Geschichtsgruppe Weyhe
P.Athmann
Weyhe Mai 2021
Am nördlichen Ortsrand von Kirchweyhe, am Rande der Marsch, liegt der Wittrocksee. Es ist ein langgezogener See mit Dobben- bzw. Frankenkampsgraben-Durchfluss. Die Größe betrug im Jahr 1989 ca. 20 x 140 m.
Auch beim Wittrocksee handelt es sich vermutlich um den Rest eines ehemaligen Weserarms. Der See war früher wesentlich größer.
Schon 1585 wurde er erwähnt im Erbregister der Grafen von Hoya: "Fischerey hat das Dorf Kirchweyhe uf der Börg Sehe und witterockischen Sehe ..."
1989 hielt eine Umweltfirma aus Bremen den See im Rahmen einer Gewässer-Aufnahme fotografisch fest
Foto: planungsgruppe grün 1989
Auch eine Zeichnung wurde damals erstellt. Die Gärten der Häuser an der Straße „Reethop“ gehen bis an den See.
Links der Hof Warneke (Wittrock).
Zeichnung: planungsgruppe grün 1989
Der See im Jahre 1960
Foto 1960: aus dem Schmal-Film: „1100 Jahre Weyhe“ (digitalisiert: W.Meyer)
Eine Aufnahme aus den 1950er Jahren (?) zeigt noch spärliche Bebauung in der Nahe des Sees. Im Hintergrund ist der Wittrock Hof (Warneke) zu sehen.
Die Wasserfläche des Sees hat sich seit 1900 noch einmal stark verringert, insbesondere wegen der Trockenlegung der Marsch zwischen See und Ochtum (Frankenkamps-Graben), zum Teil aber auch durch Müllverfüllung.
1989 vermerkt die „planungsgruppe grün“ im Stillgewässerkonzept der Gemeinde Weyhe ein „regelmäßiges Umkippen" des Sees und damit Vertreibung der Wirbellosen-Fauna.
2017 ist der See im Altlasten-Kataster des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie als „gefährdeter Standort, der überwacht wird“ eingestuft. 2011 waren dort folgende Abfallarten verzeichnet: Aschen, Schlacken und Stäube aus der Verbrennung, Bauschutt, Fette und Wachse aus Mineralöl, Hausmüll, Sperrmüll, Park- und Gartenabfälle. 1
Karten: planungsgruppe grün 1989
Der See wurde zu verschiedenen Zwecken genutzt:
Im März 2018 hat der See eine ganz dünne Eisschicht. Zum Betreten reicht sie leider nicht.
Foto: B.Ansteeg
Ob der See auch als Natureis-Spender für die Schlachter diente, ist nicht bekannt.
Impressionen
[Fotos 2012 (Frühjahr) P.Athmann]
2018 Der Frankenkampsgraben verbindet den See mit der Ochtum. Er wurde in den 1960er Jahren angelegt / begradigt und vertieft.
Foto: B. Ansteeg
Wassergüte, Flora und Fauna des Gewässers laut "Entwicklungskonzept Stillgewässer" (1989)
Wassergüte
Sauerstoffgehalt: 3,0 mg/l ; pH-Wert=5,5
Flora
Röhricht, Schwarzerlen
Rote Liste Arten Gefäßpflanzen: Nuphar lutea (Gelbe Teichrose)
Fauna
Lurche: Erdkröte, Seefrosch, Grasfrosch, Teichmolc
Libellen: Große Binsenjungfer, Frühe Adonislibelle, Große Pechlibelle, Becherazurjungfer, Fledermausazurjungfer, Hufeisenazurjungfer, Großes Granatauge, Blaugrüne Mosaikjungfer, Vierfleck, Gemeine Heidelibelle, Schwarze Heidelibelle, Blutrote Heidelibelle
Vögel: Stockenten (Brut)
Seit ein paar Jahren ist auch der Storch hier wieder heimisch geworden, nach dem einige Aktivisten ihm ein Zuhause gebaut haben. Die wacklige Unterkunft auf dem abgesägten Baum scheint aber für eine Aufzucht von Jungen ungeeignet gewesen zu sein: Nachwuchs stellte sich nicht ein.
Foto: B.Ansteeg
Auch 2019 ist das Nest besetzt. Foto: P. Athmann
Bis 2015 zeigt die Belegung keine Junge.
Der „Club der Vogelfreunde Hachetal e.V. – Ortsgruppe Sudweyhe“ kümmert sich um das Nest – wie auch um andere Nester in Weyhe. Ansprechpartner sind W.Werner und B.Urban.
2021 wird ein Mast daneben aufgestellt – und von den Störchen angenommen.
Foto: P.Athmann
Anmerkungen
1 s. www.nibis.lbeg.de/cardomap3 (2017)
2 Nach einem Artikel der Kreiszeitung (bw) – um 1988
3 Vgl. (Dannemann, Meyer, Feldmann, Meyer, & Wessels, 2015) Datensatz 295 (Kirchweyhe): „Regelungs-Urkunde über
die Regelung der Koppelfischerei im Wittrock-See der Feldmark Kirchweyhe 1927. Frühere Verhandlungen aus den
Jahren 1663 und 1722.“
4 Foto aus dem Besitz von Dietrich Warneke / Repro B. Ickert - zeitlich noch nicht bestimmt
5 Vgl. Interview Bernd Urban, Ernst Peters mit Weyher Geschichtswerkstatt, 13.1.2014
6 Foto: R.Ahrlich
7 Foto aus dem Besitz von Heike Liebe (facebook Gruppe „Weyhe früher“)