Kirchen  und Schulen im 16. Jahrhundert

Paul Athmann

Weyhe, September 2021

 

Kirche in Kirchweyhe / Kirchspiel Weyhe

 

Das Kirchspiel Weyhe umfasste im 15. und 16.Jahrhundert die Orte Kirchweyhe, Sudweyhe, Dreye, Ahausen, Jeebel und Lahausen.

 

Aus dem 15. Jahrhundert haben wir kaum Nachrichten über die Kirchweyher Kirche und deren Pfarrer. Mitthoff verweist auf einen Leichenstein, der eine Inschrift aus dem Jahr 1494 gehabt haben soll und der noch 1861 in der Kirche vorhanden gewesen sein soll.6

 

1525 ist Bernd Glasemaker der erste evangelische Pastor in Kirchweyhe – bis 1530.

 

Es gibt einen Hinweis in einem Visitationsbericht, dass Glasemaker der 4. Pastor vor Anton Koch war. Daher muss es noch 2 weitere Pastöre in der Zeit von 1530 bis 1567 gegeben haben.7

 

Laut einem Bericht seines Nachfolgers Koch soll Glasemaker Abgaben des Bernd de Rode zu Leeste erhalten haben.8

 

1567 folgt Otto Dorgeloen als Pastor.9

 

„1567: Der Pastor Otto Dörgeloh aus Kirchweyhe hat ein Stück Land aus der Gemeinschaftsfläche der Gemeinde Kirchweyhe erhalten – mit der Zustimmung der Bauerschaft und der Burgmänner“ Originalsiegel der 3 Weyher Adelshöfe auf der Rückseite.10

 

„1576: Er hat es an Claus Budelmann verkauft.” 11

 

1569: Streitigkeiten zwischen dem Pastor Otto Dorgeloen zu Kirchweyhe und dem Meier des Bremer Domkapitels zu Dreye, Klaus Werneke.12 1580 ist Antonius Koch der 5. evangelische Pastor (bis 1601). 13 Laut Kirchenvisitation 1588 ist er geboren ca. 1542 in Nienburg und war vorher Lehrer in Nienburg.14 Sein Nachfolger nennt ihn "Truhmas genannt Koch". Er hat eine Brinksitzerstelle (Nr. 49) in der Sudweyher Heide, die seine Witwe an Heinrich Buddelmann in Riede verkauft.15 Er predigt auch 5-6 mal im Jahr in Ahausen in der dortigen Kapelle.

 

Schon Bernd Glasemaker soll 1525 - 1530 auch eine kleine Kapelle in Ahausen betreut haben.

 

Die Kapelle in Ahausen war sicher sehr klein. Sie ist dann sehr viel später eingefallen und wurde nicht wieder aufgebaut, obwohl um 1727 entsprechende Planungen liefen:

 

„Es zeiget der H[err] Pastor Hölscher ferner an, wasmaßen in letzterem Sommer die ohnedem baufällige Capelle zu Ahausen, völlig eingefallen sei: Wir haben denen Einwohnern zu Ahausen angezeiget, wie sie bei diesen Umständen nunmehro binnen 14 Tagen eine Entschließung, ob sie die Capelle wiederum, mit denselben eigenen Mitteln und wann selbige nicht zureichen, mit einem genughafften Zuschus wiederum aufbauen, oder  lieber sehn wolten, daß die Capelle völlig eingehe, die vorhandene rudera versilbert, und deren Mittel an die weihesche Kirche gelegt werden, einbringen müßten.“16

 

„Wegen der Capelle zu Ahausen ist in gegenwarth obbenahmter Ahauser, und des noch dazu gekommenen Bolldewien Butellmans, usque ad ratificationem venerabilis Consistorii beredet, daß, da an diesem Orthe kein Schul-Gebäude vorhanden, die Capelle keine Mittel hat, sich selber zu erbauen, die Gemeine daselbst zu klein, als daß Sie, bestehende aus 16 Feuerstedten, die Kosten hergeben könne, ein Haus erbauet würde, worin

 

  1. Eine Stube und Cammer pro ludi moderatore,

  2. Eine Schul-Stube, und

  3. Eine große Stube zu Abhaltung des quartalig[en] Gottes-Dienstes, die auch bey Wintertagen zum

Nachmittägigen Gottes-Dienst von dem Schulmeister könte gebrauchet werden, erbauet: Hiezu wären 20 rthlr Collecten-Gelder, so aus der Suhlingischen Inspection aufkommen, vorräthig; ferner müßte der ult. dec. 1735 gebliebene baare Überschuß dazu hergegeben, auch bewilliget werden, daß das sich noch findende Residuum des alten Stapells verkaufft würde, alsdan die Ahauser das übrige willig beytragen wolten: Die gegenwärtigen Ahausern versichern, daß ihre sämtliche Mit-Einwohnere damit zufrieden sind.“ 17

