Dampfmühle Dunkhase

Paul Athmann
 
Lage: Bahnhofstraße in Kirchweyhe (Kirchweyhe 145). 
 

Der Kaufmann Johann Dunkhase baut vor 1898 ein Kolonialwaren-Geschäft in unmittelbarer Nähe des Kirchweyher Bahnhofs auf. Daneben errichtet er auch eine Dampfmaschine und bietet sie zum Dreschen von Getreide an.

1907 stirbt der „Fabrikant“ Johann Dunkhase (*1845) im 63. Lebensjahre. 2

Die Mühle wird etwa 1910 eingerichtet, wohl von Johanns Sohn Heinrich, nachdem vorher der Gutsherr in Sudweyhe stets interveniert hatte, wenn Getreidemühlen im Kirchspiel Weyhe errichtet werden sollten. Er fürchtete die Konkurrenz zu seiner Wassermühle. 

Das Kolonialwarengeschäft Dunkhase in der Bahnhofstraße um 1910. 3 Hinter dem Kaufhaus erkennt man den Schornstein der Dampfmühle. 1911 wurde dort ein Sauggasmotor eingebaut, der die umliegenden Häuser und auch Lahausen mit Strom versorgte.

Geschäft und Mühle aus anderer Perspektive auf einer Postkarte von ca. 1910. Gegenüber dem Gasthof von Johann Koch (links) steht ein Pferdefuhrwerk mit Mehlsäcken vor dem Dunkhase’schen Haus (rechts).
 

Stromerzeugung


Ab 1910 erzeugt die Dampfmaschine auch Strom (110 Volt Gleichstrom). Sie versorgte Häuser im Kirchweyher Bahnhofsbereich sowie des Richtwegs und sogar in Lahausen. 
Noch im Dezember 1910 moniert die Syker Zeitung die fehlende Stromversorgung der Privat- und Geschäftshäuser im Bereich des Kirchweyher Bahnhofs, während Kirchweyhe-Ort an der Kirche „schon seit Jahr und Tag“ versorgt sei.4 Eine Anbindung an die Mühle in Hagen sei wegen des zu querenden Bahnkörpers nicht finanzierbar.
 
Im Juli 1911 berichtet die Brinkumer Zeitung, dass „die Gebrüder Dunkhase beabsichtigen, in diesem Herbst den Bahnhofsteil und Lahausen mit elektrischem Licht zu versorgen.“ Eine „50pferdige Maschine“ sei bereits aufgestellt. 5 Im September kündigt dieselbe Zeitung an, dass Dunkhase die Kabel zum Bahnhof und nach Lahausen legen wird. 6

 

Der Landwirt Cohrs-Brüning liegt am Ende der Versorgungsleitung nach Lahausen. Bei ihm ist das Licht meist sehr schwach („mehr gelb als hell“). 7
 

So sah die elektrische Zentrale des Stromerzeugers Dunkhase um 1915 aus. 8 Da erzeugte schon der Sauggasmotor im Maschinenraum den Strom. 

Die Familie Dunkhase erhält einige Patente auf die von ihnen entwickelte Technik:

  • 1900 reicht „Heinrich Dunkhase, Kirchweyhe“ ein Patent über einen Feueranzünder ein. 9
  • 1912 werden von „Joh. Dunkhase, Kirchweyhe, Bahnhof“ Patente über „Anordnungen der Absaugung von Kraftgasen bei Generator- Gasanlagen für bituminöse Brennstoffe“ eingereicht. 10

 

Johann Dunkhase scheint auch sonst ein Erfinder gewesen zu sein 11: 1916 wird ein Patent für einen Sprengkörper zum Versenken von Schiffen eingereicht. Hier ist als Firmenbezeichnung aber schon “Apparatebauanstalt” angegeben. 12

Ob in den 1920er Jahren noch eine Umstellung auf den Elektromotor erfolgte, ist bisher nicht recherchiert. Jedenfalls wird 1920 das Stromverteilnetz von Dunkhase durch das gemeinde-eigene Netz mit Strom von den Überlandwerken ersetzt.
Die Gemeinde Kirchweyhe kauft 1920 die Ortsnetze Budelmann, Hüneke und Dunkhase auf und baut eigene Transformatoren-Häuschen bei gleichzeitigem Ausbau der Niederspannungs-Ortsnetze. Ein eigener Wirtschaftsbetrieb für Orts-Lichtnetze wird damit eingeführt.
 
