Mühle Hüneke

Geschichtsgruppe Weyhe

Paul Athmann

Weyhe, Juli 2025

In Kirchweyhe an der Dorfstraße stand ab etwa 1908 die Motormühle Hüneke.1 Johann Hüneke (*1903 in Melchiorshausen) war Müllermeister und 1936 der Besitzer der Mühle. Er hatte die Hausnummer Kirchweyhe Nr. 206.2 Johanns Vater Johann Hermann Friedrich (*1871 in Kirchweyhe) war schon in Seckenhausen Müller gewesen und baute 1908 in Kirchweyhe neu.3 Zusammen mit seiner Frau Margarethe und den 5 Kindern baute er de Betrieb mit viel Fleiß und Ausdauer gegen alle Konkurrenz, Widrigkeiten und Schicksalsschläge zu einem angesehenen Betrieb aus. Bis 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach und sowohl Johann als auch sein erstgeborener Sohn Christoph zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Ehefrau Margarethe führte unterdessen die Geschäfte weiter Nach dem Krieg konnte dann Johann den Betrieb wieder unversehrt weiterführen. Sohn Christoh jedoch fiel leider im Krieg, so dass der jüngere Sohn Johann jun. die Mühle übernehmen musste, obwohl er eigentlich Schmied gelernt hatte. Er erlernte den Müllerberuf und bestand die Meisterprüfung.

Nach der Heirat mit seiner Frau Gesine im Jahr 1926 kam ein paar Monate später die nächste Müllergeneration in Gestalt von Sohn Hans zur Welt. Ein Jahr später verstarb Johann sen. nach kurzer Krankheit, und seine Frau und sein Sohn Johann jun. führten die Mühle weiter.

 

Hans ging mit 15 Jahren in die Lehre beim Müller in Wolthausen bei Celle und schloss diese 1943 mit Erfolg ab. 1939 war Tochter Karla zur Welt gekommen und hatte das Familienglück vollendet.

Mit dem Einstieg von Hans in den Familienbetrieb Hüneke schien 1942 alles perfekt, doch dann kam der 2. Weltkrieg, und Johann und Hans wurden eingezogen. Zur Aufrechterhaltung des Mühlenbetriebes sprangen alle mit ein: Oma Margarethe, Gesine und die Geschwister, insbesondere Schwester Beta Wetjen, so dass Alles mit vereinten Kräften gemeistert wurde.

1945 war Margarethe gestorben (1942), aber Johann und Hans kamen teils versehrt, aber frohen Mutes aus der Gefangenschaft zurück. Johann hatte in Russland 2 Fingerkuppen verloren. Beim weiteren Ausbau der Mühle half ihm Hans zusammen mit seinem Cousin Jonny Wetjen. Dieser wurde von seinen Freunden „Jan Mehl“ genannt, war aber hauptberuflich Musiker. Hans entwickelte neben seinem Beruf als Müller eine Leidenschaft als Amateur-Boxer im Boxring 46 (Kirchweyher Sportverein). Er war aktives Mitglied der ersten Stunde und bestritt so manch harten Kampf.

Bei einem Besuch des Lehrherrns lernte Hans seine Frau Waltraud kennen Die beiden heirateten 1952, kurze Zeit später kam Sohn Johann Christoph auf die Welt. Das Geschäft blühte, es wurde aus- und angebaut, ein Fuhrpark angelegt, und alle halfen tatkräftig mit: Johann und Hans in der Mühle und im Einkauf, Gesine im Büro und Waltraud bei der Auslieferung und Kundenbetreuung.

 

Die Landwirte aus dem Ort ließen bei Hünekes ihr Korn in der bis dahin neu angeschafften Hammermühle mahlen.Dieses wurde entweder zu Tierfutter weiterverarbeitet oder feingemahlen an die örtlichen Bäcker zum Backen geliefert.4

 

 

 

 

Tochter Karla heiratete einen Ingenieur und zog nach Bremen, wo sie kurze Zeit später eine Tochter gebar. Auch in der Mühle gsb es noch einmal Nachwuchs: Hans und Waltraud freuten sich 1959 über die Geburt ihrer Tochter Ute.

Alles lief prima, und Johann Christoph wuchs zur nächsten Müllergeneration heran. Er begann 1968 eine Lehre zum Müller bei der Mühle Landwehr in Leeste, die er 1971 mit Erfolg abschloss.

 

Leider trübte sich dann nach und nach die Stimmung im Hause Hüneke, und nach unüberwindbaren Differenzen schieden Hans und Johann jun. 1972 aus dem Betrieb aus. Sie suchten sich eine Anstellung in einem großen Futtermittelbetrieb im Getreidehafen Bremen und zogen aus dem gemeinsam bewohnten Haus in Kirchweyhe aus. Somit musste Johann Hüneke aus Altersgründen den Müllerbetrieb schließen und verkaufen. Auf dem Grundstück wurden 1974 Reihenhäuser gebaut, wovon Johann und seine Frau Gesine eines bezogen. Johann starb kurze Zeit danach. Hans Hüneke starb 2005 nach einem Herzinfarkt, und sein Sohn Johann Christoph folgte ihm nach langer Krankheit 2008. 5

 

 

 

Mühlentechnik:

 

Zu der Technik in der Mühle ist nur wenig bekannt. Anfangs wird ein Sauggasmotor als Antrieb verwendet. Die Elektrifizierung in Kirchweyhe mit “importiertem” Strom setzt erst nach 1920 ein, und die Kirchweyher Mühlen Budelmann und Dunkhase sind ebenfalls vor dieser Zeit mit einem Sauggas- oder Dieselmotor ausgestattet.

