Das Ochtumbad

Als der Kirchweyher See zunehmend verlandete, ließ die Gemeinde Kirchweyhe um 1924 etwa 500 m flussabwärts vom Kirchweyher See an der Ochtum, kurz vor der Straßenbrücke, ein Becken ausbaggern, das durch eine Spundwand aus Eisenbahnschwellen vom Ochtumlauf abgetrennt war. An der tiefsten Stelle war es ungefähr 1,50 m tief - etwa so tief wie die Ochtum selbst. Zur Anlage gehörten hölzerne Umkleidekabinen und ein kleines Sprungbrett. Das Becken wurde 1956 wieder verfüllt, als die Gemeinde die Badeanstalt in Lahausen (Senkstaken-Moor) eröffnete. 68

Das Ochtumbad mit Blick auf die Häuser an der Koppel in den 1930er Jahren.69

 

Wolfgang Meyer beschreibt das Ochtumbad im Jahre 2015: „Das Umkleidehaus bestand aus zwei größeren Räumen und fünf Einzelkabinen, die mit einem kleinen Aufgeld gemietet werden konnten. Also, die großen Umkleidräume links für die Mädchen, rechts für die Jungs. In der Mitte getrennt durch eine Bretterwand […] Da konnte es passieren, dass sich ausgerechnet an einem Astloch zwei Augen trafen – ein weibliches und ein männliches. Dann war das Gekicher groß.“ 70

Die Umkleidekabinen des Ochtumbads im Jahr 1930 [Foto aus (Meyer W. , 2015)]

Das Bad aus etwa gleicher Perspektive - auch in den 1930er Jahren.71

Badende Kinder am Steg des Ochtumbades um 1924. 72

Foto am Ochtumbad: Ohne Datum 73

 

Es gab 1927 auch einen Schwimmverein „Ochtumbad“ – siehe das Kapitel über Schwimmvereine. Bademeister des Schwimmvereins waren Willi und Tina Behrens vom Papenkamp in Kirchweyhe. Der Vorsitzende des Vereins, Heinrich Winneke, sorgte ebenfalls für Ordnung im Bad, wenn er schwimmen ging.

 

Der Bademeister Wilhelm Kaiser (meist „Kaiser Wilhelm“ genannt) verkaufte in seiner Bude Nappos, Waffeln, Puffreis und Getränke. Nebenbei hatte er einen Rohrstock, um für „Zucht und Ordnung“ zu sorgen.74

 

Badenixen im Ochtumbad 1935. Im Hintergrund ein Fahrradweg. Dort befindet sich heute ein kleines Wäldchen.75

 

Auch in den Jahren nach dem Krieg traf sich hier im Sommer wieder die Jugend von Kirchweyhe. So erzählt Magdalena Lange z.B., dass sie sich um 1948 „trafen […] in dem alten Schwimmbad, an der Ochtum. Da war ja früher mal eine Badeanstalt. Da gingen wir schwimmen und die Jungs auch.“ 76

 

 

Badende im Nichtschwimmerbereich des Ochtumbades. Im Hintergund die Ochtum. Foto: B. Janssen 

 

Kirchweyher Familien baden an der Ochtum – in den 1930er Jahren 77

 

 

Das Ochtumbad wurde bis 1956 genutzt. Danach genügte es den Ansprüchen der Gemeinde nicht mehr, und es wurde ein neues Bad in Lahausen eröffnet. An der Stelle, wo das Becken des Ochtumbades war, wächst heute ein kleines Erlenwäldchen.

 

Zwei weitere Gruppe von Kirchweyhern am Ochtumbad – ohne Jahresangabe.78