Begradigung und Regulierung der Ochtum

Die Ochtum hat sich in der flachen Marsch immer wieder neue Nebenarme gesucht. Zwischen Brinkum und Dreye gab es nach der Landesaufnahme von 1773 viele Tümpel, Nebenarme und Windungen der Ochtum. Diese wurden in verschiedenen Korrektionsmaßnahmen beseitigt oder begradigt. 

 

1200: Man vermutet, dass im Bremer Niedervieland der Verlauf der Ochtum schon bei der Kolonisation im 12. oder 13.Jahrhundert durch ein neu gegrabenes Flussbett verändert und begradigt wurde: Während ursprünglich die Ochtum von Ahlken über Neuenlande in den Hakenburger See (Wortsee) geflossen sei, sei sie nachher von Kattenturm nach War verlaufen. Damit konnte das Neuenlander Feld entwässert, bebaut und besiedelt werden.27

 

1400: Laut wikipedia gibt es zu dieser Zeit weitere Ochtumregulierungen 28

 

1775: Die Beamten des Amtes Syke halten fest:

“Die Aufräumung des Ochtum Flußes im Delmenhorstischen territorio, deßen fast gänzliche Verschlammung nach dem davon bis an deßen Ausflus in die Weser aufgenommenen locali unterm 19ten Julii 1769 an König[liche] Landes Regierung umständlich berichtet worden, wäre für die Feld Mark des Kirchspiels Brinkum von äußerster Wichtigkeit, da durch die öftermahlige Austretung dieses Flußes, große Summen an Korn-Einsaat, und Heuwachs verlohren gehen.“29

 

Was für die Feldmark Brinkum galt, war sicherlich auch für die Leester Marsch und die Kirchweyher Marsch anzuwenden.

 

1817 (-1869): Aufräumung der Ochte (Ochtum), Regulativ über die Aufräumung der Ochte (Ochtum) auf der Landesgrenze zwischen den Amt Syke und der Stadt Bremen 30

 

1833: Im Warfelde wird die Ochtum in ein Nebenbett verlegt, wodurch sie viele ihrer Krümmungen verliert. Der Abfluss des Wassers wird verbessert.

 

1858: Korrektion der Ochtum in der Strecke vom Sudweyher See bis zum Kattenturm 31

 

1866: Differenzen über das Eigentum einer kleinen Insel in der Ochte (Ochtum) am sogenannten Sievershöpen, Begradigung der Ochte vom Hoheitsgrenzgraben bis zur Breiten Ochte (Ochtum) 32

 

1884 bis 1887 wird die „Lankenauer-Seehauser Stauberieselung“ eingerichtet. 33

 

Es gibt 5 Stauanlagen entlang der Ochtum bis Seehausen: in Arsten, Neuenlande, Grolland, Woltmershausen und Strom. Im Sommer wird das aufgestaute Wasser in die Feldgräben zu den Wiesen geleitet.

 

1925 erfolgt eine Begradigung der Ochtum, um einen besseren Abfluss zu erreichen. Der Wasserstand des Kirchweyher Sees fällt danach um einen Meter. 34

 

1927 wird ein Sperrwerk in der Kirchweyher Marsch im Abschnitt zwischen Dreyer Straße und der Bahn gebaut. Es dient der Berieselung der Wiesen, kann aber auch vor dem Hochwasser aus der Weser schützen.

 

1927: Einweihung des Ochtumsperrwerks in der Kirchweyher Marsch./Foto/Repro: Wilfried Meyer
1927: Einweihung des Ochtumsperrwerks in der Kirchweyher Marsch./Foto/Repro: Wilfried Meyer

Das Sperrwerk wird um 2005 beseitigt. Es hatte ab 1976 seine Hochwasser-Schutzfunktion und wohl schon früher seine Wiesen-Meliorationsfunktion (Berieselung) verloren.

 

1938: Es wird ein Umlegungsverfahren für Leeste wegen der Regulierung der Ochtum eingeleitet.35 Die Karte zum Verfahren ist in der Kartenabteilung des Staatsarchivs in Hannover verfügbar.36

 

Am 2. Juni 1976 erfolgt die Fertigstellung des Ochtum-Sperrwerks bei Altenesch, für das der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) zuständig ist. Der bisherige Landeshafen Ochtum wird an seinen heutigen Standort unterhalb des Ochtumsperrwerks verlegt.

 

Mit der Fertigstellung des Sperrwerkes werden die Sturmfluten von der Ochtum ferngehalten. Die Tideneinflüsse sind damit im Bremer Vieland, aber auch in der Weyher Marsch nicht mehr spürbar. „Das Ochtumsperrwerk bei Lemwerder liegt an der Mündung der Ochtum in die Weser. Es dient dem Hochwasserschutz der hinter dem Sperrwerk liegenden Niederung und damit insbesondere dem Schutz von Teilen von Bremen, wo es während der Sturmflut im Februar 1962 die einzigen Todesopfer im Unterweserraum gab, Delmenhorst und Stuhr. Das Sperrwerk wurde durch die Bundesländer Niedersachsen und Bremen errichtet. Zusammen mit den Sperrwerken an der Lesum und der Hunte ist das Ochtumsperrwerk Teil eines Gesamtkonzepts zum Hochwasserschutz an der Unterweser, das zum 1. Oktober 1979 mit der Fertigstellung des Huntesperrwerks in Betrieb gehen konnte. Betrieben wird das Ochtumsperrwerk vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Betriebsstelle Brake. Das Sperrwerk wurde in den 1970er Jahren gebaut. 1971/1972 begannen die Bauarbeiten, 1976 passierten die ersten Sportboote das Bauwerk. Für den Bau wurde das Flussbett der Ochtum und die Mündung in die Weser ein Stück nach Südosten verlegt. Das Sperrwerk verfügt über zwei Durchlässe, die bei Hochwasser durch Hubtore verschlossen werden können. Für die Passage von Booten verfügt das Sperrwerk über eine Schleuse.“ 37

Die Ochtum vor dem Autobahnbau in der Leester Marsch – mit Blick auf Brinkum.

[Foto: H.Wetjen 1956]

1980: Paddler auf der Ochtum vor dem Sperrwerk.38

Das Sperrwerk 1980

1989 erfolgt die Verlegung eines 5,4 km langen Teilstücks der Ochtum durch den Park links der Weser, damit die vorhandene Startbahn des Flughafens Bremen voll genutzt werden kann. Der rund 5 km lange Altarm der Ochtum nördlich von Grolland bleibt bestehen. 39


Nur noch auf wenigen Strecken ist die Ochtum einigermaßen naturnah geblieben – wie hier im Heufeld in der Leester/Dreyer Marsch. [Fotos: P.Athmann / W. Meyer]

Im Verlauf vom Heufeld bis zur Bremer Grenze ist die Ochtum heute eher ein Kanal. In früheren Zeiten verlief sie hier ganz anders: Sie war viel breiter, und es gab eine Schleife (Krautochtum), die entlang der Vorwiese lief, sowie zahlreiche Windungen, Tümpel und Nebenarme.

Hiernach mündet der Leester Mühlbach (Hombach) in die Ochtum. Er führt das Wasser aus der Bassumer Gegend und aus dem Ristedter Moor (Gänsebach) heran, aber auch aus den Gräben der Leester Marsch.

Der Mühlbach im September 2019 an der Mündung in die Ochtum 40