Futter- und Energiepflanzen

Geschichtsgruppe Weyhe

Paul Athmann

Weyhe April 2021

 

 

6. 3  Anbau von Futter- und Energiepflanzen

 

6.3.1 Kartoffelanbau 

6.3.2 Kartoffelvermarktung 

6.3.3 Futterrüben 

6.3.4 Mais .

6.3.5 Energie aus Pflanzen .

 

 

 

 

6.3  Anbau von Futter- und Energiepflanzen

 

In den letzten 30 Jahren hat sich der Pflanzen-Anbau in Weyhe – wie im gesamten deutschen Anbaugebiet - wesentlich geändert: Neben den Getreidesorten Roggen, Weizen, Triticale und Gerste beherrschen immer mehr Maisfelder den Anblick in Marsch und Geest. Auch die blühenden, intensiv gelb leuchtenden Rapsfelder sind unübersehbar.

 

Mais wird überwiegend als Tierfutter verbraucht. Raps wird zur Herstellung von Rapsöl eingesetzt, das dann für die Nahrungsmittelindustrie oder zur energetischen Nutzung verwendet werden kann. Auch dem Viehfutter wird Raps beigemischt.

 

Für das Rindvieh, die Pferde und auch für Schweine wurden Futterrüben und Zuckerrüben angebaut. Der Anbau ist allerdings stark zurückgegangen. Zuckerrüben wurden nur vereinzelt, z.B. von Budelmann und Ahrens in Kirchweyhe, auf der Geest geerntet.

 

Der Futterrüben-Anbau diente der Fütterung von Schweinen, insbesondere aber von Rindern und Pferden. Mit dem Rückgang der Rindviehhaltung ging auch die Verminderung der Anbau-Flächen für die sog. „Runkelrübe“ einher. Heute werden nur noch vereinzelt Futterrüben angebaut (z.B. Viktor in Hörden).

 

Auch werden auf der Geest Kartoffeln angebaut. Die Kartoffeln werden heute nur noch als Speisekartoffeln bzw. über die Nahrungsmittelindustrie vermarktet, während früher, insbesondere zu Hochzeiten der Schweinemast, die Kartoffel als Schweinefutter verwendet wurde. Vor Jahren gingen Kartoffeln (z.B. die von Struthoff in Leeste) auch zur Emsland-Stärke nach Emlichheim und zur Schnapsfabrik nach Harpstedt. Die Reste kamen zurück als Bullenfutter oder wurden als Dünger auf den Acker gefahren. 

 

Rüben und Kartoffeln werden fast ausschließlich auf der Geest angebaut, da die Früchte dort sauber bleiben: Sandboden fällt leichter von den Früchten ab als der klebrige Marschboden mit seinen hohen Anteilen von Kleie (Auelehm).

 

Die Nutzung der Böden als Grünland ist in den vergangenen Jahrzehnten parallel zur Rindviehhaltung deutlich zurückgegangen. Das noch verbliebene Grünland wird außerdem oft extensiv genutzt. Auch wurden in den letzten Jahren viele sog. Blühstreifen angelegt. Durch Einsaat verschiedener Sorten von blühenden Pflanzen soll dem zunehmenden Artensterben von Insekten entgegen gewirkt werden.

 

Daneben wird heute mit Energiepflanzen experimentiert – für die von heimischen Landwirten oder Energieunternehmen auf Weyher Gebiet und in der nähren Umgebung betriebenen Biogasanlagen oder (in sehr geringem Maße) für externe Raffinerien zur Erzeugung von Biodiesel.

 

Zum Betrieb von Weyher Biogasanlagen siehe das entsprechende Kapitel.

 

 

6.3.1 Kartoffelanbau

 

 Die Geest eignet sich wegen der sandigen Böden grundsätzlich gut für den Anbau von Kartoffeln.
Deswegen nutzten die Lahauser, Kirchweyher und Leester Landwirte ihre oft kleinen Ackerflächen
der Geest zum Anbau der Knollengewächse. Zunächst diente der Anbau zur Eigenversorgung und zur
Fütterung der Schweine. Aber wegen der Nähe der Großstadt Bremen kam bald eine Vermarktung
auf Bremer Wochenmärkten als willkommener Nebenverdienst hinzu.
Saatkartoffeln werden in der Regel von zertifizierten landwirtschaftlichen Betrieben der Lüneburger
Heide bezogen.


Düngung


Für den Kartoffelanbau wird in den 1920er Jahren eine spezielle Mischung von Kali, Stickstoff und
Phosphorsäure empfohlen.

