Gaststätte Engelke, Leeste

Geschichtsgruppe Weyhe

K. Hahn / P.Athmann

Weyhe April 2021

 

 

Lage: Alte Poststraße 29 (ehemals Leeste Nr. 98) ,Gasthaus Engelke

 

Das Gasthaus Engelke in Leeste ist kaum noch jemandem bekannt. Auch die Gebäude sind seit 2019 sämtlich abgerissen und durch Wohnungsbauten ersetzt.

Das Haus an der Alten Poststraße um 1950 1

 

Das Gasthaus muss unterschieden werden vom Gasthaus Waldkater in Melchiorshausen, dessen Wirt ab 1901 auch Engelke hieß.

 

Generation 1

Zur Errichtung einer neuen Hofstelle in Leeste (heute Am schmalen Bruch 24) kaufte 1833 Dietrich Engelke ( *1803) das Grundstück und erhielt die Hausnummer Leeste 96. Er war Sohn des Brinksitzers Cord Engelke aus Hallenhausen Nr. 2, (heute Delmenhorster Str. 41).

 

1832 heiratete Diedrich Engelke dann Anna Adelheid Drücker *1808 aus Melchiorshausen. Sie war die Tochter des Brinksitzers Hüneke Drücker aus Melchiorshausen, Melchiorshausen 4 (heute Hinter den Fuhren 35).

 

1847 erwarb Engelke zusätzlich noch das Grundstück an der Straßenecke (heute Ecke Alte Poststraße und Am schmalen Bruch) zum Bau eines Wohnhauses mit der Nummer Leeste 98 (heute Alte Poststraße 29).

 

Des Weiteren erwarb er 1864 eine Hofstelle in Melchiorshausen (heute Bruchweg) zum Bau eines Häuslerhauses Nr. 71. Diese Hofstelle wurde um 1930 wieder aufgegeben und es wurde dort auch nicht wieder gebaut.

 

 

Die Familie Diedrich Engelke hatte 6 Kinder: Johann *1835; Diedrich *1837; Albert *1839; Heinrich *1843; Margarethe *1846; und Anna Adelheid *1850.

 

1866 verstarb Diedrich Engelke mit 63 Jahren und seine Frau ebenfalls 1869 mit 61 Jahren. Die einzelnen Hofstellen bzw. Häusler-Stellen erbten dann die Söhne.

 

Generation 2

a) Johann, der älteste Sohn des Diedrich Engelke, erbte die Hofstelle des Vaters (Leeste 96);

                             Kartenauszug von Flur 18, 1869 Lee 96 (heute Am schmalen Bruch 24)

 

b) Johanns Bruder Albert Engelke erbte das Häusler-Haus Leeste 96 A, gegenüber der Hofstelle Leeste 96 und verkaufte es 1868, um damit die Anbauerstelle in Melchiorshausen (heute Bruchweg), abzufinden. Er baute dort und hatte die Nr. Melchiorshausen 71. Albert Engelke starb 1931. Die Hofstelle wurde aufgegeben und es wurde dort nicht wieder gebaut. Die Hausnummer Melchiorshausen 71 ging dann an Friedrich Harries (heute Zur Böttcherei 4).

                     Kartenauszug von Flur 17 von 1869 Lee 96 A (heute Am schmalen Bruch, ist abgebrochen)

 

        Kartenauszug von Flur 15, von 1869

Hofstelle Melchiorshausen Me 71 (heute Bruchweg; ist abgebrochen)

 

c) Diedrich Engelke jun. erbte 1886 durch Schenkung die Hofstelle Melchiorshausen Nr.16 (heute Hinter den Fuhren 55) von seinem Onkel Claus Clausen und seiner Tante Catharina Margarethe Clausen geb. Engelke. Sie waren kinderlos, da deren 5 Kinder alle im Kindesalter starben. Heinrich Engelke, der Sohn von Diedrich jun. heiratete 1899 die Witwe Gesche Beke Siemer geb. Schröder von der Gaststätte Waldkater, Melchiorshausen Nr.13.

 

d) Margarethe Engelke heiratete nach Hörden Nr. 20, zur Hofstelle Speckmann;

 

e) Anna Adelheid heiratete W. Budelmann;

 

f) Heinrich Engelke erbte 1866 das Wohnhaus in Leeste 98 und er heiratete 1869 Becke Pundsack aus Leeste Nr. 104.

Kartenausschnitt von Flur 17 von 1869 mit der später in rot eingezeichneten Änderung.

Die Hofstelle mit der Nummer Leeste 98, Wohnhaus und der angebauten Scheune an der

Straßenecke, wo später ein Wohnhaus gebaut wurde.

 

 

Die Einträge in der Steuerliste von 1891 und in den Einwohnerlisten von 1907 und 1911 sowie die Zeitungsausschnitte in der Syker Zeitung belegen auch die Existenz der Landwirtschaft einerseits und die der Gastwirtschaft von Heinrich Engelke andererseits - bis zu seinem Tod 1908. Der genaue Beginn des Betriebes der Gastwirtschaft lässt sich allerdings darüber nicht ermitteln.

