Gaststätte Wetjen in Lahausen

Geschichtsgruppe Weyhe

P. Athmann

Weyhe August 2021

 

 

Lage: Lahausen 19, Am Meyerkamp 97 (ehemals: Am Meyerkamp 21)

 

Die wohl schon 1836 gegründete Anbauerstelle wird von 4 Generationen der Familie Johann Wetjen bewirtschaftet. Der letzte Johann (* 1905) war mit Betty Stadtlander verheiratet und starb 1968. Sie stammte aus Eißel und war mit der Wirtin der Ahauser Gastwirtschaft Lehmkuhl verwandt. Sein Sohn Cord Johann verpachtete 1963 den Betrieb der Gaststätte an die Familie Hollmann. 1979 wurde das Haus an Max Grosser verkauft, und 1985 dann weiter an 2 Unternehmerinnen, die es zu Wohnungen umbauen ließen.1

 

Geschichte:

Der 1810 geborene Johann Wetjen gründet 1836 die Lahauser Anbauerstelle 19. Er wird als Anbauer, Glaser 2 und Landwirt bezeichnet. Er ist mit Catherine Daneke verheiratet, die von der Stelle Kirchweyhe Nr. 11 (Daneke am Dobben) stammt.

 

Johanns Sohn Johann Friedrich (* 1844) wird als Landwirt und Gastwirt bezeichnet. Er heiratet ebenfalls eine Daneke, Meta, vom Kötnerhof Melchers-Daneke (Kirchweyhe 33, heute 3 Wohnhäuser: Am Wittrocksee 2-4). Nach Johanns Tod übernimmt sein Sohn Johann Friedrich die Anbauerstelle samt Gastwirtschaft, zusammen mit seiner Frau Meta.

Foto vor dem Gasthaus, wohl zur Goldenen Hochzeit 1927: Vorne das Jubelpaar Johann Friedrich Wetjen (*1844) und Frau Meta geb, Daneke (* 1848). Dahinter v.l. Grete (Gretchen) Wetjen (* 1909), Annemarie geb. Kastens (* 1877) und ihr Mann Johann Wetjen (* 1878) mit deren Sohn Johann Dietrich (* 1905).

 

 

In den 1920er Jahren folgt Johann (* 1878), der Sohn von Johann Friedrich und Meta, dem Trend der Zeit und baut einen Tanzsaal an.

Grundrisszeichnung der Gastwirtschaft 1924 3

 

Das Gasthaus um 1930 [Fotos zur Verfügung gestellt:

E. Meier Lahausen]


Um 1915: (v.l.n.r.) Annemarie Wetjen geb. Kastens (*1877), mit den Kindern Johann (*1905) und Gretchen (* 1909).

Erhalten ist die Schankerlaubnis für Johann Wetjen vom 17. März 1924.

...

Erlaubnis für den Betrieb einer Gast- und Schankwirtschaft von 1924. (Ausschnitte).4

Angefügt war die Grundrisszeichnung der Gastwirtschaft (s.o.) 5


Zwei Fotos wohl aus den 1930er Jahren.6

Das Gasthaus mit dem Anbau in den 1930er (?) Jahren.7

1940 ist Johann Wetjen im Adressbuch als Gastwirt unter Lahausen 19 eingetragen. Er war allerdings schon 1939 gestorben, und sein Sohn Johann Dietrich betreibt in den 1940er und 1950er Jahren die Gaststätte samt Anbauerhof.

 

 

 

 

 

Anfang der 1940er Jahre.

Ein Foto vom Lahauser Sportplatz.8 Ein Zelt steht direkt neben dem Platz. Ob es für ein Schützenfest oder für ein Sportfest aufgebaut war, lässt sich heute nicht mehr feststellen.

 

Hinter dem Zelt die Scheune des Anbauerhofes Wetjen mit der Gaststätte (nicht sichtbar).

Der TSV Lahausen bekommt 1951 einen neuen Sportplatz: In diesem Jahr wird mit dem Lahauser Landwirt Johann (Dietrich) Wetjen, der auch noch eine Gastwirtschaft hatte, der erste Pachtvertrag für das Areal geschlossen. Ein Jahr später folgt, nach vielen Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder, die Einweihung. Die Lahauser haben nun für die „fast lächerliche“ Investition von 2 500 Mark einen neuen Platz.9

 

Die Gastwirtschaft Wetjen ist dann auch das Vereinslokal des TSV Lahausen, wie die Vereinsgeschichte für die Jahre bis 1960 ausweist. Die Turnergruppe des Vereins übt auf dem Saal von Wetjen, wenn das Wetter den Aufenthalt im Freien nicht zulässt.

