Sudweyher Ziegelei

Paul Athmann

 

Dies ist die älteste der Weyher Ziegeleien. Sie wurde unter der alten Hausnummer Sudweyhe 101 geführt und lag auf dem "großen Marschkamp", heute: „Alte Ziegelei“, in der Sudweyher Marsch, und zwar nördlich des Kirchweyher Sees.
 
Sie hat seit ihrer Gründung schon einige Besitzer- und Pächter-Wechsel mitgemacht Heute ist das Gelände mit den Restgebäuden im Besitz des Landwirts Albert Esdohr (Sudweyher Str. in Sudweyhe).
   
 
Die Rest-Gebäude der Sudweyher Ziegelei im Jahr 2010
 
 Geschichte der Sudweyher Ziegelei


Die Restgebäude der Sudweyher Ziegelei im Jahr 2010
Die Restgebäude der Sudweyher Ziegelei im Jahr 2010

1824

Am 15. April  stellt der Drost von York, Zesterfleth, im Auftrage der Erben des von der Decken‘schen Gutes in Sudweyhe, einen Antrag auf Anlegung einer Ziegelei auf dem Großen Marschkamp in der Sudweyher Marsch. 32 Nach dem Verkauf des Landes des Gutes von der Decken im Jahre 1820 war dieser Marschkamp übriggeblieben. Laut dem Gesuch war das Land kaum landwirtschaftlich zu nutzen, da es zu hoch lag, und daher bei den alljährlichen Überschwemmungen dieses Stück vom düngenden Segen des Weserwassers ausgespart blieb.


An Königlich Großbritannisch-Hannoversche Landdrostei in Hannover
 
gehorsamstes Gesuch von dem Drosten von Zesterfleth in York,
 
für sich und namens der übrigen Erben weyland der Landräthin von der Decken in Sudweyhe,  Amt Syke,   vom 13.April 1824
 
die  Anlage einer Ziegeley betreffend
 
Zu dem uns aus dem Nachlasse weyland der Landräthin von der Decken zugefallenen Gute zu Sudweyhe gehört ein beträchtliches Pertinenz, der sogenannte große Marschkamp, welches obgleich sonst aus schwerem Marschboden bestehend, dennoch wegen seiner hohen Lage fast gar keinen landwirtschaftlichen Nutzen gewährt und dafür bey der Dismembration des Gutes überall keinen (…lichen) Liebhaber gefunden hat, auch so wenig zur Beweidung wie zum …bau pachtweise unterzubringen ist. Diesen Augenblick finden wir eine sehr vorteilhafte Gelegenheit, es zur Anlage einer Ziegeley zu benutzen und sowohl uns damit einen verhältnismäßig guten Ertrag davon zu verschaffen als auch durch das, vermittelst der Abstechung der ZiegelErde zu bewürkende Erniedrigen der Oberfläche, diesem Pertinenz allmählig einige landwirtschaftliche Brauchbarkeit zu verschaffen.

So vorteilhaft diese Anlage für uns auch wäre,  so müßte sie dem Publico doch nicht minder angenehm seyn, da im ganzen Amte Sycke nur eine Ziegelei zu Ketsche ist, welchen ihren Hauptabsatz wohl nach Bremen hat, wozu sie wegen der dicht vorbeifließenden Weser sehr bequem gelegen ist, dagegen aber auch aus demselben Grunde bey nasser Witterung von den Geestdörfern des Amtes nur schwer erreicht werden kann.
 
Wenn nun durchgreifende polizeyliche Gründe für diese Anlage und nichtig dagegen sprechen dürfte als allenfalls der Umstand, daß diese neue Anlage der Ziegeley zu Ketsche nicht ganz angenehm sein mögte, weil sie dadurch die Möglichkeit verliert, den Preis der Ziegel in dieser Gegend nach Willkür zu fixieren, so hoffen wir keine Fehlbitte zu thun, wenn wir um Eure Hochwohlgeb. gnädige Genehmigung zu dieser Anlage bitten, und beharren im Vertrauen auf eine gnädige Gewährung. 

 

Euer Hochwohlgeboren   

                           ganz gehorsamste    

                                                  die Erben weyland Landräthin von der Decken  

 

Am 22.April überstellt der Amtmann des Amtes Syke das Gesuch an die Landdrostei Hannover und führt einige Bedenken auf:

1. Auf dem Lande brauche man keine Ziegel. Der Landmann baue mit preiswerteren Lehmziegeln und decke sein Dach mit Stroh.
2. Es gebe schon eine Ziegelei im Amte – die von Anton Meyer in Ketsche. Deren Absatz und Verdienst würde durch eine neue Ziegelei geschmälert.
3. Der Weg zu der Ziegelei in der Marsch wäre bei schlechter Witterung nicht zu befahren.
4. Die Konkurrenzsituation für die bestehende Ziegelei sei schon durch  mehrere existierende Ziegeleien gegeben: eine in Lünsen, eine in Bruchmühlen, zwei in Twistringen, eine bei Blockwinkel, ein bei Stuhr, zwei in Bremen, zwei bei Daverden, eine bei Sagehorn und eine bei Verden.
5. Die Erben des v.d. Decken‘schen Gutes würden weit entfernt wohnen.
6. Der Große Marschkamp würde nach der Abgrabung aus derListe der „cultivierten Grundstücke“ herausfalleund daher keine Abgaben mehr liefern. Auch sei mit Klagen der Landnachbarn wegen austretender Dämpfe und wegen des  Zerfahrens der Wege zu rechnen. 33

 

Aus der Stellungnahme spricht die Skepsis des Amtmanns bezüglich des Bedarfs einer neuen Ziegelei. Die herkömmliche Lehmbauweise scheint ihm besser geeignet für Bauten auf dem Lande. Außerdem befürchtet er Ausfälle bei den Abgaben an das Amt. 
 
