Männerchor Kirchweyhe

Heinz Tödtmann

 

 

1914

H. Radolla  gründet, unterstützt  vom Lokomotivführer- und Heizer-Lokalverein des Bahnbetriebswerks Kirchweyhe einen Männerchor. Die Gründungsmitglieder bestehen aus 36 Männern. Joh. Koch wird zum Vorsitzenden, Fritz Fathauer zum Chorleiter gewählt.

1914-1918

Während des 1. Weltkrieges ruhen alle Aktivitäten des Vereins.

1919

Am 26. Februar findet der erste Übungsabend nach dem Weltkrieg statt. Der Verein besteht inzwischen aus 84 Lokführern und Heizern, davon sind 65 aktive Sänger.

1920

Am 7. Februar gibt sich der Verein den Namen "Männerchor Kirchweyhe" und öffnet sich auch für andere Berufszweige. Man gibt sich allerdings strenge Regeln: 50 Pfennig für unentschuldigtes Fernbleiben und 20 Pfennig fürs Zuspätkommen.

1921

20 anwesende Mitglieder auf der Generalversammlung beschließen den Kauf einer Fahne. Mitglieder spenden, wie z.B. W. Eyert, die Fahnenstange, Beschläge usw. Die Fahne kostet letztendlich 1.500,00 Mark, sie wird finanziert aus 500 Mark Spendengeldern und einem Kredit von 1.000 Mark. Der Mitgliedsbeitrag wird auf 3,00 Mark festgelegt. Ausgeliehener Weihnachtsbaumschmuck bringt 50 Mark in die Vereinskasse.

1922

Der Vorsitzende wünscht den Chormitgliedern für das Jahr "Ein fernes Wohlergehen, dass jeder Sturm und Zwistigkeiten fernbleiben mögen". Gefordert wird, dass wieder nur Lokführer und Heizer Mitglieder werden können.

1923

Die Operette "Die Ratsmädel" wird mit dem Verein der Musikfreunde eingeübt. Die Inflation macht auch vor dem Männerchor Kirchweyhe nicht Halt. Der Beitrag steigt auf zunächst 100,00 Mark im Monat, dann immer weiter, im September bereits auf 1 Mio. Mark im Vierteljahr. Als Kassenbestand wird ausgewiesen: 234.037.418 Mark.

1924

Im Februar wird die Operette "Die Ratsmädel" aufgeführt. Heizmittel stellt der Verein dem Wirt. Die Vereinsfahne wird in Münster bestellt und eine Sonderspende von 10 Mark erhoben. Der Jahresbeitrag  wird auf 1 Mark festgelegt. Im gleichen Jahr erfolgt die Fahnenweihe an 2 Tagen mit 27 Chören. Von der Försterei Syke muss Baumgrün für das Schmücken der Festwagen und Straßen gekauft werden.

1926

Das Singspiel "Des Glöckners Töchterlein" wird aufgeführt. In den Vorstand werden 2 Nichteisenbahner gewählt. Der Verein hat inzwischen 58 passive und 28 aktive Mitglieder. Sie Sänger werden gebeten, für Fahrten ihre Freifahrtscheine als Eisenbahner zu nutzen und das ersparte Fahrtgeld zu spenden.  

1928

Die Operette "Neckar, Tanz und Liebe" wird dreimal aufgeführt. Bei der Einweihung des Denkmals in Sudweyhe gibt der Chor einen Sangesbeitrag.

1929

Am Himmelfahrtstag ist eine Fahrt nach Hude vorgesehen, bei Regenwetter ein Frühkonzert bei Koch. Chorleiter Bischoff gibt den Dirigentenstab wegen seiner beruflichen Versetzung nach Hannover zurück.

1930

F. Wittrock wird neuer Dirigent und moniert, dass einige Sänger wegen eines Schichtdienstes nur alle 7 Wochen zu den Übungsabenden kommen. 

1931

Richard Voßmeyer wird neuer Dirigent. 

1935

Der 1.Vorsitzende wird zum Vereinsführer, der Schriftführer zum Schriftwart ernannt.

1936

Der Sängergruß lautet jetzt_ "Rein wie Gold, stark wie Erz, sei des stolzen Sängers Herz" (A.H. lässt grüßen)

1938

Das letzte Protokoll vom dem 2 Weltkrieg weist noch 28 aktive und 22 passive Mitglieder aus.

1939

Am 15. August berichtet die Zeitung von "wirkungsvoll vorgetragenen vaterländischen Lieder" im Ellernbruch. (Obacht: der 1. September steht unmittelbar vor der Tür!)

1939-1943

Der Verein hat mehrfach Auftritte bei Trauerfeiern und am Mahnmal.

1943

1945

Die Übungsräumlichkeiten sind vom englischen Militär in Beschlag genommen. Der Männerchor muss also ausweichen, zunächst in den unbeheizten Konfirmandensaal und dann zu Voßmeyer. Sudweyhe. 

