4.7.3 Die ältesten Hausstellen in Leeste
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Paul Athmann
Das Gut Leeste – oder wie die „Freiherr v. Stein-Straße“ und der „Junkernhof“ zu ihren Namen kamen.
In Leeste in der Nähe des heutigen Busplatzes, an der Kleinbahn, liegt die Straße "Junkernhof". Aus den Akten und Adelsaufzeichnungen wissen wir von einem "Gut Leeste".
Einige Historiker glauben, dass das Gut Leeste identisch ist mit dem Hof ("Gereken Hues Rethertinge to Leste"), den der Knappe Diedrich von Weyhe 1380 von den Hoyaer Grafen zum Lehen erhalten
hatte. Dann könnte er in der Folge der Aufsplittung des Kirchweyher Gutes der „von Weyhe“ im 15. Jahrhundert an die „von Fresen“ gefallen sein.
Die Familie von Frese ist ab 1521 in Leeste nachweisbar und gibt sich später den Namenszusatz "genannt Quiter", wohl um sich von den Fresen auf dem Sudweyher Gut an der Hache zu
unterscheiden. Die Fresen gen. Quiter besitzen im 16. Jh. auch das Gut in Sudweyhe an der Beeke (heute Wetjen). Der Hof in Leeste wird 1562 als freier Sattelhof bezeichnet: Die Gebrüder
Johann und Arnold Quiter (oder besser: von Frese gen. Quiter) erklären sich bereit, das Burglehen in Syke von Graf Albrecht II von Hoya in Empfang zu nehmen. Das Burglehen bedeutet, dass im
Kriegsfalle der Burg in Syke mit Pferden und Dienstmannen beizustehen ist. Gemeint ist mit dem Lehen der sog. Plackenhof in Syke, der zu dieser Zeit von Lüdecke Plackemans (+ 1634) bewohnt ist.
1637 wird dieser Hof von Johann Frese gen. Quiter verkauft.
Die Familie von Frese gen. Quiter wohnt zu der Zeit auf dem freien Sattelhof in Leeste. 1565 nimmt der Knappe Arend (= Arnold) Quiter von den Vikaren am Bremer Dom, Conrad thom Velde und Ludolph
Vilthoet, 60 Taler auf „gegen eine jährliche Rente von 3 Taler aus seinem Hof zu Leste“. Hier werden auch die Beziehungen zum Bremer Dom deutlich, wobei im Unklaren bleibt, ob der schon im 12.
Jahrhundert erwähnte Leester Meierhof des Bremer Erzbistums mit dem Leester Gut in Verbindung steht.
1582 unterstützen in einem Streit um die gemeine Weide in der Leester/Kirchweyher Marsch "die Gutsherren in Leeste" ihre Leester Bauern. 1585 gehören den Quitern die Abgaben folgender Halbspenner
in Leeste: E. Carstens, F. Stademann, E. Deleken, C. Wetken, R. Schwer, und R. Harriers. Außerdem noch 9 "Lichtefinken": Friedrich Harmens, Roleff Borries, Clawes Borrieß, Eilert Wichmans,
Albert Wichmans, Gert Schröder, Clawes Stürmann, Reineke Scheper, Arendt Hermans.
1596: „Ahrendt Quiterß erben haben zu Leste ein freien edelmans whonung, bewhonet itzo Dietrich von Botmerß nachgelaßene witwen“
1604: Beschwerde des Joachim Quiter auf Leeste/Amt Syke gegen die Räte des Bischofs Philipp Sigismund von Verden, Hzg. zu Braunschweig und Lüneburg, wegen einer verzögerten Immission (Einsetzung
zur Besitzergreifung) seiner Schwester Lucken Quiter.
