Die Alte Weser bei Dreye

Paul Athmann

Die Alte Weser bei Dreye ist ein abgetrennter Weserarm, der 1780 bei dem Durchstich der Weser zur Begradigung an dieser Stelle entstanden ist. Im 19. Jahrhundert wird der Altarm als Anlandungshafen für Holzflöße genutzt. Das Holz wird in der Fabrik Glade am Weserdeich verarbeitet.

 

Die Alte Weser wird in den 1960er Jahren von der Firma Bultmann ausgebaggert und dadurch vergrößert und vor allem vertieft. Von der „Herrschaftlichen Insel“, auch „Königsinsel“ genannt, bleibt nur noch ein schmaler Streifen. Die Verarbeitung des Kieses erfolgt direkt auf der Insel. Nach der Ausbaggerung werden die Kiesreinigungsanlagen abgebaut und gegenüber dem Sudweyher Wielt wieder neu errichtet.

 

Von Tauchern wird berichtet, dass der See ungefähr 7 Meter tief ist. An den Seiten ist der Grund steinig - wohl von den Resten der Ziegelei, die einst auf der Insel stand. 266

 

Der Kiesabbau in der Alten Weser ist im Kapitel über die Wirtschaftliche Nutzung weiter beschrieben.

 

Die Alte Weser wird heute als Bade- und Angelgewässer genutzt.

 

Trotz der intensiven touristischen Nutzung ist die Alte Weser bei Dreye auch ein von der Tierwelt genutzter Naturraum – insbesondere im Winter. Als seltene Vogelarten sind hier beobachtet worden: Baumfalke, Beutelmeise, Eistaucher, Eisvogel, Gänsesäger, Löffelente, Moorente, Ringdrossel, Schellente, Schwarzhalstaucher, Seeadler, Silberreiher, Sperber, Sumpfohreule, Waldwasserläufer, Weißstorch, Zwergsäger, Zwergtaucher sowie viele Rastvogelarten. Vgl. dazu das Kapitel über die ökologische Funktion der Marsch.

 

 

Die Alte Weser in Dreye als offizielles Naturbad der Gemeinde

 

Im 19. Jahrhundert war die Alte Weser noch als Hafen genutzt worden – zur Anlandung von Holzflößen und als Ausladeplatz für Waren aller Art. Im 20. Jahrhundert wurde nur noch das kleine Hafenbecken im Dreyer Hafen genutzt. Die Alte Weser blieb danach ein ideales Revier für Badegäste und Wassersportler, insbesondere nachdem die Inselziegelei geschlossen worden war.

1929 wird eine Badegruppe an der Alten Weser in Dreye auf Zelluloid gebannt.267 Im Hintergrund ist die „Königsinsel“ mit der Ziegelei zu erkennen.

Nach dem Krieg, bis in die 70er Jahre, wird die Alte Weser gern zum Baden genutzt, insbesondere nachdem sie zur Kiesgewinnung in den 1960er Jahren ausgebaggert und erweitert wurde.

 

In den 1990er Jahren ist die Alte Weser neben dem Weyher Freibad die Hauptstelle zum Baden, wo sich im Sommer die KGS-Schüler von Leeste und Kirchweyhe treffen. Aber auch Familien machen schon mal einen Ausflug an die Weser. Hier treffen sie auch auf viele Bremer, die mit dem Fahrrad über den Deich anreisen.

 

Auch im 21. Jahrhundert ist die Alte Weser noch als Badesee beliebt. Durch vermehrten Düngereintrag von den überdüngten angrenzenden Wiesen wurde aber das Algen-Wachstum gefördert, so dass es zu Badeverboten kommt.

Nachdem zunächst hauptsächlich die Badestellen an der nördlichen Seite der Alten Weser lagen, wird 2010 auch ein Badestrand an der südöstlichen Seite angelegt, der auch sehr gut angenommen wird.

 

Die Gemeinde Weyhe teilt 2015 über das Internet mit: „An dieser offiziellen See-Badestelle ist ein Hundebadeverbot zu beachten …. Der Bereich wurde zu Beginn der Saison mit neuen Schildern gekennzeichnet, da hier fast alle Schilder von uneinsichtigen Besuchern demontiert worden waren. Aber auch die wasserfreudigen Vierbeiner sollen ihren Badespaß erleben dürfen. Allerdings ist das jetzt nur an den drei neuen Badebereichen im nördlichen Bereich der Alten Weser, Richtung Dreyer Hafen, erlaubt.“

 

 

Aus dem Badegewässer Atlas Niedersachsen :

„Die Alte Weser befindet sich in Dreye in der Gemeinde Weyhe. Man erreicht das Gewässer über die A1- Ausfahrt Arsten/ Weyhe, weiter in Richtung Weyhe, dann gerade aus nach Dreye, über die Straße "Zollhof" zum Dreyer-Hafen. Ursprünglich aus einem alten Weserarm entstanden befindet sich die Alte Weser im Außendeichbereich eingebettet in eine Wiesenlandschaft. Am Ufer des Sees finden sich somit zahlreiche Liegeplätze im Gras. Die Seefläche des recht großen Sees beträgt 88500 m² bei einer durchschnittlichen Tiefe von 6 m bis maximal 15 m, im Strandbereich flacher.“

 

2007 : Badeverbot an der Alten Weser

Der südöstlich gelegene Badestrand ist fußläufig in ca. 10-15 Minuten vom Parkplatz am Dreyer Hafen zu erreichen. Ansonsten besteht keinerlei Badeinfrastruktur wie sanitäre Einrichtungen, Kiosk o.ä. Entsprechend ist die Nutzung des Parkplatzes kostenlos.