 

Die Mühle Hüneke versorgt bis dahin den Bereich „Kuhzaun“ mit elektrischem Strom. Sie betreibt anfangs 2 Motoren mit insgesamt 6 PS. 1912 hat die Anlage 21 Abnehmer. Später ist es dann ein Sauggasmotor mit 30 PS. Daran angeschlossen sind 300 Lampen von ca. 30 Abnehmern (1918).6

 

Die elektrische Anlage ist von der Firma Müller in Kirchweyhe erstellt worden. Sie besteht 1918 aus einem Dynamo mit 110 V Gleichstrom, einer Schaltanlage und einem Verteilnetz sowie einer Batterie mit 145 Amperestunden bei 1.7 kW normaler Leistung.7

 

Die Gemeinde Kirchweyhe kauft nach 1921 die Ortsnetze Budelmann, Hüneke und Dunkhase auf und baut eigene Transformatoren-Häuschen bei gleichzeitigem Ausbau der Niederspannung-Ortsnetze. Ein eigener Wirtschaftsbetrieb für Orts-Lichtnetze wird eingeführt.

 

Zunächst wird die Mühle einen Back-Schrotgang gehabt haben. Später, in den 1960er Jahren, ist eine Hammermühle installiert.

 

Um 1969 muss die Mühle schließen. Sie wird danach abgerissen. Auf dem Platz der Mühle werden Reihenhäuser errichtet. Heute sind dort der “Müllerweg” und der “Mühlengang.”

Das Foto von 1930 zeigt vermutlich die Familie Hüneke mit den Angestellten vor dem Wohnhaus, das neben der Mühle stand. Dort befand sich auch das Kontor der Mühle. 8
 

926 wird Hochzeit gefeiert im Haus von Hünekes 9

Der Ausschnitt aus dem Foto von 1930 zeigt vermutlich die Familie Johann Hüneke mit den beiden Müllergesellen und dem Pferdefuhrwerk, das vermutlich zur Mühle gehörte.

Von 1939 bis 1948 ist Johann Hüneke im Krieg. In dieser Zeit übernimmt seine Schwester Meta Wetjen die Mühlengeschäfte, während seine Frau das Kontor führt.

Am 1.Mai 1934 beteiligt sich das Müllerhandwerk am Mai-Umzug. 10 Wagenaufschrift: „Klappre, Mühle, immer immer zu, und mahle ohne Rast und ohne Ruh“.

Der Umzugswagen von der anderen Seite. Es ist ein LKW mit aufgebauten kleinen Windmühlen.

Hüneke hat nicht nur eine motorisierte Mühle, auch der Fuhrpark fährt mit Diesel – schon 1930. 11

Um 1935 ein neuer LKW mit dem Müller Johann Hüneke (sen.) (Aufnahme am Kirchweyher Friedhof)12

1939 legt Johann Hüneke vor der Handwerks-kammer in Hannover seine Meisterprüfung als Schrotmüller ab.13

 

Neben der Backschrot-Herstellung für die Kirchweyher Bäcker wird auch Futtergetreide für die Schweinemast und Hühnerhaltung geschrotet. Wie zu dieser Zeit noch üblich, lassen die Landwirte ihr Getreide in der Mühle mahlen und verwenden das Mehl zum Brotbacken und für ihre Tiere.

In den 1930er Jahren stellen sich die Müller dem Fotografen vor dem Mühlengebäude. 14

Ein nachkoloriertes Luftbild, vermutlich aus den 1960er Jahren,  zeigt die Hüneke Mühle an der Dorfstraße mit dem Wohnhaus der Familie Hüneke.15

 

Anmerkungen

 

1 1952 war es die Hausnummer 20. Heutige Adresse wäre wohl Hausnummer 47 gewesen (vgl. Angaben von H.Greve,       

   Gemeindearchiv Weyhe)

2 Adressbuch Kirchweyhe 1936

3 Nach Angaben von Karla Grunau geb. Hüneke, 2017, und Ute Brockmann geb. Hüneke, 2025

4 Nach Angaben von Ute Brockmann, e-mail vom 16.7.25 (Chronik der Familie Hüneke – Mühle.txt)

5 Nach Angaben von Ute Brockmann, e-mail vom 16.7.25 (Chronik der Familie Hüneke – Mühle.txt)

6 Nach Angaben von Hermann Greve, Gemeindearchiv Weyhe

7 Landratsamt Syke, Sonderakte btr. „Die Elektrizitätsanlage des Mühlenbesitzers Johann Hüneke in Kirchweyhe (1911-1918)“

8 Foto aus dem Besitz von Jürgen Grunau

9 Foto aus dem Besitz von Jürgen Grunau

10 Foto aus dem Besitz von Jürgen Grunau

11 Foto aus dem Besitz von Jürgen Grunau

12 Foto aus dem Besitz von Jürgen Grunau

13 Meisterbrief aus dem Besitz von Ute Brockmann,

14 Foto aus dem Besitz von Jürgen Grunau

15 Foto aus dem Besitz von Ute Brockmann