 

Statt der Kapelle sollte also die Schule gebaut werden. Das ist aber erst 1834 geschehen. Bis dahin wurden die Ahauser Schüler in einem anderen Haus des Ortes unterrichtet. Das für den Kapellenbau schon gekaufte Holz ist für die Kirchweyher Kirche verwendet worden. Das gesammelte Geld ist von den Ahausern gut gehütet und vermehrt worden. Das Kapellengrundstück („St. Vit“ genannt) ist verpachtet worden.

 

Doch zurück zum Kirchweyher Pastor:

 

1582 wird Antonius Koch von den Bremern in Schuldhaft genommen. Sie hätten Forderungen an den Pastor gehabt. Graf Otto von Hoya schaltet sich ein und verlangt von den Bremern, sie hätten sich zuerst an den Grafen wenden müssen, wenn berechtigte Forderungen gegen seinen Weyher Pastor bestünden.18

 

Im Erbregister von 1585 heißt es: „Caspell Kirchweyhe. Die Kirch gehöret dem landesfürsten, hat an gelde jarlichs aufzuhebenn 16 bremer fl 27 g. Hatt ferner 4 hoysche h roggen, gewiße zinße und den 29 stücke landes, davon wird zinse gegeben korn oder gelt nach gelegenheit des kornß. Pfar: gehöret dem landesfürsten, und hat der pastor jarlichs aufzuheben 5 bremer fl 1 g. Hatt dazu 53 stücke landes und auch ein kamp, darin 10 h korn geseiget werdenn, sechzehen fuder hau, 18 hüner, 57 schincken und 57 brott[e] “

 

1582 ist Anton Wandsnider Pastor in Kirchweyhe.

 

1582 ließ der Bremer Pastor Jost Glanaeus sein Kind durch den Pastor von Kirchweyhe, Antoninus Wantsnider, in seiner Bremer Wohnung taufen.19

 

Der Kirchweyher Pastor Anton Wandschneider "hatte verlauten lassen, es wäre in Bremen nicht ein Prediger, der ein Kind recht taufen könne. Er selbst war in vorigen Zeiten Hofprediger des Grafen zu Hoya gewesen, Weil er aber seiner Frauen Schwester geschwängert hatte, war er seines Dienstes entsetzt worden. Doch aus Gnaden setzte der Graf ihn danach nach Weyhe. Wandschneider bekam, wie es kund wurde, dass er das Kind des Glanaeus getauft hatte, Hausarrest. Er entschuldigte sich aber, dass der Graf zu Hoya es ihm schriftlich vergönnt habe. In der Erlaubnis stand jodoch dabei:

 

'sofern es der Rat der Stadt Bremen leiden könne'. Man hatte aber beim Rat der Stadt nicht angefragt. Er kam etliche Tage hernach wieder frei. "20

 

1602 wird Johannes Weicholt Pastor in Kirchweyhe (bis 1637).21

 

Weicholt verkauft 1630 "Ort oder Camp" "bei der Hache am Lahauser Felde, mit dem einen Ende auf Sengstaken Land und mit dem anderen in die gemeine Heide stoßend" an den Zöllner zu Dreye, Johann Bremer. Land war Weicholt 1618 von Herzog Phillip Sigismund zu einer freien Hausstätte und Kohlhof verliehen worden.22

 

 

Kirche in Leeste / Kirchspiel Leeste

 

1506 und 1507 wird die Kirche erstmalig schriftlich erwähnt: Im Testament des Laienbruders Johann Eilers zu Heiligenrode wird der Kirche in Leeste gedacht:23

 

 

 

 

 

1563 wird eine neue Glocke gegossen. Sie wird in diesem Jahr von der Mariengemeinde angeschafft und verrichtet noch 2021 ihren Dienst in der Leester Kirche.