Auszug aus der Häuserliste (Eigentümer) 1860 bis ca. 1895, mit dem Kauf 1847 und der Erbfolge von Diedrich Engelke zu seinem Sohn Heinrich 1865

Auszug aus der Häuserliste (Eigentümer) 1895 bis ca. 1913 mit Erbgang von Heinrich Engelke zu Heinrich Siemer 1911

Auszug aus der Adressliste von 1907, mit Heinrich Engelke, Gastwirt Nr. 98

 

 

 

 

 

Auszug aus der Steuerliste 1891, mit Brinksitzer und Gastwirt Heinrich Engelke Nr. 98


In allen drei Listen ist auf der Stelle Leeste 98 Johann Engelke als Gastwirt eingetragen. Es erscheinen auch Anzeigen von Veranstaltungen in der Syker Zeitung für die Jahre 1892, 1905, 190

Hausverkauf im Lokal des Gastwirts H. Engelke;

Syker Zeitung vom 23.02.1905

 

Syker Zeitung v. 29.04.1905

 

Syker Zeitung vom 25.01.1906

 

Heinrich Engeke sucht eine Haushälterin, weil die Ehefrau wahrscheinlich erkrankt ist.

Syker Zeitung v. 01.02.1906

 


1908 verstarb Heinrich Engelke, und 1911 verstarb auch die Ehefrau Becke. Die Familie hatte 7 Kinder, von denen 3 schon im Kindesalter starben.

 

 

Generation 3

Die älteste Tochter Anna Engelke erbte die Hofstelle 1911. Sie hatte 1901 den Landwirt Heinrich Siemer aus Melchiorshausen Nr. 22 (heute Grützmacher Str. 10) geheiratet. Sie übernahmen die Hofstelle, und die Eheleute betrieben nur noch die Landwirtschaft und keine Gastwirtschaft mehr.

 

Sie hatten 2 Kinder, Heinrich Siemer geb.1902 und Beta Meta Siemer geb.1905.

 

Heinrich Siemer starb im 1. Weltkrieg, 1915 in Russland.

 

Die Gebäude auf der Stelle 98

Ab ca. 1900 sind wahrscheinlich mehrere Gebäude, wie Wohngebäude, Stallungen und Nebengebäude gebaut worden. In dieser Zeit entstanden in Leeste viele Gebäude. Es mag auch damit zusammenhängen, dass es in Leeste eine Ziegelei in der Zeit von 1896 bis 1914 Steine produzierte. Bei der Leester Ziegelei GmbH war der Bruder Johann Cord Engelke von der Stelle Leeste 96 auch Gesellschafter.

 

Wenn man die Grundrisse der Gebäude auf der Karte von 1869, mit den vorhandenen Gebäuden von 2020 vergleicht, so sind deutliche Veränderungen festzustellen. Die alten Gebäude sind da nicht mehr erkennbar.

 

Im 2. Weltkrieg sind keine Gebäude zerstört worden, was auf eine Neuordnung der Gebäude Hinweise gegeben hätte.

 

Die Gastwirtschaft zuvor war wahrscheinlich ein kleiner Nebenbetrieb neben der Landwirtschaft und in einem Raum im alten Haus untergebracht. Sie bestand ca. 20 Jahre. Es gibt keine Hinweise für einen Saalbetrieb für Versammlungen oder eine Kegelbahn.

 

Der Nachbar Brinksitzer Heinrich Kattau, Leeste Nr. 99 auf der anderen Straßenseite(heute Alte Poststraße 32), setzte den Gasthausbetrieb in seinem Hause fort. Er hatte schon 1901 seinen neuen Saal eingeweiht. Man sagt es war zuerst eine Gaststätte mit „Strohhotel“. Es hatte Kundschaft von Durchreisenden und auswärtigen Arbeitern, die beim Kleinbahnbau oder bei der Reichsbahn in Kirchweyhe beschäftigt waren. Ähnliches könnte zuvor auch bei Heinrich Engelke so gewesen sein.

 

 

Generation 4

Der Sohn Heinrich Siemer, heiratete 1923 Marie Lübeck aus Erichshof Nr. 39 (heute Kalberkamp 5) und sie betrieben weiterhin die Landwirtschaft.

 

Generation 5

Der Sohn des Heinrich Siemer, Heinrich jun., führte in der Nachkriegszeit die Landwirtschaft fort und verlagerte seine Aktivität dann immer mehr auf sein neu gegründetes Fuhrgeschäft.

 

Mit einem Lastwagen fuhr er vorwiegend Füllsand aus den Sandgruben in Ristedt und Kätingen zu den Baustellen nach Bremen.

 

Im hinteren Teil des Grundstückes baute sich Heinrich Siemer um 1990 ein Einfamilienhaus (Leeste Nr. 27).

 

Im alten Haus wurden die Wohnungen vermietet, ebenso die Scheune und Garage, in der zeitweise eine Druckerei und auch eine Autoreparaturwerkstatt untergebracht war.

 

Generation 6

Die Söhne von Heinrich jun. Siemer, Arno und Arnt, wohnen mit ihren Familien nicht mehr in Leeste. Sie führten die Landwirtschaft und das Fuhrgeschäft nicht weiter, da sie sich beruflich auch anders als ihr Vater orientierten.

 

Sie ließen die alten Gebäude 2019 abreißen, um dort für 2 neue Mehrfamilienhäuser Platz zu schaffen, mit den Hausnummern Alte Poststr. 27A und 29.

 

2020, Foto K. Hahn

Die beiden neu gebauten Mehrfamilienhäuser. Links im Bild die Nr. 27 A, dort stand zuvor eine Scheune und Lagerhalle die auch als Werkstatt vermietet war.

An der Straßenecke, „Alte Poststraße“ und „Am schmalen Bruch“ steht der Neubau mit der Hausnummer Alte Poststraße 29. Dort stand zuvor das Wohnhaus mit der gleichen Hausnummer.

  

Anmerkungen

1 Foto / Repro: Heinz Tödtmann

2 Daten nach Auswertung der Einwohner / Eigentümerlisten aus dem Gemeindearchiv (K.Hahn) und der Geburts-, Sterbe, Trau- und Heiratsregister aus dem Pfarrarchiv Leeste (J.Boyer)