1946

Der Übungsbetrieb hat sich wieder normalisiert. Der Verein entscheidet sich für das "Deutsche Liedgut". Der Vorsitzende, Opa Eyert, gibt mit 70 Jahren den Vorsitz an F. Delicat ab.

1947

Der Verein zählt nun 38 aktive und 27 passive Mitglieder. Der über den Krieg gerettete Fahnenfuß  und die Fahne verbleiben im Vereinsschrank bei Voßmeyer. Am Jahresende findet ein Volksliedersingen mit anschließendem Tanz statt.

1949

Wegen der Teilnehmer am Jubelfest in Rotenburg werden Mützen angeschafft. Es beginnt die Zeit der Gesangsrevuen zum Beispiel "Eine Nacht in Venedig", Altgediente Mitglieder  wie W. Eyert, H. Lindemann, K. Goßmann und R. Voßmeyer werden besonders geehrt. 

1950

Am Liedertag wird auf dem Bahngelände am Richtweg gesungen. Stücke aus der Oper "'Carmen" gibt es mit Gastsängerinnen auf dem Sommerfest zu hören.

1951

Der Chor zählt nun 57 aktive und 22 passive Mitglieder. 6 öffentliche Auftritte unter dem Motto: "Nimm mich mit Kapitän auf die Reise" werden mit viel Beifall bedacht.

1952

Die Presse berichtet über die vom Chorleiter R. Voßmeyer zusammengestellten Gesangsrevuen: Wenn die Sonne sinkt, Die scherzende Muse, Der Kalif von Bagdad, Gral`s Erzählungen, Nun sei bedankt mein Lieber Schwan, Die Nachtigall, Glühwürmchen, Andalusische Nächte usw.

1953

Die Kasse weist zum ersten Mal ein Defizit  von 56,82 DM auf. Das Frühjahrskonzert steht unter dem Motto "'Deutsches Volkslied schönes Lied".

1954

W. Bischoff wird Vizedirigent- H. Lindemann gehört dem Verein 40 Jahre an und gibt den 2. Vorsitz an D. Kehlenbeck ab. Das 40jährige Vereinsstiftungsfest wird mit dem Kreissängerfest am 1. August auf dem Hardenbergschen Gut in Sudweyhe mit über 800 Sängern und ca. 3.000 Zuhörern gefeiert. Ein Auftritt bei der "Tagung der Gewerkschaftler Deutscher Lokomotivführer" demonstriert die enge Verbundenheit des Vereins zu den Bahnbediensteten. 

Die Tagung der G.D.L. bei Dörgeloh, Kirchweyhe am 20. 6. 1954, eröffnet der Männerchor.
Die Tagung der G.D.L. bei Dörgeloh, Kirchweyhe am 20. 6. 1954, eröffnet der Männerchor.
Höhepunkt aller bisherigen Sängerfeste war der 1. August 1954. 40 Jahre Männerchor Kirchweyhe. Strahlender Himmel, strahlende Menschen, großes Programm, große Organisation, großer Erfolg.
Höhepunkt aller bisherigen Sängerfeste war der 1. August 1954. 40 Jahre Männerchor Kirchweyhe. Strahlender Himmel, strahlende Menschen, großes Programm, große Organisation, großer Erfolg.

1955

Geplant sind ein Frühlings- und Sommerfest und ein Auftritt für die Spätheimkehrer bei Rohlfs in Kirchweyhe. Der Chor zählt inzwischen 96 Mitglieder, davon sind 45 aktiv.

1956

Die Mitgliederzahlen schrumpfen: Es gibt noch 38 aktive, 42 passive und 4 Ehrenmitglieder. 'Der 1. Vorsitzende F. Delicat sieht den Grund dafür in seiner Person und will zurücktreten, doch der Rücktritt wird nicht angenommen. Opa Eyert feiert seinen 80. Geburtstag, R. Voßmeyer ist seit 25 Jahren Chorleiter und erklärt Ende des Jahres seinen Rücktritt. 

1957

Einstudiert und mehrfach aufgeführt wird die Operette "Der Kellermeister von Rheinfels".

1958

F. Delicat übergibt den Vorsitz an D. Kehlenbeck. Im Mai stellt R. Voßmeyer seinen Nachfolger K. Dannemann vor. Dieser führt sich ein mit eigenen Kompositionen und dem neuen Sängerspruch: "Freunde erhebt Euch zum mächtigen Chor, klingt ein Lied zum Himmel empor". Die Sommerfahrt geht mit 110 Personen nach Cuxhaven. Es gibt das inzwischen übliche Sommerfest und ein Konzert in der Kirche.

1959

Die Entlohnung von K. Dannemann führt zu Diskussionen und letztendlich zu einer Beitragserhöhung. Höhepunkt des Jahres ist eine Fahrt in die Heide mit einem Auftritt in Rotenburg  und einem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt. Vizedirigent R. Voßmeyer hilft längere Zeit als Dirigent aus.