Trotz der Bedenken des Amtes erteilt die Landdrostei Hannover am 19. Mai 1824 die Erlaubnis zur Anlegung einer Ziegelei auf dem großen Marschkamp in der Feldmark Sudweyhe:  „Da die Anlage einer Ziegelei insoweit eine freies Gewerbe ist, daß nur aus besonderen polizeilichen Rücksichten eine solche verboten werden kann“ . Eine „polizeiliche Rücksicht“ wäre etwa dann gegeben, wenn das vorgefundene  Material  nicht zum Fertigen von Ziegeln guter Qualität geeignet wäre. Solche Gründe lägen aber nicht vor. 34

Betreiber der  Ziegelei sind der Häusler und Maurer Claus Köster und der Brinksitzer Johann Heinrich Oetjen. In einem Gesuch des Brinksitzers Johann Heinrich Oetjen und des Häuslers Claus Köster v. 2. Mai 1824 heißt es: "Wir haben durch den H[errn] Advocat Lange zu Verden vor drey Wochen, eine Vorstellung Königl[icher] Landdrostey einsenden lassen, und in selbiger darum nachgesucht, dass uns erlaubt werden möge, eine Ziegelbrennerey bey Weihe anlegen zu dürfen, indem wir schon dazu den Platz von dem Herrn Drost von Zesterfleth gepachtet haben [...]“ 35


Laut Bericht des Amtes Syke v. 13. Mai 1824 handelte es sich bei dem Grundstück um einen "von der Deckenschen Kamp bey Sudweyhe" 
Der Brinksitzer und Krugwirt Johann Heinrich Oetjen, der 1824 die Ziegelei gründete, war seit 1811 Eigentümer der Brinksitzerstelle Sudweyhe 67 (Hausname: Knief bzw. Neuer Krug), heute: Hoher Geestweg 2. Diese Brinksitzerstelle befand sich um 1832 und noch 1845 im Besitz des aus Dreye stammenden Bremer Wasserbaudirektors Claus Blohm. Er war ein Bruder des Auricher Landbauinspektors Ernst Heinrich Blohm, der (siehe Pachtvertrag im Besitz der Familie Kuck) in den 1840er und 1850er Jahren den mit der Ziegelei bebauten großen Marschkamp in der Sudweyher Feldmark besaß. Bemerkenswert ist ferner, dass die Eigentümer des v.d. Decken'schen Gutes (früher Frese gen. v. Quiter) in Sudweyhe, denen einst der große Marschkamp gehörte, auch die Grundherrschaft über die Brinksitzerstelle Sudweyhe 67 ausübten.

 

Heinrich Blohm aus Dreye hatte 1820 nach dem Verkauf des Quiter‘schen / von der Decken‘schen Gutes durch die Erben der Elisabeth Adelheit von der Decken (geb. von Frese genannt Quiter) das Land des Gutes erworben. Ob er auch zu diesem Zeitpunkt schon den Platz der Ziegelei auf dem Großen Marschkamp mit erworben hatte, ist nicht geklärt.36  Dagegen spricht aber ein Hinweis aus dem Gesuch des von Zesterfleth, der den Kamp als unverkäuflich darstellt, weil er landwirtschaftlich nicht genutzt werden könne. 

 

Johann Heinrich Oetjen wurde am 4. Mai 1785 als Sohn des Brinksitzers Christian Oetjen und dessen Ehefrau Margarete Elisabeth Dörgeloh geboren. Er heiratete am 10. Juni 1811 Margarete Hörmann. Aus der Ehe gingen bis 1827 sechs Kinder hervor. Laut Bürgerliste der Maire Reide (Riede) v. Febr. 1812 war er zu jener Zeit Brinksitzer und Krugwirt. Wann er und seine Frau starben, lässt sich im Kirchweyher Pfarrarchiv nicht ermitteln. Die Familie muss Sudweyhe verlassen haben - vermutlich zwischen 1827 und 1832. 37

 

Am 9. Juli 1824 verpachten die Erben der Landrätin von der Decken durch den Stadtsyndikus Dr. Lang in Verden den zum Gut v. der Decken gehörenden großen Marschkamp an den Brinksitzer Johann Hinrich (oder Heinrich) Oetjen und Mauermann Claus Köster in Sudweyhe auf die Dauer von 15 Jahren "zum Behuf der Anlegung einer Ziegelei" für jährlich 230 Rthlr. Gold in wichtigen Pistolen zu 5 Taler gerechnet.


Dieser Marschkamp liegt in der Sudweyher Feldmark, "welchen die Pächter zum Behuf der Anlage einer Ziegeley erpachten und daher auch außer der Benutzung dieses Kampes als Grasländerey, befugt sind, die zu den Ziegeln benöthigte Erde, darauf zu graben." Sie müssen jedoch "1 ½ Spatt Kley stehen" lassen und „darüber den abzugrabenden obersten Spatt, zur Ziegeley ohnehin unbrauchbarer Erde, völlig eben wieder darüber [zu] bringen“.  Der Pachtvertrag wird zwar erst im Juli abgeschlossen, beginnt aber schon zum 1. Mai 1824 und soll am 1. Januar 1839 ablaufen. 38


Claus Köster (geboren am 28. Dezember 1797 und seit 30. Dezember 1818 mit Anne Margarethe Mattfeld aus Sudweyhe verheiratet) wird in den Kirchweyher Kirchenbüchern 1845 als Krugwirt bezeichnet und 1849/1855 als Ziegeleipächter.


Claus Köster war ein Sohn des Kirchweyher Häuslers Hinrich Köster und dessen Ehefrau Magdalene Dieckmann. Er betätigte sich von 1844 bis ca. 1848 als Krugwirt in Sudweyhe, am Deich. Während dieser Zeit scheint er nicht in der Ziegelproduktion aktiv gewesen zu sein.


