Lahauser Gasthof

Geschichtsgruppe Weyhe

P. Athmann 1

Weyhe 21. Mai 2021

 

 

Gaststätte Lohmann, Lahausen

 

Lage: Lahausen 44, Lahauser Str. 34 (am Denkmal) – ehemals Syker Str. 34

 

Die Abrissbirne beseitigt momentan das Gebäude des früheren Lahauser Gasthofes. Das Gebäude stand seit 1896 im alten Ortsmittelpunkt gegenüber der Wilhelmseiche und des Kriegerdenkmals. Erbauer und erster Wirt war Hermann Lohmann. Bis um 1960 war an der Giebelseite auch ein kleiner Kolonialwarenladen eingerichtet. Die örtlichen Vereine (Feuerwehr, Schützen und Radfahrerverein „Sturm“, später die Lahauser Bühne) feierten und tagten bei ihm.

 

Später führten die Wirte Heinrich Scheland (1938-53), Walter Meiners(1953-61), Wilhelm Meyer (1961-65), Gerd Behnken(1965-68), Ilse Huntemann (1968-1976) und Inge Seidel ab 1976 diese Tradition fort. Die Vereine der Schwimmer, der DLRG Ortsgruppe Weyhe, der Verein der Vogelliebhaber und der Kaninchen- und Taubenzüchter(„ Lahausen F 104“) waren noch dazugekommen.

 

Nach Inge Seidel hatte der letzte Eigentümer die erste Etage ausgebaut und dort Flüchtlinge untergebracht. Dazu baute er eine unschöne „Fluchttreppe“ vor den Giebel. Die örtlichen Vereine blieben dem Gasthaus fern, dafür trafen sich dort rechtsradikale Leute, die u.a. für mehrere Polizeieinsätze sorgten. Illegale Anbauten auf der Hofseite wurden begonnen und nie fertiggestellt.

 

Das Gebäude stand inzwischen seit Jahren leer und wird jetzt abgerissen. Dort soll ein Mehrfamilienhaus entstehen. (Info vom Weyher Bauamt)

Der Lahauser Gasthof im Jahr 1979 Foto: W. Meyer
Der Lahauser Gasthof im Jahr 1979 Foto: W. Meyer

Um 1900: Lahauser Kaufmann und Gastwirt J.H. Lohmann

(Ausschnitt aus Mehrbild-Postkarte)

1911 trifft sich der Lahauser Kriegerverein bei Lohmann.2

Gasthaus Joh. H. Lohmann 1912 (kolorierte Postkarte)

In den 1920er Jahren kam man mit dem Auto – wer es sich leisten konnte.  (Repro: A. Zeigler)
In den 1920er Jahren kam man mit dem Auto – wer es sich leisten konnte. (Repro: A. Zeigler)

Das Lahauser Kriegerdenkmal an der Lahauser Straße wurde 1921 direkt vor dem Gasthof aufgestellt: Der Gastwirt Lohmann hatte ein kleines Stück seines Gartens zur Verfügung gestellt, damit dort das Spritzenhaus wieder aufgebaut werden konnte. An seinem alten Platz wurde nach Zeichnungen des Leester Architekten Heinrich Esdohr das Denkmal errichtet. Es wurde aus Findlingen gemauert, die die Lahauser und Jeebeler gespendet hatten. Der Platz erhielt später eine Einfassung aus Findlingen.

Helmut Fellermann hat das Denkmal, die 1897 gepflanzte Wilhelmseiche und den Gasthof mit spitzer Feder festgehalten.3

Tanzschule Peters, 1927, aufgenommen im Hof auf der hinteren Giebel-Seite des Gasthauses Lohmann. 4

Anzeige aus der Syker Zeitung vom 13.6.1911

Auch der Radfahrverein „Sturm Lahausen“, der Vorläufer der Lahauser Bühne, war bei Lohmann.
Auch der Radfahrverein „Sturm Lahausen“, der Vorläufer der Lahauser Bühne, war bei Lohmann.

Und dann natürlich auch die Lahauser Bühne. Zuerst hieß sie „Lahauser Speeldeel“. Hier ein Foto von einer Probe auf dem Saal des Gasthofs.5

1938, unter den Nationalsozialisten, muss der Übungsbetrieb jedoch verlegt werden: Im November 1938 erhält Hermann Küsel, der Leiter der Bühne, ein Schreiben von der Gauleitung der NSDAP, Ortsgruppe Kirchweyhe, worin er aufgefordert wird, die Übungsabende in ein anderes Lokal zu verlegen: „Wie Ihnen ja bereits bekannt sein dürfte, hat der Gastwirt Scheland von dem Juden Teichmann Zigarren bezogen. Aus diesem Grunde darf die K.d.F.-Veranstaltung am 26./27.11. nicht stattfinden. Ich bitte Sie ferner, auch Ihre Übungsabende in ein anderes Lokal zu verlegen. Heil Hitler! Wülfers “

Foto im Winter 1955 6
Foto im Winter 1955 6

Innenaufnahme 1957 mit Annegret Wiesemann hinter der Theke. Zu dieser Zeit waren Walter und Leni Meiners die Wirte.7

Im Band 2 der Reihe „Weyhe im Wandel der Zeit“ ist Walter Meiners auf einem Foto aus den 70er Jahren als Wirt hinter der Theke abgebildet. 8

1958: Sportler des Schwimmvereins Lahausen vor dem Lokal, mit Otto Mienert.