 

Kartoffeln pflanzen

Düngetabelle aus dem Jahr 1925

Es werden Versuche mit Kalidünger angestellt:
Darstellung des Kaliverbrauchs und der Ernteerträge für Kartoffeln
pro Bundesstaat im Deutschen Reich. 2

Mit dem Lochgerät werden die Pflanzlöcher in regelmäßigem Abstand ausgehoben.
Mit dem Lochgerät werden die Pflanzlöcher in regelmäßigem Abstand ausgehoben.
Dann kann gepflanzt werden – per Hand.
Dann kann gepflanzt werden – per Hand.

Auch der „Thomaskalender“ aus dem Jahr 1926 verspricht eine durchschlagende Wirkung der Düngung mit „Thomasmehl“ 3

 

 

 

Mit Schultergurt: Kartoffel aus dem Korb oder der Wanne; in den 50er Jahren saß man bequem hinter dem Trecker
Mit Schultergurt: Kartoffel aus dem Korb oder der Wanne; in den 50er Jahren saß man bequem hinter dem Trecker
Nach dem Legen der Kartoffeln in die Pflanzlöcher wurden diese wieder per Spezial-Pflug angehäufelt.
Nach dem Legen der Kartoffeln in die Pflanzlöcher wurden diese wieder per Spezial-Pflug angehäufelt.

Kartoffelernte im Garten:

Das bedeutet ausbuddeln per Forke, aufsammeln in den Korb oder in die Kiste, die man zum Markt bringt, nachdem man sie vorher noch sortiert und gewaschen hat.

Leeste, Familie Behrens, 1955
Leeste, Familie Behrens, 1955
Kirchweyhe, Richtweg, am Südschuppen, 1958
Kirchweyhe, Richtweg, am Südschuppen, 1958

Kartoffelernte auf dem Felde

 

Auf größeren Äckern war ab den 1920er Jahren eine Unterstützung der Kartoffelernte durch
Pferdegezogene, mechanische Kartoffelroder möglich.

Zwei alte Kartoffelroder für den Pferdeantrieb – heute im Museum 7 und ein Kartoffelroder , der von Pferden gezogen wurde und die Früchte aus der Erde in einen Fangkorb schleuderte, der sie dann in geordneter Reihe ablegte.8


Kartoffelernte bei Hollwedel in Hörden in den 1950er Jahren: Noch mit Pferd und Wagen. 9

 

 

In den späten 1950er Jahren wurde schon ein Trecker „vorge-spannt“. Hier ein Modell eines Kartoffelroders mit Doppelschleuderrad und Ablegerost. 10

Eine weitere Variante eines Kartoffelroders.  11

1951 spannte der Landwirt G. Bruns in Sudweyhe seinen Lanz vor den Roder.12

Manfred Riehn half ihm bei der Ernte.

 

Die Kartoffelernte benötigte immer viele helfende Hände – von der Verwandtschaft, den Knechten und Mägden bis zu den Kindern.13

Auf dem Hof wurden die Kartoffeln erst mal gelagert – meistens in einer Miete auf dem Feld oder in der Scheune.

 

Dabei half eine spezielle Kartoffel-Forke, mit der man viele Kartoffeln bewegen konnte, ohne sie aufzuspießen oder zu zerschneiden.14


Nach der Ernte – wenn Zeit oder Bedarf war – wurden die Kartoffeln sortiert und in Markt-gerechte Behälter verpackt (z.B. Kartoffelsäcke oder Kisten).

 

Zum Sortieren kamen Holz- oder Metallgestelle zum Einsatz, in denen mehrere Draht-Siebe mit unterschiedlich großen Löchern hin und her bewegt wurden – entweder über eine Handkurbel oder über einen Elektromotor. Die Kartoffeln unterschiedlicher Größe fielen in verschiedene Öffnungen, unter die jeweils ein Korb gestellt wurde, der entleert werden musste, wenn er voll war.

Ein Foto eines Kartoffel-Sortierers aus dem Lehrbuch (um 1954) 4
Ein Foto eines Kartoffel-Sortierers aus dem Lehrbuch (um 1954) 4
Ein Kartoffel-Sortierer auf einer Landwirtschafts-Ausstellung in den 1950er Jahren 5
Ein Kartoffel-Sortierer auf einer Landwirtschafts-Ausstellung in den 1950er Jahren 5

Heute gibt es Sortiermaschinen, die die Kartoffeln von außerhalb der Halle zugeführt bekommen, und am Ende die richtige Größe in große Kartoffelkisten fallen lassen.

Beispiel: Ein Sortierer der Fa. Grimme auf dem Hof Siemer in Leeste.