 

1960 wird die Gaststätte von Johann Dietrich Wetjen und seiner Frau Betty geb. Stadtlander erneut umgebaut: Es wird ein Clubzimmer im Lokal eingerichtet. Der TSV feiert dort seinen Pokalsieg im Fußball.

 

Betty Wetjens Schwester Anni Adelheid ist zu dieser Zeit die Wirtin in der Ahauser Gastwirtschaft an der Rieder Straße. Sie hat Julius Dietrich Lehmkuhl geheiratet, Sohn des Ahauser Wirtes Heinrich Lehmkuhl und der Gesine A. Margarethe Turner.

Grundriss-Zeichnung des Umbaus 1960.10

 

Der Tanzsaal heißt jetzt Versammlungsraum.

 

Außer dem Saal sind in dem Gasthaus die Gaststube mit Theke, ein Clubzimmer und Toiletten vorhanden. Im Obergeschoss wohnt die Wirts-Familie.

Joh. Dietrich Wetjens Sohn Cord (* 1936) betreibt zusammen mit seiner Frau Christa Timmermann bis 1963 die Wirtschaft, ohne dass er sie offiziell übernommen hat.

Hochzeit Cord Johann Wetjen: (v.l.n.r): Gesche Timmermann, ihr Mann Johan Timmermann, die Braut Christa Timmermann mit ihren frisch vermählten Bräutigam Johann Cord Wetjen, Betty Wetjen geb. Stadtlander, ihr Mann Johann Wetjen. Foto: aus dem Besitz. v. Eveline Meier

Ein Foto aus der Gaststube: Der Wirt (Cord) Johann Wetjen (rechts) trinkt ein Glas Bier mit.

Foto: a.d.B. v. Eveline Meier

In den 1960er Jahren heißt der Wirt Paul Hollmann, der die Gaststätte zusammen mit seiner Frau Gertrud ab 1963 gepachtet hat. Hollmanns wohnen direkt neben der Gaststätte. In dieser Zeit hat der TSV Lahausen bei Hollmann weiterhin sein Vereinslokal. Die Fußballer treffen sich hier vor den Spielen und feiern nach dem Spiel die Siege bzw. betrauern die Niederlagen.11 Auch werden auf dem Saal die Vereinsversammlungen abgehalten.

 

Da vor dem Bau des Domizils des Schützenvereins an der Lahauser Badeanstalt (Senkstaken-Moor) kein Platz für ein Schützenfest zur Verfügung steht und der Platz am Denkmal und vor dem Gasthaus Lohmann zu klein ist, wird das Schützenfest zeitweise bei Wetjen gefeiert.

 

Es gibt in dieser Zeit auch einen Versuch, eine Karnevalsveranstaltung am Rosenmontag auf die Beine zu stellen. Dazu werden die Kolibris verpflichtet, die in dem Saal aufspielen, der zum Gasthaus gehört. Es bleibt allerdings ein einmaliges Ereignis.

 

In diesem Saal feierte der TSV Lahausen aber regelmäßig seine „Schwarzweiße Nacht“. Der Saal fasst etwa 100 Personen. Auch Silvesterbälle werden hier gefeiert. 12

 

1970 bezieht der TSV Lahausen sein neues Vereinsheim, so dass viele Veranstaltungen des Vereins nun nicht mehr in der Gastwirtschaft, sondern im Vereinsheim stattfinden.

 

Die Hollmanns betreiben die Gastwirtschaft bis 1978 13, als der damalige Wirt des Kirchweyher Hofs, Max Grosser, sie übernimmt.

Grossers Gasthaus „Zum alten Krug“ [Foto: Frank Grosser fb wf]

Max Grosser hatte bis 1966 den Kirchweyher Hof gepachtet, dann Dreyer in Hörden (noch 1975 verlegte der Boxring sein Vereinslokal nach Leeste zu Max Grosser).