Köster war aber von etwa 1848 bis 1857 erneut auf der Sudweyher Ziegelei tätig, lebte danach zunächst auf

der Brinksitzerstelle Sudweyhe 33 und zog 1861 nach Bremen-Kattenturm.39

 

Pachtvertrag aus dem Privatarchiv Fam. Kuck, Dreye: Pachtcontract Köster/Oetjen – Erben v.d.Decken: 

 
Zwischen dem  Stadtsyndicus Doctor Lang in Verden, namens und im Auftrag der Erben weyland der Frau Landräthin von der Decken auf Sudweyhe als Verpächtern von Einem und dem Brinksitzer Johann Hinrich Oetjen und Mauermann Claus Köster in Sudweyhe, als Pachtern am andern Theile, ist folgender Pachtcontract nach vorgängiger sorgfältiger Ueberlegung verabredet und geschlossen worden.
 
§ 1 Gegenstand der Pacht ist der, den Contrahenten sattsam bekannte, zu dem vormals von der Deckenschen Gute Sudweyhe gehörige große Marschkamp in der Sudweyher Feldmark, welche die Pächter zum Behufe der Anlage einer Ziegelei  erpachten und daher auch außer der Benutzung dieses Kampes als Grasländerey befugt sind, die zu den Ziegeln benöthigte Erde darauf zu graben.
 
§ 2 Damit aber die Benutzung des Kampes nicht eine Deterioration desselben zur Folge habe, sondern vielmehr zu dessen damit beabsichtigter Verbesserung gereiche, so sind Pächter schuldig:  die brauchbare Erde nicht bis auf den darunter liegenden Sand und Ohr abzugraben, sondern wenigstens 1 ½ Spatt Kley  stehen zu lassen und darüber den abzugrabenden obersten Spatt, zur Ziegeley ohnehin unbrauchbarer Erde, völlig eben wieder darüber zu bringen, so daß nach dem Abgraben keine Kuhlen und Löcher bleiben; sondern vielmehr gehörig (grebente?) Stücke gebildet werden.  sich auch in Ansehung der Plätze, wo die Ziegelerde gegraben wird, die Anweisung des von der Deckenschen Verwalters zur Direction dienen zu lassen, wobey es sich indessen von selbst versteht, daß letzterer, soweit es nur immer mit der künftigen oeconomischen Benutzung des Kampes vereinbarlich ist, bey solcher Anweisung die Bequemlichkeit der Pächter berücksichtigen muß.
 
§ 3 Die Dauer der Pacht ist vorläufig auf 15 Jahre bestimmt, welche vom 1. Januar dieses Jahres laufen, daher mit dem 1. Januar 1839 diese Pacht abgelaufen ist.
 
§ 4 Die Pachtsumme ist auf jährlich zweyhundert und Dreyßig Thaler, mit Zahlen geschrieben == 230 == Gold, an wichtigen Pistolen zu Fünf Thalern gerechnet, festgesetzt, welche jährlich am 1ten Januar bezahlt werden muß.  (?) indessen Pächter in dem laufenden Jahre allererst am 20ten May dieses Jahres mit den Ziegelarbeiten den Anfang haben machen können, und wegen dieses ersten Jahres §4 der am 12ten April k.a. abgeflossenen Punctation stipuliert ist, daß die Acht Monate vom 1ten May bis zum letzten October für die Dauer der Pachtzeit angenommen und Pächter die Pacht nur pro Rata der Zeit bezahlen sollen, während welcher sie in diesem Zeitraum das Pachtstück zum Behufe der Ziegeley gesetzlich zu ihrer Disposition gehabt; so bezahlen Pächter für das laufende Jahr 1824 nur 5 1/3 Antheil der ganzen Pachtsumme oder Einhundert Drey und Fünfzig Thaler Acht Gutegroschen Gold in der Folge aber für jedes Jahr die volle Pachtsumme von 230, ohne daß ihnen wegen irgend eines auch noch so ungewöhnlichen Unglücksfalles, einige (Remission?) bewilliget würde.                                                                        

 

§ 5 Die Pächter sind außerdem schuldig: 1. die benöthigten Ziegeleygebäude auf ihre Kosten anzulegen und zu erhalten, auch wenn sie nach Beendigung der Pacht sich wegen der Übernahme mit den Verpächtern nicht vereinigen könnten, dieselben wiederum auf ihre Kosten fortzuschaffen, und den Platz wo sie gestanden frey von allen Schutt und Unrath und völlig (garbant?) wieder zurück zu liefern. 2. die Unterhaltung des Heerdammes, soweit dieser dem Kamp obliegt, so wie auch die dazugehörigen Befriedigungen auf ihre Kosten zu beschaffen. 3.  zu (..sehung?) der Größe und Güte der Steine und Ziegel, die bestehenden Vorschriften zu befolgen.
 
§ 6 Pächter machen sich solidarisch, einer für den andern haftend, und unter ausdrücklicher Entsagung der Einrede der Theilung und Vorausklage, unter Verpfändung ihrer Habe und Güter und dem Beytritte ihrer Ehefrauen, verbindlich diesen Contract in allen Stücken unmangelhaft zu erfüllen.  Würden sie es daran ermangeln lassen und namentlich die Pachtgelder nicht spätestens im Verlaufe des Monats Januar jeden Jahres vollständig bezahlen, oder aber auf den Betrieb der Ziegeley in der Art  vernachlässigen, daß sich die Unmöglichkeit ergäbe,  aus derselben die Pacht zu entrichten, so sind die Verpächter befugt, außer der ihnen ohnehin zuständigen Klage auf Contracterfüllung, sofort die Ermittlung der Pächter zu verlangen und sodann nach ihrer Wahl, entweder eine anderweite öffentliche meistbietende Verpachtung der Ziegeley für die Dauer der sodann noch nachständigen Pachtjahre, auf Gefahr und Lasten der Pächter vorzunehmen, oder aber auch das Pachtgrundstück mit den darauf befindlichen Gebäuden auch Steine, Erde und Feuerungsvorräthen mit Ziegeleygerätschaften, welche alle in solchem Falle den Verpächtern als Entschädigung für die Aufhebung des Contractes und unbeschadet ihrer ferneren Ansprüche wegen etwaiger Pachtrückstände verfallen sind, zu sich zu nehmen. Pächter constituieren daher den Verpächtern für diesen Fall, das Possesorium auf diese Gegenstände an welchen den letzteren ohnehin ein Jus retentionis für die Erfüllung des Pachtcontractes gebührt. Gegen diese im untenstehenden falle auf der Verpächter Begehren sofort und paratissima Executione zu vollstreckende Exmission, sollen Pächter sich durch keinerley Einwand, namentlich auch nicht durch die Einrede des nicht erfüllten Contractes, schützen können, … (weitere Klauseln und Ausschlüsse für den Fall der Nichterfüllung)

