Gut Kirchweyhe 3: Freisassenhof Bremer

Paul Athmann

 

Lage: Kirchweyhe 15 (alte Nr.). Lage direkt an der Hache, südlich der Kirche. Hof Daneke-Rump. Keine Hofgebäude mehr vorhanden.

 

Die Familie Johann Bremer kam vor und im 30-jährigen Krieg zu Geld und Vermögen: Johanns Sohn Phillip Sigismund besaß einen Hof in Brinkum und wurde Pächter des Erichshofer Vorwerks

 

1620 hatte Johann Bremer Catharina Klencke, eine Tochter des Claus Klencke geheiratet, der zum Hoyaer Niederadel gehörte.

 

1622 kauft der Dreyer Zöllner Johann Bremer Land für eine Hausstelle in Kirchweyhe "Zwischen Remmert Schierenbeck und Dietrich Rump" von Heinrich Busch.1 Er erhält die Erlaubnis, dort einen neuen Hof zu bauen.2

 

Zugehörige Ländereien sollen "theils aus der Gemeinheit theils auß Adeligen und anderen freyen Gütern acquiriret" werden. Die Länder sollen von schlechter Qualität gewesen sein, "indehm das Marschland zu hoch und dürre, das Geestland zu niedrig und naß".3

 

Der Kirchweyher Pastor Weicholt verkauft 1630 "Ort oder Camp" "bei der Hache am Lahauser Felde, mit dem einen Ende auf Sengstaken Land und mit dem anderen in die gemeine Heide stoßend", an den Zöllner zu Dreye, Johann Bremer.4

 

Woher das Geld vermutlich kam, das er zum Landkauf und Hausbaubenötigte, zeigen 1633 vielleicht Beschwerden der Untertanen der Grafschaft Hoya, der Stadt Braunschweig und der Stadt Bremen über den hohen Zoll und Licent der zu Dreye vom Zollnehmer Johann Bremer erhoben wird.

 

1641 bestätigt Herzog Wilhelm von Braunschweig dem Zöllner die "Befreiung von allen Diensten und Pflichten".5 Damit erhält Bremer den Status eines Ritters und es ist ein neues Rittergut entstanden.

 

Trotz dieser Urkunde wurde Johanns Erben Conrad Bremer die Aufnahme in die Landschaftsmatrikel der Hoyaschen Landschaft zunächst verweigert. Erst 1682 nach einer Zahlung von 300 Reichstalern für seine Freiheit an die Landschaft wird ihm auch die Landtagsfähigkeit zugesprochen.6

 

Bremer hat einen Teil seiner Ländereien verpachtet und benötigt daher nur wenige Helfer: Ein Knecht und 2 Mägde sind auf dem Hof beschäftigt. Als Pächter war Henrich Daneke (Hofname Rump) auch für den Antrag an die Landschaft für seinen Grundherrn Conrad Bremer zuständig. Der Eintrag in die Matrikel erfolgte 1702: "Herr Conrad Brehmer besitzet zu Kirchweyhe ein Frey- Erbguth". Matrikelanschlag: 0 rth, 18 mgs 7 d”.1712 ist Conrad Bremer auf dem Hof.7 Als Erbe folgt Conrads Sohn, Jobst Dietrich. Als auch er stirbt, geht das Gut auf seine Witwe, Catharine Bremer geb. Spangenberg (+ 1755) über. Da sie keine Nachkommen hat, überträgt sie das Gut an ihren Neffen, den Senator Johann Peter Owen aus Osterode. 8 Der Oberstleutnant Friedrich Christian Bremer erkennt das Testament nicht an und versucht, den Hof an sich zu bringen. Er muss von dort verwiesen werden.

 

 

1715 ist Remmert Vogt Meier auf dem Hof, dieser hat seine Stelle im Juni 1743 an seine Tochter Wübke Vogt und seinen Schwiegersohn Hinrich Ahrens mit dem Consens des Grundherren Heinrich von Bremer übergeben.

