Paul Athmann
Johann Warneke war Landwirt auf dem Leester „Flohr“-Hof und hatte 2 Mühlen. Die alte Mühle am Mühlenkamp wurde 1923 gebaut und 1976 abgerissen. Die Mühle am Leester Bahnhof wurde 1949 / 1950
gebaut. Sie produzierte unter dem Namen Warneke bis Ende der 1980er Jahre und wurde Anfang der 1990er Jahre von Heinrich Landwehr übernommen.
Die alte Mühle stand beim Hof Warneke („Flohr“) am Mühlenkamp 21 (Alte Nr. Leeste 163). Dort wohnte zuletzt Marga Prothmann (+2016), die Tochter von Johann Warneke, mit ihrer Tochter Dorothea.
1935 wird die Mühle auf einem Luftbild festgehalten.1 Auch wenn sie nur schemenhaft abgebildet ist, kann man doch den Gesamtbetrieb Warneke mit dem Hof, den
Schweineställen und der Mühle erkennen. Am oberen Rand des Ausschnitts führt die Alte Poststraße vorbei, rechts der Mühlenkamp. Ein weiterer Schweinestall liegt weiter links zum Gänsebach (nur
teilweise auf dem Ausschnitt). Später werden in den Ställen auch Hühner gehalten.
Das bearbeitete Satellitenbild zeigt den genauen Standort: unten die Alte Poststr. mit dem Geschäftshaus KattauHeitmann-Daneke, oben links der heutige Verlauf des Mühlenkamps, gelb markiert der damalige Verlauf des Weges, rot der Standort der Mühle. Der Pfeil zeigt die Blickrichtung des Fotografen beim Bild mit den Geschwistern Warneke im Garten.2
Paul Athmann
Johann Warneke war Landwirt auf dem Leester „Flohr“-Hof und hatte 2 Mühlen. Die alte Mühle am Mühlenkamp wurde 1923 gebaut und 1976 abgerissen. Die Mühle am Leester Bahnhof wurde 1949 / 1950
gebaut. Sie produzierte unter dem Namen Warneke bis Ende der 1980er Jahre und wurde Anfang der 1990er Jahre von Heinrich Landwehr übernommen.
Die alte Mühle stand beim Hof Warneke („Flohr“) am Mühlenkamp 21 (Alte Nr. Leeste 163). Dort wohnte zuletzt Marga Prothmann (+2016), die Tochter von Johann Warneke, mit ihrer Tochter
Dorothea.
1935 wird die Mühle auf einem Luftbild festgehalten.1 Auch wenn sie nur schemenhaft abgebildet ist, kann man doch den Gesamtbetrieb Warneke mit dem Hof, den Schweineställen und der Mühle
erkennen. Am oberen Rand des Ausschnitts führt die Alte Poststraße vorbei, rechts der Mühlenkamp. Ein weiterer Schweinestall liegt weiter links zum Gänsebach (nur teilweise
auf dem Ausschnitt). Später werden in den Ställen auch Hühner gehalten.
Das bearbeitete Satellitenbild zeigt den genauen Standort: unten die Alte Poststr. mit dem Geschäftshaus KattauHeitmann-Daneke, oben links der heutige Verlauf des Mühlenkamps, gelb markiert der
damalige Verlauf des Weges, rot der Standort der Mühle. Der Pfeil zeigt die Blickrichtung des Fotografen beim Bild mit den Geschwistern Warneke im Garten.2
__________________________________________________________________________________ Mühlen in
Weyhe
5
Das neue vierstöckige Mühlengebäude am Leester Bahnhof Ende der 1950er Jahre.34
Das Foto rechts (wohl um 1960) zeigt die Mühle noch ohne Siloanbau, aber mit 2 neuen „Schornsteinen“, die zur kontrollierten Abgabe von gereinigter Luft dienten. Auch die neue
Fertigwaren-Lagerhalle von 1957 mit den Büros steht schon. Warneke hat zu dieser Zeit schon einen LKW mit Tankaufbau. 35
__________________________________________________________________________________ Mühlen in
Weyhe
16
Das Mühlengebäude Anfang der 1950er Jahre – wohl direkt nach dem Bau, noch freistehend.36
Ein Foto von 1952 - vom Ortfeld aus aufgenommen - zeigt das Mühlengebäude neben der Leester Schule.37
Die Anlieferung und Abholung von Getreide bzw. Futtermitteln erfolgt in den 1950er Jahren noch teilweise mit Pferdefuhrwerken. Es gibt hier noch kein Dach, das bei schlechtem Wetter
schützt.38
Ein Magirus-LKW erlaubt die Anlieferung der Futtersäcke zu den Kunden mit Motorkraft.