 

In den vergangenen Sommern war die Badewasserqualität im Hochsommer häufig für wenige Wochen durch eine massenhafte Vermehrung von Blaualgen eingeschränkt. 2007, 2008 und 2011 musste aus diesem Grund mehrmals ein Badeverbot ausgesprochen werden.“ 280

 

2015 postet die Gemeinde Weyhe im Internet: „Ungetrübter Badespaß an der Alten Weser in Dreye: Die Ergebnisse der jüngsten Probennahmen weisen hier eine sehr gute Wasserqualität aus."

 

Auch Taucher erkunden schon mal den See. Sie stufen ihn aber nicht als interessantes Tauchgebiet ein. Der etwa 7m tiefe See habe teils steinigen Grund (wohl von der Inselziegelei) und das Wasser sei zuweilen recht trübe. 281

 

 

Das Dreyer Schlittschuh-Paradies

 

In den 1940er Jahren war die Weser noch einige Male zugefroren, oder sie führte Hochwasser, und das überschwemmte Vordeichsland erhielt eine Eisdecke:

 

„Im Winter wurden immer die Wiesen hinter dem Deich beim Korbhause überschwemmt. [… ] So reichte die Eisfläche bei Dauerfrost von der ‚kleinen Weser‘ bis zur Dreyer Brücke. … Viele junge Leute […] trafen sich hier zum Eislaufen. Manche hatten selbstgebastelte Schläger mitgebracht, um Eishockey zu spielen. […] Die meisten liefen auf ihren Schlittschuhen vom Korbhaus bis zur Dreyer Brücke und wieder zurück.“ 282

 

Im Winter 1947 war die Weser selbst zugefroren, so dass man sie zu Fuß überqueren konnte. 283

 

Ingrid Schierenbeck aus Kirchweyhe schreibt 2017 auf facebook: 284 „Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir in den 60iger Jahren von Dreye-Hafen bis zur Eisenbahnbrücke auf der "großen" Weser gelaufen sind. Mit ‚Holländern‘ sind Bekannte bis Uesen gelaufen. Die ersten Schlittschuhe (Hackenreißer) nach dem Krieg

haben auch die einzigen Winterschuhe ruiniert. Welch ein Wunder waren dann später die Hohlschliff-Modelle; von Onkel Rudi Goldbecker immer wieder für den nächsten Winter nachgeschliffen.“ An anderer Stelle schreibt sie, dass sie auch noch in den 1970er Jahren mit ihrem Mann bis zur Eisenbahnbrücke gelaufen ist285

 

Helm Lendorff geb. Liebe kommentiert 2019, dass auch sie (wohl 1949) mit der ganzen Familie über die zugefrorene Weser gelaufen sind, von Dreye bis Bollen und zurück 286: „An einem Tag, hin und zurück. Familie Liebe au complet, Vater und Mutter mit ihren 4 Kindern! Ich selber war damals noch sehr klein, glaube noch nicht ‘mal 10-jährig. Niemals niemals werde ich diese Überquerung vergessen! Am Abend, schon dunkel, griffen wir dann noch einen jungen Mann auf, der sich in den Eisschollen verirrt hatte. Und zum Abschluss mussten wir alle 6+1 noch zu Fuß von Dreye zurück nach Kirchweyhe laufen, eher stolpern! Diese Überquerung, diese sich noch bewegenden übereinander geschobenen Eisschollen, die es galt zu überspringen ...., ein unvergesslicher Alptraum!”

 

Ende 1995 bis Anfang 1996 ist die Weser wieder zugefrorenen – nach langer Zeit das erste Mal wieder. Während Spaziergänger das einmalige Vergnügen genießen können, lässt die Schneedecke leider das Schlittschuhlaufen nicht zur Freude werden.

 

Blick von der Weser auf die Häuser von Dreye – über die Alte Weser hinweg. Foto von Anfang Februar 1996. 276

Foto: W. Meyer 287

 

 

Fahrradfahrer auf der zugefrorenen Weser im Februar 1996. 288

 

Die Dreyer hatten ihr Schlittschuhparadies vor der Haustür: Wenn es kalt genug war, konnte man auf der ausgebaggerten Alten Weser seine Eislaufkünste unter Beweis stellen oder dem Eishockeysport frönen. In den 1950er/60er Jahren war das noch häufiger der Fall. Das Eis musste oft erst von Schnee befreit werden.

 

Im Januar 1996 ist die Alte Weser mit einer tragfähigen Eisschicht bedeckt. Nachdem die ersten Enthusiasten das Eis freigefegt haben, treffen sich die Eishockey Fans zum sportlichen Kräftemessen. 290