 

Mittelniederdeutsche Inschrift:24 „Wen ick Maria werde gheluth gadesdenst dat beduth sick manich sunder moge bekere gade to laue un marien to eren m ccccc xiii“

 

Sie hat den Ton „f“ und wiegt über 900 kg. Unterer Durchmesser und Höhe betragen 1,18 m.25 

 

Aus einem Bericht des Jahres 1774 entnehmen wir, dass um etwa 1570 die „alte Kirche“ um einen Anbau aus Holz erweitert wurde. Dieser Anbau hieß im 18. Jahrhundert „die neue Kirche“. Die alte Kirche war etwa 21 x 6 m groß, der Anbau 7 x 6 m. 26

 

Für das Jahr 1602 liegt eine Rechnung der Kirche in Leeste vor.27

 

 

Pastoren in Leeste

 

1527 ist Hermann Rischmann (oder Rishelmann) der erste Pastor in Leeste, der sich der Reformation angeschlossen hat, und als evangelischer Pastor in Leeste tätig ist.28

 

Gerhard Huedepoel ist 1545 Pastor in Leeste (bis 1571). Er unterschreibt 1565 zusammen mit Pastor Caspar Meyer aus Brinkum eine Erklärung über die zu leistenden Wochen- und Hofdienste des neu errichteten Vorwerks Erichshof für die Gemeinden Leeste und Brinkum.29

 

1570 vergleicht sich die Bauerschaft Kirchweyhe mit der Dorfschaft Leeste wegen der Viehtrift. Es unterzeichnen Graf Erich von Hoya, „Otto Doringelo pastor tho weyge“ und „Gerhardus Hudepoel pastor in Leeste“.30

 

1574 beschwert sich der Amtmann von Syke, Johann Koch, beim Bremer Senat, dass Jakob von Hurlleberge der elternlosen Tochter des Pastors noch Geld schulde. Neben der Tochter lebten noch 2 Söhne in Leeste.31

 

Von 1572 bis 1597 ist Georg Holscher ev. Pastor in Leeste.32

 

Aus dem Kirchenvisitationsbericht des Jahres 1588:

 

„Pastor zu Leiste. Georgius Holscher Osnabruggensis, annos natus 60. Im predigtamt 16 jahr gewesen, hat studiert in pria Hervordia, Hannovera Rostochy per triennium. Osnabruga hat er ein weil still gelegen, und sich in predigen geübt, aber hernachmahls abgedankt. 10 Thlr. verehret. Quakenbruga ist er in reformiertem collegio von Hermanno Bonno, ein canonicus gewesen. Weil aber die catholica religio wieder eingerißen, ist er abgezogen. Graf Erich hat ihn auf den bürgermeister zu Osnabrüga Rolef Hammackers vorbitt mit der pfar providirt. Ill[ustrissi]mus hat nun die belehnung. Ordiniert zu Leist von m. Johanne Beckero […] anno 72. Gehören keine dörfer darin, predigt nur zu Leiste, des sonntags einmahl meistesteils, des freitags selten. Hoische Kirchenordnung. Hat kein artznei. Pfarraufkommen hat er in scriptis übergeben, was alienirt sei desgleichen. Küster hält sich gehorsamlich und erbaulich. Hat sich unterstanden die halbe profen in reicher leute begräbniß an sich zu ziehen. Vicini halten sich wohl in lehr und leben. Absolviert singulos. Ergerliche personen hat er übergeben in schriften. Vertragt sich wohl mit seinen pfarrkindern. Die leut bezahlen nicht gar richtig. Sollen alle jahr rechnung für dem ambte thun. Pfarrhaus sollen laut der fundation die leute bauen, sie wollen aber nicht gerne daran, die scheuer hat der pfarrher mußen selbst bauen.33 

 

1597 bis 1601 ist Justus Flebbe Pastor in Leeste.34

 

Er hat in Helmstedt studiert, war dort am 15. Mai 1583 immatrikuliert und wurde ordiniert am 20. November 1597. Möglicherweise war er zuvor Lehrer in Schloss Ricklingen. Seine Witwe wird noch 1627 als Taufpatin in Brinkum aufgeführt. 35

 

Schulen in Leeste und Kirchweyhe

 

Eine Forderung des Reformator Luthers war es, Schüler zu bilden. Man kann daher davon ausgehen, dass nach der Reformation in Kirchweyhe und Leeste Küsterschulen eingerichtet wurden. Direkte Nachweise fehlen allerdings. Die im Erbregister von 1678 aufgeführte „Schule zu Leste“, die in den „küsterey stuben“ gehalten wird, dürfte also schon im 16. Jahrhundert entstanden sein.36 Es ist damit eines der ältesten in der Gemeinde Weyhe - neben der Schule an der Kirchweyher Kirche. Im Erbregister für das Kirchspiel Leeste heißt es 1678: "Die kinder so den winter informiret werden, seint ohngefähr 80 oder 90".

