Absatz der Ziegeleiprodukte

Paul Athmann
 
Die Ziegeleien lieferten die hergestellten Waren im 19. Jahrhundert nach Bremen und in die nähere Umgebung. Was im Kirchweyher Heimatbuch für die Ziegelei Oetjen festgestellt wurde, gilt auch allgemein für alle Weyher Ziegeleien: „Bremen und der Kreis Hoya waren die Hauptabsatzgebiete“.256
 
Vor der Motorisierung wurden die Steine und Dachziegel von den Abnehmern mit Pferd und Wagen abgeholt oder per Pferde-Fuhrwerk angeliefert. Auch per Schiff wurden Ziegelsteine und Pfannen an den Kunden gebracht – oft ins nahe Bremen.
 
1863 beantragen die Ziegeleibesitzer Dörgeloh, Oetjen und Esdohr die Instandsetzung des Ladeplatzes am Dreyer Hafen.257 Es wurden hier Brennmaterialien (Torf und Kohle) ausgeladen, aber auch Ziegel verladen. Deutlich wird dies bei der Stellungnahme zu dem Gesuch: Um zu begründen, warum der Ausbau des Ladeplatzes nicht notwendig sei,  heißt es in der Stellungnahme des Wasserbau-Inspektors Bauer: “ [es werden] seit Pflasterung der Landstraße mehrere 100,000 Ziegelsteine mit Wagen auf Land transportiert“.258  Daraus kann man wohl ableiten, dass der Transport der Ziegel vor der Pflasterung  noch vermehrt auf Schiffen geschah, wozu der Zuweg zum Dreyer Ausladeplatz (Löschplatz) in Anspruch genommen wurde. Die Schiffe wurden also wohl am Ausladeplatz, das heißt an der alten Weser, mit Ziegeln und Pfannen beladen. 
 


An                                                                                                                                              HStAH 80 Hann Nr. 12469
 
Königliche Landdrostei zu Hannover
 
Beschwerde Vorstellung: der Ziegeleibesitzer Dörgeloh und Esdohr zu Sudweyhe, Oetjen zu Ahausen, Amt Syke vom 9.August 1863 betreffend  die Beschaffenheit des Ausladeplatzes an der Weser, so wie der dahin führende Weg zu Dreye.
 
Der fragliche Ausladeplatz zu Dreye an der Weser dient einem sehr regen Verkehr, … auch dem Geschäftsverkehr der 3 gehorsamst Unterzeichneten. Diese seine Bestimmung scheint aber den betreffenden Wasserbau – Officinaten gleichgültig zu sein, da er von denselben in einer Weise behandelt wird, als sollte der Verkehr von Dreye weggescheucht werden, wie denn wir von verschiedenen Schiffern schon unsere Auftrage zurückgewiesen sahen, weil sie bei Dreye nicht ausladen wollten.
 
Nämlich gegen den Winter wird der fragliche Platz von 4 zu 4 Fuß mit Schlachtwasen bepfählt, so daß ein Befahren derselben mit Wagen und Pferden nicht bloß durchaus schwer, sondern selbst gefährlich ist, bis die Wagen diese Wasen genügend zerschnitten haben und eine Spur gewähren; im Frühjahre werden diese zerstörten Wasen freilich entfernt, dafür aber der Platz mit Treibsand beschüttet, der wiederum wegen seiner Losigkeit den Fußgängern selbst wie viel mehr für das Spannwerk ungemein lästig und hemmend ist.
 
Wir wissen freilich nicht, wie viel diese jährlichen  Operationen kosten, aber jedenfalls sind sie höchstens in wasserpolizeilicher Hinsicht nicht aber in Rücksicht auf den Verkehr zu erklären, und wir wissen, dass nirgend anders, namentlich in dem nahen Bremischen nicht, in falscher Weise dem Verkehre entgegengetreten wird.
 
Ferner ist der Weg, welcher von der Bremer Hoyaer Landstraße nach dem fraglichen Ausladeplatz  an der Weser führt namentlich im Herbst und Frühjahr kaum mit Fuhrwerk zu passieren, so daß auch dieser dem Verkehr außerordlich hindernt in den Weg tritt und dieser von bedeutenden Nutzen für den Verkehr sein würde, wenn endlich diese kurze Strecke mit als Landstraße aufgenommen würde.
 
Wir erkennen es mit Dankbarkeit, daß unsere hohe Regierung den Verkehr überall  zu heben sucht und sind überzeugt, daß des fraglichen Platzes Beschaffenheit nicht in Folge höherer Weisung so dasteht.
 
Um so zutrauensvoller wenden wir uns daher, da die bezüglichen subalternen Wasserbau-Offizinaten vergeblich mit unserer Belästigung bekannt gemacht sind, an Hohe Königliche Landdrostei mit unserer Beschwerde und der daraus fließenden unterthänigsten Bitte:
 
Hohe Behörde wolle eine Untersuchung des fraglichen wichtigen Platzes und des dorthin führenden Weges durch Absendung eines Sachverständigen vornehmen lassen und eine ge…mäßige Herstellung desselben gewogentlich  anordnen. 

