Ziegelei Hinrich (Segelke) Ahrens, Dreye

Paul Athmann
 
In Dreye, westlich des Haltepunkts Dreye an der Bahn, unmittelbar vor der Bremer Landesgrenze (Westerfeld) . Heute: Dreyer Str. 77, Fa. Hofmeister & Meincke
 
Die Ziegelei war unter dem Namen Heinrich oder Segelke Ahrens bekannt. Anfangs hieß sie auch „Glade und Ahrens“.

Landesaufnahme 1900
Landesaufnahme 1900

Die Ziegelei baute den Lehm vermutlich in unmittelbarer Nähe der Ziegelei und an der Ochtum ab.


1847

„Ziegeleianlage des Vollmeiers Segelke Ahrens zu Dreye und des Kötners Christoph Glade.“166 
Um die Jahreswende 1846/47 bitten der Vollmeier Segelke Ahrens, Dreye Nr. 1, und der Kötner Christoph Glade, Kirchweyhe, um die Genehmigung, eine Ziegelei in Dreye – „auf einem Kampe des Segelke Ahrens“ (24 Morgen groß) „am Ende der Kirchweyher-Dreyer Marsch in dem s.g. Westerfelde und an der vorbeiführenden Hoyaer Landstraße hart an der Grenze des Bremischen Gebiet“ -  errichten zu dürfen. Die Landdrostei Hannover teilt dem Amt Syke unter dem 1. Februar 1847 mit, „daß die Ziegeleianlagen Unserer regiminellen Genehmigung nicht bedürfen“.
„Die Ziegelei war in der zweiten Hälfte der 1840er Jahre gegründet worden. Der Vollmeier Segelke Ahrens, Großvater des 1916 als Leutnant in Frankreich gefallenen Segelke Ahrens (Ehemann d. Dora geb. Meyer), stellte um die Jahreswende 1846/47 zusammen mit dem Kirchweyher Christoph Glade den Antrag, eine Ziegelei in Dreye errichten zu dürfen. Das geht aus einer Akte im Hauptstaatsarchiv Hannover hervor, die allerdings keinen Hinweis auf die tatsächliche Gründung enthält.“167 


1848

In einem Verzeichnis der Gewerbetreibenden d. Amtes Syke v. Dezember 1848 wird lediglich Segelke Ahrens, Dreye, als Ziegeleibesitzer erwähnt.168

„Ziegelei zu Dreye“; Zweck: „Verfertigen und Brennen von Ziegelwaaren“; „Dauer“: „etwa 6 Monate“; 9 ausländische Arbeiter aus dem Amt Lage im „Fürstenthum Lippe-Detmold“169
 


1850

Der im Gründungsantrag erwähnte Christoph Glade hatte damals vielleicht schon andere Pläne: Er gründete 1850 eine Holzfabrik in Dreye. Andererseits wird die Ziegelei „Glade u. Ahrens“ in den Berichten der Ziegelboten noch bis 1866 so genannt – siehe im Kapitel über die Ziegeleiarbeiter. Christoph Glade war also wohl Teilhaber, vermutlich bis 1850.


1852

In der Urliste der Einwohner von Kirchweyhe sind aufgeführt:  Segelke Ahrens, „Vollmeyer & Ziegelei-besitzer“, 43 Jahre alt Wüpke Ahrens, „dessen Frau“, 28 Jahre alt J. Heinrich Eggers, Knecht, 21 Jahre alt, Heinrich Schmidt, Knecht, 19 Jahre alt Gesche Eggers, Magd, 23 Jahre alt , Wüpke Ahrens, Mutter, 67 Jahre alt 170


Im Verzeichnis der Fabriken der Bauernschaften Kirch- und Sudweyhe von 1852 wird die Ziegelei geführt:  „Namen des Fabrikanten: Segelke Ahrens; Wohnort: Dreye;  Benennung der Fabrik: Ziegelei; 11 erwachsene männliche Arbeiter;  Jährlich fabricirtes und abgesetztes Quantum: 40.000 Fußsteine u. 97.900 Zehnzöllige“. 171 In den Zieglerlisten taucht aber weiterhin die Bezeichnung „Glade + Seelke“ für die Ziegelei auf, obwohl Glade zu diesem Zeitpunkt wohl schon ausgestiegen war. 172