Kartoffelvollernter

Der Kartoffel-Roder wurde weiter entwickelt zum Vollernter: Die Früchte wurden aus der Erde „geschält“ und mit der Erde auf ein Förderband geschoben, das auch gleich als Sieb fungierte und die Erde gleich wieder herausfallen ließ. Dann wurden die Kartoffeln per Förderband zu einem Sammelkorb bewegt. Auf dem Weg dorthin war Gelegenheit für 2 Arbeitskräfte, Steine, Holz sowie kleine und faule Früchte auszusortieren.

Im Museum in Gnarrenburg steht ein sehr frühes Modell eines Kartoffelvollernters.17


Ein moderner Vollernter der Firma Grimme. Der Sammelkorb kann auf einen landwirtschaftlichen Anhänger entleert werden. Eine Arbeitskraft sortiert Steine und nicht marktgerechte Kartoffeln aus.

Kartoffelernte 1983 auf dem Feld des Hofes Brüning (Lahausen):     Vesperpause im Herbst 1983 bei der Kartoffelernte 7: v.l.: Lisa Brüning, Cord Brüning, Otto Frank, Jens Hünten, Gerd Brüning
Kartoffelernte 1983 auf dem Feld des Hofes Brüning (Lahausen): Vesperpause im Herbst 1983 bei der Kartoffelernte 7: v.l.: Lisa Brüning, Cord Brüning, Otto Frank, Jens Hünten, Gerd Brüning
Vesperpause bei Familie Sengstake (Kirchweyhe, Richtweg) 1952 – Repro: W.Meyer
Vesperpause bei Familie Sengstake (Kirchweyhe, Richtweg) 1952 – Repro: W.Meyer

Lagerung und Aufbereitung der Kartoffeln

 

Für die Schweinehaltung mussten die Kartoffeln gekocht werden, bevor sie für die Masttiere genießbar waren. Dazu wurden große Kochkessel mit Kohlebefeuerung eingesetzt. Die gekochten
Kartoffeln wurden dann in Mieten konserviert und nach und nach verfüttert. Siehe dazu das Kapitel über die Schweinehaltung.


Die für die menschliche Nahrung bestimmten Kartoffeln wurden frostgeschützt, kühl und dunkel in Kelllern oder Feldmieten gelagert. Sie konnten bis in das Frühjahr genutzt werden, wenn man das Keimen der Knollengewächse verhinderte. Dann wurden im Sommer vielleicht schon wieder Frühkartoffeln geerntet.


Bei der Genossenschafts-Molkerei in Sudweyhe gab es auch eine Kartoffel-Dämpfanlage, mit der die Mitglieder der Genossenschaft ihre Kartoffeln für die Schweine kochen ließen (im Foto von 1955 rechts).19

 

Zur Verwendung der Kartoffeln als Schweinefutter siehe auch das Kapitel über die Schweine.

2 Kartoffelvermarktung

 

Die Vermarktung von Kartoffeln geschah und geschieht über mehrere „Kanäle“:

 

  • Verkauf auf Bremer Wochen-Märkten (z.B. Ahrens, Leeste)

 Viele Nebenerwerbslandwirte vermarkteten ihre Kartoffeln selber, indem sie am Ende der Woche auf   Bremer Märkten (z.B. in der Neustadt) ihre Produkte, darunter die Kartoffeln, anboten.

  • Lieferung an die Nahrungsmittelindustrie oder zu Schnapsfabriken (z.B. nach Harpstedt).

 Struthoff in Leeste lieferte Kartoffeln an die Emsland-Stärke nach Emlichheim.

  • Kartoffel-Großhandel Heinz Meyer, Erichshof, Dorfstr. 29 [Adrb. Leeste 1958)

 Einige der Selbstvermarkter verkauften auch Produkte ihrer Nachbarn und entwickelten sich so zum   „Großhändler“. Als Beispiel dafür ist der Kartoffel-Großhandel von Heinz Meyer in Erichshof zu nennen.

  • Vermarktung an Supermärkte (z.B. über Kartoffel Koch)

 Hans Koch fing mit einem Kohlenhandel am Melchiorshauser Bruchdamm an. Er holte Kohlen von der   Eisenbahn. Zeitweise nutzte er nichtgenutzte Lagergebäude umliegender Betriebe wie die stillgelegte      Melchiorshauser Windmühle, die alte Schmiede Bischoff und den ehemaligen Gasthof Dammschmidtt als Lager oder Verpackungshalle.

