Klärung in Leester Platzfrage

Weser-Kurier / Sebastian Kelm

 

Leisterplatz Leeste
Irreführend: Die Straße "Zum Leisterplatz" weist keineswegs auf den geplanten Leisterplatz. Der soll gut 100 Meter davon entfernt entstehen. (Udo Meissner)

Während sich nach einigem Hin und Her gegen den Bindestrich zwischen Leister und Platz entschieden wurde, blieb eines außer Acht: Ein wirklicher Platz existierte in diesem Bereich – von einem Spielplatz mal abgesehen – überhaupt nicht. Den soll es bald aber geben. Wenn auch eine ganze Ecke entfernt von „Zum Leisterplatz“.

Doch damit nicht genug der Irritationen: Unklarheiten bezüglich der Schreibweise bestehen bis jetzt. Fest steht, dass die Wochenmarktfläche als einer von drei Umgestaltungsschwerpunkten im Ort an der Einmündung der Freiherr-vom-Stein-Straße in die Leester Straße entstehen soll. Erst gute 100 Meter weiter südlich, den Schmalen Weg entlang, beginnt „Zum Leisterplatz“. Bei den Diskussionen über den „Leisterplatz neu“, so der Arbeitstitel, wurde oft auch die Bezeichnung „Leister Platz“ verwendet. Das rief – wie schon bei der Bindestrich-Debatte vor knapp 13 Jahren – Hans Steffens auf den Plan, der seinerzeit schon auf einen Fehler beziehungsweise eine falsche Duden-Auslegung hingewiesen hatte.

Leister Platz
Einer der letzten echten Leister und eine der ersten Fotografien aus Weyhe: Frachtfahrer Johann Drücker um 1857. (Wilfried Meyer)

Die ursprünglichen Namensfindung, die der Weyher interessiert verfolgte, ist ihm noch als „kurios“ in Erinnerung: Die Konfusion sei groß gewesen, wurde doch unter anderem sogar für „Zum-Leister-Platz“ plädiert, bevor er Politik und Verwaltung von der korrekten Rechtschreibung habe überzeugen können. Gleichwohl hätte er persönlich „Leisterstraße“ bevorzugt. 

Aber zurück in die Gegenwart: Hans Steffens wendet damals wie heute ein, der Name beziehe sich „auf die früheren (Dienst-)Leister und nicht auf einen imaginären Ort namens Leist“. Das bestätigt ihm erneut Gemeindearchivar Wilfried Meyer. „Leister“ war ihm zufolge die plattdeutsche Bezeichnung für „Leester“, die vorwiegend aus diesem Weyher Ortsteil stammenden Frachtfahrer im 18. und 19. Jahrhundert. Unter Berufung auf den verstorbenen Brinkumer Heimatforscher Hans Peters und sein Buch „Altes Handwerk – Bäuerliches Brauchtum“ erklärt er: „Als die Waren noch per Achse befördert wurden, bildeten die Frachtfuhrleute eine große Gilde mit eigenen Sitten, Gebräuchen, Liedern und Trachten. In einigen Gegenden Deutschlands hatten sich ganze Dörfer dem Frachtfuhrwesen verschrieben.“ Nach den Feststellungen von Cord-Hilmer Hüchting in Kattenesch habe es um 1830 in Leeste, Brinkum sowie benachbarten Ortschaften und der Stadt Bremen insgesamt 250 Fuhrleute gegeben, von denen Leeste mit 178 Namen die weitaus größte Anzahl stellte. Der Ort ist also nicht nur nach ihnen benannt, sie machten ihn einst auch deutschlandweit bekannt, so Wilfried Meyer. Mit dem Platznamen wurde somit diesem längst ausgestorbenen Berufsstand einheimischer Bauern ein Denkmal gesetzt.

Ihm sei indes auch nicht bekannt, dass es analog zum „Leisterplatz neu“ auch einen „Leisterplatz alt“ gibt. Ähnlich geht es Jutta Timmermann vom Fachbereich Gemeindeentwicklung und Umwelt im Weyher Rathaus. Sie klärt dafür auf: Wenn in Sitzungsvorlagen zuletzt der Begriff „Leister Platz“ verwendet wurde, sei das ein Versehen gewesen. Natürlich schreibe man den – wie Hans Steffen zugesagt – zusammen. Nichts ändern wird sich ihr zufolge aber an dem Umstand, dass „Zum Leisterplatz“ mitnichten am künftigen Leisterplatz liegt. Die bestehende Straße werde jedenfalls sicher nicht umbenannt. Da wäre wahrscheinlicher, den Platz doch noch anders zu taufen. Ganz geklärt scheint in dieser Angelegenheit also noch längst nicht alles.