__________________________________________________________________________________ Mühlen in Weyhe
1958, nach dem Bau der Fertigwaren-Halle, lädt die Firma Warneke ihre Kunden zur Betriebsbesichtigung ein. 39 Dr. Ascherfeld hält einen Vortrag über „Die Bedeutung der Futtermischung in der
Tierernährungm“. Den Besuchern wird der Ablauf der Futterherstellung erläutert: Die Anlieferung von Getreidesorten durch Großraum- und Behälterwagen der Kleinbahn sowie durch LKW beginnt die
Verarbeitung mit der Einlagerung in 16 Silozellen mit 2000 to Fassungsvermögen. Die Produktion setzt sich dann fort mit der gewichtsmäßigen Ausschüttung zu den neun Mahlgängen und den beiden
Hammermühlen. Das zerkleinerte Getreide wird dann pneumatisch zu den 11 Mischmaschinen gefördert. In die Mischmaschinen werden sackweise gelagerte Zutaten eingefüllt: Weizenkleie, Tapioca,
Fischmehl und Maizena. Von den Mischmaschinen wird das fertige Futter zu den Absackstationen gefördert, von denen 4 vorhanden sind. Dabei kommt auch eine „vollautomatische Ventilsack-Füllwaage“
zum Einsatz.
Milchviehfutter und Geflügelfutter wird nach dem Mischen der Pressanlage über Förderschnecken zugeführt. Von dort aus kommen die Presslinge über Kühlanlagen zur Pressfutterabsackstation. Das
Geflügelkörnerfutter wird dabei über Prozentmischmaschinen vermengt. Die gefüllten Säcke werden über Förderbänder in die Fertigwarenhalle transportiert, dort gelagert und für den Verkauf
bereitgestellt.
In dem Zeitungsbericht wird auch auf das 1957 fertiggestellte „moderne Labor“ verwiesen, wo die Rohwaren und Fertigprodukte „auf wertbestimmende Bestandteile“ untersucht werden.40
1962 wird die Mühle modernisiert: Einige unrentable Einheiten werden entfernt und eine neue elektronische Steuerung (über Lochstreifen) eingebaut. Die Zeichnungen zeigen aber auch die schon seit
1950 vorhandene Technik.
Schnitte durch das Mühlengebäude. Schnitt B zeigt die 1962 aufgesetzte Erweiterung der Elevatoranlage. 41
Der von
Florian Butt in die „milldatabase“ eingestellte Längsschnitt der Warneke Mühle zeigt die verschiedenen Schrotgänge und die Mischanlagen, die die 4 Böden des Gebäudes durchziehen. Auch der etwas
schräg verlaufende Sackelevator ist eingezeichnet.42
Ein Luftfoto aus den 1950er Jahren zeigt den Betrieb mit der Mühle deutlicher: Links am Mühlenkamp steht die Mühle mit dem kleinen Anbau, vor dem Hoftor des Bauernhofes. Dahinter große
Schweineställe, davon einer parallel zum Gänsebach.3
Ein Foto aus den 1950er Jahren zeigt die Mühle von dem Weg zu Pundsack aus gesehen: Vor dem Flohr-Hof steht das Mühlengebäude. Rechts das Geschäftshaus ( Gastwirtschaft) Kattau an der Alten
Poststraße.4
Johann Warnekes Tochter Marga (2.v.l.) mit ihrem späteren Mann Herwig Prothmann um 1940 im Garten des Hauses Warneke. Im Hintergrund der Transformator, der auch auf dem Luftbild von 1956 zu
erkennen ist. In dem Haus rechts daneben war das Büro der Mühle untergebracht.5
Die Großmutter von Birgit Stolte war im Haushalt bei Warneke (1.v.l.).
Ein Luftfoto von 1956 zeigt am oberen Bildrand einen Teil der Mühle am Weg zum Mühlenkamp (in Bilddiagonale), der auf die Alte Poststraße führt. Oben rechts das Wohnhaus von Warneke, heute
Prothmann. Unten das Gast- und Geschäftshaus Kattau. Später wohnen dort Danekes.6
Die Familie Warneke betreibt auf dem Flohr-Hof einen Schweinemastbetrieb, der wie viele andere in Leeste von den billigen Getreide-Importen aus Russland profitiert. Da Johann Warneke aber auch
gelernter Zimmermann ist und im Mühlenbau gearbeitet hat, baut er sich für die SchweinefutterHerstellung eine eigene Mühle auf der Diele des Hofes. Als der Betrieb größer wird und die Nachbarn
auch Interesse am seinem Futter zeigen, lässt er 1923, nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflationszeit, eine neue Mühle bauen. Es ist dies die Zeit, wo andere Leester und Erichshofer Mühlen
(Mühlenbruch, Wetjen, Dunkhase) geschlossen werden oder abbrennen.
