Hefner, & Heyer von Rosenfeld, 1870) und (Weyhe, 1921) Mitt. Nr. 1

3 Vgl. (Weyhe, 1921) Nr. 2 S. 7ff

4 NLA Hannover, Hoffmannsche Genealogische Sammlungen, Manuscript Nr. 3 S.576 – zitiert nach einer Abschrift durch G.von Lenthe 1920, abgedruckt in (Weyhe, 1921) Nr. 1 S.9

5 Aus:  H. Grote, Wappenbuch des Königreichs Hannover, 1843, Bl. C 39

6 (Schencken, 1628)

7 (Scharf, 1654)

8 Aus: Ritterlicher Adel