Be- und Entwässerungsanlagen an der Hache

Geschichtsgruppe Weyhe

Paul Athmann

Weyhe, Dezember 2020

 

 

 

Die seit den 1820er Jahren wirksamen Agrarreformen sorgen für eine Aufteilung der Gemeinheiten und zur Anlage von Entwässerungsgräben, in der Folge aber auch zum Bau von Stauanlagen in der Hache zum Zwecke der Bewässerung der Wiesen.

 

Dies führt zu Konflikten mit der Wassermühle in Sudweyhe: Der Sudweyher Wassermüller Heineke äußert sich 1843 in einem Brief an seine Verpächter: „Das sogenannte Abstauen der Hache zur Bewässerung der Wiesen wird so weit getrieben, daß oftmals die ganze Hache abgestauet ist, wodurch wider alle Gewohnheit verursacht wird, daß die hiesige Mühle den Bedürfnissen zum Mahlen des Korns nicht mehr zu genügen vermag“.23

 

1848 beklagt sich der Sudweyher Gutsmüller Heuer: „Ärgerlich, ja empörend ist es, wenn ich in der gegenwärtigen guten und kornreichen Zeit, es ansehen muß, daß ich nur höchstens 5 bis 6 Stunden täglich, das Mahlwerk im Thätigkeitsgange halten kann“. Er macht die „Bewohner oberhalb der Mühle“ dafür verantwortlich, da sie „das Mühlenwasser so ungehindert zur Bewässerung ihres Graslandes in Anspruch und Benutzung“ nähmen, dass „kaum der 6te Theil des Wassers zur Mühle“ gelange. Es würden „oberhalb der Mühle in allen Wiesen Wasserstaue, Siele und alle übrigen anwendbaren Anstalten getroffen […], um das Wasser der Mühle zu entziehen, ohne auf diese die geringste Rücksicht zu nehmen“. 24

 

Die Anlage der Staue und die Gewohnheit der neuen Eigentümer der Wiesen, Erde in der Hache abzulagern, führen immer wieder zu Beschwerden des Müllers und des Eigentümers der Mühle, des Grafen von Schwicheldt.25 Im Jahr 1866 schreibt der Mühlenpächter Georg Heuer erneut zur Bewässerung an der Hache: „Die […] Bewässerungsanlagen der Dorfschaften Barrien, Lahausen und Jeebel, welche jetzt schon einen Flächenraum von pptr. 700 Morgen umfassen sollen“. 26

 

1893 beginnt die Verkopplung der sog. Holzwiesen von Kirchweyhe und Sudweyhe. Dabei werden die bestehenden Bewässerungsgräben an der Hache aufgenommen und das Nivellement erfasst. Auch die bestehenden Einlass- und Stauschleusen werden mit aufgenommen. Über den Neubau einer Stauschleuse wird ein Protokoll angefertigt. 27

 

1907 beklagt sich Diedrich Mühlenbruch, der zu dieser Zeit die Sudweyher Wassermühle gepachtet hat, es werde „im Hochsommer bei Dürre sowie […] in den Herbstmonaten Oktober und November durch die Bewässerung großer Wiesenflächen, nicht nur viel Wasser dem Hacheflusse ganz entzogen, sondern auch die Gleichmäßigkeit des Zuströmens […] erheblich beeinträchtigt.“ Die Bewässerungsgenossenschaft ziehe „nach mehrtägigen Aufhalten des Wassers […] meist alle Schleusen gleichzeitig“.28

 

Mit der Bewässerungsgenossenschaft ist der Barrier Bewässerungsverband gemeint. Diesen macht der Gutsinspektor von Seelen im Sommer 1907 für ein Fischsterben in den Teichanlagen des Gutes verantwortlich. Die Barrier verweisen auf den unregelmäßigen Zufluss von Syke und die heiße Jahreszeit.29

 

Der Konflikt zwischen den Wiesenbesitzern und der Wassermühle entschärft sich erst, als die Mühle auf einen elektrischen Antrieb umgestellt wird.

 

Das Hachestauwerk in Lahausen in den 1930er Jahren. Damit wurde die Bewässerung der anliegenden Wiesen ermöglicht.30