 

Hans Koch hatte zunächst einen kleinen Anhänger (7 Zentner), mit dem er die Kartoffeln nach Schwachhausen und Gröpelingen brachte. Er belieferte anfangs zwei „Fruchthäuser“ (Verkaufsläden für Obst und Gemüse). Es kamen dann Großabnehmer wie Schiffe in Bremen, Bundeswehr-Großküchen in Delmenhorst, Krankenhäuser usw. hinzu.

 

Bald wurden auch andere Produkte mit dem Hänger von Bremen nach Melchiorshausen gebracht. Der erste (gebrauchte) LKW wurde für weniger als 4000 DM erworben. Zusammen mit einem Anhänger konnten damit auch größere Aufträge angenommen werden.

 

Als ein Großauftrag der EDEKA aus Oldenburg erfolgte, investierte Hans Koch in eine neue
Verpackungshalle: In Melchiorshausen an der Gartenstraße wurde von 1966 bis 1969 neben der
Halle auch ein neues Wohnhaus errichtet.

Schneekatastrophe 1979:. Zu dieser Zeit war schon die neue Halle
an der Gartenstraße errichtet (Foto). Der alte „Lagerschuppen“ am
Bruchdamm diente aber noch als Zwischenlager für Kohle und Briketts.   [Foto: Familie Koch]

Der Betrieb des Kartoffel-händlers Koch in der  Gartenstraße / Ecke Grütz-machertraße (Melchiors-hausen) im Jahr 1974 (am oberen Bildrand).20

 

Heute ist dort der Kfz-Prüfbetrieb Wolters.

 

Unten die Bäckerei Larisch (ehemals Bäckerei Lüll-mann).

 

Der Fuhrpark vor der Halle in Melchiorshausen in den 1980er Jahren.


[Foto: Familie Koch]

Hans Koch 1984 vor der neuen Halle beim Verladen.
[Foto: Familie Koch]

 

In der neuen Halle konnte auch eine größere Verpackungsmaschine aufgestellt werden. Dabei waren die ersten Maschinen eher nur Sortiermaschinen mit Abtrennung von etwa gleich großen Mengen für die „Plastik“-Verkaufsbeutel (5 kg oder 2,5 kg). Das Wiegen passierte manuell und notwendige Korrekturen der Füllmenge führten zu häufigen Unterbrechungen bei den Sortiermaschinen.
Bald wurden bessere Sortiermaschinen (von der Firma Dreyer in Wittlage) eingeführt, die das Wiegen automatisch mit erledigten. Auch wurden die Kartoffeln jetzt gewaschen in einer Kartoffel-Waschmaschine.
EDEKA blieb der größte Kunde, aber weitere Supermärkte kamen hinzu: Realkauf, ein Großhandel in Wilhelmshaven, Mehrwert und andere.
Das erforderte mehr Transportkapazität. Zunächst kam ein blauer Mercedes-LKW hinzu, dann weitere LKW.

 

Der Kohlenhandel und der zeitweise Heizölvertrieb wurden aufgegeben.

Die Anlieferung der Kartoffeln erfolgt in der Regel durch die Landwirte. Dabei setzt Koch nicht nur auf
Weyher Betriebe, da die Böden in der Vorgeest denen in der Geest (insbesondere in Syke und Gessel)
benachteiligt sind. Denn sie sind dunkler und genügen daher dem Kundengeschmack heller
Kartoffeln nicht immer. Außerdem werden bei Bedarf auch Kartoffeln bei entfernteren
Betrieben eingekauft. Die Weyher Betriebe sind daher oft zur Selbstvermarktung geschritten
(Hofläden und/oder eigener Vertrieb).

 

Der Kundengeschmack hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Wurden früher nur große
Kartoffeln akzeptiert, werden heute auch kleine Größen gekauftvom Kunden akzeptiert. Dadurch ist
die aussortierte Menge zurückgegangen.

 

Die Landwirte nehmen die aussortierten Kartoffeln wieder zurück, um sie etwa an Schweine zu
verfüttern oder anderweitig zu verwerten.

 

Wenn gewünscht, können bei Koch auch Saatkartoffeln erworben werden. Dies Angebot nehmen nur
wenige Betriebe wahr, da sie die Saatkartoffel in der Regel von den zertifizierten Betrieben –meist in
der Lüneburger Heide – direkt beziehen.


Ende der 1980er Jahre wurde auch der Betrieb an der Gartenstraße zu klein, und man trug sich mit Erweiterungsplänen. Nachdem sich die bevorzugten Gewerbegebiete in Leeste am Bahnhof bzw. in Syke als nicht durchführbar erwiesen, nahm der Juniorchef Hans-Jürgen Koch 1989 das Angebot der Gastwirtschaft Gläscher-Meyer über ein Grundstück im Gewerbegebiet Seckenhausen (B322) an und errichtete dort eine moderne Verpackungshalle, die 1992 bezogen wurde. Die dort aufgestellte „Verpackungsstraße“
entsprach den Anforderungen der Supermärkte.