Johann Warneke mit seiner Familie um 1940.7
Die Mühle ist 1923 wohl hauptsächlich zum Schroten von Getreide für den eigenen Schweine-Mastbetrieb gebaut worden. Als dann die Nachbarn auch nach dem Mischfutter fragten, lieferte Warneke
auch Futter an andere Landwirte. Nach dem Bau des neuen Futterwerks am Bahnhof wurde das dort gemahlene und gemischte Futter in der gesamten Region verkauft, aber auch teilweise weiterhin für die
eigene Schweinemast verwendet.
1936 ist Johann Warneke als Müller im Adressbuch des Kreises Hoya unter Leeste 163 eingetragen. Er trägt sich mit Plänen, die Mühle auf dem Mühlenkamp mit Stahlsilos zu erweitern. 1939 will er
sie dann aufstocken und mit Silos und Mischanlagen versehen.8 Ebenfalls 1939 plant er einen privaten Gleisanschluss für ein Silogebäude am Kirchweyher
Bahnhof. Die Pläne werden aber nicht realisiert, obwohl die Genehmigung schon erteilt war.9 Der 2. Weltkrieg verhindert die Umsetzung auch dieser
Pläne, und obwohl die Genehmigung 1948 erneuert wird, wird 1949 das Futterwerk in Leeste gebaut. Im Juli 1951 verzichtet Warneke dann auf den Privatanschluss in Kirchweyhe.10
In den Kriegsjahren wird die Mühle als Lager für Taue der Kriegsmarine requiriert. Die Angestellten sind für die Lieferung von Seilen per Bahn auf Anforderung der Marine
verantwortlich.11 Es werden auch Holländer als Kriegsgefangene eingesetzt, die auf dem Hof Warneke untergebracht sind.12
Unter den im 2. Weltkrieg eingeführten strengen Verordnungen bezüglich des Verkaufs von Nahrungsmitteln gerät Johann Warneke auch mit dem Gesetz in Konflikt. Weil er einige Schweine auf dem
„freien Markt“ verkauft hatte, wird er verhaftet und kommt für 10 Tage ins Gefängnis. Seine Frau darf ihn besuchen und mit ihm geschäftliche Dinge regeln – wozu einige Mettwürste und Schinken den
Besitzer gewechselt haben sollen. 13
Im Dezember 1945 erhält die Firma Johann Warneke von der britischen Militärregierung die Erlaubnis, die Produktion mit „full capacity“ wieder aufzunehmen.14
Nach dem Bau des neuen Futterwerks am Bahnhof (Ladestraße) wird ab 1951 in der alten Mühle nur noch Weizenfeinmehl gemahlen. Dazu hat die Mühle zunächst zwei, später drei Walzenstühle.
Außerdem einen Schrotgang, wohl für Roggenschrot. Mehl und Schrot werden an die Bäckereien in der näheren Umgebung (z.B. Brüne-Meyer) geliefert. Die Müller Gerhard Eggers und Max Zweck arbeiten
in der Mühle.15 Die Produkte der neuen Mühle können auch an der alten erworben werden.16
In den 1950er Jahren ist auch das Kontor noch auf dem Hof am Mühlenkamp. Erst als 1957 die neue Fertigfutterhalle des Futterwerkes gebaut ist und dort dann später Büros eingerichtet sind, werden
die Verkäufe von der Ladestraße am Bahnhof abgewickelt.
Die Mühle produziert bis 1976 und wird dann mit zusammen mit den beiden großen Schweineställen abgerissen. 17
Ausstattung der Mühle
Neben der Mühle gab es noch einen Anbau für die Unterbringung des Fuhrparks. Auch wurden hier Fette und Öle gelagert („Teer un Smeer“) mit einer Tankvorrichtung.
Die Mühle wird anfangs einen oder mehrere Schrotgänge gehabt haben. Sie ist wohl von Anfang an über einen Elektromotor angetrieben worden, was ja 1923 nach der Versorgung Leestes mit Strom aus
den Überlandwerken Stand der Technik war. Der Strom wurde im Transformator umgespannt, der auf dem Hof neben der Mühle stand.