  
§ 7 Wenn auch Verpächter es sich in dem §6 der oben angezogenen Punctation referiert haben, für die Herrn Grafen v. Schwichelt gebührende Abfindung des Zehntens = 10 Himtsaat von dem großen Marschkamp ohne alle, den Pächtern dafür zu leistende Entschädigung, das hierzu erforderliche … Land aber gegen eine verhältnismäßige Entschädigung pro Rata der Pacht zurückzunehmen, so wird, falls Verpächter zu diesem oder einem anderen Behuf die Zurücknahme einigen Landes von dem verpachteten Kamp bedürfen sollten, diese Referation damit wiederholt.   … (weitere Klauseln)
 
Geschehen zu Verden am 9ten July 1824 und zu Sudweyhe am 17ten September desselben Jahres. (Unterschriften:  Johann Hinrich Oetjen, Klaus Köster, xxx Namens der Erben weyland der Frau Landräthin v. der Decken) Actum Syke den 17.September 1824 …

Für die Verpächter der von der Deckensche Verwalter Conrad Block aus Sudweyhe und die genannten bey den Pächter persönlich nebst ihren Ehefrauen  Margarethe Dorothea verehelichte Oetjen geb. Hörmann  und  Anne Margarethe verehelichte Köster geb. Mattfeldt aus Sudweyhe

 

1827

Die Ziegelei wird im Zusammenhang mit Ausweisun-gen aus den Gemeinheiten erwähnt.


1829

Anwohner bzw. die Besitzer angrenzender Grund-stücke erheben Klage über austretende Dämpfe der Ziegelei. 
Dr. Fritz Garvens schreibt 1991 in einem Artikel für die Heimatblätter 40 von Klagen der Anwohner über austretende Dämpfe der Ziegelei im Jahre 1829. Es wurde daraufhin vom Amt Syke ein Gutachten eingeholt, in dem die Schädlichkeit der Dämpfe aus dem Ziegelofen untersucht wurde. Als Ergebnis stellte man Auswirkungen auf das Wachstum von Gartenfrüchten und die Kornreife von Getreide (Roggen) fest. 
In dem Artikel schreibt er weiter: "In den Jahren vor 1829 gab es im Amt Syke nur 2 Ziegeleien, die von Ketsche (Riede) und die in Weyhe".  Danach ist 1829 die Ziegelei also in Betrieb - als einzige auf Weyher Gebiet.

1832

Die Ziegelei liefert 5.300 Stück 10-zöllige Steine für den Anbau der Schnepker Schule.  In der „Rechnung über Einname- und Ausgabe“ werden die Zahlungen an den „Curator der Ziegelei zu Sudweyhe,  Einnehmer Segelke zu Dreye“ aufgeführt. 41

1833

Bei der Ziegelei sind 1 Meister (Heinrich Wallmeyer) und 5 Arbeiter aus „Lage im Lippischen“ beschäftigt: 42 


1836

Der Vollmeier Johann Esdohr wird angezeigt, weil er einen Fahrweg (Damm) durch den „Sudweyher See“ angelegt habe, der über den gemeinschaftlichen Kamp führte. Der Weg habe dazu gedient, um über eine Abkürzung zu seinen Marschkämpen über den Brink und „den Lehmkuhlen“ zu gelangen. Das Amt entscheidet, es könne ihm ein „Wegerecht über die Gemeinheit“ und das „Zerfahren des Angers zum Transport der Erde“ nicht gestattet werden. 43


In der Teilung der Sudweyher Gemeinheiten im Jahre 1845 wird die Lage der Sudweyher Lehmkuhlen bezeichnet. Ihre Grenzen werden folgendermaßen beschrieben:  Sie werden „nördlich durch das olim v.d. Deckensche Gut und die Kuhweide, östlich von dem Weyher See, südlich von den Stubbenwiesen und westlich von den Sudweyher Gärten und Höfen“ gebildet 44


Die Lehmkuhlen lagen also entlang des Süstedter Baches, dort wo sich heute der Ortsausgang von Sudweyhe befindet, zwischen der heutigen Sudweyher Straße (Brücke/Kriegerdenkmal) und der heutigen Einmündung des Baches in den Kirchweyher See.


Inwieweit dies mit der Sudweyher Ziegelei wirklich in Verbindung steht, bleibt noch zu klären. Vermutlich aber hat Esdohr am Süstedter Bach den Lehm abgebaut und über die Gemeinheiten zur Ziegelei gebracht, die aber zu dieser Zeit noch Claus Köster betrieb, der das Land von den Erben der Familie von der Decken gepachtet hatte.

 

1837

Johann Esdohrs Sohn Albert heiratet Beke Wendt. Sie stammt vom Vollmeierhof Sudweyhe Nr. 1 und wird durch ihre Mitgift die wirtschaftliche Basis für den Esdohrschen Hof verbessert haben - was eventuell später  (um 1855) die Übernahme der Ziegelei ermöglichte. 45

1839

In diesem Jahr läuft der Pachtvertrag zwischen Köster und den von der Deckenschen Erben aus. Ob es zu einer Verlängerung kommt, eventuell mit einem dritten Pächter Wicke (s.u.), ist nicht belegt. Über lippische Ziegler sind lediglich Unterlagen aus den Jahren 1833 und 1839-1841 vorhanden. Als „Fabrik“ ist angegeben „Einnehmer Segelken, Suedweyhe“

1843

Ein Hinweis im Staatsarchiv Hannover deutet auf einen Konkurs oder einen Verkauf der Ziegelei hin:
„Mandatar der Gläubiger der Pächter Oetjen, Köster und Wicke der Sudweyher Ziegelei, Claus Behrens zu Kirchweyhe, gegen den Einnehmer Segelke zu Dreye wegen der Ziegelei-Wagen und Ziegelei-Pferde, 1843-1847“ 46


Da auch keine Ziegeleiarbeiter in den Zieglerlisten für 1843 auftauchen, stellt sich die Frage, ob zu diesem Zeitpunkt die Ziegelei auf neue Besitzer überging. Segelke zu Dreye wird schon 1832 in Rechnungen der Schnepker Schule als „Curator der Sudweyher Ziegelei“ bezeichnet. Bis 1842 scheint der Betrieb unter seiner Leitung gelaufen zu sein.


