Biografisches:
Geboren in Bremerhaven und die ersten acht Jahre in einer Signalstelle auf dem Deich mit Meer, Hafen und unendlicher Weite aufgewachsen, zog es mich schon in jüngsten Jahren hin zum Malen und Zeichnen, von meiner ebenfalls talentierten Mutter gefördert. Die erste – und einzige gemeinsame – Ausstellung hatten wir 1956 an Bord der „Christina Maria“, eines alten Seelenverkäufers, auf dem Weg nach Amerika mit Vatern dem Seemann. Gekonnt gestalteten wir das Kabelgatt im Bug mit Donald Duck, Mickey Maus und Kater Karlo Motiven. Leider wurde sie schon nach einem Tag vom Kapitän geschlossen und wir gezwungen, alles mit tristem Grau zu übertünchen.
Kunst und Literatur spielten in meiner Familie sowohl im mütterlichen als auch im väterlichen Teil schon immer eine besondere Rolle – mütterlicherseits gab es den zur Kaiserzeit bekannten Maler Prof. Hermann Schnee, dessen Vater eine Freundschaft zu Theodor Storm unterhielt, welche sich aber immer mehr auf den jungen Hermann verlagerte. Väterlicherseits schmückt Hermann Allmers den Stammbaum, der neben seiner Dichtkunst auch ein guter Maler und mit den Worpswedern um Modersohn befreundet war.
Mein Onkel Wilhelm Schnibbe war dadaistisch beeinflußter Dichter und Hans Arp, mit dem er bekannt war, gestaltete den Einband seines Büchleins.
So waren mir von Kindesbeinen an die Künste reichlich in die Wiege gelegt worden und Zeichnen und Malen immer eine sehr ernste, konzentrierte Angelegenheit für mich, keineswegs direkt emotional befreiend – das findet bei mir mehr in der Musik statt.
In der Schule gab es in Kunst fast immer beste Noten und mir ist bis heute der Lehrer gegenwärtig, der es in der 10.Klasse „wagte“, mir eine Drei zu geben.
Dem Wunsch meiner Mutter, Jurist oder Mediziner zu werden, wollte ich nicht nachkommen, war allerdings so realistisch, Kunst und Germanistik für das Lehramt zu studieren.
Das bescherte mir, durch Vermittlung einer Anhalterin, die mir erzählte, es gäbe in einem mir unbekannten Ort namens Leeste, eine KGS mit Kunsterziehermangel, den Umzug nach Weyhe und 16 Jahre als Lehrer, die ich genossen habe.
Der Ort war kulturell bunt aufgestellt und ich war in der Anfangsphase des Weyher Kulturringes aktives Mitglied. So traf ich auch Thomas Prieser, mit dem ich anfangs der 80er Jahre eine Ausstellung mit unseren Bildern in der Kreissparkasse bestritt – meine erste öffentliche, abgesehen von ein paar prämierten Bildern zur Studienzeit.
Die bisherige Krönung ist die Dauerausstellung des Triptychons „Riders on the Storm“, einem zehnteiligen Zyklus zur Seenotrettung, im „Deutschen Schiffahrtsmuseum“ in Bremerhaven.
Es folgten bis heute viele weitere Ausstellungen, in der ganzen Republik und in Holland, Kanada und den USA. Ein Bild segelt seit 2005 auf der amerikanischen Dreimastbark „Eagle“, die früher Deutsches Segelschulschiff unter dem Kommando meines Vaters war, in der Offiziersmesse um den Erdball.
Dazu die Teilnahme an namhaften Auktionen und diverse Veröffentlichungen.
Studienreisen nach Irland, Dänemark, Südfrankreich, Kanada und in die USA runden das Bild ab, sowie jährliche Arbeitsaufenthalte auf dem Darss.
Völlig unerwartet verstirbt Peter Barthold Schnibbe am 27. Febr. 2023 und hinterlässt eine große Lücke in der Kulturszene. Zum ersten Mal in seiner Geschichte geht der Kulturpreis des Landkreises Diepholz posthum an einen Künstler aus der Region. In einer Feierstunde im Kreismuseum Syke nimmt Frau Grit Schnibbe am 13. August 2023 den Preis entgegen.
Meine Malerei:
1. Einflüsse
Stilistisch hing ich schon immer sehr an der Gegenständlichkeit, war früh beeinflusst von den Impressionisten und Caspar David Friedrich. Im Studium beeindruckten mich die amerikanischen Fotorealisten – allerdings nur jene, die Geschichten erzählten und nicht die, deren einziges Ziel war, die Fotografie an Exaktheit noch zu toppen.