Offensichtlich ist auch nach dem Bau des großen neuen Futterwerks die Technik der alten Mühle auf dem neuesten Stand gehalten worden. Ein Plan der Fa. Liebeck von 1951 zeigt die damals
modernisierte Ausstattung der alten Warneke-Mühle, im Anschluss an die Fertigstellung des Neubaus an der Ladestraße. Mit der alten Mühle kann damit weiterhin Brotbackmehl gemahlen werden, während
das neue Futterwerk ausschließlich Viehfutter herstellt.
Längsschnitt durch die Mühle (1951) aus dem Plan der Firma Liebeck (Kassel) mit vorhandenen und neu einzubauenden Maschinen18
Ausschnitt PlansichterBoden aus dem Plan der Firma Liebeck
Nach dem Plan sind 1951 in der „Komb. Rg/Wz – Mühle“ folgende Maschinen vorhanden oder werden neu eingebaut:
A. Plansichterboden Mischmaschine (vorh.) Putzmaschine Plansichter Getr.Schnecke (vorh.) Aspirateur mit Motor Hochdr. Ventilator mit E-Motor Niederdr. Ventilator mit E-Motor
Saugschlauchfilter mit Motor Druckfilter Fahrstuhl B. Mühle und Reinigung Schrotgang und 2 Walzengänge (?) Mischmaschine 2 Schüttrichter Schälmaschine Ultra-Trieur und
Schnecken-Trieur Waage
Nach 1951 hat die Mühle drei Walzenstühle, in denen für die Bäckereien der Umgebung Feinmehl zum Brotbacken gemahlen wird
Auch ein Plansichter vom Typ MIAG G25 ist in den 1960er Jahren in der Mühle vorhanden.19
Warnekes Schweinemast
Johann Warneke war gelernter Zimmermann. Er hält sich nebenher einige Schweine: 1920 hat er 150 Schweine in 2 Ställen. Er gibt in diesem Jahr den Zimmermannsberuf auf und konzentriert sich
ganz auf die Schweinemast. Das Hofgelände wird mit weiteren großen Schweineställen bebaut. Außerdem werden Ställe auf anderen Höfen angemietet, so dass sich schließlich ein Bestand von 10.000
Schweinen ergibt.
Unter den Nationalsozialisten wird der Bestand aufgrund einschränkender Bewirtschaftungs-Gesetze reduziert. Im 2. Weltkrieg müssen die Ställe geräumt und für Lagerzwecke der Wehrmacht zur
Verfügung gestellt werden.
Gleich nach dem Krieg wird wieder mit der Schweinemast begonnen. Küchenabfälle der Stadt Bremen und der Besatzungsmacht sind willkommene Futterergänzungen. Die Bremer Rolandmühle liefert günstig
Schälkleie und Reinigungsabfälle.20
Aufgrund der nach dem Krieg herrschenden Lebensmittelverknappung wurden Schweinemast-Betriebe allgemein begrüßt - sowohl von der Militärregierung als auch von der Bevölkerung. So
erschien anläßlich einer Betriebsbesichtigung ein Artikel im Weserkurier, der die Bremer dazu aufrief, den Appel der Bremer Ernährungswirtschaft zu befolgen und möglichst alle Küchenabfälle als
Schweinefutter zur Verfügung zu stellen, damit Johann Warneke seinen Plan verwirklichen konnte, die Anzahl der gehaltenen Schweine von 4000 auf 6000 zu erhöhen. 21
Ab 1948 arbeitet Warneke wieder mit den Großschlachtereien in Bremen zusammen, die er mit seinen Schweinen beliefert.22
Zwei der Schweineställe (Angelse und Mühlenkamp) in den 1960er Jahren mit Schweinemäster Rudi Rathmann.23
Die Schweinemästerei von Warneke ist nach dem Krieg regional bekannt und wird 1950 auch von Besuchern der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) -Tagung in Sulingen besichtigt.24 Warneke unterhält auch einen Schweine-Zuchtbetrieb in Angelse an der
Sackstraße - bis Anfang der 1960er Jahre. Die Sauen und Ferkel versorgen Willi und Sophie Stelloh, während auf dem Hof am Mühlenkamp mehrere „Schweinemäster“ die vielen Schweine
betreuen.25
In den 70er Jahren wird die Schweinemast aufgegeben und man konzentriert sich auf das Kraftfutterwerk am Bahnhof.
Das Ende der Mühle
1976 wird die Mühle abgerissen - zusammen mit den beiden großen Schweineställen. Auch hier wird wie bei anderen kleinen Mühlen die Einstellung der Backmehl-Herstellung mit der rationelleren
Arbeitsweise in den Großmühlen (z.B. Rolandmühle in Bremen) zu erklären sein.
