Heinz Tödtmann
Am 6. Dezember treffen sich im Schmidtschen Gasthaus 19 Männer aus Leeste, Hagen, Hörden und Erichshof, um die Gründung eines Schützenvereins vorzunehmen:
Der Verein erhält den Namen Schützenverein Leeste. In der Gründungsversammlung wird der Vorstand gewählt:
In der ersten Generalversammlung am 20. Dezember wird die Satzung sowie die Fest- und Schießordnung einstimmig genehmigt. 11 neue Mitglieder treten noch im Gründungsjahr dem Verein bei.
Der Vorstand beschließt am 1. März, um Verwechselungen zu vermeiden, den Vereinsnamen in Schützenverein "Germania" e.V., Leeste zu ändern. Als Schießhalle dient ein umgebautes Festzelt, da die Mittel für eine Halle fehlen. Am 17. und 18. Juli findet das erste Schützenfest, zu dem man auch die Schützenvereine von Henstedt und Leeste-Melchiorshausen eingeladen hat. Erster Schützenkönig wird Johann Heinrich Eickhorst.
obere Reihe v.l.n.r.: Johann Wienholz, Diedrich Struthoff, Wilhelm Hohnhorst, Louis Warnken, Albert Schierenbeck, Hermann Rose, Heinrich Brüning, Heinrich Brune, Albert Block, Heinrich Wittrock, Heinrich Rendygs, Heinrich Warneke, Heinrich Schmidt sen., Heinrich Peters, Peter Schierenbeck
mittlere Reihe v.l.n.r.: Jakob Langenbein, Heinrich Lankenau, Johann Laue, Johann Wetjen, Diedrich Hüneke, Albert Dunkhase, Diedrich Dirks, Heinrich Niemeyer, Heinrich Meyer, Heinrich Schmidt jun.,
untere Reihe v.l.n.r.: Thölke Niemeyer, Johann Heinrich Dunkhase, Johann Heinrich Eickhorst, Friedrich Meyer, Karl Linde, Heinrich Meyer, J.H.Holthusen
Mit dem Vereinswirt wird ein Pachtvertrag geschlossen und auch die erste Schießhalle kann nun gebaut werden. Die dafür notwendigen Arbeiten führt der Maurermeister Dierks durch.
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges bringt das Vereinsleben völlig zu Erliegen.
Am 1. Sonntag im Juni wird das erste Schützenfest nach dem 1. Weltkrieg gefeiert.
Die Mitgliederzahlen wachsen stetig und somit ist die Erweiterung des Schießstandes erforderlich.
Die Inflation beeinträchtigt das Vereinsleben erheblich, dennoch kann die erste Vereinsfahne angeschafft werden.
Im Dezember werden die ersten Mitglieder für ihre 25jährige Mitgliedschaft mit dem Ehrenkreuz ausgezeichnet.
Endlich kann ein Kleinkaliberstand eingerichtet werden.
Im Januar wird eine Jugendabteilung gegründet.
Anlässlich des 30jährigen Bestehens wird am 4. und 5. Juni ein großes Jubiläumsfest gefeiert, verbunden mit dem Verbandsfest des Verbandes der Schützenvereine "Niedersachsen". Unter dem Motto "Altgermanisches Volkstum - Hermann der Cherusker auf der Rückkehr von der Jagd vor der Schlacht im Teuteburger Walde" findet ein Riesenfestumzug statt, allein 30 verschiedene Gruppen sind beteiligt, Sonderdarstellungen, viele Festwagen und diverse Kapellen.
Man sieht, wir schreiben das Jahr 1933, das Jahr der Machtergreifung durch Adolf Hitler: SA-Kapelle, Germanenkult - der "braune Kakao" ist angerichtet. Wie sagte Erich Kästner ganz richtig:
Was immer auch geschieht: Nie sollt Ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken! - Erich Kästner
Auf der Generalversammlung am 21 Januar erleben die Mitglieder eine Auswirkung der Machtübernahme durch Adolf Hitler im Jahr zuvor. Der Vorsitzende gibt bekannt, dass nach den Richtlinien des Reichsführers das Führungsprinzip bei den einzelnen Schützenvereinen satzungsmäßig umzusetzen ist.
Mitgliedsbuch aus dem Jahr 1935
Der 2. Weltkrieg bricht aus und legt das Vereinsleben lahm.
Der 2. Weltkrieg ist zu Ende. 16 Schützenbrüder haben ihr Leben verloren und von dem Schießstand ist dem Verein nur noch eine Ruine geblieben. Es scheint, dass der Schießsport in Leeste damit seine Erledigung gefunden hat.