 

Die Halle in Melchiorshausen wurde an eine Zaunbau-Firma verkauft, die sie aber nach etwa 5 Jahren weiterverkaufte an die Fa. Wolters, die dort eine Kfz.- Prüfstelle einrichtete.

Die Halle im Seckenhauser Gewerbegebiet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[Fotos: Familie Koch]

Die „Verpackungsstraße“ in der neuen Halle

 

Inzwischen ist eine weitere Halle auf dem
Seckenhauser Betriebsgelände gebaut worden.
[Fotos: Familie Koch]

Hans Koch gründete 1957 den Kartoffelhandel. Sein Sohn Hans-Jürgen verlagerte den Betrieb 1992 nach Seckenhausen und führte ihn bis 2014, zuletzt zusammen mit seinem Sohn Gunnar.


Seit 2014 hat Gunnar Koch den Betrieb vollständig übernommen.


[Foto: Familie Koch]

Der Betrieb beschäftigt heute 12 – 15 Mitarbeiter, die in der Sortierung und Verpackung sowie in der Auslieferung für Qualität und pünktliche Lieferung sorgen. Die Produktpalette hat sich inzwischen erweitert: Neben den konventionell angebauten Kartoffeln werden auch nach biologisch-dynamischen Regeln erzeugte Kartoffeln und
Zwiebeln vermarktet.

Produkte der Firma Koch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

.

  • Siemer, Böttcherei, Leeste: Direktvermarktung und Lieferung an Supermärkte

Der Leester Hof Siemer an der Böttcherei baut Kartoffeln auf mehreren Hektar eigenem und zugepachtetem Land an und vermarktet seine geernteten Früchte selbst. Er sortiert und verpackt die Kartoffeln und beliefert Supermärkte in der nahen Umgebung – mit eigenem LKW.

Die Sortier- und Verpackungsmaschinen stehen in einer Scheune auf dem Hof.

Auch werden die Kartoffeln im eigenen Hofladen direkt an die Endverbraucher verkauft – zusammen mit anderen Produkten aus der Landwirtschaft.

 

 

6.3.3 Futterrüben

 

Futterrüben waren sowohl für das Rindvieh als auch für die Pferde ein verbreitetes Zubrot zu Heu und Grünfutter – im Winter, bei der Stallfütterung. Die Arbeitspferde erhielten Heu und wurden mit Hafer und Zuckerrüben-Schnitzeln gefüttert. Dazu kamen die Blätter von den Rüben und gehäckseltes Stroh. Auch minderwertige oder gedämpfte Kartoffeln wurden zugefüttert.

 

  • Feldarbeit / Unkraut-Jäten

Nach dem Keimen der Rübensaat müssen die Pflanzen vereinzelt werden. Was früher in mühsamer Feldarbeit die Hacke der Bäuerin bewerkstelligte, übernahm bald auch hier eine Maschine: die Vereinzelungsmaschine.

Andere Maschinen übernahmen das Hacken des Unkrauts – zumindest zwischen den Reihen. Später wurde auf konventionellen Betrieben auch diese Art der Unkrautbekämpfung durch Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln ersetzt. Erhalten hat sich das mechanische Hacken lediglich auf bio-dynamisch betriebenen Bauernhöfen, wo chemische Pflanzenschutzmittel verboten sind.

Allerdings wurden auch beim Einsatz der Vereinzelungs- und der Hackmaschine die letzten stehengebliebenen Doppel-Rüben und das Unkraut in den Reihen mit der Hacke noch manuell beseitigt.

Pause beim Hacken von Rüben in Lahausen um 1950. Die Familie von der Häuslingsstelle des Hofes Hahnenfelde mit Nach-barn beim Vespern.9

  • Rüben-Ernte

Fam. Sengstake-Reiners, Sudweyhe, Rübenernte

Rübenernte auf der Kirchweyher Geest beim Hof Garbs

Bei der Futterrüben-Ernte wurden die Rüben gezogen und mit einem scharfen langen Messer „geköpft“, d.h. vom Laub getrennt. Oder man hatte eine Köpf-Hacke, mit der man die Blätter der noch in der Erde stehenden Rüben abschnitt.