Ein Foto der Mühle Ende der 1960er oder Anfang der 1970er Jahre: Hier ist die Mühle wohl schon nicht mehr in Betrieb.26
Initialen am Hoftor (2017)
2017 wird ein Mehlsack der Mühle Joh. Warneke auf ebay angeboten. Es dürfte sich um einen Sack aus der Zeit vor 1952 handeln, da die späteren Säcke der Mühle am Bahnhof einen anderen Aufdruck
zeigen (siehe dort).
2018 liegt auf dem Flohrs-Hof (Prothmann) am Mühlenkamp noch ein Mahlstein von der alten Warneke-Mühle. Ein weiterer Mahlstein ist im Fußboden der Garage (ehemaliges Büro der Mühle)
verarbeitet.
7.2.5 Futterwerk Warneke an der Ladestraße
Nach dem 2.Weltkrieg wurden Großmühlen und moderne Futterwerke gefördert. Johann Warneke hatte seit 1923 eine kleine Mühle für seinen landwirtschaftlichen Betrieb betrieben, die
hauptsächlich Futter für seine Schweinemast und Backmehl für Bäckereien lieferte. Schon 1936 hat er Pläne für eine Erweiterung der alten Mühle am Mühlenkamp, die aber nicht realisiert werden.
27 1939 stellt er einen Antrag auf einen privaten Gleisanschluss am Kirchweyher Bahnhof. Dort ist er sich mit den Grundstückseigentümern schon einig, als der
Zweite Weltkrieg ausbricht und die Pläne aufgegeben werden.28
Fotos: 2009
Nach dem Ende des Krieges macht Warneke sofort neue Pläne, jetzt für Leeste. Schon 1949 beginnt Warneke mit dem Bau eines modernen und großen Futterwerkes am Leester Bahnhof, an der Ladestraße.
Das Gebäude wird im Dezember 1950 eingeweiht.29 Es hat eine Ausstattung mit Mühlentechnik auf dem damals neuesten Stand:
Das Futterwerk ist mit 8 Schrotgängen und 27 Mischmaschinen ausgestattet Die Zusammensetzung der Futtermischungen wird (ab 1957) per Lochkarten gesteuert30 Durch die Lage direkt an den
Kleinbahnschienen kann die kostengünstige Versorgung mit Getreide und anderen Ausgangsstoffen über die Schiene sichergestellt werden. Die Verteilung der Futtermittel erfolgt ab den 1960er
Jahren durch LKW, die lose Ware transportieren und in Futtersilos bei den Landwirten einblasen können (“Tankwagen”).
Der Lageplan aus den 1970er Jahren zeigt auch die Lage des ursprünglichen Mühlenbaus - zwischen den Gleisen und der Schule.31 Der Bau der Lagerhalle
und des Büro-Traktes erfolgt erst 1957.
Ein Foto von der Bauphase lässt die innere Struktur des Gebäudes erahnen.32
Der Silotrakt wird im 2. Bauabschnitt errichtet. 33
Ein Foto eines Teils der Belegschaft des Futterwerkes kurz nach Fertigstellung der Mühle.43
Einige der Arbeiter und Angestellten der Mühle Warneke im Jahr 1953.44
Im Vordergrund sitzt Wilhelm Schröder, Müllermeister, aus Riede. Hinter ihm stehend Fritz Minßen. Rechts von ihm: Ernst Weiher und Harry Graf, Müllermeister, aus Leeste.45
Im Jahr 1955 sterben dann sowohl Johann Warneke als auch sein Schwiegersohn Herwig Prothmann. Herwig Prothmann hatte auch Müller gelernt und war in der Mühle tätig. Beide Schwiegersöhne waren
auch Teilhaber der Mühle, die als Familiengesellschaft geführt wurde. Die Geschäftsführung der Mühle wird dann von Johanns Tochter Marga Prothmann und seinem Schwiegersohn Erich Wählisch
(verheiratet mit Johanns Tochter Gisela) übernommen.46 Beide neuen Geschäftsführer waren mehr kaufmännisch ausgebildet, wobei Marga Prothmann „nur“ den
Abschluss der höheren Handelsschule besaß. Ihr wird aber später bei Inspektionen und Zertifizierungen ein gutes Zeugnis ausgestellt, was die Organisation der Firma anbelangt.47
1956 werden in der Tilsiter Straße in Melchiorshausen zwei Doppelhäuser für Angestellte der Mühle gebaut. Dort wohnen u.a. der Müller Gerhard Eggers und der Diplom-Landwirt Dr. Aschersfeld. Die
Anstellung eines Diplom-Landwirtes wurde der Mühle vom Fachverband der Futtermittelindustrie empfohlen. Dr. Aschersfeld war für die nach neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft zusammengestellten
Rezepturen der Futtermischungen verantwortlich.48
1957 wird die Fertigfutter-Halle gebaut. Gleichzeitig werden die Maschinen modernisiert und eine Lochkartensteuerung eingebaut.
