Jubiläum: 100 und 110 Jahre Bremen-Thedinghauser Eisenbahn

Geschichtsgruppe Weyhe

Karl Hahn, Paul Athmann - basierend auf Veröffentlichungen von Wilfried Meyer

Weyhe Dezember 2020

 

2010

2010 wird der letzte Triebwagen T2 nach Leeste zurückgeholt - zum 100. Geburtstag der Kleinbahn.

1.8.2010 Jubiläum 100 Jahre Kleinbahn (Weser-Kurier 1.8.2010)

Auch die Lok VB36 005 der Museumsbahn Bruchhausen-Vilsen war zu Besuch.


Kreiszeitung 1.8.2010 Jubiläum 100 Jahre Kleinbahn

2017


2017 verkündet ein neu gegründeter Verein "Sudweyher Bahnhof e.V.  Kunst und Kultur am Gleis" die Renovierungspläne für den Sudweyher Bahnhof. Die Gemeinde stellt 75.000 € als Unterstützung zu den 400.000 € Umbaukosten bereit. Der Verein geht davon aus, dass der Rest durch Eigenleistung und Spenden aufgebracht werden kann.

Der Güterschuppen am Sudweyher Bahnhof im Jahr 2017. 59

2019

Der renovierte Bahnhof Sudweyhe wird eingeweiht. Hier gibt es jetzt jedes Wochenende Kaffee und Kuchen, es können Ausstellungen stattfinden oder man kann hier auch übernachten.

Das 110 Jahre alte Bahnhofsgebäude und das ebenso alte Aborthäuschen werden durch einen neuen "Toiletten-Waggon" ergänzt. Die Eingangstür dafür stammt aus dem Bahnhofsgebäude.

Im Cafe erinnert die Außentür vom Güterboden an die Eisenbahn. 60

Selbst im Obergeschoss wurde renoviert. Dort sind ein Übernachtungsraum, ein WC mit Dusche und ein Aufenthaltsraum eingerichtet. Der Blick geht auf das Gesundheitszentrum des TuS Sudweyhe.

2020

Kleinbahn Bremen-Thedinghausen wird 110

Weser Kurier 30.09.2020 Maike Plaggenborg 30.09.2020 

 

Die Kleinbahn Bremen-Thedinghausen wird 110 Jahre alt und der ehrenamtliche Gemeindearchivar Wilfried Meyer erzählt ihre Geschichte. 

Er zeigt sie in einer Ausstellung im Sudweyher Bahnhof. Einer, der sich auskennt: Der ehrenamtliche Gemeindearchivar Wilfried Meyer hat der Geschichte der Kleinbahn bereits vor 20 Jahren ein Buch gewidmet. Nun präsentiert er sein Wissen in einer Ausstellung und einem Bildervortrag. (Maike Plaggenborg)

 

Weyhe. In seinen Händen hält Wilfried Meyer ein Buch mit dem Titel „Durch alle Zeiten“. Er selbst ist der Autor und erzählt darin die Geschichte der Kleinbahn Bremen-Thedinghausen. 20 Jahre ist es her, dass der ehrenamtliche Gemeindearchivar sie aufgeschrieben hat. Vor zehn Jahren dann kam das Jahrhundertjubiläum, nun ist die Vergangenheit der Kleinbahn 110 Jahre alt. Und damit auch der Sudweyher Bahnhof. Der Verein um den Bahnhof mit Namen Sudweyher Bahnhof – Kunst und Kultur am Gleis wollte eigentlich groß feiern, aber dort wie überall anders muss das wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Eine Veranstaltung zum Anlass, genannt „Geburtstagswochenende“, gibt es dennoch.

 

Genau genommen reicht die Geschichte der Kleinbahn noch etwas weiter zurück, denn die erste 8,2 Kilometer lange Teilstrecke von Bremen-Huchting bis nach Brinkum wurde bereits vor 112 Jahren, am 1. Oktober 1908, freigegeben, weiß Meyer. In Huchting zweigten die Gleise von der Oldenburger Bahn in Richtung Kirchhuchting ab und schlossen Moordeich, Stuhr und Brinkum als nächste Orte ans Schienennetz an. In Brinkum endete für rund zwei Jahre die Strecke. Dort entstand für diesen Zeitraum ein kleines Bahnbetriebswerk mit einem „provisorischen Lokschuppen“ in Fachwerkbauweise. Die restliche Gleisstrecke konnte erst mit erheblicher Verzögerung und in Etappen fertiggestellt werden, berichtet er. Weiter ging es mit dem dreieinhalb Kilometer langen Abschnitt bis Leeste, der am 1. Februar 1910 fertig war, zum 1. Oktober dann war schließlich auch der Rest bis Thedinghausen befahrbar.

 

„Das war nicht eben zack – fertig“, sagt Meyer. Seinerzeit hatte es Proteste seitens Kirch- und Sudweyher Bürger aber auch Bauern gegen den Ausbau der Strecke gegeben. Sie seien die Hauptgegner gewesen, die auch mit einem Protestlied aufgewartet haben sollen. Kirchweyher Bauern hatten erst 1873 beim Bau der großen Bahnstrecke Bremen-Ruhrgebiet nach einer Zwangsenteignung die Zerstückelung ihrer Ländereien hinnehmen müssen. In Sudweyhe sollte die Bahn direkt neben der Dorfschule (heute Schmiede Greve) verlaufen, so Meyer weiter. Lehrer und Eltern befürchteten, dass der Unterricht erheblich gestört werden könnte. Weiteres Ärgernis: „Wie schon 1873 kam es wieder zu Enteignungsverfahren und mehrfach stand die Umlegung der Strecke über Lahausen-Sudweyher Heide in Richtung Riede zur Debatte.“ So kam es schließlich zu genannten Verzögerungen und damit einer Eröffnung in drei Etappen.