 

Hinrich Ahrens stirbt 1748. Die Witwe heiratet den Vollmeyer Friedrich Daneke mit der Zustimmung des Ludwig von Bremer. Friedrich Daneke vererbt seinen Vollmeierhof an seinen jüngeren Sohn Heinrich (1764-1822), den Bremerschen Hof aber an seinen ältesten Sohn Dietrich Daneke (1751- 1823)

 

Der Grundbesitz war inzwischen an den Senator Johann Peter Owen aus Osterode übergegangen, Dieser vereinzelte viele der zum Gut gehörenden Flächen und siedelte drei Anbauerstellen auf seinem Grund an. Den Rest kauft Dietrich Daneke als Halbmeyerstelle im Jahr 1782. 9

 

Im 1777 erstellten Einwohnerverzeichnis der Ortschaft Kirchweyhe ist dann folgender Eintrag: 10

 

„Der ehemahlige freye Bremersche jetzo Owensche Hoff“, bewohnt von Hinrich Glade (geb. 1698) u. Familie, Lüdeke Diekmann (geb. 1718) u. Familie sowie dem Wachtmeister u. „Bereuter“ Brodmann u. Familie

 

 

In der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1773 ist der Hof als "Adl. Hoff Owen" eingetragen. Er liegt direkt an der Hache, südlich der Kirche.

 

Owen vereinzelt einige der Ländereien, wonach 1780 drei neue Anbauerstellen entstehen. Den freien Resthof kauft 1782 ein Daneke, entweder der Halbmeier Friedrich Daneke (1722-1785) oder – wahrscheinlich - dessen Sohn Diedrich (1751 -1823).

 

In der Matrikelliste der Hoyaschen Landschaft erscheint das Gut 1823 mit dem Besitzer "Dannecken zu Kirchweyhe" „ Matrikelanschlag: 49 rth, 23 mgs.“11. 1841 wird das Gut im Güterverzeichnis des Hof- und Staatshandbuchs des Königreichs Hannover aufgeführt: Besitzer: Daneke.12

 

1923 ist der Halbmeier-Hof Kirchweyhe Nr. 15, Daneke (Rump) Mitglied des Hoya-Diepholz'schen Landtags.

 

 

Mehrere Generationen Daneke bewirtschaften den Hof, darunter Casten Daneke (* ca. 1830), der seit 1856 mit Anne Adelheid Rumpsfeld verheiratet ist.13 Letzter Besitzer in der Familie Daneke ist Johann Heinrich Bernhard Daneke (* 1900, + 1960), der die Hofstelle 1955 zum Verkauf anbietet. Sie wird dann vom Bauunternehmer H.Helms erworben.

 

Die restlichen 10 Hektar des Gutes gelangen in den Besitz der Familie Cordes (Oylen-Bockhorst). Die mit dem Land verbundenen Stimmrechte in der Landschaft erlöschen danach, weil kein Gebäude mehr vorhanden ist.14

Wappen der Familie Bremer 15

 

 

 

Genealogische Daten der Familie Bremer 16

 

1) Cord Bremer, ehemals im Amte Rotenburg bei Bremen erbgesessen

vereiratet um 1580 mit Mette Twivel (Zweyffel),

2) Johann(es) Bremer, * 1587, + Kirchweyhe 16.10.1656,

Kammerdiener bei Herzog Philipp Sigismund von Braunschweig-Lüneburg, Bischof von Verden und

Osnabrück; seit 1618 Zollverwalter in Dreye, kaufte seit 1620 verschiedene Ländereien in

Kirchweyhe, baute dort ein Haus, das als freies Gut erklärt wurde

vh. I. um 1613 Mette /Mechtild von Bremen, + 9.2.1619

Kind dieser Ehe:

Anna Magdalena Bremer, * Dreye um 1614, + Stockholm 1689, oo (vor 1631) Caspar Stolting

vh. II. 1620 Catharina Klencke, * um 1597, + Kirchweyhe 20.2.1657,

Tochter von Claus Klencke in Hoya bzw. Nienburg, 1583 Obristleutnant in Ungarn, und der Elisabeth Kehr

Kinder dieser Ehe siehe 3) und 4)