1968: Kinderkarneval des Schwimmvereins (SV) Lahausen im Gasthaus mit dem Wirt Behnken

Februar 1968: Kinderkarneval des SV Lahausen: mit M. Borchers, H. Fellermann

1960 an der Saal-Theke: Walter Meiners (Mitte) … 9

… und hinter der Theke der Gaststube (mit Leni Meiners ganz rechts) .

1961 kaufte Wilhelm Meyer die Gastwirtschaft und führte sie bis 1966.

 

Fredy und Ilse Huntemann betrieben die Wirtschaft zwischen 1968 und 1976. Den Verkaufsladen hatten sie aufgegeben. Eine Eistruhe stand aber noch in ihrer Wohnung, was bei den Kindern von Lahausen bekannt war.

 

Nach Ilse Huntemann war Ingeborg Seidel Wirtin im Gasthof (ab ca. 1976). Sie hatte die Gaststätte gekauft, einen Teil des Grundstücks aber wieder verkauft. Dort entstanden dann Wohnhäuser. Die Gaststube wurde modernisiert und neue Toilettenräume wurden eingebaut.

Eine Anzeige 10 nach 1968 und vor 1974 – noch mit alter Postleitzahl und altem Straßennamen.


Das Gasthaus 1983: Der kleine Laden, der im vorderen Eingang betreten werden konnte, ist in den 60er Jahren geschlossen worden und durch ein Clubzimmer ersetzt. Der Eingang in die Gaststube lag an der Längsseite des Hauses. Im Haus war zeitweise auch eine Post-Hilfsstelle eingerichtet.11

1987 ist die Straßenführung verändert: Die Abbiegung zur Lahauser Straße führt jetzt nicht mehr am Gasthaus entlang, sondern ist vor das Denkmal verlegt.12

Nach Inge Seidel, die aus Alters- und Gesundheitsgründen verkaufen musste, hatte der letzte Eigentümer in der ersten Etage Flüchtlinge untergebracht. Dazu baute er - wohl zu Brandschutz-Zwecken - eine unschöne „Fluchttreppe“ vor den Giebel. Die örtlichen Vereine blieben dem Gasthaus fern, dafür trafen sich dort rechtsradikale Leute, die u.a. für mehrere Polizeieinsätze sorgten.

1995: Die „Fluchttreppe“ ist hier auf dem Foto noch verdeckt durch die Bäume. 13

2003 hatte der „Dorfkrug“ noch geöffnet.

Der Zustand im Jahre 2005 „lässt zu wünschen übrig.“ 14

 

Foto: Wilfried Meyer

Hier trafen sich jetzt rechtsradikale Gruppierun-gen.

 

2013 wurde noch einmal ein 18. Geburtstag im Gasthof gefeiert.

 

Foto: Bernd Ansteeg

Dann steht das Gebäude leer und verkommt, bis 2021 endlich die Abrissbagger anrollen.

Im Mai 2021 leistet der Abrissbagger ganze Arbeit.15

 

Foto: Wilfried Meyer

 

 

 

 

 

Anmerkungen

1 Angaben und Archivmaterial von W. Meyer, K. Hahn, A. Zeigler

2 Syker Zeitung v. 17.12.1911

3 Aus: H. Fellermann, Weyhe mit spitzer Feder, Weyhe

4 Repro: W. Meyer

5 Fotos/Repro: W. Meyer

6 Foto aus (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit, 2005) S. 25

7 Foto/Repro W. Meyer fb wf

8 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit, 2005) S.25

9 Repro: W. Meyer

10 Repro A. Zeigler

11 Vgl. W. Meyer, Manuskript zum Gasthof Lohmann, in KHB Gaststätten Projekt, Datenbank Nr. 481

12 Foto: W. Meyer

13 Foto: W. Meyer

14 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit, 2005) S.25

15 Foto: W. Meyer

16 Nach Auswertungen von Häuserlisten und Kirchenbüchern durch Jobst Boyer und amtlichen Einwohnerlisten durch Karl Hahn- s. Datei 1907_2013_Gastätten_in_Weyhe.xls