1858

Nach den Einträgen in den Ziegeleiarbeiter-Jahr-büchern wird die Ziegelei "Pladde und Ahrens" in Dreye aufgeführt.  Eventuell ist zu dieser Zeit also ein Teilhaber namens Pladde  in die Ziegelei eingestiegen. Wahrscheinlicher jedoch handelt es sich um einen Schreib- oder Übertragungsfehler. Es ist wohl „Glade u. Ahrens“ gemeint (siehe auch spätere Eintragungen)173 
 
Im Verzeichnis der Fabriken der Gemeinden Kirch- und Sudweyhe von 1858 wird die Ziegelei geführt:   „Namen des Fabrikanten: Segelke Ahrens; Wohnort: Dreye; Benennung der Fabrik: Ziegelei; 9 erwach-sene u. 2 unerwachsene männliche Arbeiter; Jährlich fabricirtes und abgesetztes Quantum“: 450.000 Fußsteine u. 150.000 Zehnzöllige“174


1860

Eintrag im Verzeichnis „Gewerbe und Fabriken“ der Gemeinden Kirch- und Sudweyhe von 1860: „Namen des Fabrikanten: Segelke Ahrens; Wohnort: Dreye; Benennung der Fabrik: Ziegelei; 6 erwachsene u. 4 unerwachsene männliche Arbeiter; Jährlich fabricirtes und abgesetztes Quantum: 400.000 Fußsteine (1000 = 10 Taler Gold) u. 100.000 Zehnzöllige (1000 = 8 Taler Gold)“ 175


1862

Für die Jahre 1862 und 1863 gibt es Einträge in der Zieglerdatenbank für die Ziegelei „Dörgeloh und Ahrens“.176 Zu diesem Zeitpunkt kann damit noch nicht die Inselziegelei gemeint sein, die ja erst 1877 von Johann Ahrens gegründet wurde, wobei auch dort Dörgeloh das Land zum Teil besaß. Es besteht daher die Möglichkeit, dass 1862 Dörgeloh, der ja zu diesem Zeitpunkt schon die Ziegelei auf Sudweyher Gebiet (später Wehrmann) betrieb, als Partner bei Segelke Ahrens eingestiegen ist.


1874

Segelke Ahrens (*1810) stirbt. Da die Ehe mit Wübke Budelmann (*1825 in Kirchweyhe, + 1909 in Dreye) kinderlos blieb, übernimmt sein Neffe (Christian) Heinrich Ahrens (*1843), den Vollmeierhof und damit auch den Ziegeleibetrieb. Er ist der Sohn des Häuslers und Schankwirts Cord Hinrich Ahrens (* 1812), einem Bruder des Segelke Ahrens. 177


1876

Im Liegenschaftsbuch der Gemeinde Kirchweyhe erscheint 1876:  Heinrich Christian Segelke Ahrens, Vollmeier, Dreye Nr. 1 178
Standesamt Kirchweyhe, Heiratsbuch Nr. 12/1876 (Eheschließung am 18. Oktober 1876) 179: „Vollmeier Christian Heinrich Ahrens, geb. 16. Oktober 1843 in Dreye, Sohn des Häusler und Schankwirth Heinrich Ahrens und der verstorbenen Ehefrau desselben Margarethe geborene Spanhake und die ledige Haustochter Margarethe Budelmann, geb. 23. Oktober 1850 in Kirchweyhe, Tochter des Vollmeiers Casten Budelmann und der verstorbenen Ehefrau desselben Gesche geborene Kehlenbeck, wohnhaft zu Kirchweyhe“


1886

Segelke Ahrens, Sohn des Ziegeleibesitzers Ahrens, baut  ein Gasthaus - gegenüber der Ziegelei, an der Dreyer Landstraße. Ein Sommergarten lädt Fuhrleute und Sommerfrischler zum Verweilen ein. Auch die Fahrgäste der neuen Eisenbahnstrecke, die im gegenüberliegenden Bahnhof einsteigen wollen, sind willkommene Kunden.
 