Nach den Aufzeichnungen des Sudweyhers Heinrich Esdohr hatte der "Abbauer ohne Gänsetrift" Claus Behrens (*1784, + 1864) vom Hof Sudweyhe Nr. 94 in den Jahren 1825 bis 1828 den Posten des "Geldeinsammlers" in der Gemeinde, der z.B. das Einziehen der Contribution oder der Grundsteuer, des Hirten- und Nachtwächterlohns durchführte. Im Jahre 1852 wird er in einer Liste als Besitzer einer Tabakfabrik in Sudweyhe geführt. 47

 

1844/45

"Julius Turner u. Cons." werden als Besitzer erwähnt. Schon für 1844 erschienen Lippische Arbeiter in den Listen der Zieglerboten für die Ziegelei „Cl. Küster und J.Turner“
Betreiber der Ziegelei in Sudweyhe sind "Julius Turner & Cons.“. Sie beschäftigen fünf Arbeitskräfte, die neben gebrannten Mauersteinen auch "Floren und Ofensteine" herstellen. 48
Mit „Julius Turner & Cons[orten]“ sind möglicherweise nur Julius Turner u. Cord von Weyhe gemeint (s. unter 1847), oder aber Turner und Köster.
Johann Julius Turner, geb. 26. März 1779 in Syke als Sohn des aus England stammenden Sattlers William Turner und dessen 3. Ehefrau Catharina Margarethe Böse; gest. 12. Juni 1847 in Kirchweyhe; Julius Turner war zunächst Häusler in Kirchweyhe, um 1811/12 Häusler und Musikant in Sudweyhe, später Anbauer, Gastwirt, Hokenhändler und Tabakfabrikant in Kirchweyhe. 49
In den Aufzeichnungen der Ziegelboten über die Ziegeleiarbeiter wird in den Jahren 1844 und 1845 als Ziegelei „Cl. Küster und J.Turner“ vermerkt – siehe im Kapitel über die Lippischen Ziegeleiarbeiter. 

1846

Als Besitzer der Ziegelei wird der Landbauinspektor Blohm aus Aurich erwähnt. Der Pächter ist zu diesem Zeitpunkt Claus Köster. 50 

1847

"Die in dem hiesigen Amte jetzt vorhandenen Ziegeleien sind die auf dem Kampe des Landbau-Inspectors Blohm, in der Sudweyher Marsch, welche an Turner und Cord von Weyhe in Kirchweyhe bis zum 1. Mai d.J. verpachtet ist, und von da an von dem Landeigenthümer in Betrieb genommen werden wird." 51

 

Cord von Weyhe wohnte auf der Kötnerstelle in Kirchweyhe, in der Nähe der Felicianuskirche. 52 
Der große Marschkamp ging 1846 in das Eigentum des aus Dreye stammenden Landbau-Inspektors Ernst Heinrich Blohm in Aurich über. Er ist der Sohn des Brinksitzers Blohm in Dreye Nr. 13. Der Kamp ist heute im Besitz der Familie Kuck. 


Blohm hatte nach 1820 die Ländereien des aufgelösten v.d. Deckenschen Gutes erworben. Damit war er auch Besitzer der Stelle Sudweyhe Nr. 67 des Johann Heinrich Oetjen geworden: 1823 war die Stelle noch dem Grundherr v.d. Decken zugeordnet  53,  während 1833 Claus Blohm als Grundherr erscheint. 54


Es wurde der Pachtvertrag ab  dem 1.1.1847 allein mit dem Mauermeister Claus Köster zum Pachtpreis von 250 Taler Gold bis zum 1. Januar 1850 verlängert.


Am 3. April 1847 (für den Zeitraum 1. Januar 1847 bis 1. Januar 1850) und am 28. Oktober 1856 (für den Zeitraum Neujahr 1857 bis Neujahr 1858) lässt der neue Besitzer, Landbauinspektor Blohm in Aurich den Vertrag mit Claus Köster durch Bevollmächtigte erneuern, und zwar 1847 durch seinen Bruder Claus Blohm, Wasserbaudirektor in Bremen, und 1856 durch den Wasserbauinspektor Brockmann in Bremen. Die Blohms stammen alle vom Hof Blohm (heute Kuck) am Deich in Dreye.


Der neue Vertrag von 1847 bezieht sich auf den Pachtvertrag von 1824, so dass er fast als dessen Verlängerung erscheint. Man kann daher annehmen, dass Köster ununterbrochen die Ziegelei gepachtet hatte – mit wechselnden Partnern. 1847 tritt zum Beispiel der Vollmeier Johann Meyer aus Ahausen als Bürge für  Köster auf.