Im Dreißigjährigen Krieg (1622) bitten Ortgieß Ernst Quiter, Erich von Weyhe und Johann Frese den Drosten von Syke, Johann von Langen, sich in Bremen Geld zu leihen, um es an die durchziehenden
Mannsfeldschen Truppen zahlen zu können, damit sie ihre Bauern verschonen. 1625 wird erwähnt, dass Johann Quiter zu Leeste und Erich von Weihe schon etwas von dem Geld zurückerhalten hätten. Bei
Erich von Weyhe handelt es sich dabei um einen der letzten „von Weyhes“ auf dem Kirchweyher Weyhenhof.
1627 finden sich in Barrien an der Wassermühle zur Huldigung des Herzogs Friedrich Ullrich ein: Ortgies Quiter, Johann Quiter zu Weyhe (auf dem Gut an der Sudweyher Beeke) und Johann Quiter zu
Leeste.
1647: Einwohner von Leeste gegen Johann von Quiter wegen einer Kuhweide
1668: Laut einer Quittungsrolle müssen die Quiter von Weyhe und Leeste sogenannte Ritterpferde für die Bremer abstellen. Sie werden als auswärtige Ritter bezeichnet. Auch hier ist eine Verbindung
zu der Stadt Bremen gegeben, wobei unklar ist, ob die Quiter zur Bremer oder zur Hoyaschen Ritterschaft zählen.
1679 : Johann Dietrich von der Kettenburg als Vormund der Kinder des verstorbenen Dietrich Friese, Franz Otto Trampe, Johann Cord Friese, genannt Quiter, Ortgies Ernst Friese, genannt Quiter, und
Franz Philipp von Hademstorf gegen Heinrich Korn und Dietrich Müller, Zollverwalter zu Dreye und Brinkum, wegen Zollneuerungen.
1683: Verhandlung des Schatzrats Johann Cord Frese gen. von Quiter über Matrikularbeitrag mit Hoyascher Landschaft für Hof in Leeste.
1702: Eintrag in der Matrikel der Hoyaschen Ritterschaft: "Herr Schatzrath Johann Cordt Freese, genannt Quiter, besitzet zu Leeste ein Freyes Erbguth.“
Zwei Schuldbriefe des Johann Cordt von Frese genannt Quiter zu Leeste und seiner Frau Maria Gertrud, geb. von Düring (114), über je 150 Rtlr. vom 3. April 1689 und 20. April 1694
1718: 2157 Taler hatte Hinrich Mügge vom Vollmeierhof Nr. 82 in Martfeld zu fordern. Er schlug dem Gutsherrn in Leeste vor, die Familie abzufinden und den Wirt mit seiner Frau bis zu ihrem Tode
dort wohnen zu lassen. Dem wurde zugestimmt.
Um 1765 kommt das Gut an die Familie von Diemar. In der Landesaufnahme von 1773 ist schon "Adl.Hoff v. Diemar" eingetragen, während in der Matrikel-Eintragung der Hoyaschen Landschaft von 1763
noch von dem "von Quiterschen Adeligen Guhte zu Leeste" die Rede ist.
1773 (?) : Verwitwete General-Majorin von Diemar und die Geschworenen und Bauermeister von Leeste und Wachendorf wegen widerrechtlicher Naturalziehung des vormals Stechinellischen, jetzt von
Schwicheldtschen Sack-Zehnten.
1777 heiratet der Hauptmann von Langwerth Christine Louise von Frese gen. Quiter.
1791: Verhandlungen über Konkurs (konnte durch Arrangement beigelegt werden).
Offenbar hat 1791 nach den Konkursverhandlungen der Hauptmann von Langwerth das Gut Leeste gekauft. Das "Neue allgemeine deutsche Adelslexikon" weist denn auch für die Familie Langwerth von
Simmern das erworbene Gut Leeste aus. Ludwig Christian von Langwerth
war Ritterhauptmann der mittelrheinischen Ritterschaft und eine seiner fünf Schwestern, Caroline, vermählte sich mit Carl Philipp Freih. v. Stein und war dann die Mutter des berühmt gewordenen
preußischen Staatsministers Heinrich Friedrich Carl Freiherr v. Stein. In Leeste gibt es heute die Freiherr vom Stein-Str. in der Nähe des ehemaligen Gutes. Der Name ist sicher auch wegen der
Verbindung der Leester Gutsherren zu dieser Familie gewählt worden.