 

Unterschriften:  A.Esdohr    J.H.Dörgeloh   Hr. Oetjen

Dass das Verladen der Ziegel auf Schiffe durchaus üblich war, zeigt auch eine Zeitungsnotiz aus dem Hoyaer Wochenblatt von 1875, wo beklagt wird, dass der „ überaus niedrige Wasserstand der Weser in den letzten Sommern“ die Versendung  der Ziegeleifabrikate aus dem Amt Nienburg nach Bremen behindert habe. 259 Auch wird in der Stellungnahme zum Gesuch der Anlage der Sudweyher Ziegelei im Jahr 1824 vermerkt, dass der Transport der Waren der Verdener Ziegelei in das Amt Syke „zu Wasser“ den Empfang erleichtere. 260
 
Mit der Einführung der Zollunion 1850 in Preußen, der ab 1888 auch Bremen beitrat, sowie mit dem Ausbau und Pflasterung der Verkehrswege wurde auch der Absatz der Erzeugnisse aus dem preußischen Gebiet nach Bremen erleichtert.

Dass der Transport der Steine mit dem Pferdewagen auch nicht immer einfach war, zeigt eine Zeitungsnotiz aus dem Jahre 1906: In Leeste stürzte die Brücke über den Mühlenbach ein, als ein Pferdegespann mit 2 hintereinandergeketteten Wagen einbrach, die mit Steinen beladen waren.261 Im Jahre 1909 vermerkt die Syker Zeitung im Zusammenhang mit der Ausbesserung der Landstraße von Angelse nach Kirchweyhe, dass die Straßen durch den ständigen Verkehr von „schweren Stein- und Mehlfuhrwerken“ zum Kirchweyher Bahnhof so sehr abgenutzt würden, dass sie einer häufigen Ausbesserung unterzogen werden müssten.262 Aus dieser Notiz  erkennt man weiter, dass viele Steine der Leester Ziegelei auch mit der Bahn verschickt wurden. Dies dürfte auch für die anderen Weyher Ziegeleien gelten.

Als in den 1930er Jahren mit Diesel betriebene Zugmaschinen zur Verfügung standen, wurden sie auch für den Transport der Ziegel verwendet. Nach dem 2. Weltkrieg übernahmen dann Lastkraftwagen den Vertrieb.

Heute werden die Ziegel auf Paletten gepackt und mit Gabelstablern auf LKW verladen. Sie werden in ganz Deutschland und im europäischen Ausland (insbesondere in den Niederlanden) vertrieben.

 
Die Ziegelei Wehrmann hatte sich einen Namen als Hersteller alter Ziegelformate gemacht, die zur Restauration von denkmalgeschützten Ziegelbauten gebraucht wurden. Hier sind insbesondere Kirchen, Klöster und alte Einfriedungen (z.B. Friedhofsmauern) zu nennen. Die Ziegel wurden in Kleinserien hergestellt, wobei der Preis pro Ziegelstein relativ hoch sein konnte.
 
Die Ziegelei Wehrmann hatte sich dem Ziegelverkaufskontor angeschlossen, wohl in der Hoffnung auf steigenden Absatz. Da sich dieser nicht einstellte, trat man 1983 aus dem Kontor wieder aus und errichtete die Ziegeldiele als Präsentationsraum für die verschiedenen Ziegelformate.
 
Die folgende Tabelle zeigt eine Aufstellung von dokumentierten Bauten und erhaltenen Belegen für die Lieferung von Materialien der Ziegeleien. Da nur wenige Belege für Privatbauten verfügbar sind, stammen die meisten aus den Gemeinde-Archiven. Sie zeigen damit nur eine eng begrenzte Auswahl der gelieferten Erzeugnisse – mit einem Schwerpunkt auf öffentlichen Bauten. 
 
Die Mehrzahl der Ziegel ging aber an private Bauherrn und Unternehmen. Man kann annehmen, dass der Neubau der Bauernhöfe als feste Steinbauten Ende des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Weyher Gemeindegebiet hauptsächlich mit Weyher Ziegeln geschah.
 
Die Belege zeigen außerdem, dass nicht nur Ziegel und Pfannen ausgeliefert wurden: Oft wurde auch der Zement mitgeliefert. Außerdem wurde anfangs Kalk hergestellt oder mit verkauft. Dörgeloh betrieb 1859-63 auch eine Kalkbrennerei. 1863 wurden 1000 Tonnen Kalk gebrannt.
 
Die Tabelle enthält auch eine Auswahl von aktuellen Referenz-Objekten der Ziegelei Wehrmann, wie sie im Internet gelistet sind.263