 

Frank Grosser im Jahre 2020: „Meine Eltern haben das Gasthaus „Grosser Zum alten Krug“ betrieben. Wir waren vorher in Kirchweyhe „Max Bauerndiele“, heutiger Kirchweyher Hof. Gekauft hat mein Vater das Objekt von Wetjen“.

 

Grosser betreibt das Gasthaus noch einige Jahre, bis es ganz geschlossen wird und das Haus 1992 an 2 Unternehmerinnen verkauft wird, die es zu einem Vierparteien-Haus mit Wohnungen umbauen lassen.

Das umgebaute Haus im Jahr 1992.

[Foto: W. Meyer]

Das Haus ist heute im Besitz von Torsten Meier und einem weiteren Partner. 14

Bis 2015 steht noch die Eiche am Meyerkamp, allerdings mit schon deutlichen Krankheits-symptomen Sie muss von der Gemeinde gefällt werden, nachdem ihr Fortleben nicht mehr sichergestellt werden kann.

Foto 2015: P.Athmann

Das Haus im Jahre 2021: Ansicht vom Meyerkamp Foto: P. Athmann

Die Familie Wetjen blieb dem TSV Lahausen weiterhin verbunden: Als großartiger Torwart spielte Cords Sohn Jörg bis in die heutige Zeit in der 1. Mannschaft bzw. Altliga. Seine Frau Susanne war Kassenwartin und Zweite Vorsitzende des Vereins.

[Fotos(2): P.Athmann]

 

 

Die Ansicht vom Siedlungsweg 2021

Jörg Wetjen, der Enkel von Johann Wetjen, wohnt heute am alten Sportplatz. Er hat zu Hause noch eine alte Uhr von 1870, die mal in der Gastwirtschaft hing. 15

Jörgs Schwester Eveline Meier wohnt am Siedlungsweg. Sie hat Bilder und Daten zur Gastwirtschaft und zur Familie Wetjen gesammelt. Die Garderobe aus der Gaststube (Flur) ist nun in ihrem Wohnhaus aufgestellt.


Auch hat sie noch ein paar alte Spruchbilder aus der Gaststube in ihrem Besitz.16

Google-Ansicht des Gasthauses ca. 2016 von Süden17: Das Vierparteien-Wohnhaus, das mal Gasthaus war, liegt in der Bildmitte, an der Kreuzung von Siedlungsweg und Meyerkamp, nicht weit von der Bahn (obere linke Bildecke).

 

Anmerkungen

1 Angabe von J.Wetjen und Eveline Meier, Lahausen

2 Die Stelle wird wohl deshalb auch oft „Gläscher“ genannt. Im Museum Syke sollen noch Gegenstände aus seiner Glaserei vorhanden sein.

3 Anhang zur Schankerlaubnis 1924 (im Besitz von Eveline Meier, Lahausen)

4 Aus dem Besitz von Eveline Meier, Lahausen

5 Im Besitz von E. Meier, Lahausen

6 Foto aus dem Besitz von E. Meier, Lahausen

7 Foto aus dem Besitz von E. Meier, Lahausen

8 Foto aus dem Besitz von E. Meier, Lahausen

9 Kreiszeitung „Serie Lost Places“ akt. 21.4.2021

10 Anhang zur Schankerlaubnis 1960 (im Besitz von Eveline Meier, Lahausen)

11 Nach Angaben von Walter Uhlenkamp, Lahausen und Jörg Wetjen, Lahausen

12 Nach Angaben von Jörg Wetjen, Lahausen

13 Vgl. Gewerbeverzeichnis

14 Nach Angaben von Jörg Wetjen, Lahausen

15 Kreiszeitung „Serie Lost Places“ akt. 21.4.2021

16 Foto/Repro: P.Athmann

17 Copyright: Google 2021 GeoBasis DE BKG

18 Die Daten entstammen den genannten Verzeichnissen bzw. den Zusammenstellungen von Jobst Boyer - ergänzt durch die Ahnentafel und die Aufstellung der Familie Wetjen (Archiv Gemeinde Weyhe)

19 Nach Auswertungen von Häuserlisten und Kirchenbüchern durch Jobst Boyer und amtlichen Einwohnerlisten durch Karl Hahn- s. Datei 1907_2013_Gaststätten_in_Weyhe.xls