 

Hier sind die Rüben gezogen und reihenweise abgelegt worden.  22

Zur Erleichterung des „Rüben-Ziehens“ kamen erste Ernte-Maschinen zum Einsatz, die das Ziehen der
Rüben und das „Köpfen“, d.h. das Trennen des Laubes von der Rübe übernahmen.

 

 

Rübenernte in Wachendorf mit
einer pferde-gezogenen
Köpfmaschine.23

 

 

Auch bei der Rübenernte ging die Entwicklung hin zum Vollernter, der all Arbeitsgänge erledigt und am Ende die Rübe auf den Erntewagen entlädt. Dabei werden folgende Arbeitsschritte ausgeführt:

 

  • Blätter der Rübe entfernen (schlegeln)
  • Blattstrunken entfernen (köpfen)
  • Rübe im Ganzen aus der Erde ziehen (roden)
  • Rübe von anhaftender Erde reinigen
  • Beförderung der Rüben bis zum Ackerrand und auf die Miete oder
  • Überladen auf ein Transportmittel

Rübenernter um 1965 24

 

Das abgetrennte Laub wurde den Kühen als Frischfutter gegeben.

Auch bei diesem Ernteverfahren gibt es gezogene und selbst-fahrende Maschinen. Die von einem Traktor gezo-genen Maschinen sind noch öfter anzutreffen, werden aber zunehmend von Selbstfahrern ver-drängt. Systeme, die bis zu 3 Reihen gleichzeitig ernten, sind in Deutschland üblich.

Gezogener Vollernter (2-reihig) 25

2020 ist ein moderner Vollernter des Lohnunter-nehmens Zöller in Kirch-weyhe im Einsatz. 26

  • Lagerung: Feldmiete

  Rüben konnten in gut zugedeckten Mieten für den Winter aufbewahrt werden. Die Mieten wurden oft auf      einem Feld nahe dem Hof errichtet.

  • Zubereitung als Tierfutter

 Die Rüben mussten zerkleinert werden, bevor man sie den Kühen oder Pferden vorwarf. Dazu gab es   Rübenschneider oder -häcksler, die mit einem Elektromotor angetrieben wurden.

Foto eines frühen Rübenschneiders (1954)27. Mit solchen Geräten, die durch einen Elektromotor angetrieben wurden, konnten die Futterrüben (auch „Runkelrüben“ genannt), zu Rübenschnitzeln verarbeitet werden.

6.3.4  Mais

 

Der Maisanbau setzt sich immer mehr durch. Mais ist sowohl als Tierfutter für Kühe und Schweine als auch in der Nahrungsmittelindustrie einsetzbar. Auch ist Mais als Energiepflanze gut verwendbar.

 

  • Silomais: Futter für Rindvieh
  • Silomais: Futterzusätze für Schweine (Corn-Cob-Mix - CCM 28)
  • Körnermais für Nahrungsmittelindustrie und andere Verwertungen
  • Energiemais: Rohstoff für Biogasanlagen

 

Der Maisanteil am gesamten Anbau hatte sich durch die Abnahme der Rindviehhaltung deutlich reduziert. Mit der Nutzung von Mais in den Biogasanlagen ist der Anteil wieder auf das damalige Niveau angestiegen.

 

Mais geht heute zum größten Teil in die Biogasanlagen von Sudweyhe, Dreye und Gessel. Als Futter bauen den Mais wohl nur noch folgende Betriebe an:

 

  • Julius Meyer in Sudweyhe
  • Gerrit Kuck in Dreye
  • Wetjen in Ahausen
  • Jörg Meyer und Heiner Ristedt im Jeebel
  • Töbelmann und Schenk KG in Kirchweyhe
  • Jens Meyer in Melchiorshausen

 

Als Energiemais wird Mais bezeichnet, der zur Energiegewinnung in Biogasanlagen genutzt wird. Da Mais einen geringen Wasserbedarf hat und nur mäßige Ansprüche an den Boden stellt, ist er in Deutschland eine verbreitete Kulturpflanze mit hohen Erträgen an Trockenmasse pro Flächeneinheit. Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird die Biogaserzeugung gefördert. Insbesondere nach Einführung des Nawaro-Bonus 29 mit der EEG-Novelle 2004 wurde der Energiemaisanbau ausgeweitet.

