Leester Windmühle

Paul Athmann


Am Ortseingang von Leeste, nahe der Melchiorshauser Straße gab es von 1864 - 1916 eine Windmühle - da wo heute die Bamberger Straße ist (Ecke Westermoor).

 

Die Leester Windmühle um 1910. Offensichtlich war zu dieser Zeit auch schon ein Dampfantrieb eingerichtet worden.

Die Lage der Mühle ist aus einer Katasteramtskarte von 1872 ersichtlich: An der Ecke Westermoor/Bamberger Str. stand die Mühle.

1859 hatte der Müller Georg Wöhlke die Anlegung einer Kornwindmühle zu Leeste beantragt. Georg Wöhlke war der Sohn des Erbenzinsmüllers Friedrich Wöhlke, der die Wassermühle in Leeste betrieb.1

 

Im Jahre 1863 oder 1864 ist die Mühle dann wohl gebaut worden. Nach der Verkaufsanzeige von 1870 hat sie 3 Mahlgänge und eine Wohnung sowie Stallungen für 8 Pferde.2

 

1866 erbt Georg Wöhlke die Leester Wassermühle. Im November 1870 verkauft er daraufhin die Windmühle.3 Daraufhin hat sie Johann Oetjen aus Ahausen erworben, eventuell aber auch erst 1874.

 

Um 1889 ist die Mühle das erste Mal abgebrannt und durch J. Oetjen im selben Jahre wieder neu errichtet worden. 

Nach Dr. F. Garvens ist 1891 Johann Oetjen aus Ahausen  Mühlenbesitzer in Leeste. Er besitzt bis 1892 noch 18 ha der Reststelle Deten in Riede, die er dann verkauft.5


Noch 1891 wird die Mühle dann von J. Oetjen zum Verkauf angeboten. Nach der Anzeige hat sie jetzt 4 Mahlgänge.

Daraufhin hat sie dann wohl Cord Nienaber gekauft. Dessen Tochter Beke heiratet einen Müllergesellen aus Bassum, der auch Nienaber heißt, Heinrich mit Vornamen. Er stammt aus Bassum-Freudenberg, ist aber nicht verwandt mit der Leester Nienaber-Familie.  Die Mühle wird dann wohl an Heinrich vererbt, der auch die Windmühle in Melchiorshausen erwirbt.

1894 scheint Cord Nienaber gestorben zu sein. Im Juli 1894 wird in einer Anzeige dazu aufgefordert,  Ansprüche an die Erben des Cord Nienaber anzumelden.7
Bis zur Volljährigkeit  von Cord Nienabers Sohn Heinrich scheint dessen Mutter die Geschäfte der Mühle weitergeführt zu haben.

Eine Zeitungsnotiz aus dem Jahr 1895 spricht von der “Müllerwitwe Nienaber zu Leeste”, die einem Betrüger aufgesessen sei, der sie um mehr als 450 Mark erleichterte.  Aus der Notiz erkennt man die Risiken des damaligen Mühlengeschäfts:  Der Müller musste sich auf seine “Subunternehmer” (meist Fuhrleute) verlassen können. Auch wird deutlich, dass die Mühlen mit den Bremer Kaufleuten zusammenarbeiteten. 8

Irgendwann nach 1894 übernimmt dann Heinrich Nienaber die Mühle. Bis 1905 hatte Heinrich Mühlenbruch die Mühle gepachtet, bevor er eine neue Motormühle an der Alten Poststraße baute. Vermutlich ist das auch der Zeitpunkt der Übernahme der Windmühle durch Heinrich Nienaber.

1906 ist die Windmühle dann in Brand gesteckt worden, und sie wäre fast erneut abgebrannt. Nienaber kann das Feuer aber löschen, bevor es die Kornsäcke und die gesamte Mühle erfasst hat.9

1912 wird ein 60-PS-Sauggasmotor in einem Nebengebäude eingebaut. Damit kann man den Mahlbetrieb auch bei schwachem Wind aufrechterhalten. 10

Nach der Zeichnung hat der Motor direkt den Mahlgang angetrieben und nicht etwa die Königswelle.

Nach dem Lageplan von 1912 wird das Maschinenhaus (“Neues Motorgebäude”) direkt an die Mühle angebaut. Bauherr ist H.Nienaber. Der Anbau wird vom “Unternehmer H. Diederichs” durchgeführt.11

Grundriss und Schnitt aus den Bauakten von 1912.12
 


1914 wird dann erneut angebaut:
Lageplan13 aus den Bauakten 1914 : Links die Melchiorshauser Straße und Grundstück von Anbauer Casten Basselmann, oben “Grundstücke v. Halbmeier Heinr. Meyer”, unten “Grundstücke v. Halbmeier Alb. Holthausen”. Dazwischen die “Grundstücke vom Mühlenbesitzer Heinr. Nienaber” mit Stallung, Lagerschuppen, Neubau(?), Mühle, Motorhaus. Rechts “Grundstücke von Heinr. Dunckhase”.

Die Windmühle ist dann Weihnachten 1916 bei einem Sturm abgebrannt. Die Bremse lief heiß und entzündete die Mühle: "Die Bremsen konnten die hölzerne Welle mit dem Windrad nicht halten, und die Feuerwehr hatte bei der Höhe der Fachwerk-Konstruktion keine Chance." 14


Heinrich Nienaber jr., der Sohn des Mühlenbesitzers, wohnte später in Barrien. Er konnte sich vor Jahren noch gut an dieses Ereignis erinnern: Als kleiner Junge musste er mit ansehen, wie die Mühle total abbrannte. Sie wurde nicht wieder aufgebaut. 15

Ein Wandteller mit der  Windmühle als Erinnerungs-Motiv.16 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


1 NLA Hannover Hann. 80 Hannover Nr. 12520

2 Hoyaer Wochenblatt, Nr. 86 v. 26. Oktober 1870

3 Hoyer Wochenblatt v. 26.10.1870 - Repro W.Polley

4 Nach Angaben H.Greve, Archiv Gemeinde Weyhe GAW-20 Häuserliste der Gemeinde Leeste, ca. 1860ff

5 (Garvens, 1996) S. 462

6 Syker Zeitung 23.07.1891 - Repro: Hahn, Rathjen, Riehn

7 Syker Zeitung 07.07.1894 - Repro: Hahn, Rathjen, Riehn

8 Syker Zeitung 15.08.1895 - Repro: Hahn, Rathjen, Riehn

9 Syker Zeitung 19.05.1906 - Repro: Hahn, Rathjen, Riehn

10 Kreiszeitung v. 21.8.2013 W.Meyer

11 Archiv Gmde Weyhe – Repro W.Meyer

12 Archiv Gmde Weyhe – Repro W.Meyer

13 Archiv Gmde Weyhe, s. auch Kreiszeitung. v. 31.12.2016 W.Meyer

14 Kreiszeitung. v. 31.12.2016 W.Meyer 15 Kreiszeitung. v. 31.12.2016 W.Meyer

16 Repro C.Lucht