Den beiden Schützenbrüdern Willi Bischoff und Heinrich Pundsack gelingt es, eine Generalversammlung zum 21. Mai einzuberufen, die unter dem Vorsitz Georg Nolte steht und zu der viele Mitglieder erscheinen. Dabei wird ein neuer "Nachkriegsvorstand" gewählt:
Am 10. und 11. Juni findet beim Gasthaus Amelung das erste Nachkriegsschützenfest statt. Die Resonanz bei der Leester Bevölkerung ist groß. Die Vereinsfahne, in den letzten Kriegstagen von den Engländern nach Fahrenhorst verbracht und 1945 heimlich wieder zurückgeholt, wird an der Spitze des kleinen Umzuges stolz präsentiert.
sitzend v.l.n.r.: Johann Reiners, Heinrich Pundsack, Johann Tietjen, Emil Kastens, Hermann Meyer-Lankeau
stehend v.l.n.r.: Heinrich Wetjen-Arbs, Willi Bischoff, Emil Kaiser
Der Neuaufbau des Vereins ist in vollem Gange. Nach den Anordnungen der englischen Besatzungsmacht darf zunächst nur mit Luftbüchsen geschossen werden. Doch nach und nach kommt es zu einer Lockerung der Regulierungen. Schon bald reicht der notdürftig wieder hergerichtete Schießstand nicht mehr den Anforderungen.
Zum 50jährigen Jubiäum wird ein moderner Schießstand mit vollautomatischen Scheiben eingeweiht. Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklungen haben Johann Schnakenberg und Heinrich Pundsack, die sich unermüdlich für den Fortgang der Arbeiten eingesetzt und alle behördlichen Hindernisse ausgeräumt haben. Am Festumzug nehmen 15 Schützenvereine, ein Reiterzug, eine Musikkapelle, mehrere Spielmannszüge, eine 8spännige Festkutsche und drei Ehrenkutschen teil. Anlässlich dieses Jubikäums schreibt Dr. Heinrich Vossmeyer eine Chronik.
Der Verein tritt dem Deutschen Schützenbund und gleichzeitig dem Bezirksschützenverband Grafschaft Hoya e.V. bei. Eine Schülerabteilung wird gegründet. Damit wird der Schießbetrieb weiter ausgeweitet und eine erneute Erweiterung der Schießanlage ist unumgänglich.
Die alte Vereinsfahne von 1924 hat ihren Dienst getan und wird durch eine neue ersetzt. Am 1. Juni wird sie - verbunden mit der Ehrung langjähriger Mitglieder - in Anwesenheit des Bezirkspräsidenten Wilhelm Lülker eingeweiht. Die neue Fahne trägt die gleichen Symbole wie ihre Vorgängerin, nur mit dem Unterschied, dass sie auf der einen Seite in Samt und auf der anderen Seite in Seide ausgefertigt worden ist,
Ein neues Zeitalter bricht an: im April werden die ersten 4 Beitrittserklärungen von Damen unterschrieben. Trotz dieser Öffnung finden die Vereinsmeisterschaften aber noch außerhalb der Wertung statt.
Auf der Hauptversammlung am 27. Januar wird beschlossen, dass es ab diesem Jahr auch eine Damenkönigin geben soll. Der Verein hat in diesem 75. Jubiläumsjahr 251 Mitglieder. Das Schützenfest in diesem Jahr wird wegen des Jubiäums groß gefeiert: mit 9 Kreisverbandsvereinen, weiteren 5 befreundeten Vereinen aus Stuhr und Weyhe und der Leester Feuerwehr. Ein besonderes Highlight ist der schwedische Musikzug "Ludvika Musikkar".
In diesem Jahr nimmt auch die Partnergemeinde aus dem französischen Coulaines am traditionellen Ortsvereinsschießen teil.
Zu dem Ortsvereinsschießen wird nun auch noch ein Firmenpokalschießen eingerichtet. Erstmals wird ein Seniorennachmittag veranstaltet, bei dem sich Mitglieder ab einem Alter von 60 Jahren und die Partner verstorbener Mitglieder zu einem geselligen Beisammensein treffen. Heinrich Lütjen verfasst eine Chronik in Versform auf Plattdeutsch.
Es wird der Vorschlag eingebracht, nicht nur eine Damenkönigin, sondern auch einen Alterskönig auszuschießen und so setzt sich das Königshaus jetzt aus dem Schützenkönig, seinem Adjudanten, der Damenkönigin, dem Jugendkönig und dem Alterskönig zusammen.
obere Reihe v.l.n.r.: Ursel Henke, Ute Jordan, Gunda Budelmann, Sigrid Hanuth, Martina Thierfelder, Marina Krüger, Ulrike Hinkel, Gunda Zornow, Michaela Höptner
mittlere Reihe v.l.n.r.: Reinhard Scharringhausen, Helga Moritz, Hella Dunkhase, Renate Höptner, Adelgunde Block-Ahrens, Hanna Pendias, Gela Drescher, Claudia Meyer, Hedi Apmann, Edith Rack, Christel Blase, Günter Brose
untere Reihe v.l.n.r.: Ursel Meyer, Gisela Schweers, Annegret Knief, Elisabeth Schönberger, Annegret Michalowski, Werner Hinners, Britta Lampe, Hanna Brose, Monika Koch, Else Mohrmann
Kreiszeitung