 

Energiemais unterscheidet sich in Anbau und Sorte zunächst nicht von anderem Silomais, der vor allem als Viehfutter dient. Der Begriff wurde geprägt, um zwischen der Verwendung zur Futter- oder Nahrungsmittelproduktion einerseits und zur Energiegewinnung andererseits zu differenzieren. Zunehmend unterscheiden sich aber auch der Anbau und die verwendeten Sorten vom konventionellen Futtermais.30

 

Als Silomais wird der gehäckselte Mais zur Lagerung in Mieten (meist große aufgefahrene Haufen oder halboffene Silo-Anlagen) verdichtet und luftdicht in Planen eingeschlossen. Auch der CornCobMix, der aus den geschroteten Maiskolben inklusive der Körner und Spindeln besteht, wird in flachen Siloanlagen mit einer Plane bedeckt oder wird in geschlossenen Silo-Behältern gelagert.

 

Sowohl der gehäckselte Mais als auch der geschrotete (CCM) werden direkt vom Feld in die Miete gefahren und dort verdichtet.

 

Auf dem Feld arbeiten die Maishäcksler, Spezialmaschinen, die das Häckselgut direkt in die nebenher fahrenden Ladewagen blasen. Daher ist bei der Maisernte immer ein Team von einem Häcksler-Fahrer und mehreren Trecker-Fahrern notwendig. Zusätzlich sind bei der Silo-Anlage mehrere Arbeitskräfte nötig.

 

Maishäcksler des Leester Lohnunternehmens Cohrs im Jahr 2020 31

Maishäcksler in Leeste32

Maisernte mit Maishäcksler in Erichshof  2018. 33

Auch bei den Maishäckslern ging die Entwicklung von zunächst gezogenen Maschinen zu Anbauhäckslern und schließlich selbstfahrenden Spezialmaschinen.

 

 

6.3.5 Energie aus Pflanzen

 

 

Kraftstoffe aus Pflanzen sind erneuerbare Energieträger, deren Einsatz nach der Energiekrise in den 1970er Jahren stark gefördert wurde. Es sind dies insbesondere das aus der Vergärung gewonnene Biogas und der raffinierte Biodiesel (Bioethanol).

 

Als Energiepflanzen kommen in Frage: Mais, Gräser, Getreide, Zuckerrüben, Bäume, Sonnenblumenkerne, Rapssaat, oder Kartoffeln

 

  • Mais

Maissilage kann als Rohstoff in Biogasanlagen zur Vergärung eingesetzt werden zur Erzeugung von Methan.

  • Raps

Aus dem Raps wird Rapsöl für die Erzeugung von Biodiesel und zum Betrieb von und BHKWs gewonnen, sowie Rapskuchen für Biogasanlagen.

Rapssaat hat sich etwa seit dem Jahrtausendwechsel zu einem wichtigen Bioenergieträger entwickelt. Rapsöl wird dabei vor allem für die Biokraftstoffe Pflanzenölkraftstoff und Biodiesel (Rapsölmethylester) verwendet. Daneben dient das Öl als Treibstoff in Pflanzenöl-Blockheizkraftwerken (BHKW) und als Brennstoff – pur oder in Beimischung – in Ölheizungen, die für den Pflanzenölbetrieb angepasst sind (Pflanzenölbrenner). Rapskuchen wird derzeit fast ausschließlich in der Tierfütterung genutzt, möglich ist jedoch auch die Verbrennung oder die Nutzung als Substrat in Biogasanlagen zur Wärme- und Stromerzeugung. 34

Ein blühendes Rapsfeld an der Hache
in Sudweyhe
[ Foto: B. Ansteeg]

Der von Weyher Landwirten geerntete Raps wird zur Getreidesammelanlage von GS agri gebracht. Ein Labor untersucht die Samen auf Feuchte und Qualität und stellt ein Testat aus. Danach wird abgerechnet.

 

Der bei GS agri gesammelte Raps wird größtenteils zu den Futterwerken der Genossenschaft geliefert und dort dem Viehfutter beigemischt.35

  • Getreide

Getreide als Energiepflanze ist prinzipiell möglich. Da hier aber starke ethische Argumente wegen der Verdrängung von Nahrungsmittel-Erzeugung ins Feld geführt wurden, ist der Anteil von Getreide wohl eher gering geblieben.

(Aus einer Biogas-Anlage in Groß Lessen wird folgender Substratmix berichtet:

50 % Reststoffe wie Gülle und Mist aus Schweine und Rinderhaltung

Von der anderen Hälfte stammt ein Drittel aus Zuckerrübenschnitzeln, die nicht zur Fütterung verwendbar sind, und aus nicht zur Fütterung geeignetem Getreide, und zu zwei Dritteln aus Mais, also

3 Sechstel Mist und Gülle,

1 Sechstel Zuckerrüben

2 Sechstel Mais)23

 

  • Andere

Die Energiegewinnung aus Rüben, Holz, Sonnenblumen und Kartoffeln hat im Weyher Raum wohl keine Bedeutung.