 

Auch in Kirchweyhe ist die 1683 erwähnte Schule sicher schon in der Reformationszeit entstanden. Auch dort ist sie direkt neben dem Küsterhaus. Noch 1683 bietet sie Platz für nur eine Klasse, und sie muss das Gebiet des gesamten Kirchspiels abdecken: Dreye, Jeebel, Lahausen, Sudweyhe, Ahausen und Kirchweyhe.

 

 

1 Karte von 1576 aus dem Kloster Warendorf, abgedruckt in : W.Scherbring, R.Timphus (Hrsg.) 800 Jahre Steinfeld,1987, Vechtaer Druckerei&Verlag, S. 479

2  NLA HA, Celle Br. 72 Nr. 982: Erbregister d. Amtes Syke, 1580

3  NLA HA, Hann. 74 Syke Nr. 34, Erbregister d. Amtes Syke, 1585, S.5

4  NLA HA, Celle Br. 72 Nr. 983, Erbregister d. Amtes Syke, 1588

5  NLA HA, Hann. 74 Syke Nr. 35, Erbregister d. Kirchspiels Weyhe, 1678, Bl. 413 ff, zitiert nach: (Hüchting, Inventar des Hauses Syke 1585, 1962)

6  (Mitthoff, 1878)

7  Vgl. (Esdohr, 1970) S. 402

8  (Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991) S.325

9  NLA Hannover Ce Br 72 Nr. 922

10  Gemeindearchiv Weyhe, H-107

11  Gemeindearchiv Weyhe, H-107

12  NLA HA Celle Br 72 Nr. 922

13  (Hodenberg, Hoyer Urkundenbuch, Band I (Hausarchiv), 1855) Nr. 1724 (1601); Vg. Auch (Esdohr, 1970) S.402

14  (Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991) S. 327

15  Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991) S. 328, nach Angaben von Heinr. Esdohr - (Esdohr,

1970) S.189 u. Nr.403

16  Ev.-luth. Ephoralarchiv Syke, Rep. Spez. Weyhe Fasz. 1 Az. 145, Kirchenvisitation am 15. Oktober 1727

17  Ev.-luth. Ephoralarchiv Syke, Rep. Spez. Weyhe Fasz. 1 Az. 145, Kirchenvisitation am 1. Mai 1736:

18  (Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991) S. 328

19  Vgl. (Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen Bd. I, 1985 (1989)) S.260

20 Renner Chronik S.702 / Vgl. Diedrich Meier, Versuch einer Geschichte der kaiserlichen und reichstreuen Stadt Bremen,

Band 3, 1800, S.106, Anm. d

21  (Esdohr, 1970) S. 403

22  (Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991) S.328

23  (Hodenberg, Hoyer Urkundenbuch, Band 5 (Heiligenrode)) HOY UB V, Nr.212

24 Vgl. (Mitthoff, 1878) S.170

25  Vgl. (Mitthoff, 1878)

26  S. http://mittelweser.nolis-navigator.de/inhaltsverzeichnis/details/poi-901000033-4700-Evang.-

luth._MarienkircheLeeste.html

27  NLA HA Cal.Br.21 Nr. 2124

28  Bericht des Pastor Gerber von Barrien in: (Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991) S.348

29  (Hodenberg, Hoyer Urkundenbuch, Band I (Hausarchiv), 1855) HOY UB I Nr. 865

30  Gutsarchiv Schloss Söder, Urk. 383: Vergleich zwischen der Bauerschaft Kirchweyhe und der Dorfschaft Leeste v. 21. Mai

1570

31 (Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya, 1991) S.348

32  (Lueken-Dencker, Kulturbilder aus der alten Grafschaft Hoya

33  (Lueken-Dencker, Pastoren und Küsterfamilienaus dem Bereich der alten Superintendentur Sulingen 1525-1700,1984) S. 92-93

34  (Hodenberg, Hoyer Urkundenbuch, Band I (Hausarchiv), 1855) Nr. 1724 (1601); Vg. auch (Esdohr, 1970) S. 402

35  (Lueken -Dencker, Pastoren- und Küsterfamilien aus dem Bereich der alten Superintendentur Sulingen 1525-1700, 1984)S. 93

36  Vgl. H. Greve, Materialien zur Gästeführung: Leester Schulen