1961: Plan eines neuen Silos mit Trockenanlage:
1960 und 1961 holt Warneke Angebote für eine neue Silo-Anlage ein. Besprechungen zwischen der Mühlenbau-Firma Adolf Baumgarten (Porta Westfalica) und „Ihrem Herrn Wählisch“ beim
Kraftfutterwerk in Harburg bringen das Projekt voran. Es soll auch ein Trockner eingebaut werden. Auch mit anderen Firmen (Heitling, Melle und Wassmann, Burgdorf) wird
verhandelt.49
1962 wird die Mischfutteranlage modernisiert. Das Dach des Mühlengebäudes wird erweitert durch die neuen Silobauten.50
1963 scheidet Erich Wählisch aus gesundheitlichen Gründen aus dem Betrieb aus51, so dass die Führung jetzt ganz in den Händen von Marga Prothmann
liegt.
Ein Luftbild um 1974 zeigt die erweiterte Mühle mit aufgesetzten Silos (von 1973) und zwei Lagerhallen sowie den Bürotrakt. 52
1966 wird eine VentilsackFüllmaschine eingebaut.53
Eine Postkarte mit einem Foto aus den 1970er Jahren54 zeigt die Gesamtanlage aus der Luft und die Lage direkt an den Schienen der Kleinbahn. Das
ursprüngliche Mühlengebäude ist 1973 mit einem Silogebäude erweitert worden. Die Fertigwaren-Lagerhalle mit dem Bürotrakt grenzt unmittelbar an die Leester Schule und deren Toilettenanlage. Der
Fuhrpark zeigt 6 LKWs mit Anhängern, davon 4 mit Transportbehältern für lose Ware (Tankwagen). 55
Nach der Inbetriebnahme des Futterwerkes übt die Leester Feuerwehr 1955 einen eventuellen Brandfall.56 Das Gebäude ist schließlich eines der höchsten der
Gemeinde und stellt die Feuerwehr vor große Herausforderungen.
Es gibt später dann auch einige Brände in der Mühle:57
Am 05.Juli 1972 wird die Leester Wehr zu einem Großbrand im Mühlenwerk Warneke am Bahnhof Leeste gerufen. Durch den schnellen Einsatz der Leester, Brinkumer und auch der Bremer Feuerwehr kann
eine Brandkatastrophe verhindert werden.
In der Nacht vom 29.Februar zum 01.März 1982 bricht in der Mühle Warneke ein Staubfeuer aus. Vier Atemschutzgeräteträger sind im Einsatz. Aufgrund der rechtzeitigen Alarmierung kann ein
größerer Schaden verhindert werden.
Im Januar 1997 brennt es erneut - als die Mühle schon von Landwehr übernommen ist. Die Absauganlage und ein Staubfänger geraten in 36 m Höhe in Brand. Zum Glück wird in der Mühle gegen 23 Uhr
noch gearbeitet, so dass ein LKW Fahrer den Brand frühzeitig entdeckt. Die Brandmeldung löst einen Großeinsatz der Feuerwehr aus. Eine Staubexplosion kann verhindert werden, auch weil
Brandschutzmaßnahmen wie das automatische Aufspringen einer Sicherheits-Klappe im Turm funktionieren. Der Brandschaden bleibt relativ gering und die Produktion kann weiterlaufen. 58 Als Ursache des Feuers wird Funkenflug in einem der Elevatoren vermutet.
1970 feiert die Firma Warneke ihr 50jähriges Jubiläum. Marga Prothmann begrüßt eine große Schar von Gästen, darunter Oberkreisdirektor Dr. Siebert-Meyer, den Leester Bürgermeister Klenke und den
Gemeindedirektor Wetjen. In ihrer Rede blickt sie auf die Anfänge des Unternehmens zurück: „Als gelernter Zimmermann war mein Vater vor dem 1. Weltkrieg vorwiegend bei Mühlenbauten beschäftigt.