 

1852

Besitzer der Ziegelei ist 1852 Claus Köster. Dabei ist davon auszugehen, dass er das Land auch 1852 noch von Blohm gepachtet hat. In Unterlagen, die im Gemeindearchiv Weyhe aufbewahrt werden ist zu lesen:
1851/52: "Sudw. Ziegelei = Sudweyhe 101" 1852: "Claus Köster, Ziegelfabricant, 58 Jahre alt" 1852: "Namen des Fabrikanten: Claus Köster; Wohnort: Sudweyhe; Benennung der Fabrik: Ziegeley;  4 erwachsene männliche Arbeiter; Jährlich fabricirtes und abgesetztes Quantum: 180.000 Stück Steine" 55 


Nach einem Bericht aus dem Jahre 1852 hat Köster also jährlich mit 4 Arbeitern 180000 Steine erzeugt. Demnach hat er die Ziegelei auch nach 1850 noch besessen.56 Auch die Berichte der Zieglerboten weisen noch für die Jahre 1854-1856 den Namen Köster („Kuester“) für die Ziegelei in Sudweyhe aus – siehe im Kapitel über die Ziegler.

 

1854

Als Besitzer wird 1855 Albert Esdohr erwähnt.  Als Pächter wird jetzt Claus Köster genannt. 57 


Der Vollmeier Albert Esdohr (Sudweyhe 7) erscheint auch in einem Einwohnerverzeichnis vom 3. Dezember 1855 als Ziegeleibesitzer, Claus Köster ab diesem Zeitpunkt als Ziegeleipächter. In den Zieglerlisten taucht 1854 erstmals der Name „Essdorn“ auf, bis 1856 aber auch noch Köster.


Wann der Sudweyher Vollmeier Albert Esdohr die Ziegelei auf dem großen Marschkamp übernahm, konnte bislang nicht genau ermittelt werden. Vermutlich zwischen 1852 und 1854. Andererseits erscheint noch 1857 Claus Köster als Ziegeleibesitzer (s.u.). Zu beachten ist auch, dass 1852 Alberts Vater Johann gestorben war. Ab 1856 erscheinen Ziegler in den Zieglerlisten der Ziegeleiboten unter „August Esdor (?), Alb.Essdor u. Albert Essdor, Suedweihe“

 

In den Archiven in Hannover und Weyhe sind Unterlagen vorhanden:

  • 1855: "Albert Esdohr, Vollmeier und Ziegeleibesitzer, 45 Jahre alt"  58
  • 1855: "Claus Köster, Ziegeleipächter, 59 Jahre alt" 59
  • 1855/56: "Ziegeleibesitzer Claus Köster, Sudweyhe 101" 60

Klaus Kösters Sohn Hinrich (geb. 3. März 1827, seit 1855 verheiratet und später Anbauer in Sudweyhe 78 in der Sudweyher Heide) lebte in der zweiten Hälfte der 1850er Jahre als Häusler auf der Sudweyher Ziegelei. 61

 

1858

Die nebenstehende Tabelle zeigt die Anzahl der Lippischen Ziegler, die seit 1833 bei der Sudweyher Ziegelei angestellt waren - bis 1863, soweit Unterlagen vorhanden sind. In den Jahren 1854 und 1856 erscheinen sowohl Ziegler bei „Cl.Köster“ als auch bei „A.Essdor“. 68

 

Zwischen 1858 - 1869 ist der Vollmeier Albert Esdohre (1869 auch Holzhändler) Besitzer der Ziegelei, wie Unterlagen aus dem Gemeindearchiv Weyhe belegen. 62

In den Zieglerlisten der Ziegeleiboten erscheint der Ziegeleimeister Heinrich Puls unter der "Fabrik A. Esdohr, Suedweihe" für die Jahre 1858-1861, mit dem Vermerk "wohnt dort". 63

Weitere Unterlagen aus dem Staatsarchiv in Hannover und Unterlagen der Gemeinde Stuhr zeigen folgende Besitzverhältnisse:

1857: "Ziegeleibes[itzer] Claus Köster, Sudweyhe 101" 64

1857/58: "Vollmeier Albert Esdohr, Sudweyhe 7, 'Brinksitzer Claus Köster, Sudweyhe 33

1858: Vollmeier Albert Esdohr, Vollm. und Ziegeleibeitzer, 49 Jahr alt 66

1858: Claus Köster, Brinksitzer , 61 Jahre alt.

 

 

Jahr

Lippische Ziegler

1833

6

1839

6

1840

5

1841

4

1842

6

1844

4

1845

5

1846

7

1847

7

1848

7

1849

1

1852

4

1854

14

1855

8

1856

14

1858-61

1

1863

1

 


1864

Der Sudweyher Vollmeier Esdohr beantragt 1864 einen Übergang über den Deich in Dreye:
"Anlage einer Deichüberfahrt seitens des Vollmeiers Esdor in Sudweyhe" 69 
Inwieweit hier ein Zusammenhang mit der Ziegelei besteht, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Vermutlich sollten am Weserdeich wohl Kohlen entladen und die Ziegel auf Schiffe verladen werden. Esdohr hatte 1863 schon - zusammen mit den anderen beiden Weyher Ziegeleibesitzern, Oetjen und Dörgeloh, ein Gesuch auf Ausbesserung des Dreyer Ausladeplatzes an der alten Weser gestellt. Im gleichen Jahr stellte auch der Sudweyher Fabrikant Riekers den Antrag für eine Deichüberfahrt und Ausladestelle in Dreye -  an der alten Weser, neben dem Ausladeplatz der Holzfabrik von Glade. Da Esdohr aber auch 1869 als Holzhändler genannt wird, kann die Deichüberfahrt auch für das Anlanden von Holzflößen und den Weitertransport zu den Abnehmern angelegt worden sein. 1869 wird eine neue Straße von der Landstraße zum Dreyer Hafen angelegt, und dadurch der Zugang zum Ausladeplatz verbessert.


1880

Ab 1896 wird in den Anmelderegistern der Gemeinde Sudweyhe F. Löhr als Ziegeleipächter genannt. 
Fritz Löhr stammte aus Barntrup im Lippischen (Kreis Lippe). Der Beruf als Ziegelmeister hatte ihn nach Arsten verschlagen, wo er vorher an verschiedenen Ziegeleien beschäftigt war. 
Löhr wohnte mit seiner Familie auf der Ziegelei. Sein Sohn Fritz absolvierte die Ziegler-Lehre auf der Sudweyher Ziegelei – obwohl er mehr ein Künstler war und sich zu der Malerei hingezogen fühlte.
Die Ziegelei produziert 1 Million Steine jährlich, sie hat 20 Arbeiter. Der Ringofen wird im  Handbetrieb gefahren. 

