Melchiorshausen: Gasthaus Dammschmidt (in Bearbeitung)

Paul Athmann

 

B6 / Syker Str. 28
Am „Damm“ bzw. der „Chaussee“ gab es zur Zeit der Fuhrwerke eine große „Ausspannwirtschaft“ für die letzte Rast vor Bremen, "Wer von den Fremden nach Hannover reisen wollte, suchte am ersten Tage über Brinkum-Leeste nach Melchiorshausen zu kommen, wo bei Dammschmidt übernachtet wurde.“ 1

Gaststätte Dammschmidt an der B6 (Aufnahme 1913: Repro Wilfried Meyer)
Gaststätte Dammschmidt an der B6 (Aufnahme 1913: Repro Wilfried Meyer)

Die Geschichte des Hauses beginnt schon im 18. Jahrhundert:
 
Ende des  18. Jahrhundert hatte Gerd Schmidt (*1768, + 1843)2 die Gaststätte mit Pferdeställen gegründet. Die „Chaussee“ wurde wohl in der Napoleonischen Zeit vollständig fertiggestellt. Sie war aber schon in der Landesaufnahme von 1773 als „Der Neue Damm“ eingezeichnet – ohne ein einziges Haus zwischen Erichshof und Melchiorshausen. An diesem Damm entstanden nun viele neue Gastwirtschaften. Schmidt aber hatte sich vollständig auf die Fuhrleute eingestellt: Er bot Unterkunft und Verpflegung für die Fahrer sowie Unterstellmöglichkeiten und Futter  für die Pferde.
 
In einem Verzeichnis von 1811 (also aus der Napoleonischen Zeit) ist „Gerd Schmid“ als „Eigenthümer und Bewohner Am Damm Melchiorshausen Nr. 187“ verzeichnet.3 Spätere Verzeichnisse weisen Dammschmidt allerdings unter Melchiorshausen 10 aus.
 
1823 wird der "Hof Dammschmidt" ausdrücklich in einem "Statistitischen Repertorium" als Teil von Leeste/Melchiorshausen erwähnt.4
 
1824 beantragt Gerd Schmidt den Betrieb einer Schmiede.  Damit bietet er auch die Möglichkeit, die Pferde beschlagen zu lassen, während die Fuhrleute im Gasthaus sitzen. Die Schmiede stand auf der anderen Seite
der Chaussee, dort, wo heute sich ein Wohnhaus befindet.
 
In einem Reiseführer von 1893 wird auf einen anderen Führer von 1830 verwiesen, in dem schon Dammschmitt mit diesem Namen aufgeführt sei: 'Dammschmidt' auf Papen's Karte [von 1830], weil Schmidt derzeit am 'Damme' - jetzt 'Chaussee' wohnte. 5
 
Gerds Sohn Heinrich (*5.5.1816)6 dürfte um 1840 die Gastwirtschaft übernommen haben. Er  heiratet 1841 Margarethe Meyer aus Leeste (Castens).7

1877 wird auch Vieh in der Gaststätte meistbietend verkauft.8 1898 werden außerdem noch 30 fette Schafe versteigert.9

Neben dem Schankbetrieb in der Ausspannwirtschaft hat sich auch ein typischer Landhandel entwickelt, der Kolonialwaren und Brennstoffe umfasst. Viele Bremer Fuhrleute und Ausflügler machen hier Rast. Pferde werden versorgt, und die Kutscher können übernachten.
 
Im Stall des Gasthofes können bis zu 60 Pferde untergebracht werden. Es ist die Blütezeit der „Leister“, die mit ihren Fuhrwerken Waren aus den Bremer Häfen bis nach Süddeutschland bringen.
 
1873 übernimmt Heinrichs ältester Sohn, Gerd Schmidt jun. (*1846), die Gastwirtschaft.10 Er führt die Ausspannwirtschaft, die mit der aufkommenden Eisenbahn immer weniger Fuhrleute als Einkehrer sieht, weg zu einer „normalen“ Gaststätte mit den entsprechenden Aktivitäten drum herum: Festbälle, Postverteilung, Landhandel.
 