 

Betreiber der Bahn war zunächst die Bremisch-Hannoversche Eisenbahn der Deutschen Eisenbahngesellschaft, beide mit Sitz in Frankfurt/Main, wie Meyer berichtet. Sie war also in privater Hand – daher der Name Kleinbahn, deren Schienen genauso breit waren wie die der Hauptstrecken. Aus dem fernen Frankfurt kam dann auch die Entscheidung, dass Kirchweyhe keinen Bahnhof bekam, vermutet Meyer einen kleinen Racheakt wegen eben jener Proteste – auch bei der Fahrt des Sonderzugs durchs Dorf an jenem 1. Oktober vor 110 Jahren. „Vor Wut schnaubend und dampfend verschwand der Zug schließlich im Ellernbruch”, war die Erinnerung von Zeitzeugen, wie Meyer schreibt. Mit dieser Konsequenz: „Eine Bretterbude am Geestfeld war unser Bahnhof.“

 

Trotz allem: Güter- und Personenverkehr entwickelten sich rasch. 1915 schloss man das Gleisnetz in Kirchweyhe der Reichsbahnstrecke Bremen-Ruhrgebiet an. Doch der Erste Weltkrieg und die nachfolgenden schwierigen Zeiten vereitelten die schon trassierte Fortführung von Thedinghausen über Schwarme, Martfeld und Wechold nach Hoya. Später wurden die Linienbusse und der Gütertransport per Lastwagen größte Konkurrenz für die kleine Bahn. „1955 war Schluss mit dem Personenverkehr“, sagt Meyer. Auch hier wieder besagtes Datum: am 1. Oktober. Der Güterverkehr blieb – noch. Doch auch diese Tonnagen sanken, der Lastwagen bestimmte mehr und mehr das Transportgeschehen. Die Arbeitsplätze bei der Kleinbahn wurden immer unsicherer, blickt der Gemeindearchivar zurück.

 

Als dann Bremen 1997 seine Aktienanteile verkaufte und die Württembergische Cattunmanufaktur (WCM) diese erwarb, war der Bestand der Bahnstrecke gefährdet, denn die WCM sei überwiegend an den zahlreichen Immobilien interessiert gewesen. Im gleichen Jahr bemühte sich der Verein Kleinbahn Leeste (Pingelheini) um Rettung. "Der härteste Kampf unseres Vereins begann", teilt der kaufmännische Vorstand Gordon Doyen auf Anfrage mit. "Mit aller Kraft stemmten wir uns gegen die Stilllegung, brachten das Treiben der 'Heuschrecken' nahezu täglich in die Presse, ins TV und sogar in den 'Spiegel' und holten die Gemeinden und die Bremer Straßenbahn AG an einen Tisch." So sei die neue Bremen-Thedinghauser Eisenbahn GmbH entstanden, die die Strecke übernahm und in die Zukunft führte. Heute sei die Investmentfirma längst pleite, "aber die Kleinbahn lebt, hat alte Kunden wieder gewonnen und wurde komplett saniert. Doyen sagt: "Darauf sind wir stolz".

 

Die Zeichen stehen insgesamt auf Sanierung der Strecke und ihrer Anlagen, auch mit Blick auf den Ausbau der viel diskutierten Straßenbahnlinie 8. „Doch jetzt sind es nicht Bauern, die sich gegen die Nutzung als Straßenbahntrasse wehren, sondern zahlreiche Anlieger, die sich an die Ruhe an der Strecke gewöhnt hatten“, schreibt Meyer.

 

„Einige der Bahnhöfe blieben bis heute im Ortsbild unserer Gemeinden“ – allerdings mit unterschiedlichen Nutzungen. Und da blickt er insbesondere auf den Sudweyher Bahnhof, der 1991 Baudenkmal wurde und am „Geburtstagswochenende“ Veranstaltungsort für eine Ausstellung des Hobbyhistorikers sein soll. Losgehen soll es am Feiertag, also an diesem Sonnabend, 3. Oktober, mit der Öffnung des Bahnhofs in der Zeit von 13 bis 18 Uhr. Der Verein Sudweyher Bahnhof – Kunst und Kultur am Gleis will dazu „eine kulinarische Besonderheit“ anbieten, wie die 1. Vorsitzende Christine Burda mitteilt und auch verrät, dass es Kekse mit dem eigenen Logo sein werden. Am Sonnabend ist die Ausstellung mit historischen Aufnahmen und Texten zur Kleinbahn-Geschichte bereits zu sehen.

 

„Zur Ausstellung zeigen wir parallel im Clubzimmer im Obergeschoss nonstop den  Film Eisenbahnen in Weyhe der Weyher Filmfreunde“, so Burda weiter. Es kann sich jederzeit dazu gesetzt werden. Die offizielle Eröffnung der Ausstellung mit kleinem Imbiss ist am Sonntag, 4. Oktober, um 11 Uhr. Am Abend hält Meyer um 19 Uhr einen Bildervortrag zur Geschichte. Wegen des eingeschränkten Platzangebots ist dafür wie auch für die Matinee eine Anmeldung per E-Mail an info@sudweyher-bahnhof.de nötig. Die Ausstellung ist, samt Film, bis zum 15. November sonntags während der Öffnungszeiten (13 bis 18 Uhr) im Sudweyher Bahnhof, Raiffeisenstraße 11, zu sehen.

30.09.2020 Geschichte der Kleinbahn und Sudweyher Bahnhof von Wilfried Meyer (Kreis Zeitung Syke)