 

 

Eine Statistik über den Anbau von Energiepflanzen für Weyhe liegt nicht vor. Wie aber aus der Statistik im Kapitel 6.2.1 (Getreideanbau) ersichtlich, wird in Weyhe auf etwa 20 % der Flächen Silomais angebaut. Davon wurde bis Anfang des 21. Jahrhunderts die überwiegende Menge als Tierfutter verwendet. Heute ist der Anteil des in Biogasanlagen vergasten Maises stark angestiegen: Der in Weyhe angebaute Mais geht zum größten Teil in die Biogasanlagen von Dreye, Sudweyhe und Gessel.

 

Raps wird auf etwa 15 % der Flächen in Weyhe angebaut. Wie viel davon zur Biodiesel-Erzeugung und als Brennstoff verwendet werden, ist ebenfalls nicht dokumentiert. Da aber der überwiegende Teil der Ernte in Weyhe an GS agri geliefert werden dürfte und damit in die Viehfutterproduktion eingeht, ist der Anteil für die Energieproduktion wohl sehr gering.

 

 

Vergleich von Biogasrohstoffen24

Material                           Biogasertrag in m3 pro Tonne

                                       Frischmasse         Methangehalt

Maissilage                      202                        52 %

Grassilage                     172                         54 %

Roggen                          163                         52 %

Zuckerrüben                   125                         52 %

Futterrübe                       111                         51 %

Bioabfall                          100                        61 %

Hühnermist                       80                        60 %

Schweinemist                    60                       60 %

Rindermist                         45                       6 0 %

Getreideschlempe             40                       61 %

Schweinegülle                   28                       65 %

Rindergülle                        25                       60 %

 

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Anmerkungen

 

1 Broschüre: Kalidüngung, ca. 1925; a.d.B. der Familie J. Kreienhoop, Leeste
2 aus dem Nachlass der Familie Kreienhoop: Broschurüe Dungetabellen
3 Aus: Thomaskalender 1926 . a.d.B. der Familie Kreienhoop, Leeste
4 Fotos aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.107
5 Foto/Repro: W. Meyer
6 Foto/Repro: W. Meyer
7 Museum Gnarrenburg (Foto: P.Athmann)
8 Foto aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.107
9 Foto/Repro: W.Meyer
10 Foto aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.107
11 Foto aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.107
12 Fotos (3) aus dem Besitz von H.Riehn, Leeste
13 Foto aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.66
14 Fotos (2) aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.66
15 Foto aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.107
16 Foto: B.Stolte
17 Foto: P.Athmann 2020
18 Foto aus: (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit, 2011) S.15
19 Foto: AGW W. Meyer (s. auch Bildkalender Sudweyhe 2010)
20 Foto/Repro: W.Meyer (Bildkalender 2017)
21 Foto aus dem Besitz von A. Duwe – vgl. (Weber, 2017) S. 302
22 Fotos aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.102
23 Foto: Bildarchiv Kreismusem Syke – Repro aus Ausstellung Landwirtschaft, September 2022
24 Aus: Bokhop, H., Die Landwirtschaft, in: Der Landkreis Grafschaft Hoya, Oldenburg 1967,
25 Foto: wikipedia
26 Foto aus: Landtechnik Bremer Umland (facebook)
27 Fotos aus: F.W. Maier-Bode, Das Buch des Bauern, Landwirtschaftsverlag, Hiltrup, 1954, S.242
28 Corn-Cob-Mix ist ein meist in der Schweinemast eingesetztes Futter, das aus der Spindel und den Körnern des Maiskolbens besteht. Es ist eine Sonderform von Maiskolbenschrot, das mit einem Mähdrescher mit Pflückvorsatz geerntet wird.[…] CCM kann als vollwertiges Grundfutter mit hohem Energiegehalt in der Rinder- und Schweinemast eingesetzt werden. Der Rohfasergehalt liegt aufgrund der enthaltenen Maisspindeln mit fünf bis acht Prozent höher als beim Körnermais [wikipedia]
29 Nawaro - „Nachwachsende Rohstoffe“
30 Vgl. wikipedia: Artikel Energiemais (2020)
31 Foto: Landtechnik Bremer Umland (facebook)
32 Foto: Landtechnik Bremer Umland (facebook)
33 Foto: Kreiszeitung
34 Vgl. wikipedia Artikel „Raps“
35 Nach Angaben von GS agri 2021 (Stolte)
36 Vgl. Kreiszeitung v. 12.2.2021 (Sulinger Land)
37 Quelle: wikipedia 2020