Gerds jüngerer Bruder Heinrich (*1849) wird ebenfalls Gastwirt in Leeste. Außerdem hat er einen Düngerhandel. Seine Gastwirtschaft wird 1919 an Schnakenberg verkauft.11
 
1886 wird bei Dammschmidt die Posthilfsstelle Melchiorshausen eingerichtet. Die Verwaltung wird dem Wirt Schmidt übertragen. Eine neue Fahrpost verbindet die Post in Kirchweyhe mit der Leester Post und der Brinkumer Post. Dabei werden auch die Hilfsstellen Melchiorshausen (Dammschmidt), Erichshof (Dunkhase) und Hörden (Dreyer) bedient.12
 
1909 erfolgt dann die Einrichtung einer Postagentur bei Dammschmidt. Der Wirt Gerd Schmidt ist zum Postagenten verpflichtet. Damit hört die Postzustellung von Leeste auf und eine Postverbindung nach Barrien wird eingerichtet. Zum Postbezirk ("Landbestellbezirk") gehören Angelse, Fuhrenkamp, "Bötgerei" und Melchiorshausen.

Neben dem Schankbetrieb in der Ausspannwirtschaft hat sich auch ein typischer Landhandel entwickelt, der Kolonialwaren und Brennstoffe umfasst. Viele Bremer Fuhrleute und Ausflügler machen hier Rast. Pferde werden versorgt, und die Kutscher können übernachten.
 
Im Stall des Gasthofes können bis zu 60 Pferde untergebracht werden. Es ist die Blütezeit der „Leister“, die mit ihren Fuhrwerken Waren aus den Bremer Häfen bis nach Süddeutschland bringen.
 
1873 übernimmt Heinrichs ältester Sohn, Gerd Schmidt jun. (*1846), die Gastwirtschaft.10 Er führt die Ausspannwirtschaft, die mit der aufkommenden Eisenbahn immer weniger Fuhrleute als Einkehrer sieht, weg zu einer „normalen“ Gaststätte mit den entsprechenden Aktivitäten drum herum: Festbälle, Postverteilung, Landhandel.
 
Gerds jüngerer Bruder Heinrich (*1849) wird ebenfalls Gastwirt in Leeste. Außerdem hat er einen Düngerhandel. Seine Gastwirtschaft wird 1919 an Schnakenberg verkauft.11
 
1886 wird bei Dammschmidt die Posthilfsstelle Melchiorshausen eingerichtet. Die Verwaltung wird dem Wirt Schmidt übertragen. Eine neue Fahrpost verbindet die Post in Kirchweyhe mit der Leester Post und der Brinkumer Post. Dabei werden auch die Hilfsstellen Melchiorshausen (Dammschmidt), Erichshof (Dunkhase) und Hörden (Dreyer) bedient.12
 
1909 erfolgt dann die Einrichtung einer Postagentur bei Dammschmidt. Der Wirt Gerd Schmidt ist zum Postagenten verpflichtet. Damit hört die Postzustellung von Leeste auf und eine Postverbindung nach Barrien wird eingerichtet. Zum Postbezirk ("Landbestellbezirk") gehören Angelse, Fuhrenkamp, "Bötgerei" und Melchiorshausen.
 

Bei Dammschmidt wer-den zumindest nach der Jahrhundertwende aber auch Bälle veranstaltet:  Am 28.April 1901 findet der Sängerball des Gesangvereins Lieder-tafel bei Gastwirt G.Schmidt in Melchiors-hausen statt.13  1904 feiert der Kriegerverein Leeste sein Sommerfest „bei seinem Vereinskameraden Gerd Schmidt (Dammschmidt)“ in Melchiorshausen. Dazu wird ein Zelt aufgebaut und es wird im Garten gefeiert.14 

 

Im April 1901ist Sängerball vom Gesangsverein Liedertafel.15

Im Sommer 1907 feiert der Radfahrerverein seinen Ball bei Dammschmidt.16

1914 stirbt der Gastwirt Gerd Schmidt und hinterlässt seine Witwe Elise geb.Rose.17
 
Nach dem Ersten Weltkrieg (etwa 1918) stiftet die Familie Schmidt das Grundstück für die Friedenseiche von Melchiorshausen – auf der gegenüberliegenden Seite der Chaussee (heute Grützmacherstr.)
 