24.12.1880: Albert Esdohr (* 7.11.1810) stirbt. Nachfolger des Vollmeiers Albert Esdohr ist dessen Sohn Johann Esdohr (* 1841, + 1914), der die Ziegelei bis 1895 betreibt.   

  

 


1891

1891 berichtet der Sudweyher Gemeindevorsteher Schierenbeck: Die Produktion der Ziegeleien Dörgeloh, Esdohr und Oetjen „ist im letzten Halbjahr“ gesunken. „Die Ziegelarbeiter sind von 16 und 17 auf 12 Mann heruntergegangen“. „Der Umfang der Produktions Menge des verbrauchten Rohmaterials so ist dieses von 550.000 auf 400.000 gesunken“ [offenbar aber Angaben für die Ziegelei Dörgeloh]. „Der Preis der Steine ist von 23 auf 21 Mark pro Mille heruntergegangen.“ „Die Gesamthöhe der gezahlten Löhne sind pro Mille von 8 bis 7,50 Mark und 7,25 Mark heruntergegangen“ 70


1884 und 1891 wird Vollmeier Johann Esdohr als Besitzer der Sudweyher Ziegelei genannt. 71

 

Karte Umgebung Bremen C. Müller 1891
Karte Umgebung Bremen C. Müller 1891

Johann Esdohr, der Hoferbe, wird auch anlässlich seiner standesamtlichen Eheschließung (am 9. Juni 1887) mit Marie Gesine Baumann als "Ziegeleibesitzer Vollmeier und Köthner" bezeichnet.  72 1891 ist die Ziegelei in eine Karte von C. Müller eingetragen: Die Sudweyher Ziegelei liegt in der Marsch nahe dem Kirchweyher See. Nördlich der Esdohr‘schen Ziegelei liegt die Ziegelei Dörgeloh (später Wehrmann)
 

1895

In der Syker Zeitung wird über die Sudweyher Ziegelei berichtet: "Die Ziegelei von Esdohr in Sudweyhe, welche Handbetrieb hat und mit einem Ringofen ausgestattet ist, beschäftigt bei einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 1 Million Mauersteine und 50[000?] Dachpfannen 20 Arbeiter. Sie liefert ihre Produkte vorzugsweise in die nächste Umgegend."  Der Ziegelmeister Fritz Löhr pachtet 1895 die Ziegelei und macht die Esdohr‘sche Ziegelei zu einem florierenden Betrieb


1896

Ab 1896 wird in den Anmelderegistern der Gemeinde Sudweyhe F. Löhr als Ziegeleipächter genannt. Fritz Löhr stammte aus Barntrup im Lippischen (Kreis Lippe). Der Beruf als Ziegelmeister hatte ihn nach Arsten verschlagen, wo er vorher an verschiedenen Ziegeleien beschäftigt war. Löhr wohnte mit seiner Familie auf der Ziegelei. Sein Sohn Fritz absolvierte die Ziegler-Lehre auf der Sudweyher Ziegelei - obwohl er mehr ein Künstler war und sich zu der Malerei hingezogen fühlte. 74

Die Ziegelei produziert 1 Million Steine jährlich und sie hat 20 Mitarbeiter. Der Ringofen wird im Handbetrieb gefahren.

1900

Auch um 1900 ist die Ziegelei in der Landesaufnahme eingetragen. Sie baut den Lehm im direkt angrenzenden Feld auf dem großen Marschkamp ab (weiße Flächen an der Ziegelei). Weitere Abbauflächen liegen gegenüber auf den Flurstücken zum Kirchweyher See hin und am Rieder Umleiter (siehe Kapitel über den Tonabbau). 75

1901

Die Ziegelei Löhr liefert die Steine für den Neubau des Pfarrhauses in Heiligenrode. Das Unternehmen ist mit "Ziegeleipächter F. Löhr, Sudweyhe" bezeichnet. Die Rechnungssumme beträgt 3.908 Mark.

Eine Kopie der Aufstellung der Ausgaben ist im Archiv Weyhe enthalten. 76

1904

Die Belegschaft der Löhrschen Ziegelei im Jahre 1904 auf einer Postkarte. Der zentral positionierte Mann mit dem "Jägerhut" könnte der Ziegeleipächter bzw. Ziegelmeister Fritz Löhr sein.

1908

Fritz Löhr wird im Melderegister der Gemeinde Sudweyhe weiterhin als Ziegeleipächter bezeichnet (und auch 1914 noch)

1908 wird Fritz Löhr jun. als Student vor der Ziegelei abgelichtet. Zum Vergleich ein Foto des jungen Ahauser Schützen von 1909.

1910

"Sudweyhe, 15. April, (Unglücksfall.) Auf der Ziegelei Löhr geriet ein Lippischer Ziegler in das Getriebe der Welle, die das Heraufziehen der Lehmwagen besorgt. Die Kleider wurden ihm vom Leibe gerissen, der ganze Körper geschunden und die Haut an der Schläfengegend wurde bis auf den Knochen zerrissen, ehe andere Arbeiter die Maschine zum Stillstand und den Verunglückten aus seiner gefährlichen Lage befreien konnten." 77

Ein Foto von 1910 (Archiv Gemeinde Weyhe). Höchstwahrscheinlich ist hier ein Teil der Familie Löhr abgebildet. Das Haus im Vordergrund könnte das Arbeiterwohnhaus gewesen sein.
Ein Foto von 1910 (Archiv Gemeinde Weyhe). Höchstwahrscheinlich ist hier ein Teil der Familie Löhr abgebildet. Das Haus im Vordergrund könnte das Arbeiterwohnhaus gewesen sein.