Zu der Zeit entwickelte sich in der hiesigen Gegend eine verstärkte Schweinehaltung durch die günstige Bezugsmöglichkeit ausländischen Getreides über den Einfuhrhafen Bremen und gleichzeitig
günstige Absatzmöglichkeit der Schlachtschweine in das Industriegebiet des Rheinlandes. Mit dieser Entwicklung ging der Bau von Mühlen einher, die das Getreide einkauften und als Schrot an die
Schweinehalter lieferten. Die sich hier abzeichnende Entwicklung führte zu dem Schluss, neben seinem Zimmermannsberuf einige Schweine zu mästen. Sehr oft hat mein Vater in späteren Jahren
von seinem Besuch bei einem Onkel in Brinkum erzählt, der ihm das Geld für die ersten
Schweine lieh. Selbst aus ärmlichen Verhältnissen stammend, hat es ihn sehr beeindruckt, dass sein Onkel das erbetene Geld einfach aus der Schublade seines Schreibtisches nehmen konnte, obwohl
mein Vater unangemeldet zu ihm kam.“ 59
Nach dem Großbrand von 1972 wird ein neuer Dacherweiterungsbau aufgesetzt, die Pressanlage grundlegend modernisiert und eine Tankwagen-Abfüllanlage für Presslinge angebaut.60
1977 gibt es Pläne für eine zusätzliche Erweiterung des Futterwerks: Ein neues Silogebäude mit Komponenten-Silos soll angebaut werden. Dies wird aber nicht realisiert.
Der Bau neuer Stahlsilos soll auch aus Brandschutzgründen erfolgen, da die alten Holzsilos leicht in Brand geraten können. Außerdem bieten Stahlsilos bessere Voraussetzungen zur Einhaltung
hygienischer Vorschriften.
Das Diagramm in den Plänen des Komponenten-Silos zeigt die einzelnen Komponentenbehälter und die Befüllungsanlage. Die Schnittzeichnung zeigt die Silos und die Fördertechnik.61
Realisiert wird aber ein Komponentensilo nach der unten stehenden Zeichnung. 62
Der Absatz der Mühlenprodukte
Die Auslieferung an die Landwirte erfolgt entweder per Tankwagen oder sackweise mit LKW. Schon 1956 hat die Mühle einen LKW der Marke Magirus.63
In den Anfangsjahren hat das Futterwerk Warneke verschiedene Futtersorten im Angebot:
Schweinefutter Milchviehfutter Geflügelfutter
Sackaufdrucke des Kraftfutterwerks Warneke. Der Sack mit dem Geflügelfutter hat noch als Postleitzahl die 2806. 64
Ein Magirus LKW wird ab 1956 eingesetzt.65
Das sackweise Verteilen der Ware erfolgt – wenn die Kunden das Futter nicht selbst abholen – in den 1960er Jahren durch LKW und Anhänger. Die Aufbauten erinnern teilweise noch an
landwirtschaftliche Fahrzeuge, wie sie auf Höfen zu der Zeit Verwendung finden.66
Auch die ersten Tankwagen sind eher als Aufbauten auf landwirtschaftlichen Anhängern ausgelegt.67 Das Futter wird mit Druckluft in die beim Schweinemäster
aufgestellten Silos geblasen. Dazu führen die LKW einen Kompressor mit.
Die LKW werden in einigen Fällen selbständigen Sub-Unternehmern zur Verfügung gestellt, die auch für Warneke die Landwirte beliefern.
Ein früher Transportanhänger mit Tankaufbau
Ein Tankwagen-Anhänger (Silofahrzeug) mit 2 Transportbehältern für Futtermittel .68
Warnekes Futter wird in vielen Fachzeitschriften für Geflügelzucht empfohlen oder per Anzeige angepriesen, z.B.:
Archiv für Geflügelkunde (F. Pfenningstorff), 1959 Deutsche Geflügelwirtschaft, Band 23, 1971 DLG-Mitteilungen, Band 99, 1984 Der praktische Tierarzt, Band 54, 1973 Deutsche
Tierärztliche Wochenzeitschrift, 1973 Züchtungskunde, 1966
1973 hat Warneke folgende Futtersorten im Angebot: 69
Schweinefutter Geflügelfutter Milchviehfutter Eiweißkonzentrat
Sackaufdrucke für Papiersäcke nach 1974.
Die Mühle Warneke produziert auch Mischfutter für andere Mühlen, z.B. für die Bramstedter Mühle. Auch verteilen oder verkaufen einige selbständige Subunternehmer für Warneke das Futter. Sie
erhalten von Warneke die LKWs gestellt (z.B. Johann Meyer in Achim).