1891

In den Jahren 1891 – 1895 arbeiten nach den Eintra-gungen bei der Gemeinde Kirchweyhe bei H. Ahrens nur wenige auswärtige Arbeiter. 180

Jahr              Ziegler

1891             2

1892             1

1893             2


1893

Eintragung im Reiseführer "50 Ausflüge in die Umgegend von Bremen": „Ziegelei rechts, von Ahrens, (Steine namentlich nach Bremen)" 181


1895

Die Syker Zeitung berichtet 1895: "Die mit einer 30pferd. Dampfmaschine und einem Ringofen ausgerüstete Ziegelei von Heinr. Ahrens in Dreye beschäftigt 35 Arbeiter und produziert vornehmlich Mauersteine, etwa 3 Millionen Stück jährlich. Auch diese Ziegelei liefert ihr Produkt hauptsächlich nach Bremen." 182


1899

Nach 1905 steigt die Zahl der lippischen Wanderarbeiter und der Arbeiter aus Polen deutlich an. Die Eintragungen der Arbeiter in den Melderegistern werden unter „Ziegelei S.Ahrens“ oder „Ziegelei Segelke Ahrens“ geführt.183
Segelke (Heinrich) Ahrens (* 1877) ist der Sohn des Heinrich Ahrens und der Margarethe Budelmann. Er übernimmt wohl als Hoferbe die Ziegelei zwischen 1895 und 1899. Jedenfalls werden  in den Folgejahren Segelke bzw.  dessen Witwe Dora als Ziegeleibesitzer genannt. 

Jahr       Ziegler             Jahr         Ziegler

1899        6                    1908        16  

1900        -                     1909         8

1901        -                     1910        28

1902        1                    1911        16

1903       11                   1912         6

1904        8                    1913         20

1905        7                    1914         23

1906       19                   1915         -

1907       32                   1916         -


1907

Heinrich Ahrens stirbt am 18. 10. 1907 nach langer Krankheit im Alter von 64 Jahren. 184 Standesamt Kirchweyhe, Sterbebuch 18. Oktober 1907 185: "Vollmeier und Ziegeleibesitzer Christian Heinrich Ahrens, 64 Jahr alt, lutherischer Religion, wohnhaft in Dreye, Gemeinde Kirchweyhe, geboren zu Dreye, den 16. Oktober 1843, verheirathet gewesen mit Margarete geborene Budelmann beide verstorben, zuletzt wohnhaft in Dreye, gestorben 18. Oktober 1907, vormittags um sieben einhalb Uhr, zu Dreye in seiner Wohnung."

1909

In einer Nachricht meldet die Brinkumer Zeitung im Juni 1909, dass mehrere Trockengestelle „in der neuerbauten Ziegelei an der Dreyer Brücke“  infolge Überlastung zusammengebrochen seien, und etwa 40000 Steine heruntergefallen seien. Fünf Arbeiter wurden aus einer Höhe von 17 Metern mit in die Tiefe gerissen, doch erlitt nur einer davon Verletzungen. Eventuell hat also Segelke Ahrens das Erbe seines Vaters übernommen und neue Trockengestelle bauen lassen.

In der Syker Zeitung wird 1909 auch die Baugenehmigung für einen Stall des Ziegeleibesitzers S.Ahrens in Dreye veröffentlicht.186


1910

Im Liegenschaftsbuch der Gemeinde Kirchweyhe erscheint 1910:  Segelke Ahrens, Vollmeier, Ziegelei-besitzer, Dreye Nr. 1. 187  


1913

In einer Anzeige der Syker Zeitung wirbt die Ziegelei „Segelke Ahrens“ 1913 für den Absatz von Mauer-steinen.

1915

Die Produktion kommt wegen des Kriegsbeginns zum Erliegen.
 