1960

Das Fest auf dem Gut in Sudweyhe wird mit anderen Chören und Trachtengruppen gefeiert. der Männerchor hat eine Welturaufführung mit einem Lied von E. Gerke, vertont von K. Dannemann: "Die alte Wassermühle" (Gemeint ist die Wassermühle in Sudweyhe).

1. Ich sah der Stätten viele, doch stets zurück ich fand,

zur alten Wassermühle, dort im Sudweyher Land.

Die hohen Buchenbäume, der Nachtigallen Schlag,

zogen durch meine Träume, an diesem Frühlingstag.

2. Ich schau die alte Mühle, das gold'ne Korn darin,

ucg seh' der Räder Spiele, die schöne Müllerin.

Das Korn, es wird gemahlen, da unten rauscht der Bach,

zwei Augen hell erstrahlen, es wird ein schöner Tag.

3. Der Tag ist längst vergangen, grün blieb der Hache Strand, 

mein Hoffen und mein Bangen, trug mein Sudweyher Land

Der Hache Wasser Kühle, sie machte ganz mich wach, 

noch steht die alte Mühle, noch ist so schön der Tag.

Der Chor zählt inzwischen 42 aktive, 31 passive und 7 Ehrenmitglieder.

Festumzug 1100 Jahrfeier-

"König Jerom" im Volksmund "König Lustig" genannt, mit seinen Dienern und Fahrer als Nachbild aus der Zeit Napoleons im Festumzug.

König Lustig: H. Bösche, daneben W. Otto, vorn K. Lindner als Diener und Riechers Vater als Kutscher.

1961

Die Höhepunkte dieses Jahres sind die Rundreise durch den Harz mit einer Besichtigung der Grenzanlagen und das Dezemberfest mit dem Orchester H. Leffers und den 3 Sihoclas von Radio Bremen. Opa Eyert wird am 26. Oktober zu Grabe getragen.

1962

Der Chor feiert erneut eine Welturaufführung von W. Otto und K. Dannemann. Es ist der Sängergruß: "Gott gab uns die Stimme, wir pflegen den Gesang, mög er uns begleiten, ein Leben lang". Neben üblichen Auftritten gibt es Chorgesang zu einem Film bei Rohlfs und der Fahnenweihe bei SC Kirchweyhe. Um neue Mitglieder zu werben, tritt der Chor dem Bundesbahnsozialwerk, Ortsstelle Kirchweyhe bei.

1963

Die Planungen für das 50jährige Bestehen beginnen. Der Chor macht einen Ausflug ins Weserbergland  und nimmt am Festakt des Eintreffens der Friesland Glocke teil.

1964

Es ist ein Jahr verschiedener Höhepunkte. Der Chor feiert sein 50jähriges Bestehen. Auf dem Gut in Sudweyhe gibt es ein Konzert mit 12 Chören und 2 Kapellen vor 3.000 Zuhörern. Für das Podium werden 120 Eisenbahnschwellen ausgeliehen. K. Dannemann wird Kreischormeister. Zum Tag der Einheit wird der "Chor der Gefangenen" aus Nabucco vor dem Rathaus gesungen.

50jähriges Jubiläum auf dem Gutshof
50jähriges Jubiläum auf dem Gutshof

1965

Die Gema-Kosten bei Tanzveranstaltungen übernimmt R. Voßmeyer. Gesungen wird in der Oldenburger Weser-Ems-Halle , beim Roten Kreuz, am Volkstrauertag am Denkmal in Sudweyhe, in der Kirche usw.

1966

Der Genky Club trägt sich mit dem Gedanken, sich dem Männerchor anzuschließen. Eine Fahrt geht ins Alte Land zur Kirschblüte und zum Treffen von 4 Chören in Buxtehude.

1967

Der Chor bedankt sich bei seinem Vizedirigenten A. Brauckmüller, der immer, wenn nötig, ausgeholfen hat. Der Männergesangverein Eintracht Sudweyhe veranstaltet bei Voßmeyer ein Konzert, eingeladen sind der Gemischte Chor Kirchweyhe und der Männerchor Kirchweyhe.

1969

Über die Nachfolge von K. Dannemann wird nachgedacht und A. Graul engagiert. Erstmals steht die Frage an, ob man mit dem Männergesangverein Eintracht Sudweyhe fusionieren soll. Von 20 Sängern sind 19 dafür. Am 19- November bekunden beide Chöre den Beschluss. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. R. Voßmeyer stirbt im Alter von 76 Jahren. 

1970

K. Dannemann tritt als Chorleiter zurück. A. Graul übernimmt kommissarisch die Stelle des Dirigenten. Daraus ergibt sich, dass ab 1. März beide Chöre bereits eine Chorgemeinschaft bilden, ohne die Selbständigkeit aufzugeben.

1971

In diesem Jahr hört der Männerchor Kirchweyhe auf zu bestehen. Am 24. Februar vereint sich der Chor  durch Mehrheitbeschluss mit dem Männergesangverein Eintracht Sudweyhe. Der neue Vereinsname lautet: Männerchor Eintracht Weyhe. Ein letzter gemütlicher Abend findet am 20. Februar statt.