Der im Jahr 1988 aufgelegte Firmenprospekt verdeutlicht die Produktion und das Angebot des Futterwerkes:
Das Mühlengebäude mit den Silo-Anbauten um 1987 (von den Kleinbahnschienen aus gesehen). Das im Jahr 1987 angebaute Silo für die Futterauslieferung und Beladung der LKW direkt an den Schienen ist
noch nicht vorhanden.
Die LKW Abfüllanlage. Auf 2 Verladestraßen wird bis spät in die Nacht verladen. Die Computeranlage hilft, so dass der Vorgang für ein Silofahrzeug nur ca. 30 Minuten dauert.
Der hier gezeigte Laderüssel wird später durch ein Ladeband ersetzt. Das vermeidet die Beschädigung der Rüssel bei Unachtsamkeit der Fahrer.
Ein Transportband im Dachgeschoss
Der Kontrollraum mit Monitoren und dem Steuerpult
Das Labor wird von einem Chemiker geleitet. Ihm stehen ausgebildete Fachkräfte und moderne Analysegeräte zur Verfügung.
Die Verlade-Halle mit den palettierten Futtermittel-Säcken und der Verkaufsraum
Die im Firmenprospekt ausgewiesene Produktpalette ist vielfältig. Selbst Futtermischungen mit Zutaten wie Garnelen sind lieferbar.
Die Innenausstattung
In den 1950er Jahren werden einige Innenaufnahmen des neuen Futterwerkes an der Ladestraße gemacht. Die Fotos stammen aus dem Besitz von Dorothea Prothmann.
Die beiden Enkelkinder von Johann Warneke, Johann Wählisch und Dorothea Prothmann, vor einer Hammermühle.
Blick auf die 8 Schrotgänge.
Sackabfüllstation
Sackrutsche
Waage zum Abwiegen der Sackfüllungen
Diese Fotos mit einem Gabelstapler dürften schon aus den 1960er Jahren stammen.
2013 macht Florian Butt Innenaufnahmen in der Mühle. Zu dieser Zeit ist die Produktion schon seit mehr als 4 Jahren eingestellt und einige Maschinen sind schon seit mehr als einem Jahrzehnt
stillgelegt, aber die Fotos vermitteln noch einen Eindruck vom Innenleben.
Ein Kontrollstand. Hier wurden vermutlich die Rezepturen für die einzelnen Futtersorten eingestellt und kontrolliert. Die 3 Kontrollbildschirme zeigen den Zustand der Waagen an.
Eine Schaltanlage mit Anzeigen für den Zulauf zu mehreren Pressen, mit Puffern, Sieben und Mischern. Auch werden die Waagen, die Handzugabe und die Entstaubung per Kontroll-Lämpchen
angezeigt.
Kontrollanzeigen und Schaltanlage für die Komponentensilos. Damit wird der Zulauf zu den Mühlen und Mischern überwacht.
Eine Kontrollanzeige für die Verladung (ohne Schaltelemente): für 34 Fertigfutter-Silos, 2 Rundsiebe, 2 VerladeWaagen und jeweils 2 LKWSpuren am “Silo” und auf der “Bahnhofsseite”.
Eine von mehreren Hammermühlen
Silo-Entleerungsöffnungen im Kellergeschoss
Auf Wandtafeln werden die von den Landwirten oder durch Speditionen angelieferten Rohwaren (Getreide) festgehalten – pro Lagerbox und Silo.
Die einzelnen Elevatoren und - im Dachgeschoss - Verteilungen von den Elevatoren zu den Mischanlagen oder zu den Komponentensilos:
Elevatoren
Zentrifugal-Abscheider (Zyklone)
Rundsiebe. Hier werden ungewünschte Korngrößen des Fertigfutters abgeschieden und den Pressen wieder zugeführt
Aufkleber auf einem Holzsilo
Personen- und Lastenaufzug
Stromüberwachung und Schaltkästen für die Pressen
Stromversorgung und Sicherungskästen
Stromversorgung und Sicherungskästen. An ihnen wird deutlich, dass die Technik teilweise über 50 Jahre alt war.
Laborschrank mit Proben (Schaukasten im Verkaufsgebäude 2013)
Die Mitarbeiter
Auf einer Hebekarte aus dem Jahre 1952 sind 74 Mitarbeiter verzeichnet. 1952 ist schon die neue Mühle in Betrieb. Die in der Karte als Schweinemäster bezeichneten Mitarbeiter dürften aber noch
dem alten Betrieb am Mühlenkamp bzw. dem Schweinemastbetrieb zuzurechnen sein.70
Verzeichnet in der Hebekarte von 1952, 1954, 1957 und 1959 (Auswahl):71