Der Ort Wege (Weye) im 12./13. Jahrhundert

Paul Athmann


Der Ort Wege wird ja schon 860 erwähnt.  Es existierte also chon ein Dorf, als die Bruch-Kolonisation freigegeben wurde. Dabei kann man davon ausgehen, dass auch neue Siedler am Geestrand in Wege sich niedergelassen haben.

 

Ob die Neuansiedlung auf Kirchweyher oder Sudweyher Gebiet geschieht, bleibt der Spekulation überlassen. Die Kirche wird um 1250 gebaut – und sie steht am Geestrand, auf Kirchweyher Gebiet.

 
Auch der “Weyhenhof”, wo die “von Weyhe” wohl schon um 1050 ihr Domizil aufgeschlagen haben, steht vermutlich in Kirchweyhe, während später genannte Ritter (z.B. von Horn) auf der Sudweyher Seite der Hache liegen. Einige in Sudweyhe am Weyher See  liegenden Höfe könnten zu dieser Zeit entstanden sein, insbesondere die „Auf dem Warpel“.

 

Höfe auf Wurten (nach Angaben von H.Esdohr):

  • Sudweyhe Nr. 30 (Bösche, heute Sudweyher Str. 24): 1654 Bauernhaus auf Wurt neu gebaut, „einst von Johann Bötticher in Ahausen erworben“ 
  • Brinksitzerstelle  Sudweyhe Nr. 31, Windelers,  Wurt in Sudweyhe an der Beeke 
  • Der Hof Grasshoff (vorher Lankenau) in der Kirchweyher Scharmarsch liegt auf einer Wurt. 
  • 1438 tauschen Diderk Weders und Taleman van Weyge eine Wurt in Kirchweyhe (Zwischen des Büttels Wurt und Wabelmanns Wurt") mit einer Wurt des Vikars des Doms zu Bremen, Gerd van Brummersete. 21

Es ist darüber diskutiert worden, ob zur Zeit der Kolonisation noch ein Weserarm an “Wege” vorbeiläuft, und hier eine Furt besteht – eventuell am östlichen Ende des heutigen Kirchweyher Sees. Wege hätte damit eine strategisch günstige Lage, was die Sicherung der Handelswege betrifft: Der Ort eignet  sich gut zur Verteidigung der Grenzen zwischen dem Erzbistum und einem stärker werdenden sächsischen Hoheitsgebiet.

 

Erwähnt wird für das Jahr 1167 eine „Burg Wege“ bzw. ein “Schloss Weihe”.22  Wenn Wege an einer Stelle liegt, wo die Weser als natürliche Verteidigungslinie sich anbietet, ist die Anlage einer Burg an der Furt nur folgerichtig. Ob es allerdings eine Burg gewesen ist, oder nur ein befestigter Hof, kann nicht entschieden werden, solange keine Quellen oder archäologische Funde entdeckt werden.

 

 

Der Ort Wege wird 1158, 23 1180, 24 1182, und 1189 25 in Urkunden zur Kolonisation erwähnt.  1179 schenkt Elisabeth von Weyhe das „Erbe Weyhe“ dem Bremer Erzbistum und erhält es als Lehen zurück. 26 Einige Historiker haben „Erbe“ mit „Dorf“ übersetzt. Es ist nicht überliefert, aber wahrscheinlich, dass es neben den Edelherren der von Weyhe/von Mackenstedt und deren Gefolgsleuten noch weitere Dorfbewohner gab. 27

 

Die Familie von Weyhe scheint in diesen Jahren allerdings angewachsen zu sein: Zwischen 1207 und 1265 werden folgende Edelherren mit dem Namen „de Weye“, „de Weyge“, “Von  Weige“,  „von Weyhe“ , „von Wegge“, „von Weie“, „Von Wege“ in Urkunden erwähnt:  Fredericus (Friedrich), Conrad (Cono), Cord, Olrik, Holdo, Erpo, Reimerus (Reiner) , Rewardus, Heinrich, Engelbertus, Gerard, Luderus, Alberto und  Ludolf.


Ob sie alle in Wege gelebt haben, kann wohl heute nicht mehr entschieden werden. Sie werden meist als Zeuge, als Ministeriale bzw. Gefolgsleute des Bremer Erzbischofs genannt. Manchmal auch  als Lehensempfänger: So werden Höfe in Crendale (Syker Krendel?), Hildegersen (Gessel?), Stapelage, Horsebe, Menninghausen, Norhusen, Riede, Weyhe, Mellinghausen, Süstedt, Stele, Gestlo, Sture und Stembeke (Steimke) genannt.28 Da diese Höfe aber immer als Besitz der von Weye genannt werden und nicht explizit als Wohnsitz, ist es möglich, dass die meisten der von Weyhe auch in Wege gewohnt haben.  

 

Zumindest einer von ihnen scheint aber nach Mecklenburg „ausgewandert“ zu sein:  Thethardus (Dietrich) de Weye saß bereits 1244 in Mecklenburg. Sein Sohn, der Knappe Alexander, siedelte sich zu Voigthagen bei Stralsund an. 1289 schenkte Fürst Witzlaf II alle Güter des Alexander de Weye an die Stadt Stralsund. Doch blieb derselbe in Besitz, da noch 1314 seine unmündigen Söhne oder Enkel Johannes und Sanderus (Alexander II) “fratres dicti de Wayge” unter Vormundschaft der Brüder Borchard und Johannes von Zanzebur Verpfändungen aus ihrem Hofe zu Voigthagen vornehmen. 29


Auch der Graf Friedrich von Mackenstedt besitzt Land in Weyhe. Als er 1182 das Kloster Heiligenrode stiftet, vermacht er in der Gründungsurkunde 30 dem Kloster auch  eine Hufe „aus seinem Eigentum zu Weige“. Auch Albert von Horst schenkt ein „predium“ („Landgut“)  in Weyhe („Weie“), das gegen ein anderes in Mackenstedt getauscht wird. 31


Inwieweit angesiedelte Colonisten den Bestand an Höfen in Wege erweitern, ist den Urkunden nicht zu entnehmen.


Das Erzbistum zieht seine Einkünfte aus dem Ort: In einer Auflistung der Einkünfte des Bremer Domkapitels wird um 1200 der Zehnte von „Weye“ erwähnt:32 „Weye decima solvit marcam argenti, olim solvit duas“, was wohl so viel heißt wie: “Weye zahlt 1 Mark Silber, hat einst zwei Mark gezahlt.“


Um 1250 scheint in Weyhe durch die Grafen von Oldenburg-Wildeshausen auch der Zoll erhoben zu werden. 1258 gewähren die Grafen Heinrich und Ludolf von Oldenburg 33 dem Kloster Schinna Zollfreiheit in Weyhe.34 Das bedeutet wohl, dass durch Wege ein Teil des Warenverkehrs von und nach Bremen gelaufen ist.


Über die Siedlungen in der Weyher Marsch (am alten Weserarm / heute Rieder Umleiter) aus der römischen Kaiserzeit ist keine weitere Nachricht bekannt. Eventuell werden sie in der Völkerwanderungszeit aufgegeben oder sie sind durch Überschwemmungen zerstört worden.