Der Largau als Teil des Billunger Herrschaftsgebietes

Paul Athmann
 
Das Erzbistum Bremen erstreckt sich um die Jahrtausendwende bis nach Bücken und Erichshagen/Wölpe. Zwischen Weser und Hunte verläuft die Bistumsgrenze entlang des 'Folcwegs', eines bekannten Heerweges. Selbst Bruchhausen Vilsen und Harpstedt liegen im 'Largau', der zum Bremer Erzbistum gehört. Damit liegt auch Wege in diesem Gebiet.


Schon die Auseinandersetzungen des Bremer Erzbistum unter Adalbert mit den Sachsenherzögen (Billungern) zeigen aber, dass die Sachsenherrscher ihren Einfluss auf das Gebiet südlich von Bremen auszudehnen versuchen, was später Heinrich dem Löwen auch gelingt und nach dem Aussterben der Billunger und der Ächtung Heinrichs zum Abschluss kommt.


Schon 991 wird ein 'Comitat' des Billunger Grafen Bernhard I. in Steiringen, also Largau, erwähnt.1 In einer Urkunde des Königs Heinrich III. aus dem Jahre 1049 wird der Largau ausdrücklich erneut zum Herrschaftsgebiet des Billunger Grafen Bernhard II. (Herzog über Sachsen von 1011 bis 1059) gerechnet. 
1062 überträgt König Heinrich IV. der Bremer (Hamburger) Kirche das 'Comitat' des Billunger Herzogs Bernhard bzw. seines Sohnes Otto. Danach kommt es zum Streit zwischen den Billungern und dem Bremer Erzbischof Adalbert, der auch gleichzeitig der Vormund des Kaisers Heinrich IV. ist.

1066 fällt Adalbert beim Kaiser in Ungnade, und es gibt kriegerische Auseinandersetzungen im Bremer Stift zwischen den Billunger Herzögen Magnus und Ordulf und dem Bremer Bischof Adalbert. Als Folge fällt den Billungern die Vogtei in Bremen zu. Nach dem Tod der beiden Herzöge (1072 und 1106) erbt Herzog Heinrich der Stolze von Sachsen die Vogtei 2, und nach dessen Tod 1139 seine Witwe, Gertrud von Sachsen, die Mutter Heinrichs des Löwen. Die Vogtei ist also auch noch zu Zeiten Heinrich des Löwen in den Händen des Hauses Sachsen.3 Wege liegt in der Bremer Vogtei und fällt mit ihr den Sachsenherzögen zu, wobei die kirchliche Oberhoheit beim Erzbistum Bremen verbleibt.


Nach dem Tode seiner Mutter im Jahr 1143 erbt schließlich der Welfe Heinrich der Löwe die Bremer Vogtei. Sie liegt im Largau und damit im angestammten Machtbezirk des Bremer Erzbischofs. Heinrich versucht sofort, seinen Einfluss vermehrt in der Ritterschaft durchzusetzen. So werden die Weyher und Mackenstedter Edelherren zunächst auf die welfische Seite gezogen.


1155 gewinnt Heinrich die Unterstützung des Kaisers Friedrich I. Barbarossa. Erzbischof Hartwig I. wendet sich den Fürsten zu, die sich gegen Heinrich erheben. Er verliert daraufhin sein Bischofsamt und muss Bremen verlassen. Heinrich setzt  1158 in Bremen einen Stadtvogt ein. 4


Die Bremer Bürger verbünden sich daraufhin mit dem Grafen Christian von Oldenburg. Der zieht in Bremen ein und lässt sich huldigen. Er greift Heinrichs Burgen südlich von Bremen an, darunter die Burg in Weyhe, die 1167 zerstört wird. Danach zieht Heinrich mit einem Heer heran und steht dem Grafen in Hastedt gegenüber. Graf Christian zieht sich daraufhin angesichts des sächsischen Heeres aus Bremen zurück. Heinrich rückt in Bremen ein und belegt die Bürgerschaft mit einer hohen Geldbuße. Als  Erzbischof Hartwig I. im Sommer 1168 stirbt, kommt es zur Doppelwahl zweier Erzbischöfe in Bremen:  Die Gegner Heinrichs wählen Siegfried, während sich die welfische Partei für Otbert entscheidet.  Daraufhin brechen Unruhen aus, die der  Herzog durch seinen Gesandten Gunzelin von Schwerin beenden lässt, indem der Halberstädter Domprobst Balduin als Erzbischof eingesetzt wird. 5


Nach dem Sieg Heinrich des Löwen über Christian von Oldenburg im Jahr 1167 unterwirft  sich Graf Heinrich II. von Oldenburg dem Welfenherzog  und wird daraufhin Verwalter der Grafschaft Oldenburg und Wildeshausen. Sein Sohn Burchard erbt dann zusammen mit seinem Bruder Graf Heinrich III. die Grafschaft Wildeshausen. 


Heinrichs Einfluss findet ein jähes Ende, als er 1180 vom Kaiser Friedrich auf Bestreben mehrerer Fürsten geächtet wird und seine Güter verliert, nachdem sich der Herzog geweigert hat, angesichts eines bevorstehenden Kriegs mit den lombardischen Städten den Kaiser militärisch zu unterstützen.


Nachdem der Welfe seinen Einfluss verloren hat,  überträgt Graf Burchard die Grafschaft 1229 auf den Bremer Erzbischof Gerhard II. und empfängt sie als dessen Lehen.  Ab 1227 werden die beiden Brüder auch mit der Grafschaft Bruchhausen belehnt. Nach dem Tod beider Grafen wird im Jahr 1234 die Grafschaft Wildeshausen-Bruchhausen auf die Söhne Ludolf und Heinrich des Grafen Heinrich III. aufgeteilt.6


Burchards Sohn Heinrich IV (der Bogener) erbt von seinem Vater die Grafschaft Wildeshausen und führt ab 1234 als Vormund seiner beiden Vettern auch den Titel Graf von  (Alt-) Bruchhausen. Den Beinamen „der Bogener“ erhält er wohl aufgrund seiner Vorliebe für Pfeil und Bogen als Jagdwaffe. 7
 
Die Grafschaft von Bruchhausen wie auch einige andere Teile des Largaus fallen dann später auch in die Hände der Hoyaer Grafen, die erstmals im Jahre 1202 erwähnt werden. Durch "kaiserliche Immunitäten" werden aber auch viele Ländereien den Klöstern übertragen. 8


Somit ist Anfang des 13. Jahrhundert das Billunger Herrschaftsgebiet in andere Hände übergegangen.