3) Philipp Sigismund Bremer, * Dreye 26.3.1621, + zwischen 1673 und 1678,

Verwalter und Pächter des fürstlichen Vorwerks Erichshof bis 1660,

kaufte seit 1649 Ländereien in Brinkum, dort erbgesessen

vh. Syke 14.9.1646 mit Catharina Elisabeth Meyer, * Stolzenau, + Brinkum 14.10.1701,

Tochter von Hinrich Meyer, Amtsschreiber in Stolzenau, seit 1632 Amtmann in Syke

Kinder:

a) Claus Ernst Bremer, * Brinkum 27.1.1650, + (29.7.) 1693 in der Schlacht bei Landen in

Brabant, 1674 Cornett, 1675 Leutnant, 1687 Rittmeister, zuletzt Major, Hausbesitzer in

Brinkum, oo 12.1.1675 Maria Elisabeth Langehenning, * Langenhagen 15.8.1640, + Brinkum

7.2.1715, Witwe von Leutnant Stücken, Tochter des Rittmeisters Jürgen Langehenning und

der Anna König

b) Margareta Hedwig Bremer, * 7.2.1652, + 10.9.1729, oo Brinkum 6.6.1671 Diedrich

Hermann Müller

c) Christian Friedrich Bremer, ~ Brinkum 20.2.1668, + Neumark/Polen 18.3.1708 als

schwedischer Hauptmann, vh. Brinkum 28.4.1700 mit Elisabeth Stolting

 

Das sind drei Kinder. Im Erbregister 1678 steht aber bei Philip Sigismund Bremers Seel.

Wittibe: Hat noch von ihren eigenen Kindern 6 auszusteuern dessen ist aber noch kein

gewisses promittiret.

 

Der Sohn Conrad des Johann Bremer könnte aus der II. Ehe stammen, also ein Bruder zu Phillip Sigismund sein . Der Stammbaum müsste dann also bei Johann und Catharina Klencke wie folgt ergänzt werden:

 

4) Conrad Bremer *16xx + 17xx

Kinder:

a) Jobst Dietrich Bremer *17xx + um 1755

vh. mit Catherine Spangenberg + nach 1755

 

 

 

Anmerkungen

(Gade, 1901) Bd. 1 S. 514; s.auch (Neubert-Preine, Die Rittergüter der Hoya-Diepholz'schen Landschaft, 2006) S.128

NLA Hannover Dep 106 Nr. 588 (1622)

NLA Hannover Dep 106 Nr. 588 (1622): Brief von Conrad Bremer am 31.5.1681

(Lueken-Dencker, 1991) S 328

Abschrift der Urkunde in: NLA Hannover Dep 106 Nr. 588 (1622)

6 Aktennotiz v. 9.3.1682 in: NLA Hannover Dep 106 Nr. 588 (1622) Vgl. (Neubert-Preine, Die Rittergüter der Hoya-

Diepholz'schen Landschaft, 2006) S.128

Vgl. (Schacht, 1960) S. 96

Vgl.Schreiben der kurhannoverschen Justizkanzlei vom 26.5.1774; Archiv Gemeinde Weyhe, F-4; s. auch Matrikel S. 135

Nach den Auswertungen der Weyher Unterlagen von Jobst Boyer : Adelige freie Güter, Nr. 3, (2012).

10 Pfarrarchiv Kirchweyhe K.B. I.1, Bl. 2ff; Einwohnerverzeichnis von 1777; siehe auch Auswertungen der Weyher Unterlagen

von Jobst Boyer : Adelige freie Güter, Nr. 3, (2012).

11 Besitzer der adelig freien Güter in der Grafschaft Hoya, dem Amte Westen, der Grafschaft Diepholz und dem Amte

Freudenberg, 23.2.1823 - in: (Neubert-Preine, Da einer des Anderen bedurfte, 2013), S. 179

12 Hof-und Staatshandbuch Kgr. Hannover, 1841, S.XX

13 Genealogische Daten aus dem Ortsfamilienbuch Harpstedt.

14 Vgl. (Neubert-Preine, Die Rittergüter der Hoya-Diepholz'schen Landschaft, 2006) S.128

15 Entnommen aus (Neubert-Preine, Die Rittergüter der Hoya-Diepholz'schen Landschaft, 2006) S.128

16 Horst Rauschenberg / Genealogieliste Oldenburg-l