Hermann Küsel

* 28.3.1897, + 14.1.1969, Lehrer in Lahausen

 

von Wilfried Meyer, Kreiszeitung v. 10.1.2024

 

 

Lehrer Küsel mit einer Schulklasse in der Lahauser Volksschule

 

[Repro: W. Meyer]

1984 benannte die Weyher Gemeindeverwaltung den Verbindungsweg von der Lahauser Straße zum Neddernfeld auf Antrag der Lahauser Ortsvereine in Hermann-Küsel-Weg. Wer war dieser Hermann Küsel ?

 

Am 28.3.1897 als Sohn eines Bauern in Rothlake (Gemeinde Posthausen, Kreis Verden) geboren, absolvierte er seine Ausbildung zum Volksschullehrer an der Präparandenanstalt in Aurich und Leer sowie im Seminar in Verden.

 

Nach der Entlassung aus englischer Gefangenschaft im Jahre 1920 wirkte er bis zum 30. Juni 1958, also 38 Jahre lang, an der damaligen Volksschule Lahausen. Dieser Umstand allein wäre aber sicher nicht ausreichend für die Benennung einer Straße nach ihm gewesen. Hermann Küsel offenbarte sich den Schülern und Dorfbewohnern in dieser Zeit als ein Mensch, der aktiv am kulturellen Leben teilnahm und es nachhaltig beeinflusste. Von 1929 bis 1959 wirkte er als Chorleiter im Gemischten Chor Kirchweyhe. 1938 gehörte er zu den Mitbegründern der Lahauser Bühne und fungierte bis zum Ausscheiden aus dem Schuldienst als deren erster Spielleiter.

 

Neben dieser Liebe zum Gesang und Laienspiel betrieb Hermann Küsel in jeder freien Minute die Erforschung seiner heimischen Umwelt, wobei es ihm die Pflanzenwelt ganz besonders angetan hatte. Er organisierte Exkursionen in die Umgebung Lahausens, seine Veröffentlichungen in Zeitungen und Fachblättern machten ihn im gesamten Bremer Raum bekannt. Wissenschaftler aus dem In- und Ausland zählten zu seinem Freundeskreis. Er veranlasste die Schaffung der ersten Landschafts- und Naturschutzgebiete, unter anderem auch des Blanken Schlatts in Barrien. Küsels Publikationen gehören noch heute zur Pflichtlektüre von Botanikern.

 

Die wohl herausragendste Tat im Wirken für seine Heimat dürfte sein Einsatz im April 1945 gewesen sein. Zusammen mit dem Bauern Lahrs hat er vermutlich die totale Zerstörung Lahausens durch die in Richtung Bremen vorrückenden britischen Truppen verhindert. Nachdem am 9. April schon die Höfe von Niemeyer und Brüning in Brand geschossen worden waren, schritten die beiden mit einer weißen Fahne den Soldaten entgegen und überzeugten sie dank Küsels Englischkenntnissen davon, dass sie keine Gegenwehr zu erwarten hätten. Daraufhin mussten sie als Faustpfand und Zielscheibe zugleich auf dem ersten Panzer Platz nehmen und die Engländer durch den Ort begleiten. Diese Tat, die eine weitere Zerstörung des Ortes verhinderte, war auch in den letzten Kriegstagen nicht unumstritten. Erst später hat man den Wert dieses Verhaltens erkannt.

 

Hermann Küsel starb vor fast genau 55 Jahren am 14. Januar 1969 in seinem Geburtsort Posthausen.

 

 

 

 

 

 

 

Hermann Küsel als Botaniker [Repro: W. Meyer]

 

 

 

Hermann Küsel mit Schulklasse in der Lahauser Volksschule, 1935

 

 

[Repro: W. Meyer]

Mehr Information über Hermann Küsel ist in den Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins  Bremen zu finden.

 

https://www.nwv-bremen.de/de/publik/abhandlungen-nwv/22-biographien/239-.html

 

 

Sein letztes Buch ist digitalisiert als PDF herunterladbar:

 

 

https://www.tuexenia.de/publications/mittflorsoz/Mitt_FlorSoz_1969_14_47-67.pdf