1913

Aus einer Meldung der Zeitschrift „Tonindustrie-Zeitung und Keramische Rundschau, von 1913: „Neue Ziegelei. Herr Fr. Löhr, Pächter der Ziegelei in Sudweyhe, beabsichtigt, eine neue Ziegelei zu bauen, da die jetzige nicht mehr den Bedürfnissen genügt“. 78 Fritz Löhr plant also einen Neubau. Vermutlich verhindert  aber der 1. Weltkrieg die Umsetzung der Pläne.

1914

In diesem Jahr wird die Produktion letztmalig betrieben. Danach beginnt der 1. Weltkrieg, in dem die Arbeit ruht, da alle arbeitsfähigen Männer einberufen sind.

1919

Die Ziegelei wird wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt und auf Abbruch verkauft. 79

 

„Großer Verkauf einer Ziegelei auf Abbruch und von Inventar in Sudweyhe" durch Vollmeier Albert Esdohr, Sudweyhe. 


Dazu gehören 11 Schuppen, 1 Brennofen, 2 Schornsteine u. Inventar, darunter:
30-PS Dampfmaschine 

  • 1 Ziegelpresse  
  • 1 Pfannenpresse 
  • 1 Abschneideapparat 
  • 1 Transmissionswelle 
  • 7 Riemenscheiben 
  • Aufzug 
  • 12 Tonwagen 
  • 25 m Doppelgleis 
  • Feldschmiede

Nach Aufgabe der Ziegelei zieht Fritz Löhr nach Arsten. 1940 wohnt er an der Riederhöhe in Arsten:  „Löhr, Fritz, Ziegelmeister, Riederhöhe 16“ 80  


Fritz Löhr jun. gründet eine eigene Familie in Arsten. Er verdient sein Brot  bei der Hemelinger Dampfziegelei.81 
In den Brinkumer „Täglichen Nachrichten“ ist im Juni 1920 zu lesen: “Der Betrieb auf der großen Esdohr'schen Dampf-Ziegelei in Sudweyhe ist bereits seit längerer Zeit eingestellt, die Gebäude sind abgebrochen, die Maschinen verkauft." 82

1921

Fritz Löhr jun. zeichnet seine „alte Heimat“.  Es gibt auch (undatierte) Aufzeichnungen von Fritz Löhr über die Technik einer Ziegelei. Ob sie vom Senior oder vom Junior stammen, ist zwar nicht dokumentiert. Nach den Angaben der Tochter von Fritz jun. Löhr schrieb dieser regelmäßig für Fachzeitschriften 83. Daher stammen sie vermutlich vom Junior. In den Artikeln werden detailliert die Trockenanlagen, Vorrichtungen am Ringofen und das Vorgehen bei Temperaturmessungen beschrieben. 84 

1928

Auf einem Foto, das Badende am Kirchweyher See zeigt, werden um 1928 auch die Restgebäude der Ziegelei festgehalten. Es handelt sich dabei wohl um das Kontorhaus und das ArbeiterWohnhaus.85 

Auf einem Foto, das Badende am Kirchweyher See zeigt, werden um 1928 auch die Restgebäude der Ziegelei festgehalten. Es handelt sich dabei wohl um das Kontorhaus und das ArbeiterWohnhaus.85 
 

194x

Die Rest-Gebäude der Ziegelei wurden im 2. Weltkrieg bombardiert.  86

2010

Reste der Ziegelei sind heute noch vorhanden an der Straße "Alte Ziegelei" - auch wenn die eigentlichen Gebäude (Ringofen, Trockenschuppen) wohl schon 1919/1920 abgerissen wurden. Die Restgebäude (Arbeiterwohnhaus, Kontorhaus und ein kleiner Trockenschuppen) werden heute zu Wohnzwecken genutzt oder stehen leer. Vom ehemaligen Ringofen ist keine Spur mehr zu finden.

Das Google-Satellitenbild zeigt die Lage der Restgebäude in der Marsch. Links unten liegt der Kirchweyher See
Das Google-Satellitenbild zeigt die Lage der Restgebäude in der Marsch. Links unten liegt der Kirchweyher See

Das Kontorhaus und Lagerschuppen 2011 von Südosten gesehen (vorn die Abbaufläche K1). Das Kontorhaus ist 2010 bewohnt. Hier werden die Ziegel verkauft worden sein. Eventuell hat hier auch der Ziegeleimeister gewohnt.


Lagerschuppen (Schweinestall)
 
Der Lagerschuppen  wurde nach ca. 1930 zum Schweinestall umgebaut. Hier ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der Lager-Schuppen völlig in sich zusammenfällt.


 

Arbeiter-Wohnhaus

Das Haus, in dem die Arbeiter wohnten, ist heute von Albert Esdohr vermietet. Vermutlich waren hier die Wanderarbeiter aus dem Lippischen untergebracht, solange sie auf der Ziegelei arbeiteten (also etwa April bis Oktober/November)
 
In diesen Wohnungen lebten mehrere Ziegler in einer Gruppe. Meist waren hier nur ein paar Räume, in denen die ganze Gruppe (d.h. manchmal um die 20 Arbeiter) lebte und sich selbst versorgte. Man sprach auch von der „Lippischen Commune“. 

 

Jahr Ziegler Jahr Ziegler
1896 5 1906 13
1898 16 1907 20
1899 1 1908 20
1900 6 1909 16
1901 5 1910 17
1902 7 1911 8
1903 3 1912 15
1904 7 1913 21
1905 9 1914 19

 


Foto: von Westen 2010
Foto: von Westen 2010
Foto: von Osten 2010
Foto: von Osten 2010

 

Brunnenreste

Auch ein alter Brunnen steht noch in der Wiese (Abbaufläche K1) neben dem Lagerschuppen/Stall. Vermutlich diente er der Versorgung der Ziegelei und des Arbeiterwohnhauses. Sicher war der Bedarf von Wasser zur Verarbeitung des Lehms und zum Abkühlen für die Arbeiter, die direkt am Ringofen eingesetzt waren, enorm. Im Sommer dürfte aber auch ein kühles Bad im nahegelegenen See nicht verschmäht worden sein. (Fotos 2011)