1800: Die Witwe des Hauptmanns von Langwerth gegen die Dorfschaft Leeste wegen Zerstörung eines Neubaus auf einem Holzgrund, dem Brink, dessen Besitzverhältnisse ungeklärt sind.
1801 beschwert sich die Witwe des Hauptmanns Langwerth über die Landausweisung in der Leester Gemeinheit.
1823: Matrikeleintrag der Hoya'schen Landschaft: "Hauptmann von Langwerth zu Leeste"
1838: Konkurs nach Tod der Witwe Langwerth.
1844: Verkauf an Dr. von der Horst (Rotenburg)
1844: Vorstellung des Dr. von der Horst wegen der Berechtigung des Guts Leeste zur Krugnahrung und zum Hokenhandel
1845: Aufhebung der Kanzleisässigkeit des vom Gut Leeste getrennten Grundstückes in der Westerheide bei Melchiorshausen.
1848: Ablösungsrezeß zwischen dem Rechtsanwalt Dr. von der Horst in Rotenburg als Erziehungsbevollmächtigtem seines Sohnes Edwin, Besitzer des Guts Leeste, und Handköttern Johann Heinrich
Schumacher und Johann Heinrich Schröder in Westerwisch.
1848: Ablösung der gutsherrlichen Gefälle, welche der Handköter Joh. Heinr. Schumacher et cons. zu Westerwisch an den Junkerhof zu Leeste zu entrichten hat.
Um 1848 gibt es also mehrere Akten über Ablösungsprozesse vom Gut Leeste. In dieser Zeit können sich die abhängigen Landwirte von dem Gut loskaufen.
1848 wird das Dorf Leeste mit einem Gut "nebst 10 Anbauern" aufgeführt.
Im Jahre 1865 brennen "auf dem Junkernhof" 21 Gebäude ab. In einem Kreiszeitungsartikel zählt H. Büntemeyer folgende Höfe am Köhlerbruch und am Junkernhof zu den abgebrannten: AhrensSchulte,
Rendigs, Hüneke-Bonnhoff, Daneke-Rieke; sie wurden alle 1865 wieder aufgebaut. Das Haus Lüllmann könnte den Brand überstanden haben (Baujahr 1860, massiv gebaut). [Krsz 18.8.15] Das Gut Leeste
wird aber nicht erwähnt.
1870 wird das Gut an den Leester Landwirt Albert Dunkhase verkauft, der es mit seinem Hof vereinigt. 1874 beantragt Albert Dunkhase die Übertragung der Stimmrechte im Hoyaer Landtag auf seine
Hofstelle, da ein Wohnhaus nicht mehr existiere und die Einkünfte aus dem Gut gering seien. 1876 wird diese Übertragung bestätigt.
1933 wird das Grundbuch für das Gut geschlossen. Die Hofstelle Dunkhase hatte zusammen mit dem Gut noch eine Größe von 20 ha.
Leeste am Junkernhof 1935
[Qu: Neubert-Preine, Rittergüter, S. 142, Gade 1901;
HOY UB; Staatsarchiv Bremen; G.Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991, S. 222 u. 325; Inventar des Hauses Syke 1585 - C.H.Hüchting 1962; Bericht d. Amtes Syke v. 12.
Juni 1596 a.S. (in: Niedersächsisches Landesarchiv NLA Hannover, Hann. 74 Syke Nr. 49); StAWolfenbüttel 1 Alt 30 1 Alt 30 Nr. 895; Ritterrolle des fünften Zirkels im Herzogthum Bremen, Hausakten
des Johann Klencke zu Oenigstedt, unterzeichnet von H.Bremer, in: Zeitschrift des Hist. Vereins für Niedersachsen, Lax, 1866, S.318; NLA Stade; NLA Oldenburg; www.martfelder.info]