1936 ist Heinrich Dunkhase als Mühlenbesitzer im Adressbuch von Kirchweyhe verzeichnet.13 Es ist dies vermutlich Johanns ältester Sohn (Claus) Heinrich, der 1871 geboren ist und 1938 stirbt.14 Bis in den Anfang der 1930er Jahre wird die Mühle wohl noch betrieben.15
 

Das Geschäftshaus 1953 (mit dem Kirchweyher Schützenumzug). Zu dieser Zeit war dort das Feinkostgeschäft von Wilhelm Stöver (seit 1944). Danach boten die Händler Weitner und Schmelzkopf dort Metallwaren an. 16

Auf dem Luftbild von 1956 ist das Kaufhaus Dunkhase an der Bahnhofsstraße - gegenüber dem Richtweg - noch nicht durch einen Neubau ersetzt. Im hinterwärtigen Grundstücksteil sind auch noch mehrere Nebengebäude zu erkennen (von der alten Dampfmühle?).17 

Ein Blick ins Innere des Geschäfts in den 1960er Jahren. 18

In dem großen Mühlenraum werden später (bis ca. 1970) die Fahrräder der Kirchweyher Bahnreisenden aufbewahrt und bewacht von "Fidi Böttcher". 19

Fidi Böttcher vor dem Mühlenraum. 20

 

Ende der 1970er Jahre ist es das Kaufhaus Dunkhase und bietet „Eisenwaren“ an. 21
 
1980 erfolgt der Abriss. 22
 
Heute stehen an dieser Stelle in der Bahnhofsstraße eine Spielothek bzw. Wohnungen.
Seit 1981 ist dort ein Neubau mit Läden. Hier zog die erste Weyher 'Spielothek' ein. Im Bereich der Dampfmühle entstanden zahlreiche Wohneinheiten. 23
 
2005 hat sich das Aussehen des Neubaus kaum verändert, und so sieht er auch 2017 noch aus. 24
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1 Syker Zeitung v. 6.8.1898

2 Syker Zeitung v. 19.10.1909

3 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit - Band 2, 2005) S.78

4 Die Versorgung am Kuhzaun stellte seit 1908 die Mühle Hüneke sicher, während die Dorfstraße, die Kirchstraße und die Kirche von der Mühle Budelmann versorgt wurde – ebenfalls seit 1908.

5 Brinkumer Zeitung v. 8.7.1911

6 Brinkumer Zeitung v. 9.9.1911

7 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit - Band 2, 2005) S.78

8 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit - Band 2, 2005) S.78

9 Patentblatt: herausgegeben von dem Kaiserl. Patentamt, Band 24, C.Heymanns-Verlag, 1900 (“An einen Ende mit Reibzündmasse versehener Feueranzünder, dessen Länge erheblich größer als seine Breite ist. Heinrich Dunkhase, Kirchweyhe, Syke. 26 2 1900”) 

10 Vgl. „Stahl und Eisen“, Band 33 Teil 2, S.202, 1913, Verlag Stahleisen ; s. auch R.Mosse „Die Wärme“ Band 36 1913 S.159

11 Ob diese Patente unter dem Firmennamen “Joh.Dunkhase” angemeldet wurden, oder ob der Sohn des “Fabrikanten” Johann , Johann Georg,  der Maschinenbauer in der Familie war, müsste noch genauer recherchiert werden. Jedenfalls ist später aus der Familie von Johann Georg der Heizungs- und Sanitärbetrieb von Klaus Dunkhase in Kirchweyhe hervorgegangen.

12 Zeitschrift für Binnenschifffahrt, 1919, S. 247; Patent gemeinschaftlich mit H.Budde, Bremen.

13 Adressbuch Grafschaft Hoya, Kirchweyhe 1936

14 Nach genealogischen Daten von Pekka Hopp (myheritage)

15 Vgl. H.Greve, Aufzeichnungen zu Kirchweyher Mühlen, 2018 (Archiv Gemeinde Weyhe)

16 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit - Band 2, 2005) S.79

17 Postkarte von 1956 – Repro s. (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit - Band 3, 2011) S.93

18 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit - Band 2, 2005) S.79

19 Angaben von I.Schierenbeck und K.Kurtz (fb wf 2016) 

20 Repro: W.Meyer fb wf

21 Fotos aus GEO Heft 1980 und youtube (P. Hopp, Quelle: Udo Staar)

22 aus Video von P. Hopp (youtube); Foto 1980: W.Meyer

23 (Meyer, Weyhe im Wandel der Zeit - Band 2, 2005) S.79

24 Foto 2005: W.Meyer