1916

Segelke Ahrens fällt 1916 als Leutnant in Frankreich im Alter von 39 Jahren: 
„Das Ersatz-Bataillon Res. Inft. Regt. 76 in Hamburg hat mitgeteilt und zeigte an, dass der Leutnant d. Res. Segelke Heinrich Ahrens 39 Jahre alt, lutherischer Religion, wohnhaft in Dreye, Gemeinde Kirchweyhe, geboren zu Dreye, den 9. August 1877 verheiratet gewesen mit Dora geborene Meyer Sohn des verstorbenen Vollmeiers und Ziegeleibesitzers Christian Heinrich Ahrens zuletzt wohnhaft in Dreye und seiner Ehefrau Margarete geb. Budelmann wohnhaft in Dreye in Sailly-Sallisel am neunten Oktober des Jahres tausend neunhundert sechszehn nachmittags um zwei Uhr durch A.G. Volltreffer im Unterstand verschüttet und verstorben ist.“ 188


1918

Im Liegenschaftsbuch der Gemeinde Kirchweyhe: 
“Witwe Dora Ahrens geb. Meyer,” später: „Köhnken, Hermann, Landwirt, Ehefrau Dora geb. Meyer verw. Ahrens” 189


1920

Ziegelei-Verkauf auf Abbruch in Dreye. Am Dienstag, den 8. Juni d.Js., vormittags 10 Uhr läßt die Vollmeierin Wwe. Dora Ahrens, Dreye, ihre Ziegeleigebäude, als: 1 Brennhaus mit Ofen sowie 17 Trockenschuppen mit Gerüsten und nachfolgendes Ziegeleiinventar, als 22 eiserne Bettstellen mit Holzbelag, sämtlich neu und noch nicht gebraucht, 3 Doppel- und 9 eintürige Schränke, 35 Ziegelkarren, ferner 11 gute schwere Balken, 40 Sparren, 1 größeren Posten Latten, 8 beste schwere Wagen, 2 Mantelkessel und 1 Breitdreschmaschine öffentlich meistbietend verkaufen.  Sudweyhe, den 1. Juni 1920. J.H. Wendt.“ 190
Die Brinkumer Zeitung vermeldet:  „Die Ziegeleien von D. Ahrens und Menke sind ebenfalls aufgelöst […]  Die D. Ahrensche Ziegelei wird auf Abbruch verkauft. 191
Die genannte „D. Ahrens“ war Dora Ahrens geb. Meyer, Witwe des Segelke Ahrens, Vollmeier in Dreye Nr. 1. 
Hermann Menke betrieb die Ziegelei auf dem Brüggefelde in Arsten. 


1925

Die im Heimatbuch Kirchweyhe gemachte Feststellung „Segelke Ahrens ist im 1. Weltkrieg gefallen. Der Betrieb wurde bis nach der Inflationszeit noch fortgeführt, aber dann wegen Tonmangels eingestellt. 192 kann aufgrund der Quellen nicht bestätigt werden, da nach dem Abbruch der Ziegelei im Jahre 1920 kaum noch eine Fortführung möglich erscheint. Auch werden nach 1915 keine auswärtigen Ziegeleiarbeiter mehr in den Melderegistern aufgeführt.


1955

Nach dem Abbau der Ziegelei ist noch ein Tweepart-Häuslingshaus an der Dreyer Straße übriggeblieben. Es gehörte zur Ziegelei Ahrens und wurde eventuell für die Ziegelei-Arbeiter errichtet.

Foto ca. 1955 / Repro W. Meyer
Foto ca. 1955 / Repro W. Meyer

1981

Das Restgebäude wird abgerissen. 193


1983

1983 ist der Platz rechts hinter den Schafen, wo noch Bäume stehen, freigeräumt. Hier stand die Ziegelei. Das Gelände, wo zu dem Zeitpunkt noch Schafe weiden, soll Gewerbegebiet werden.

Foto:  W. Meyer Ausschnitt
Foto: W. Meyer Ausschnitt

1986

Die Gemeinde Weyhe richtet das Gewerbegebiet „Dreye West II“ ein. 


1988

Die neuen Hallen von Hofmeister&Meincke werden hochgezogen. An dem Platz der Ziegelei baut die Firma ein modernes Produktionsgebäude. Sie stellt mit 150 Mitarbeitern (allein in Dreye) Maschinen und Nutzfahrzeugteile und Halbzeuge aus Kunststoff und Metall her – insbesondere für die Fahrzeugindustrie.

Foto: W. Meyer 1988
Foto: W. Meyer 1988