1919 - 1930 hat der Friseur Lüllmann in dem Gebäude der Gastwirtschaft einen Salon.

1970 hat die Familie Stührmann die Postagentur (Poststelle Nr. 4) von Melchiorshausen im Dammschmidt‘schen Haus übernommen. Christian und Kirsten Stührmann (geb. Böckmann) wohnen 1988 in Syker Str. 12. Im Jahr 1981 wird die Poststelle in „Weyhe 4“ umbenannt, und 1989 wird sie ganz eingestellt.

1980 wohnt im Hause von Dammschmidt die Familie Schmidt: Herbert, Mathilde, Minna und Sophie.18 
 
1981 hält Wilfried Meyer das Haus mit seiner Kamera  fest .

Das Haus im Jahre 2006
Das Haus im Jahre 2006
2009 ist der kunstvoll gestaltete Eingang noch erhalten.   Der Eingang und das Hoftor lassen noch etwas von der alten „Gaststätten-Herrlichkeit“ erahnen.
2009 ist der kunstvoll gestaltete Eingang noch erhalten. Der Eingang und das Hoftor lassen noch etwas von der alten „Gaststätten-Herrlichkeit“ erahnen.

 

 

 

 

 

Das Hoftor im Jahr 2009. Da stehen die beiden mächtigen Buchen noch. 2017 fällt bei einem Sturm die eine auf die B6 und zerstört die Einfahrt. Die andere wird ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen und muss gekappt werden. Ein weiterer Baum im Garten fällt auf das Dach des Hauses.
 
Das Haus wird 2018 auch weiterhin (seit 2005) als Vereinsheim genutzt von einem Motorrad-Club.

In der Broschüre zum 100jährigen Bestehen der Melchiorshauser Feuerwehr stellt Wilfried Meyer ein Foto vom Dammschmidt‘schen Hause ein. Es zeigt das Haus nach einer Renovierung im Jahr 2006.
In der Broschüre zum 100jährigen Bestehen der Melchiorshauser Feuerwehr stellt Wilfried Meyer ein Foto vom Dammschmidt‘schen Hause ein. Es zeigt das Haus nach einer Renovierung im Jahr 2006.


 

1 C.H.Hüchting, Die Leister, Heimatblätter 1934

2 Ev.-Luth Pfarrarchiv Leeste KB 1834-1875 S.400 Begrabene Jg 1843 Nr.4 „Den 17ten.Januar starb zu Melchiorshausen der Ehemann und Gastwirt Gerd Schmidt (Damschmidt) an Altersschwäche und wurde den 20ten eiusdem begraben. alt 74 Jahre“

3 NLA Hannover Hann 74 Syke Nr. 714 „Liste der Aufzählung der Thüren und Fenster nach den Häusern des Kirchspiels Leeste“

4 Statistisches Repertorium über das Königreich Hannover, Johann G. L. W. Ubbelohde, 1823

5 50 Ausflüge in die Umgegend von Bremen / von L. Halenbeck , Bremen 1893, urn:nbn:de:gbv:46:1-115; digitalsiert bei SUUB

6 Ev.-Luth Pfarrarchiv Leeste KB 1811-1833 S.46 Getaufte

7 Ev.-Luth Pfarrarchiv Leeste KB 1834-1875 S.666 Getraute, Jg 1841 Nr.7: „Den 2ten July 1841 wurden Heinrich Schmidt aus Melchiorshausen, ehel. ältester Sohn des Gastwirts und Brinksitzers Gerd Schmidt und der Depke geborenen Knief, und Margarethe Meyer,ehel.Tochter des Halbmeiers Heinrich Meyer (Castens) in Leeste […] hieselbst copuliert“

8 Hoyaer Wochenblatt 21.5.1877

9 Syker Zeitung v. 11.10.1898

10 Nach einer Zusammenstellung genealogischer Daten über die Familie Schmidt von H. Greve

11 Syker Zeitung v. 7.5.1919

12 Syker Zeitung v. 29.5.1886

13 Syker Zeitung v. 25.4.1901

14 Syker Zeitung v. 26.5.1904

15 Syker Zeitung v. 25.4.1901

16 Syker Zeitung v. 25.7.1907

17 Syker Zeitung v. 26.1.1914

18 W.Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit, Band 1, S.120