Zu Beginn der 80er Jahre machte mich ein Schüler auf eine Edward Hopper Ausstellung in Essen aufmerksam und auf die Ähnlichkeit Hoppers und meiner Malerei. Ich kannte ihn und seine Bilder bis dato nicht, empfand ihn als Bruder im Geiste – auch wenn ich die extreme Isolation seiner Protagonisten nicht teile. Der Vergleich war mir eine Ehre.
Wenig später entdeckte ich in Canada die Kunst Georgia O´Keeffes für mich – in Amerika eine große, hierzulande damals eine fast unbekannte Malerin. Kurze Zeit nahm sie auch Einfluss auf meine Bilder, aber besonders beeindruckt hat mich ihre konsequente Einstellung zur Kunst.
Einflüsse ja, aber direkt gestalterische Vorbilder gab und gibt es für mich nicht. Im Studium hatte ich mich außerhalb der Aufgaben völlig dem Einfluss meiner Professoren entzogen und arbeitete nur noch an sehr großen schwarz weißen Federzeichnungen, stellte die Malerei komplett ein.
Eine Verwandtschaft verspürte ich stets zu den nordischen Malern, insbesondere denen der Künstlerkolonie Skagen.
Doch es gab und gibt so viele – auch abstrakte – Maler und Malerinnen, die mich emotional und gedanklich ansprechen. So entstand in den letzten Jahren auch eine künstlerische Zusammenarbeit mit meinem Malerfreund Otto Quirin. Gemeinsame Ausstellungen (Künstlerhaus Spiekeroog; Blaues Haus Worpswede; Unserer Lieben Frauen Kirche Bremen) und drei gemeinsam gemalte Bilder – letzteres ein ungemein spannender und lehrreicher Prozess.
Und immer wieder verbindet sich auch meine andere große Leidenschaft, die Musik, mit der Malerei.
2.Farben, Untergründe, Medien, Technik
Bis in die 80er Jahre arbeitete ich mit Gouache, Feder, Kreide, Stiften, der Radiernadel und malerisch mit Ölfarben, bis mich die langen Trockenzeiten bei letzteren störten und ich zur Acrylfarbe griff. Diese ist seitdem mein vorherrschendes Medium. Früher auf Hartfaserplatte und Holz, heute auf Leinwand.
Malen draußen und drinnen, nach Vorlagen (Skizzen, Fotos, Modelle) und/oder nach der Natur. Dazu Aquarelle, Kreiden und Zeichnungen.
Die Grundtechnik meiner Acrylmalerei habe ich anfangs von der Gouache übernommen – heute mischen sich alla prima Malerei, Lasuren, pastose Partien - alles, was der Bildidee hilft, adäquat auf die Leinwand zu kommen. Um eine gezielte Grundstimmung ins Bild zu bringen, grundiere ich farbig, trage dann die Vorzeichnung und anschließend das farbige Motiv in zwei oder mehr Schichten auf.
3.Motive
„Beim Malen bedeutet `Suchen´ meiner Ansicht gar nichts. Auf das Finden kommt es an.“
Picasso, 1923
Ich male was mich will – male, was mir begegnet. In der greifbaren Realität oder in der der Träume und Phantasien. Begegnung heißt, daß etwas Unvorhergesehenes auf mich zukommt, mich vor allem emotional berührt, mein Leben erweitert. Das können Menschen, Tiere, Pflanzen, Landschaften, Gegenstände, Situationen, kann Spirituelles sein. Begegnungen erzählen Geschichten oder initiieren sie – ich erzähle sie in meinen Bildern. Spätestens mit der Fertigstellung eines Gemäldes bringt das Bild sie hervor, beginnt, sich mitzuteilen. Ich male das Innere mit Hilfe des Äußeren.
Grob gibt es in meiner Malerei drei Themenbereiche: Menschen – Amerikanismen – das Meer. Menschen sind Seelenlandschaften, darum liebe ich auch Portraits. Amerikanismen, weil ich die ersten Jahre meines Lebens weitgehend unter Amerikanern verbrachte und auch später immer wieder mit diesem Land verbundene positive Schlüsselerlebnisse hatte. Und mit dem Meer verhält es sich ähnlich – meine große Mutter. Dazu Landschaften und einiges mehr.
„Programma Con Calma“, Gemeinsames anlässlich der Worpsweder Ausstellung zu unseren Bildern, entworfen mit Otto Quirin:
Peter Barthold Schnibbe